Eine Spur von Verbrechen. Блейк Пирс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Keri Locke Mystery
Жанр произведения: Современные детективы
Год издания: 0
isbn: 9781640292819
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von Carolyn Rainey angerufen.

      Sie lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. Zum ersten Mal seit Stunden gönnte sie ihrem Kopf eine Pause. Sofort machten sich unerwünschte Gedanken breit.

      Sie sah Rays verletzten und verwirrten Gesichtsausdruck vor sich. Sie sah einen schwarzen Van, der mit ihrer Tochter in der Dunkelheit verschwand. Sie sah die Augen des Sammlers, als sie seine Kehle zudrückte, obwohl er bereits an der Kopfwunde starb. Mit bloßen Händen hatte sie dem Mann, der vor über fünf Jahren ihre Tochter gestohlen hatte, das letzte bisschen Leben aus dem Körper geschüttelt. Sie sah die unscharfe Aufnahme des Schwarzen Witwers vor sich, wie er dem anderen Mann in den Kopf schießt, Evie aus dem Van zieht und sie in seinen eigenen Wagen steckt.

      Schnell öffnete sie die Augen. Sie stand vor dem Lagerraum für Beweismittel. In den vergangenen Wochen war sie unzählige Male hier gewesen und die Fotos von Brian dem Sammler Wickwires Appartement studiert.

      Die eigentlichen Beweismittel wurden im Hauptquartier in der Innenstadt aufbewahrt, weil das Appartement in deren Zuständigkeitsbereich lag. Immerhin hatten die Verantwortlichen im Hauptquartier eingewilligt, dass der Polizeifotograf sämtliche Beweismittel ablichtete, solange die Fotos die Polizeiwache nicht verließen. Da Keri den Tod eines Mannes auf dem Gewissen hatte, konnte sie über diese Bedingungen nicht verhandeln.

      Sie hatte die Fotos nun seit ein paar Tagen nicht mehr angesehen und plötzlich hatte sie das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Irgendetwas sagte ihr, dass es eine Verbindung gab, die sie nur erkennen musste. Langsam betrat sie den Raum.

      Die Verwalterin war nicht überrascht, Keri zu sehen und schon ihr die Registrierungskarte ohne Kommentar entgegen. Keri trug sich ein und ging zielstrebig auf den Karton mit den Fotos zu. Sie wusste genau, in welchem Regal er stand. Sie nahm den Karton und stellte ihn auf einen der Tische, die im hinteren Teil des Raumes standen.

      Keri setzte sich und knipste die Leselampe an. Dann breitete sie die Fotos vor sich aus. Sie hatte sie schon so oft angesehen. Jedes Buch, das Wickwire besaß, war katalogisiert und abfotografiert worden, genau wie jedes einzelne Kleidungsstück und sämtliche Gegenstände auf den Küchenregalen.

      Dieser Mann stand unter Verdacht, im Laufe der Jahre bis zu fünfzig Kinder entführt und verkauft zu haben, und die Detectives im Hauptquartier waren entschlossen, nichts unversucht zu lassen, um den Fall aufzuklären.

      Doch Keri spürte, dass das, was sie suchte, nicht auf den Fotos zu finden war, die sie zuletzt angesehen hatte. Es musste etwas sein, das sie völlig unbewusst registriert hatte. Als sie vor wenigen Minuten auf dem Gang gestanden hatte, hatte sich bei all den schmerzhaften Erinnerungen plötzlich etwas in ihrem Verstand geregt.

      Was kann es nur sein? Wo liegt die Verbindung, die ich einfach nicht greifen kann?

      Und plötzlich sah sie es.

      Über dem Schreibtisch des Sammlers hingen einige Tierfotografien. Sie hatten alle die gleiche Größe. Eine Aufnahme zeigte einen Frosch auf einem Stein, daneben ein Feldhase mit aufgestellten Ohren und wieder daneben ein Specht, der gegen einen Baumstamm klopfte. Dann folgte ein Lachs, der gerade stromaufwärts sprang und schließlich kam das Foto einer Spinne auf einem braunen Untergrund – genauer gesagt eine schwarze Witwe.

      Schwarze Witwe. Schwarzer Witwer. War das die fehlende Verbindung?

      Vielleicht war es nur Zufall. Den ermittelnden Detectives war ganz offensichtlich nichts verdächtig vorgekommen. Sie hatten die Bilder nicht einmal als Beweismittel katalogisiert. Doch Keri wusste, dass der Sammler seine Informationen gerne verschlüsselte.

      So hatte sie schließlich auch Evie und zahlreiche weitere entführte Kinder aufgespürt. Der Sammler hatte ihre Aufenthaltsorte auf Ansichtskarten notiert, verschlüsselt mit einem alphanumerischen Geheimcode.

      Keri wusste, dass es zwischen dem Sammler und dem schwarze Witwer noch eine Verbindung gab: Beide hatten mehrfach für Jackson Cave gearbeitet.

      Vielleicht sind sie sich bei einem Job begegnet? Hatte Wickwire so die Kontaktinformationen von anderen Kriminellen aufbewahrt, falls er je mit ihnen in Kontakt treten müsste?

      Keri trug plötzlich jene Gewissheit in sich, die sie manchmal überkam, wenn sie einen wichtigen Hinweis in einem Fall gefunden hatte. Sie wusste, dass sie etwas Nützliches finden würde, wenn sie nur das Foto untersuchen könnte.

      Leider befand es sich in Brian Wickwires Appartment, das immer noch unter Verschluss stand. Als sie vor zwei Wochen versucht hatte, sich Zutritt zu verschaffen, war es mit Polizeiband versiegelt und zwei Polizisten bewachten es rund um die Uhr.

      Sie überlegte gerade, wie sie trotzdem hineinkommen könnte, als ihr Handy klingelte. Es war Ray.

      „Hi“, sagte er zögerlich.

      „Kannst du sofort zu den Raineys kommen?“, fragte er ohne Umschweife.

      „Selbstverständlich. Was ist denn los?“

      „Sie haben soeben eine Lösegeldforderung erhalten.“

      KAPITEL VIER

      Zwanzig angespannte Minuten später hielt Keri vor dem Haus der Raineys an. Wieder stand der Transporter der Spurensicherung bereits dort. Sie klopfte und Ray öffnete die Tür. Sie sah ihm an, dass die Situation mehr als düster war. Hinter ihm konnte sie die Raineys auf dem Sofa sitzen sehen. Carolyn weinte, ihr Gatte war völlig erstarrt.

      „Ich bin froh, dass du hier bist“, sagte Ray aufrichtig. „Ich bin vor fünf Minuten eingetroffen. Sie stehen kurz vor einem Nervenzusammenbruch.“

      „Haben die Erpresser einen Zeitpunkt genannt?“, fragte Keri leise, als sie eingetreten war.

      „Ja, die Übergabe soll heute um Mitternacht stattfinden. Sie wollen einhunderttausend.“

      „Wow.“

      „Aber das ist nicht das Schlimmste daran“, sagte Ray. „Du musst dir den Brief ansehen. Er ist irgendwie… komisch.“

      Keri betrat das Wohnzimmer. Ein Mitarbeiter der Spurensicherung untersuchte gerade einen Umschlag von einem Express-Kurier auf Fingerabdrücke. Sie drehte sich um und blickte zu Ray, der ihr kurz zunickte.

      „Verrückt, oder?“, flüsterte er. „Ich habe noch nie gehört, dass eine Lösegeldforderung per Federal Express verschickt wurde. Ich habe die Sendenummer bereits an Edgerton weitergegeben. Er sagt, dass der Umschlag heute Mittag um 1:58 Uhr in El Segundo aufgegeben wurde.“

      „Aber um die Uhrzeit wurde Jessica noch gar nicht vermisst“, stellte Keri fest.

      „Richtig. Der Kidnapper muss es losgeschickt haben bevor er sie entführt hat – ziemlich dreist. Suarez ist schon unterwegs nach El Segundo, um die Aufnahmen der Überwachungskameras auszuwerten.“

      „Sehr gut“, sagte Keri, bevor sie zu den Raineys ging. Sie wusste jetzt, dass sie von den besten Männern bei der Ermittlung unterstützt wurde. Detective Kevin Edgerton war ein absoluter Experte auf seinem Gebiet und Detective Manny Suarez war ein sehr hartnäckiger und erfahrener Ermittler. Den beiden würde bestimmt nichts entgehen.

      „Hallo“, sagte Keri sanft und sofort blickten die Raineys auf. Carolyns Augen waren rot und geschwollen, aber es liefen keine Tränen mehr. Tim war so bleich wie ein Gespenst, er sah verzweifelt aus.

      „Hallo Detective“, flüsterte Carolyn.

      „Darf ich einen Blick auf den Brief werfen?“, fragte sie und ließ ihren Blick über das Stück Papier gleiten, das vor ihr auf dem Couchtisch lag. Man hatte es bereits als Beweisstück in einer durchsichtigen Folie gesichert.

      Sie nickte stumm. Keri ging näher heran, um sich das Blatt genauer ansehen zu können. Auch ohne den Brief zu lesen, war klar, dass er nicht von einem Computer ausgedruckt worden war. Der Brief hatte Standardgröße und war getippt. Das machte Keri sofort aufmerksam.

      Jeder Drucker hinterließ identifizierbare Spuren, ein Muster von Punkten, die einem ungeübten Auge nicht auffielen. Diese Punkte waren wie ein Code, anhand dessen man Marke, Modell und sogar Seriennummer des verwendeten Druckers bestimmen konnte. Wenn die Person, die diesen Brief geschrieben