Mann und Weib. Уилки Коллинз. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уилки Коллинз
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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welch’ peinliche Verlegenheit wir kommen, wenn Sie bis morgen früh hier im Wirthshause bleiben.«

      »Ist das Alles?« fragte Arnold.

      Anne sah ihn zornig an, überzeugte sich aber, daß er keine Ahnung davon hatte, sie durch seine Aeußerung Verletzt zu haben. Sein gerader und männlicher Sinn brach sich durch alle die kleinen weiblichen Bedenken und Empfindlichkeiten seiner Genossin Bahn, und faßte die Lage der Dinge, wie sie wirklich war, praktisch in’s Auge.

      »In was für eine Verlegenheit denn?« fragte er, auf das Schlafzimmer deutend; »da ist Ihr Zimmer ganz bereit für Sie und hier ist ein Sopha in diesem Zimmer ganz bereit für mich. Wenn Sie die Lager gesehen hätten, mit denen ich mich auf der See habe behelfen müssen!«

      Sie unterbrach ihn ohne Weiteres; seine Nachtlager auf der See waren ihr vollkommen gleichgültig. Die augenblicklich zu entscheidende Frage war, wo er diese Nacht schlafen sollte.

      »Wenn Sie durchaus bleiben müssen,« erwiderte sie»»sollten Sie nicht ein anderes Zimmer hier im Hause bekommen können?«

      Den einzigen Verstoß, der ihm noch zu begehen übrig blieb, beging Arnold in seiner Unschuld, indem er in scherzendem Tone fragte:

      »Ein anderes Zimmer hier im Hause? Ich bitte Sie, wie würde die Wirthin darüber scandalisiren. Bishopriggs würde es niemals zugeben.«

      Sie stand auf und stampfte mit dem Fuße. »Scherzen Sie nicht, hier ist nichts zu scherzen.« Aufgeregt ging sie im Zimmer auf und ab. »Die Sache gefällt mir nicht, sie gefällt mir durchaus nicht.«

      Arnold sah ihr mit einem kindlich starren Blicke nach. »Was regt Sie denn so auf, ist es das Gewitter.«

      Sie warf sich wieder aufs Sopha »Ja sagte sie, es ist das Gewitter.«

      Arnold fühlte sich in seiner unerschöpflichen Gutmüthigkeit sofort wieder zu hülfreichem Handeln aufgelegt. »Wollen wir Licht kommen lassen?« fragte er »und uns das Wetter aus dem Sinn schlagen?«

      Sie rückte ungeduldig auf dem Sopha hin und her, ohne zu antworten.

      »Ich verspreche Ihnen, morgen so früh wie möglich aufzubrechen,« fuhr er fort. »Bitte versuchen Sie es doch, die Sache leicht zu nehmen und seien Sie mir nicht böse; Sie würden ja in einer solchen Nacht keinen Hund hinausjagen.«

      Er war unwiderstehlich Bei dem Anblick seines ehrlich bittenden Gesichts fand Anne ihr sanfteres und besseres Selbst wieder.

      Sie entschuldigte sich mit einer Anmuth, die ihn bezauberte.

      »Wir wollen doch noch einen gemüthlichen Abend hier haben,« rief Arnold in seiner herzlichen Weise und klingelte. Die Glocke hing vor der äußeren Thür jenes Patmos in der Wildniß, das gewöhnliche Sterbliche, die Geschirrkammer des Oberkellners nannten.

      Bishopriggs hatte seine kurze Muße in der Einsamkeit seines Zimmerlebens dazu benutzt, sich ein Glas von dem erquickenden heißen Getränk zu bereiten, das man in Schottland »Toddy« nennt und er war eben im Begriff, dasselbe zum Munde zu führen, als Arnold’s Aufforderung erscholl, seinen Toddy aufzugeben. »Halt ein mit Deinem verfluchten Gebimmel,« rief Bishopriggs der Glocke durch die Thür zu, »Du bist ja schlimmer als ein Weib!« Die Glocke erscholl zum zweiten Mal. Bishopriggs blieb nichtsdestoweniger beharrlich bei seinem Toddy »O, o, schrei Du Dich nur heiser, Du bringst aber doch einen Schotten nicht von seinem Glase Toddy weg. Sie wollen wohl ihr Diner beendigen.

      Sir Patrick kam gerade, als sie eben damit angefangen hatten und verdarb mit seiner gewöhnlichen Bosheit die Klopfe.« Es klingelte zum dritten Male. »Nur immer zu, nur immer zu! Der junge Mann da drinnen fröhnt nur allzusehr seinen Bauch. Das Klingeln bekundet eine bedauerliche Eile, seine fleischlichen Gelüste zu befriedigen. Vom Wein versteht er leider Nichts,« fuhr Bishopriggs fort, auf dessen Geist Arnold’s Entdeckung von dem getauften Sherry noch unangenehm lastete.

      Die Blitze folgten immer rascher auf einander und warfen ihren fahlen Schein unheimlich in das Gastzimmer. Der Donner rollte immer lauter über die schwarze Haide hin. Eben hatte Arnold die Hand erhoben um zum vierten Male zu klingeln, als das unvermeidliche Klopfen an der Thür gehört wurde. Er brauchte nicht herein zu sagen, nach Bishopriggs uumstößlichen Gesetzen war ein zweites Klopfen unerläßlich. Das zweite Klopfen folgte dem ersten wie der Donner dem Blitz und erst dann erschien der Weise mit einer Schüssel »Klopse« in der Hand.

      »Bringen Sie Licht!« rief ihm Arnold entgegen.

      Bishopriggs setzte die »Klopse,« ein Gericht aus gehacktem Fleisch, auf den Tisch, zündete die Lichter auf dem Kamin an, blickte mit einen, von, dem kürzlich genossenen Toddy funkelnden Auge umher und wartete auf weitere Ordre, bevor er zu seinem zweiten Glase zurückkehrte.

      Anne wollte nichts mehr genießen. Arnold hieß Bishopriggs die Laden schließen und setzte sich nieder um sein Diner allein zu vollenden.

      »Das riecht fettig und sieht fettig aus!« sagte er zu Anne gewandt, indem er die Klopse mit dem Löffel umdrehte. »Ja zehn Minuten werde ich mit meinem Diner fertig sein. Nehmen Sie Thee?«

      Anne lehnte auch das ab.

      Arnold machte noch einen Versuch. »Wie wollen wir den Abend zubringen?«

      »Wie Sie wollen,« rief sie resignirt.

      Auf einmal fuhr Arnold ein Gedanke durch den Kopf. »Ich habe es!« rief er, »wir wollen die Zeit tödten, wie unsere Cajüten-Passagiere es auf See zu thun pflegten.« Zu Bishopriggs gewandt sagte er:

      »Bringen Sie ein Spiel Karten.«

      »Wie befehlen Sie?« fragte Bishopriggs, der seinen Ohren nicht traute.

      »Ein Spiel Karten« wiederholte Arnold.

      »Karten?« fragte Bishopriggs, »ein Spiel Karten? die Bilder der Hölle und die Leibfarben des Teufels, schwarz und roth? – Diesem Befehl kann ich nicht nachkommen, werde ich um Ihres eigenen Seelenheils willen nicht nachkommen. Sie sind schon so alt geworden und haben noch keine Ahnung davon, eine wie große Sünde das Kartenspiel ist?«

      »Das können Sie nehmen wie Sie wollen,« erwiderte Arnold. »Sie werden aber finden, wenn ich fortgehe, daß ich ein vollkommenes Bewußtsein von der Pflicht habe, dem Kellner ein gutes Trinkgeld zu geben!«

      »Bestehen Sie darauf die Karten zu bekommen?« fragte Bishopriggs mit plötzlich verändertem Ton und Wesen.

      »Jawohl, ich bestehe darauf.«

      »Ich wasche meine Hände in Unschuld, wenn ich sie ausstrecke, um Ihnen Karten zu bringen. Bei mir zu Hause sagen sie: »wer zur Hölle fahren will, mag es in Gottes Namen thun,« und was sagt man bei Ihnen zu Hause? »Wenn der Teufel aufspielt, muß getanzt werden.«

      Mit dieser vortrefflichen Rechtfertigung der Verleugnung seiner eigenen Grundsätze humpelte Bishopriggs zum Zimmer hinaus, um die Karten zu holen.

      Die Schublade des Tisches in der Geschirrkammer enthielt eine große Auswahl der verschiedenartigsten Gegenstände, unter denen sich auch ein Spiel Karten befand.

      Beim Suchen nach den Karten kam die Hand des Oberkellners in Berührung mit einem Stück zusammengeballten Papiers. Er zog es heraus und erkannte in demselben den Brief, den er einige Stunden vorher im Gastzimmer vom Boden aufgenommen hatte. »Aha! ich thue eben so gut mir das Ding gleich jetzt, wo ich eben daran denke, anzusehen,« sagte Bishopriggs zu sich; »die Karten kann ja ein Anderer in’s Gastzimmer bringen!«

      Er schickte sofort den zweiten Kellner damit zu Arnold, schloß die Geschirrkammer und glättete das zusammengeballte Stück Papier, auf welchem die beiden Briefe geschrieben waren, sorgfältig auseinander; dann zündete er sein Licht an und begann den mit Tinte geschriebenen Brief, der die drei ersten Seiten füllte, zu lesen. Derselbe lautete wie folgt:

»Windygates, 12. August 1860Mr. Geoffrey Delamayn!

      Ich habe bis jetzt vergeblich gehofft, daß Du von dem Gute Deines Bruders herüberkommen würdest, um mich zu sehen. Dein Benehmen gegen mich ist unbarmherzig und ich bin entschlossen, es nicht länger zu ertragen; überlege Dir die Sache in Deinem eigenen Interesse, ehe Du ein unglückliches Weib, das sich Dir hingegeben hat, zur Verzweiflung treibst. Du hast mir bei Allem, was Dir heilig