Die Blinde. Уилки Коллинз. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уилки Коллинз
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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daß sie bei diesem Versuch stolperte. Ich nahm sie auf den Arm; mit einer meiner Hände berührte ich, als ich sie mit dem Arm umschlang, das obere Ende ihres Kleidchens gerade unter ihrem Halse und fühlte etwas an meinen Fingern; ich sah näher zu. Barmherziger Gott! Sie waren mit Blut befleckt! Ich drehte das Kind um, mein Blut erstarrte; ihre Mutter, die hinter mir stand, stieß einen Schrei des Entsetzens aus.

      Das weiße Kleidchen des lieben kleinen Dinges war überall mit frischem Blut befleckt und bespritzt. Es war nicht ihr eigenes Blut; an ihrem Körper war keine Schramme zu finden. Ich sah die schrecklichen Zeichen genauer an.

      Sie waren offenbar absichtlich, wie es schien, mit dem Finger auf ihrem Kleide gemacht. Ich trug das Kind hinaus in’s Helle. Die Blutspuren bildeten Buchstaben; man hatte ihr mit schwachen Schriftzügen auf den Rücken ihres Kleides ein Wort geschrieben. Ich konnte, etwas dem Buchstaben »H« Aehnliches erkennen; dann kam ein völlig unleserlicher Buchstabe, dann etwas, das ein »l« und ein »f« bedeuten konnte, und dann ein letzter Buchstabe, in welchem ich ein »e« erkannte.

      Sollte das Wort »Hilfe« heißen? – Ja, auf dem Rücken des Kinderkleides stand mit in Blut getauchtem Finger geschrieben – »Hilfe!«

       Vierzehntes Kapitel.

      Entdeckungen in Browndown

      Ich brauche wohl kaum zu sagen, zu welchem Schluß ich gelangte, sobald ich wieder hinreichend zu mir gekommen war, um überhaupt denken zu können. Dank meiner abenteuerlichen Vergangenheit habe ich mir die Gewohnheit angeeignet, mich bei ernsten Vorkommnissen aller Art rasch zu entschließen. Im gegenwärtigen Falle mußte nach meiner Ansicht zunächst augenblicklich Hilfe nach Browndown geschafft, dann aber das Vorgefallene vor Lucilla geheim gehalten werden, bis ich wieder zurückkehren und sie auf die Entdeckung vorbereiten konnte. Ich sah Frau Finch an; sie war hilflos auf einen Stuhl nieder gesunken.

      »Ermannen Sie sich!« sagte ich und schüttelte sie Es war keine Zeit, Ohnmachten und hysterischen Zufällen Theilnahme zu erweisen; das Kind lag noch in meinen Armen und das arme Ding war von der Anstrengung und dem Schrecken ganz erschöpft; Ich konnte nichts anfangen, bis ich mich von dieser Last befreit hatte. Frau Finch blickte zitternd und schluchzend zu mir auf. Ich setzte ihr das Kind auf den Schoß.

      Jicks machte einen schwachen Versuch, sich einer Trennung von mir zu widersetzen, gab aber bald jeden Widerstand auf und ließ ihr Köpfchen auf die Brust ihrer Mutter sinken. »Können Sie ihr das Kleidchen ausziehen?« fragte ich und schüttelte Frau Finch dabei und dieses Mal gehörig. Die Aufforderung zu einer hausfräulichen Beschäftigung schien eine belebende Wirkung auf sie zu üben. Sie sah nach dem in einer Ecke des Zimmers in seiner Wiege liegenden Baby und nach dem auf einem Stuhl in einer andern Ecke des Zimmers liegenden Roman. Die Anwesenheit dieser beiden ihr so vertrauten Gegenstände schien sie zu ermnthigen; sie schauderte, unterdrückte einen Seufzer, kam wieder zu Athem und fing an, dem Kinde sein Kleidchen auszuziehen.

      »Legen Sie das Kleid sorgfältig bei Seite,« sagte ich »und reden Sie mit niemand über das Vorgefallene bis ich zurückkomme. Sorgen Sie, daß das Kind keinen Schaden nimmt; beruhigen Sie sie und warten Sie hier auf mich. Ist Herr Finch in seinem Arbeitszimmer?«

      Frau Finch unterdrückte abermals einen Seufzer und sagte »Ja«. Das Kind machte eine letzte Anstrengung »Jicks will mit Dir gehen,« sagte die kleine Zigeuner in mit schwacher Stimme. Ich eilte zum Zimmer hinaus und überließ die drei Baby’s, das große, das kleine und das kleinste, sich selber.

      Nachdem ich an die Thür des Arbeitszimmers geklopft hatte, ohne eine Antwort zu erhalten, öffnete ich dieselbe und trat ein. Der Ehrwürdige Finch war in einem bequemen Lehnstuhl, mit den zur Aufnahme seiner Predigt bestimmten weißen Blättern vor sich, in einen gesunden Schlaf verfallen, und sprang jetzt plötzlich erwachend auf. Der Pfarrer von Dimchurch fand sofort das Bewußtsein seiner Würde wieder.

      »Ich bitte um Vergebung; Madame Pratolungo, ich war ganz in Gedanken vertieft. Fassen Sie Ihr Anliegen, wenn ich bitten darf, kurz.« Bei diesen Worten deutete er mit einer vornehm selbstbewußten Handbewegung auf die leeren Blätter und fügte in seinem tiefsten Baßton hinzu: »Predigttag!«

      Ich erzählte ihm in kurzen Worten, was ich auf dem Kleide seines Kindes gesehen und theilte ihm meine Besorgnisse in Betreff des in Browndown Vorgefallenen mit. Er wurde todtenbleich. Nie habe ich: ein solches Entsetzen gesehen, wie die Gesichtszüge des Ehrwürdigen Finch in diesem Augenblicke darboten.

      »Fürchten Sie eine Gefahr?« fragte er. »Es sind Sie der Meinung, daß sich verbrecherische Menschen dort im Hause oder in der Nähe befinden?«

      »Ich bin der Meinung, daß hier kein Augenblick zu verlieren ist«; antwortete ich. »Wir müssen nach Browndown gehen und uns unterwegs zur Hilfsleistung so viele geeignete Leute mitnehmen, wie wir bekommen können.«

      Ich öffnete die Thür und wartete einen Augenblick auf ihn. Herr Finch, der ersichtlich noch von dem Gedanken an die verbrecherischen Menschen präoccupirt war, machte ein Gesicht, als ob er sich in diesem Augenblick hundert Meilen von seinem eigenen Pfarrhause entfernt wünsche. Aber er war der Herr des Hauses, der angesehenste Mann am Orte; wie die Dinge standen, blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Hut zu nehmen und mit mir zu kommen. Wir gingen zusammen ins Dorf. Zum ersten Mal in der kurzen Zeit unserer Bekanntschaft fand ich meinen ehrwürdigen Begleiter schweigsam. Wir erkundigten uns nach dem einzigen Polizei Officianten, der in dem Districte fungirte; er war eben an seiner Runde begriffen.

      Wir fragten weiten ob der Doctor wohl in Dimchurch sei? Nein, es war heute nicht der Tag, wo er nach Dimchurch kam. Der Wirth zur »Gut in Hand« war mir als ein tüchtiger und respectabler Mann genannt worden und ich proponirte Herrn Finch, im, Wirthshause vorzusprechen und den Wirth mitzunehmen. Bei diesem Vorschlag klärte sich Herrn Finch’s Gesicht sofort auf; das Gefühl seiner Wichtigkeit stieg wieder in ihm, wie das Quecksilber in einem Thermometer.

      »Das wollte ich gerade vorschlagen,« sagte er. Gootheridge in der »Guten Hund« ist ein für seinen Stand respectabler Mann. Lassen Sie uns Gootheridge auf alle Fälle mitnehmen. Fürchten Sie nichts, Madame Pratolungo, wir stehen Alle in Gottes Hand; es ist ein wahres Glück für Sie, daß Sie mich zu Hause getroffen haben. Was hätten Sie wohl ohne mich anfangen wollen? Ich bitte recht sehr, fürchten Sie sich nicht. Sollten uns Spitzbuben in den Weg kommen, ich habe ja, wie Sie sehen, meinen Stock bei mir; ich bin nicht groß, aber ich habe die Körperkraft eines starken Mannes; mein Körper ist so zu sagen ganz Muskel; fühlen Sie nur einmal!«

      Dabei hielt er mir einen seiner dürren kleinen Arme hin, der ungefähr halb so groß wie mein Arm war. Wäre sich nicht viel zu bekümmert gewesen, um zu Scherzen aufgelegt zu sein, ich würde ohne Zweifel erklärt haben, daß ich es in der Begleitung eines solchen Ausbundes von Stärke für überflüssig halte, den Wirth zu incommodiren. Ich darf nicht behaupten, daß Herr Finch merkte, was in mir vorging, ich kann nur versichern, daß er, sobald wir des Wirthshauses ansichtig wurden, sich beeilte, Gootheridge eifrig und heftig zu rufen. Der Wirth trat aus dem Hause und erklärte sich, sobald er gehört hatte, um was es sich handle, sofort bereit, mit uns zu gehen .

      »Nehmet! Sie Ihr Gewehr mit,« sagte Herr Finch.

      Gootheridge that wie ihm geheißen wurde; wir gingen raschen Schrittes nach Browndown.

      »War Ihre Frau oder Ihre Tochter heute in Browndown fragte ich den Wirth.

      »Ja, Madame, sie waren beide in Browndown. Sie haben dort wie gewöhnlich ihre Arbeit gethan, und haben das Haus schon vor länger als einer Stunde verlassen.«

      »Hat sich während ihrer Anwesenheit dort irgend etwas Ungewöhnliches zugetragen?«

      »Nichts daß ich wüßte, Madame!«

      Ich dachte einen Augenblick nach und wagte es, noch einige weitere Fragen an Herrn Gootheridge zu richten. Ich fragte, ob man diesen Abend irgend welche Fremde hier gesehen habe?«

      »Ja, Madame« vor ungefähr einer Stunde fuhren zwei Fremde in einer Chaise an meinem Hause vorüber.«

      »In welcher Richtung?«

      »Der Wagen kam von der Brightoner Landstraße her und fuhr in der Richtung nach Browndown zu.«

      »Haben