Vierzehntes Kapitel Vorbereitungen
Fünfzehntes Kapitel Die Kerkerszene
Sechzehntes Kapitel Umfaßt von meinen Armen
Siebzehntes Kapitel Am Vorabend großer Ereignisse
Achtzehntes Kapitel Die junge Hofschauspielerin
Einundzwanzigstes Kapitel Der kranke Königssohn
Zweiundzwanzigstes Kapitel Meines Trauerspieles erster Akt
Erstes Kapitel »Frau Prinzessin«
Drittes Kapitel Sie rückt und weicht
Sechstes Kapitel Vor dem Sturm
Siebentes Kapitel Der neue Tag
Achtes Kapitel Vor der Katastrophe
Neuntes Kapitel Meines Trauerspiels dritter Akt
Zwölftes Kapitel Ich mache Entdeckungen
Dreizehntes Kapitel Das Drama wird in Szene gesetzt
Vierzehntes Kapitel Das Passionsspiel
Fünfzehntes Kapitel Auf der Wasserfallalm
Sechzehntes Kapitel Herbststimmungen
Siebzehntes Kapitel Beglücken und beglückt
Achtzehntes Kapitel Frühlingsfluten
Neunzehntes Kapitel Die Flut steigt
Zwanzigstes Kapitel Sie wächst und wächst
Einundzwanzigstes Kapitel Es durchbricht den Damm und vernichtet
Zweiundzwanzigstes Kapitel Künstlerin und Virtuosin
Dreiundzwanzigstes Kapitel »Singt: Weide, Weide, Weide«
Es ist nichts Erdachtes und Gedichtetes, was in diesen Blättern erzählt wird, so daß man dabei von keinem Verfasser, sondern nur von einem Herausgeber sprechen kann. Etwaiges Forschen nach der hochsinnigen und unglücklichen Frau, die, eine geniale Schauspielerin, in diesem Trauerspiel als Dichter und Akteur zugleich vor uns tritt, mögen unterlassen bleiben; es wäre verlorene Mühe. Bei der Veröffentlichung dieser Erinnerungen – dieser Bekenntnisse – mußte nämlich so verschweigend, so verhüllend verfahren werden, daß selbst Vermutungen nicht rege werden durften. Aus solchem Grund sah sich der Herausgeber genötigt, das Leben seiner Heldin nicht nur in eine etwas mehr zurückliegende Zeit zu versetzen, sondern auch von den Aufzeichnungen alles dasjenige wegzulassen und zu unterdrücken, was darin die intimsten Verhältnisse gewisser Bühnen und noch lebender Personen berührte. Er tat dies mit dem Bewußtsein, dem Buche gerade den Teil seines Inhaltes nehmen zu müssen, der für viele das größte, ja ausschließlichste Interesse gehabt haben würde. Auch um seiner lieben Idealistin willen, war ihm solches Verfahren eine bedauernswerte Notwendigkeit. Mußte er doch von ihrer Gestalt vieles ablösen und ausscheiden, was so sehr ihr eigenstes Selbst war, daß dadurch an ihrem Bilde mancher liebenswürdige und bedeutende Zug zerstört wurde. Es werden sich demnach in diesen Mitteilungen Lücken bemerklich machen, deren Ausfüllung einer späteren Zeit vorbehalten bleiben mag. Für den Moment erwarte niemand, von dieser Lektüre die angenehme Aufregung etwaiger »Enthüllungen«, dieses heutzutage so beliebten, pikanten literarischen Gewürzes. Es ist in der Tat nur ein tragisches Frauenschicksal mehr, von dem der Leser erfahren wird: eben eine echte wahre Lebenstragödie. Vielleicht nur dadurch besonders erschütternd wirkend, weil »Komödiespielen« zufällig der Beruf der Heldin war. Die Gestalt, in welcher die Schauspielerin in diesem Drama vor das Publikum tritt, ist vor allem die der Frau. Allerdings gibt es keine tragischere Rolle.
Also nur Schicksale, nicht Namen!
Wozu Namen?
Sie bedeuten so wenig, wenn es nur ihre Geschichte ist, durch die sie die Gemüter bewegen – sie bedeuten so viel, wenn man sie der Verleumdung preisgibt.
Den Namen unserer Freundin – als solche sei sie hier gleich bezeichnet –- nennt, von unverwelklichem Lorbeer umkränzt, die Geschichte der Schauspielkunst. Ihn nennt ihr Grabstein, den der Rosenstrauch beschattet, welchen die Hand eines treueren Freundes pflanzte, als der Herausgeber dieser Hinterlassenschaft der Verstorbenen sein durfte. Ihren Namen nennt gewiß noch mancher Mund, der ihr einst zujubelte, als sie, jung und schön, die begeisterte Menge fortriß zu Ausbrüchen stürmischen Entzückens.
Nun wäre es indessen vielleicht doch möglich, daß dieser oder jener besonders Vertraute sie erkennt. Plötzlich sieht er sie wieder vor sich stehen: als Gretchen und Klärchen; als Desdemona und Ophelia, als Hero und Sappho. Eine ganze Schar leuchtender, unsterblicher Gestalten zieht an ihm vorüber.
Doch gewiß wird er schweigen; er weiß ja warum. Streifte doch auch ihr Kleid die Erde!
Du aber, beschaulicher Freund, der du als Wanderer das Leben durchschreitest, du magst bei etwaiger Betrachtung dieses vernichteten schönen Daseins mit jenem anderen Wanderer ausrufen: