Seeabenteuer und Schiffsbrüche. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Alles kann, was er will, es gelang.

      Ja, noch mehr, der Kanonier und der Hochbootsmann unternahmen es sogar, Madame Bremner hinunter zu tragen, und sie erreichten auch nach unsäglichen Anstrengungen die Schwigtingen; hier aber verließen sie die Kräfte, und sie konnten nicht weiter.

      Sie wendeten sich nun an diejenigen,Lascars, die noch am Wenigsten erschöpft waren, und zwei von ihnen erboten sich, Madame Bremner vollends hinunter zu tragen; da sie aber wußten, daß die arme Frau dreißig Rupien gerettet hatte, verlangten sie acht davon für ihre Mühe.

      Der Kanonier und John Mackay versprachen sie ihnen im Namen der Madame Bremner.

      Sie stiegen nun bis zu ihr hinauf, nahmen sie auf die Arme und brachten sie glücklich auf's Verdeck.

      Kaum waren sie hier angekommen, so verlangten sie die Auszahlung der acht Rupien.

      Madame Bremner war so froh, daß sie nicht mehr in dem unglücklichen Mastkorbe war, in dem sie so unsäglich gelitten hatte, und sie setzte, trotz Mackay's Aussagen, so große Hoffnungen auf die vor ihren Blicken liegende Küste, daß sie ihnen mit Vergnügen Alles gegeben haben würde, was sie besaß. Aber der Hochbootsmann machte sie darauf aufmerksam, daß die zweiundzwanzig Rupien ihr ganzes Vermögen wären und daß es am Ende besser sei, sie erforderlichen Falls für das Gemeinwohl Aller zu verwenden, als sie zwei Schurken zu geben, welche schändlich genug waren, um sich. in einer solchen Lage einen kleinen Dienst bezahlen zu lassen, den sie einer Frau, und noch dazu der Gattin ihres Kapitains, erzeigt hatten.

      .

      John Mackay versichert übrigens, daß dieser Zug das einzige Beispiel von Habsucht und Egoismus gewesen sei, das man der Mannschaft zum Vorwurfe machen,konnte.

      Das Hinuntersteigen auf das Verdeck hatte so große Anstrengungen gekostet, daß Jedermann nur an die Ruhe dachte, mit Ausnahme einiger Malayen und Lascars, die sogleich Alles durchstöbertem um zu sehen, ob sie nicht in irgend einem Winkel etwas Geld fänden. Während sie damit beschäftigt waren, machte der Hochbootsmann die Entdeckung, daß der obere Theil des Steuerruders von den Wellen abgerissen worden war und daß man durch die entstandene Oeffnung leicht in die Constabelkammer gelangen konnte.

      Sobald das Zwischendeck vom Wasser frei war, was ungefähr um zwei Uhr Nachmittags geschah, ging man hinab, um zu sehen, ob man vielleicht einen nutzbaren Gegenstand fände; allein das Meer hatte hier einen langen Besuch abgestattet und sich Alles angeeignet, bis auf vier Kokosnüsse, die man unter dem Tauwerk entdeckte. Was nun geschah, tröstete einigermaßen hie Rechtschaffenen über die unmenschliche Habsucht der beiden Lascars. Die, welche die vier Kokosnüsse gefunden hatten: behielten sie nicht für sich, obgleich sie das Recht dazu gehabt hätten, sondern sie erklärten, daß diese kostbaren Früchte das gemeinschaftliche Eigenthum Aller seien und redlich getheilt werden sollten. Die einzige Prämie, die sie beanspruchten, war die Milch.

      Die Nüsse waren jedoch so alt, daß 'sich die Milch in eine Art ranziges Oel verwandelt hatte, das unmöglich den Durst löschen konnte.

      Auch die fleischigen Theile waren so trocken und hart geworden, daß sie fast gar keinen Nahrungsstoff mehr enthielten und daß Diejenigen, welche Etwas davon aßen, heftiges Magendrücken bekamen. Ueberhaupt quälte Alle der Durst weit mehr als der Hunger.

      Abgesehen von dem völligen Mangel an Speise und Trank, an den sich die Unglücklichen fast gewöhnt zu haben schienen, war der Aufenthalt in der Constabelkammer viel erträglicher, als in den Mastkörben. Es war noch seine Aussicht vorhanden, an's Land zu gelangen; hätte man solche aber auch gehabt, so war es, da die entdeckte Küste unbewohnt zu sein schien, noch immer besser, ruhig und sanft in dieser Kammer zu sterben, als von Tigern zerrissen zu werden. Außerdem konnte man von einem Schiffe gesehen und von ihm aufgenommen werden, was eigentlich noch die einzige wirklich annehmbare Hoffnung war.

      Der Anblick des Landes schien übrigens schon einen günstigen Einfluß auszuüben, denn seit dem man es entdeckt hatte, war noch Niemand wieder gestorben. Aller Blicke waren beständig auf die rettende Küste gerichtet, von der man kaum eine Stunde entfernt war.

      Um zwei Uhr Nachmittags zeigten sich Gruppen lebender Geschöpfe am Ufer, welche aussahen, wie menschliche Gestalten. Diese Nachricht verbreitete sich sogleich auf dem unglücklichen Schiffe, und wer sich noch von der Stelle bewegen konnte, schleppte sich auf die Schanzverkleidung, um durch Schwenken von Kleidungsstücken und möglichst lautes Rufen die Aufmerksamkeit dieser Leute auf sich zu ziehen. Sie entfernten und zerstreuten sich jedoch bald wieder, ohne daß sie dem Schiffe die mindeste Aufmerksamkeit geschenkt zu haben schienen, und die Schiffbrüchigen zweifelten daher fast daran, daß es Menschen gewesen waren.

      Dem ungeachtet hob der Anblick der Küste und der Geschöpfe, von denen sie bewohnt war, was für welche es auch sein mochten, ihre Kräfte wieder, und man sprach davon, um jeden Preis an's Land zu gelangen, sollte man auch bei dem Versuche umkommen. In Folge dessen gingen Diejenigen, welche sich noch am Kräftigsten fühlten, in die Constabelkammer hinunter, wo man Spieren und Segelstangen gesehen hatte, schafften mit großer Mühe etwa ein halbes Dutzend davon hinauf und warfen sie ins Meer. Aber diese wenigen Stämme waren nicht hinreichend, um Alle zu retten, und die Kräfte der Unglücklichen waren zu erschöpft, als daß sie mehr hätten herausschaffen können.

      Leider war auch keine Hoffnung, daß die gesunkenen Kräfte zurückkehrten, denn durch jede Anstrengung wurden sie noch mehr vermindert. Man legte sich nieder und wartete.

      Am Abende, als die Fluth zu steigen begann, sprangen sechs Lascars, die kräftigsten von allen noch Lebenden, in's Meer, umklammerten die Spieren und ließen sich von der Fluth an's Ufer treiben, das sie auch, trotz der heftigen Brandung, vor den Augen der auf dem Schiffe Zurückgebliebenen glücklich erreichten.

      Diese konnten nun sehen, wie sie einen Bach fanden und mit unverkennbaren Zeichen von Freude daraus tranken; dann legten sie sich, da sie wahrscheinlich nicht die Kraft hatten, weiter zu gehen und eine andre Nahrung zu suchen, am Strande nieder und schliefen ein.

      Am folgenden Morgen vor Tagesanbruch waren die Schiffbrüchigen wieder auf der Schanzverkleidung, um bei den ersten Strahlen der Sonne das Land wieder zu sehen und zu erfahren, ob den sechs Lascaren, um,die man während der Nacht sehr besorgt gewesen, kein Unglück begegnet war.

      Zum Glück war ihnen Nichts geschehen; man sah sie an der Stelle, wo sie sich am vorigen Abende niedergelegt hatten, aufstehen, wieder an den Bach gehen und daraus trinken.

      Nur zu gern hätten die noch auf dem Schiffe Befindlichen das Beispiel ihrer Gefährten nachgeahmt und es ebenfalls versucht, das Land zu erreichen. Aber sie waren so schwach, daß sie Alle zusammen nicht die kleinste Spiere auf's Verdeck tragen konnten. Es befanden sich in der That nur noch zwei Frauen, von denen die eine Madame Bremner war, ein Mann von etwa fünfzig Jahren, der schon bei der Abreise kränklich gewesen war, und drei noch ältere Männer an Bord. Merkwürdiger Weise hatten gerade diese schwächlichen Geschöpfe zum Erstaunen des kräftigen und gefunden John Mackay, der jetzt nicht minder erschöpft war als sie, Entbehrungen und Anstrengungen ertragen, denen die stärksten und jüngsten Männer erlegen waren.

      Gegen Mittag bemerkte man eine große Anzahl Leute, wahrscheinlich Eingeborene des Landes, die sich am Strande versammelten und dann auf die Stelle zu gingen, wo die sechs Lascars sich wieder niedergelegt hatten.

      Diese schienen keinen andern Wunsch zu haben, als nur immer in der Nähe des Baches zu bleiben.

      Dieser Anblick erregte natürlich die Aufmerksamkeit der auf dem Schiffe Zurückgebliebenen im höchsten Grade. In der That, konnte Das, was jetzt vor ihren Augen geschah, über ihr Loos entscheiden, und es war unbestreitbar die interessanteste und spannendste Scene in dem ganzen entsetzlichen Drama.

      Die beiden Gruppen blieben in einiger Entfernung von einander stehen und schienen einige eher freundschaftliche als feindselige Worte zu wechseln; dann schloß sich die kleinere Gruppe der größeren an, vermischte sich mit ihr, und während Einige am Ufer ein Feuer anzündeten, wahrscheinlich um Reis zu kochen, kamen die Anderen dem Schiffe so nahe als möglich und schwenkten Tücher, um den dort Befindlichen zu verstehen zu geben, daß sie ebenfalls an's Land kommen sollten.

      Diese Winke machten einen ergreifenden Eindruck auf die Unglücklichen. Anstatt der wilden Thiere, von denen die Küste