Es erhob sich sofort eine Anzahl der Wilden, die sich dem jungen Mexikaner näherten, um ihn zu begrüßen, indem sie ihm die Palme ihrer Hand entgegenstreckten; die übrigen blieben murrend sitzen.
»Der Miko der Oconees«, sprach der Halfblood Joseph, »hat sich von seinem Volke losgerissen. Er ist in die salzige Wildnis jenseits des endlosen Stromes gegangen. Warum hat ihn sein Weg wieder hierhergebracht? Seine Zunge ist wie das Wasser des Oconee, das sich bereits mit dem großen Salzsee vermischt hat. Sie ist bitter, scharf und giftig. Wollen meine Brüder sie hören und das Gift in ihre Herzen aufnehmen?«
Es entstand wieder ein heftiges Gemurmel.
»Wollen meine Brüder ihn hören und die Stirn der Weißen umwölken?« schrie der Halfblood. »Er, der die Leichen der Ihrigen gesäet hat wie Welschkorn, er lebt noch, seine Krieger sind mit ihm. Er ist nicht viele Tagreisen von den Wigwams der Muscogees.«
»Hugh!« ertönte es aus den Reihen mit einem furchtbaren Geheule, während andere in ein lautes Murren ausbrachen. Mehrere schienen dem Sprecher beizupflichten, viele hatten jedoch ihre Augen auf den Miko gerichtet, der kalt und anscheinend unbewegt saß.
»Der Sohn eines Weißen«, hub er endlich an, »hat wahr gesprochen. Die Zunge Tokeahs ist bitter; sie ist nicht geläufiger geworden, seit er vor zwanzig Jahren in ebendiesem Tale zu den Seinigen gesprochen. Sie ist bitterer geworden; denn seine Augen haben vieles gesehen, seine Ohren vieles gehört, das seine Seele betrübt. Sie haben gesehen, wie sein Volk sich wie Hunde von ihren falschen Brüdern an rote Männer – an Brüder hetzen ließ.« Bei diesen Worten blies er in seine geballte Faust, die er zugleich öffnete und vorwarf. »Seine Augen haben gesehen, wie rote Männer gegen ihre roten Brüder den Tomahawk erhoben haben, weil die falschen Weißen es so gewollt haben, die dann der Toren spotteten, die sich einander die Messer in die Brust stießen. Seine Augen haben gesehen, wie falsche Brüder sich in die Wigwams der Weißen geschlichen und von ihnen viele Dollars erhielten und damit die roten Männer betrunken machten, und als sie sich im Kote herumwälzten, ihnen in die Ohren flüsterten, das Land ihrer Väter den Weißen zu verkaufen. Sie haben es gesehen, wie sie, während der Miko auf seinem Zuge gegen die Choctaws der sechs Nationen gewesen, gegen die der Tomahawk wider seinen Willen erhoben worden, wie sie sein Land den Weißen verkauften. Sie haben es gesehen und die Dollars, die er dafür empfangen sollte. Aber er hat sie mit dem Fuß weggestoßen. Seine Ohren«, fuhr er fort, »haben gehört, wie sich die geblendeten, roten Männer anhetzen ließen, die Tomahawks zu erheben gegen die Weißen, als es zu spät war, und sie so in die Falle gingen. Sie sind geschlagen worden in blutigen Schlachten, und viele Sommer werden verlaufen, ehe die roten Männer werden wagen dürfen, wieder ihre Tomahawks gegen die Unterdrücker zu erheben. Aber höret, rote Männer der Muscogees!« fuhr er fort, und seine Stimme hob sich – »die Weißen haben die roten Männer durch ihre Feuergewehre und langen Messer unterdrückt. Ihrer sind wenige, aber diese wenigen sind noch den Weißen zu viele. Hört, rote Männer! die Weißen haben viele Gifte. Sie haben das Feuerwasser, das langsam tötet. Sie haben ihre weißen Späher, die sie unter die roten Männer senden und die ihren Squaws und Töchtern lieber sind, weil sie eine zartere Haut haben; sie haben aber auch verräterische Zungen unter den roten Männern, viele verräterische Zungen. Sie sind Häuptlinge geworden, diese verräterischen Zungen. Sie haben die Dollars genommen, die der Miko mit den Füßen weggestoßen hat. Sie ziehen mit meinem Volke. Sie wohnen auf seinem Lande. Sie reden mit seiner Zunge. Aber sie reden mit einer Doppelzunge, weil sie doppeltes Blut haben. Kennen meine Brüder diese Männer?« Sein Blick fiel durchbohrend auf den Häuptling Joseph.
Dieser war in unruhiger, unbändiger Wut, und nur durch die Seinigen bisher vom Ausbruche derselben zurückgehalten worden.
»Männer der Muscogees!« schrie er aufspringend mit kreischender Stimme. – »Ich sage nichts mehr, als der große Krieger der Weißen lebt noch – der verbannte, der vertriebene Tokeah flüstert euch in die Ohren. Ihr mögt ihn hören, und seine Worte werden euch führen, wohin er getrieben wurde, in die Salzwüste.«
Der alte Mann hatte, nachdem er gesprochen, sein Haupt auf die Brust gesenkt. Er hob es nun und warf auf den Sprecher einen mitleidig verächtlichen Blick. »Hat Tokeah«, so fragte er, »das Kriegsgeschrei erhoben? Hat er seinen Brüdern in die Ohren geflüstert, es zu erheben? Was Tokeah gewollt hat, wissen die roten Männer. Sie verschlossen ihre Ohren. Sie hörten seine Stimme nicht. Tokeah war in seinem Herzen betrübt, als seine Ohren es vernahmen. Er war fern von ihnen. Er hat aber eine Kette geschlungen, die auch für sie glänzen wird – der große Häuptling der Cumanchees wird sie als seine Brüder, als seine Söhne aufnehmen. Tokeah ist gekommen, sein Volk nochmals zu sehen. Er ist durch die Wigwams der Weißen gegangen. Sie zittern vor den vielen Kriegern des Vaters der Kanadas, die gekommen sind, zahlreich wie die Bäume des Waldes in großen Kanus, und mit brüllenden Feuerschlünden.«
Die Wilden wurden plötzlich still und sahen den Häuptling forschend an. Ihre Augen begannen wild zu rollen, und das dumpfe Flüstern, das nun in den Reihen umherlief, bewies, daß der Alte eine Saite berührt hatte, die gewaltig in ihrem Innern erklang.
»Und was befiehlt uns der große Miko zu tun?«
»Der Miko ist gekommen auf dem Pfade des Friedens«, versetzte dieser ausweichend. »Die Seinigen sind ferne. Seine Brüder haben seit vielen Sommern seine Stimme nicht gehört. Sie haben sich andere Häuptlinge gegeben – sie müssen diesen gehorchen.«
Er sah bei diesen Worten die Wilden forschend an und horchte auf das Gemurmel, das nun entstand.
»Seine Augen sehen nicht mehr Muscogees«, fuhr er fort. »Sie sehen verkleidete rote Männer, die sich mit den weggeworfenen Gewändern der Weißen behängen, die sich des Wampums ihrer Väter schämen, und deren die Weißen spotten. – Sein Herz sagt ihm, daß unter den engen Röcken der Weißen auch ihre falschen Herzen schlagen, und daß seine Worte in die Ohren seiner und ihrer Feinde geflüstert werden. Der Miko hat sein Volk verlassen, als der Giftzahn in ihre Eingeweide zu schlagen angefangen; das Gift hat um sich gegriffen – er sieht nichts mehr als eiternde Wunden. Er sieht Häuptlinge in den Gewändern der Weißen, Krieger in denen der Weißen und der Muscogees, sein Herz ist traurig.«
»Der Miko der Oconees ist ein weiser Häuptling«, sprach einer der ältesten Wilden. »In ihm rollt das Blut vieler Mikos. Die Männer der Muscogees wollen seine Stimme hören. Sie sind viele Sonnen weit gekommen, um dem Späherauge der Weißen zu entgehen. Sollen sie umsonst gekommen sein?«
»Die Muscogees sind weise«, sprach der Miko mit einer ironischen Betonung und einem bittern, spöttischen Lächeln. »Sie haben die Boten der Weißen getäuscht, aber sie haben ihre Späher mitgebracht. Ein Tor spricht zweimal,« fuhr er fort – »der Miko ist gekommen, um von seinem Volke auf immer Abschied zu nehmen.«
»Dann hat der Miko einen weiten Weg gemacht, den er sich hätte ersparen können«, versetzte ein zweiter, jüngerer Wilder. »Die Muscogees wollen Ruhe, der Miko gibt nimmer Ruhe.«
»Ja,« erwiderte dieser, »mein Bruder hat wahr gesprochen; der Miko ist unruhig, sowie der freie, wilde Büffel es ist, der die Seinigen von den Jägern in die Hürde getrieben sieht. Die Weißen geben den roten Männern Frieden, weil sie bedrängt sind von den Kriegern des großen Vaters der Kanadas. Wenn aber die roten Röcke abgezogen sein werden, dann mögen die armen Muscogees die Sommer zählen, die sie noch auf ihrem Lande leben werden. Es werden deren nicht viele sein. Männer der Muscogees! Ihr habt die Stimme eures großen, ältesten Häuptlings nicht gehört. Ihr habt sein Blut verstoßen. Ihr habt die Quelle in ihrem Ursprunge getrübt, das Blut eurer Häuptlinge mit dem unreinen Feuerwasserschlamm der Weißen vermengt. – Es wird nie mehr rein werden. Eure Häuptlinge füllen ihre Säcke mit Dollars. Sie handeln mit schwarzen Männern und kaufen sie, ihre Felder zu pflügen. Muscogees! der Miko hat mit dem Geiste seines Vaters gesprochen.«
Alle horchten hoch auf.
»Und dieser will seine Gebeine nicht ferner unter einem entarteten Volke lassen,