Otto der Schütz. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Namen des Einen noch der Andern führen konnte.

      Einige Zeit nachher war das junge Mädchen durch ihre Eltern gezwungen worden, einen edlen und reichen Herrn zu heirathen. Ernst hatte sich entfernt; er hatte sich in Malta aufgehalten, um sein Gelübde abzulegen, und seit dieser Zeit kämpfte er in Palästina. Gott hatte seinen Muth belohnt. Nachdem er frommer Weise gelebt, starb er als Märtyrer. Ernst überreichte Gottfried ein Schreiben; es war ein Schenkungsakt alles dessen, was er besaß, für seinen Sohn Albert; ohngefähr sechzig Gulden. Da die Mutter seit sechs Jahren gestorben war, so hatte er geglaubt, ihm ihren Namen offenbaren zu können, damit dieser Name ihn in seinen Nachforschungen leite. Es war die Gräfin von Ronsdorf.

      Gottfried war nach Deutschland zurückgekehrt in der Absicht, den letzten Willen seines Freundes zu erfüllen. Als er aber bei seinem Verwandten, dem Landgrafen ankam, und als er die Lage der Dinge erfuhr, sah er auf den ersten Blick allen den Nutzen, welchen er aus dem Geheimnisse ziehen könnte, das er besaß. Der Landgraf hatte nur einen Sohn, und wenn Otto und Emma entfernt, so war Gottfried der einzige Erbe des Grafen.«

      Wir haben gesehen, wie er diesen Plan in dem Augenblicke seiner Vollendung erreichte, wo er in dem Hohlwege von Rolandseck dem Grafen Karl von Homburg begegnete.

      –– Karl! Karl! rief der Landgraf aus, indem er wie ein Wahnsinniger auf den Vorplatz stürzte, wo ihn sein Waffenbruder erwartete. Karl! er war nicht ihr Geliebter, er war ihr Bruder!

      Und sogleich ertheilte er den Befehl, Emma und Otto nach Godesberg zurückzuführen. Die beiden Boten sprengten davon, der eine, indem er den Rhein hinauf, der andere, indem er ihn hinabging.

      Während der Nacht kehrte der erstere zurück. Seit langer Zeit unglücklich, am Tage zuvor beleidigt, verlangte Emma ihr Leben in dem Kloster zu beschließen, in welchem ihre Jugend verflossen war, und ließ antworten, daß sie im Nothfalle die Heiligkeit des Ortes in Anspruch nehmen würde.

      Mit Anbruch des Tages kehrte der zweite Bote zurück; er war von den Knappen begleitet, welche Otto nach Kirberg führen sollten; aber Otto befand sich nickt unter ihnen. Als sie in der Nacht den Rhein hinabfuhren, hatte Otto, welcher wußte, in welcher Absicht man ihn fortführe, den Moment gewählt, wo die ganze Mannschaft mit der Leitung des Schiffes in einem reißenden Strome beschäftigt war, um sich in den Fluß zu stürzen und war verschwunden.

      III

      Indessen war das Unglück des Landgrafen noch nicht so groß, als er es glaubte. Otto halte sich in den Fluß gestürzt, nicht um den Tod, sondern um die Freiheit in ihm zu suchen. An seinen Ufern erzogen, war der alte Rhein ein Freund, gegen den er zu oft seine jungen Kräfte versucht hatte, um ihn zu fürchten. Er tauchte daher so tief, als er es vermogte, unter, schwamm so lange, als es ihm sein Athem gestattete, unter dem Wasser, und als er wieder auf der Oberfläche erschien, um zu athmen, war das Schiff so fern und die Nacht so finster, daß die ihn begleitenden Wachen glauben konnten, er wäre in dem Flusse begraben geblieben.

      Otto beeilte sich, das Ufer zu erreichen. Die Nacht war kalt, seine Kleider trieften. Er bedurfte eines Feuers und eines Bettes. Er ging daher nach dem ersten Hause, dessen Fenster er in der Finsterniß leuchten sah, stellte sich als einen verirrten Wanderer vor, und da es unmöglich war, zu erkennen, ob er durch den Regen des Himmels oder durch das Wasser des Flusses durchnäßt war, so erregte er keinen Argwohn, und die Gastfreundschaft wurde ihm mit der ganzen deutschen Offenherzigkeit und ohne ihn auszufragen bewilligt.

      Am folgenden Morgen brach er mit Tagesanbruch nach Köln auf. Es war ein heiliger Sonntag, und da er zur Stunde der Messe ankam, so sah er Jedermann nach der Kirche gehen. Er folgte der Menge, denn auch er hatte zu Gott zu beten . . . zuvörderst für seinen Vater wegen des Irrthumes und der Verlassenheit, in denen er ihn gelassen hatte . . . für seine in ein Kloster eingesperrte Mutter . . . endlich für sich, der frei, aber ohne Stütze und in dieser unermeßlichen Welt verloren war, die ihm bis jetzt als ganzen Horizont nur den des väterlichen Schlosses gezeigt hatte. Indessen verbarg er sich hinter einer Säule, um sein Gebet zu verrichten; so nahe bei Godesberg konnte er von einigen der Adeligen, welche zu dem Feste des vorigen Tages gekommen waren, oder von dem Erzbischoffe von Köln, Herrn Walerand von Jülich selbst erkannt werden, der einer der ältesten und treuesten Freunde seines Vaters war.

      Als Otto sein Gebet verrichtet, blickte er um sich, und sah voll Erstaunen, daß sich unter der Zahl der Anwesenden eine so große Menge von Bogenschützen verschiedener Länder befand, daß sein erster Gedanke war, daß die Messe, welche man las, zu Ehren des heiligen Sebastian, des Patrons der Innung, gefeiert werde. Er erkundigte sich sogleich darüber bei dem, welcher sich am nächsten von ihm befand, und erfuhr nun, daß sie sich zu dem Schützenfeste begäben, welches alljährlich zu derselben Zeit der Fürst Adolph von Cleve gab, einer der reichsten und angesehensten Herren unter denen, deren Schlösser sich von Straßburg bis nach Niemwegen erhoben.

      Otto verließ sogleich die Kirche, ließ sich den am besten versehenen Schneider der Stadt angeben, vertauschte seine Kleider von Sammet und Seide gegen ein Wamms von grünem Tuche mit einem ledernen Gürtel, kaufte einen Bogen von dem besten Ahornholze, den er finden konnte, wählte einen Köcher mit seinen zwölf Pfeilen versehen, und als er hierauf sich erkundigt, in welchem Wrthshause sich die Bogenschützen besonders versammelten und er erfahren hatte, daß es der goldene Reiher wäre, so begab er sich nach diesem Gasthofe, welcher auf der Heerstraße nach Uerdingen vor dem Adlerthore lag.

      Er fand dort etwa dreißig Bogenschützen versammelt, welche tüchtig zechten. Er setzte sich unter sie, und obgleich er Allen unbekannt war, so nahmen ihn doch Alle wegen seiner Jugend und seines guten Aussehens freundlich auf. Außerdem war er einer guten Aufnahme entgegengekommen, indem er gleich anfangs sagte, daß er sich nach Cleve zu dem Schießfeste begäbe, und die Reise mit so wackern und so fröhlichen Gefährten zu machen wünschte. Der Vorschlag war daher einstimmig angenommen worden.

      Da die Bogenschützen noch drei Tage vor sich hatten, und da der Sonntag ein heiliger, der Ruhe gewidmeter Tag ist, so begaben sie sich erst am folgenden Morgen auf den Weg, indem sie längs den Ufern des Flusses hingingen, und fröhlich über Jagd und Kriegsthaten plauderten. Im Gehen bemerkten die Bogenschützen, daß Otto keine Federn an seinem Barett hätte, was gegen den Gebrauch war, da jeder eine Feder trug, welche zu gleicher Zeit die Beute und das Siegeszeichen irgend eines Vogels war, der ein Opfer seiner Geschicklichkeit geworden, und sie neckten ihn über seinen neuen Bogen und seine neuen Pfeile. Otto gestand lächelnd, daß weder Bogen noch Pfeile bereits gedient hätten, daß er aber bei der ersten Gelegenheit trachten würde, sich durch sie den unerläßlichen Schmuck zu verschaffen, der seinem Hute mangelte. Dem zu Folge machte er seinen Bogen zurecht. Jedermann erwartete voll Neugierde eine Gelegenheit, um die Geschicklichkeit seines neuen Gefährten zu beurtheilen.

      Die Gelegenheiten mangelten nicht; ein Rabe krächzte auf dem letzten dürren Zweige einer Eiche, und die Bogenschützen zeigten Otto lachend diese» Ziel, aber der junge Mann antwortete, daß der Rabe ein unreines Thier sei, dessen Federn unwürdig wären, den Hut eines freien Schützen zu schmücken. Die Sache war wahr, die fröhlichen Wanderer begnügten sich daher auch mit dieser Antwort.

      Ein wenig weiterhin erblickten sie einen Sperber regungslos auf der Spitze eines Felsens, und es wurde dem jungen Manne derselbe Antrag gestellt. Aber dieses Mal antwortete er, daß der Sperber ein adeliger Vogel wäre, über den Leute von Adel allein das Recht hätten, zu verfügen, und daß er, der Sohn eines Landmannes, sich nicht erlauben würde, einen solchen Vogel auf dem Gebiete eines so mächtigen Herrn, als es der Graf von Worringen wäre, über dessen Herrschaft man in diesem Augenblicke kam, zu tödten. Obgleich etwas Wahres in dieser Antwort lag, und vielleicht nicht einer der Bogenschützen sich die Handlung zu erlauben gewagt hätte, die er Otto rieth, so nahmen doch alle diese Antwort mit einem mehr oder minder spöttischen Lächeln auf, denn sie begannen den Gedanken zu fassen, daß ihr junger Gefährte seiner Geschicklichkeit wenig sicher, den Augenblick zu verzögern suchte, um davon einen so entscheidenden Beweis abzulegen, als man von ihm verlangte.

      Otto hatte das Lächeln der Bogenschützen gesehen und er verstanden; aber er hatte sich gestellt, als ob er darauf durchaus nicht achtete, und setzte seinen Weg lachend und plaudernd fort, als sich plötzlich ungefähr fünfzig Schritte weit von dem lärmenden Haufen ein Reiher von den Ufern des Flusses erhob. Nun wandte sich Otto