Otto der Schütz. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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fast in Gewißheit verwandelt hatte; außerdem hatte Niemand, ausgenommen dieser unheilbringende Rathgeber, jemals die Liebe und die Treue Emmas für ihren Gatten in Zweifel gezogen. Er war der Freund des Grafen von Ronsdorf gewesen, wie er der des Landgrafen von Godesberg war. Ihre beiderseitige Ehre machte einen Theil der seinigen aus, es war daher an ihm, zu versuchen, ihr diesen, durch einen Verleumder für einen Augenblick lang getrübten Glanz wiederzugeben; er hatte daher, ohne irgend Etwas davon zu sagen, den Entschluß gefaßt, ihn auf dem Wege zu erwarten, den er einschlagen müßte, und ihm dort seinen Verrath eingestehen oder ihm die Seele aushauchen zu lassen, und im Nothfalle sogar dieses doppelte Unternehmen auszuführen.

      Nun schlug er das Visir seines Helmes herunter, ließ Hans in der Mitte des Weges halten, und Pferd und Reiter blieben eine Stunde lang regungslos wie eine Reiterstatue. Nach Verlauf dieser Zeit sah er an dem Ende des Hohlweges einen vollständig gewappneten Ritter erscheinen. Dieser hielt einen Augenblick lang an, den Weg besetzt sah; als er sich aber überzeugt, daß der, welcher ihn bewachte, allein wäre, so begnügte er sich, sich in seinen Steigbügeln festzusetzen, sich zu versichern, daß sein Schwert leicht aus der Scheide ging, und setzte seinen Weg fort. Als er einige Schritte weit von dem Grafen angelangt, sah, daß dieser nicht die Absicht zu haben schien, ihm Platz zu machen, so hielt er gleichfalls an.

      –– Herr Ritter, sagte er zu ihm, seid Ihr der Herr der Gegend und habt Ihr die Absicht, jedem Reisenden, der vorüber kommt, den Weg zu versperren?

      –– Nicht Allen, Herr, antwortete Karl, aber einem Einzigen, und dieser ist ein Niederträchtiger und ein Verräther, von dem ich Rechenschaft über seinen Verrath und seine Schändlichkeit zu fordern habe.

      –– Da dann die Sache mich nicht angehen kann, fuhr Gottfried fort, so bitte ich Euch. Euer Pferd zur Rechten oder zur Linken treten zu lassen, damit auf der Mitte des Weges Raum für zwei Männer von demselben Range ist.

      –– Ihr irrt Euch, Herr, antwortete der Graf Karl mit derselben Ruhe, und es geht im Gegentheil nur Euch an; ein edler und biederer Ritter wird niemals die Höhe des Weges mit einem elenden Verleumder theilen.

      Nun warf sich der Priester zwischen die beiden Männer.

      –– Brüder, sagte er zu ihnen, wollt Ihr Euch ermorden?

      –– Ihr irrt Euch, ehrwürdiger Vater, antwortete der Graf, dieser Mann ist nicht mein Bruder, und ich halte gerade nicht darauf, daß er stirbt. Er möge gestehen, die Gräfin Emma von Godesberg verleumdet zu haben, und ich lasse ihm frei Buße zu thun, wo es ihm beliebt.

      –– Als Beweis ihrer Unschuld, sagte Gottfried lachend, welcher den Ritter für Albert hielt, fehlt es ihr nur noch, so gut von ihrem Geliebten vertheidigt zu werden.

      –– Ihr irrt Euch, antwortete der Ritter, indem er seinen mit Eisen verlarvten Kopf schüttelte, ich bin nicht der, für den Ihr mich haltet, ich bin der Graf Karl von Homburg. Ich habe daher gegen Euch nur den Haß, den ich gegen jeden Verräther, nur die Verachtung, die ich für jeden Verleumder habe. Gestehet, daß Ihr gelogen habt, und Ihr seid frei.

      –– Das, antwortete Gottfried lachend, ist eine Angelegenheit, die nur Gott und mich angeht.

      –– So möge sie Gott denn richten, rief der Graf Karl aus, indem er sich zum Kampfe vorbereitete.

      –– Amen, murmelte Gottfried, indem er mit der einen Hand sein Visir herabschlug und mit der andern sein Schwert zog. Der Priester begann wieder zu beten.

      Gottfried war tapfer, und er hatte in Palästina mehr als einen Beweis seines Muthes abgelegt; aber damals stritt er für Gott, statt gegen Gott zu streiten. Obgleich der Kampf lange dauerte und hitzig war, obgleich er als muthiger und gewandter Krieger kämpfte, so vermogte er doch nicht der Kraft zu widerstehen, welche dem Grafen Karl das Bewußtsein seines Rechtes verlieh. Er fiel von einem Schwertstoße durchbohrt, der durch den Panzer tief in die Brust gedrungen war vom Pferde. Das durch den Sturz seines Herrn erschreckte Pferd Gottfrieds schlug wieder den Weg ein, auf welchem es gekommen war, und war bald hinter dem Gipfel des Hohlweges verschwunden.

      –– Mein Vater, sagte der Graf Karl ruhig zu dem vor Schrecken bebenden Priester, ich glaube, daß Ihr keine Zeit zu verlieren habt, um Eure fromme Sendung zu vollziehen. Hier ist die Beichte, welche ich Euch versprochen hatte; beeilt Euch, sie zu empfangen. Und indem er sein Schwert wieder in die Scheide steckte, nahm er seine statuenmäßige Regungslosigkeit wieder an.

      Der Priester näherte sich dem Sterbenden, der sich auf ein Knie und auf eine Hand erhoben, aber nicht mehr zu thun vermogt hatte. Er nahm ihm seinen Helm ab; sein Gesicht war bleich und seine Lippen voll Blut. Karl glaubte einen Augenblick lang, daß er nicht würde sprechen können, aber er irrte sich. Gottfried setzte sich, und der neben ihm knieende Priester hörte die Beichte, welche er ihm mit leiser und unterbrochener Stimme ablegte. Bei den letzten Worten fühlte der Verwundete, daß sein Ende nahe wäre, und nachdem er sich mit Hilfe des Priesters auf die Kniee geworfen hatte, erhob er beide Hände gen Himmel, indem er zu drei wiederholten Malen sagte: »Herr, Herr, vergib mir!« aber bei dem dritten Mal, stieß er einen tiefen Seufzer aus und sank ohne Bewegung zurück. Er war todt.

      –– Mein Vater, sagte der Graf Karl zu dem Priester, seid Ihr nicht bevollmächtigt, die Beichte zu offenbaren, welche Euch so eben abgelegt worden ist?

      –– Ja, antwortete der Priester, aber nur einer einzigen Person, dem Landgrafen von Godesberg.

      –– So besteigt denn mein Pferd, fuhr, der Ritter fort, indem er abstieg, und laßt uns zu ihm gehen.

      –– Was thut Ihr, mein Bruder? antwortete der Priester, der gewöhnt war, auf eine weit bescheidene Weise zu reisen.

      –– Steigt auf, steigt auf, mein Vater, sagte der Ritter, indem er darauf bestand; es soll nicht gesagt sein, daß ein armer Sünder, wie ich, reitet, wenn der Mann Gottes zu Fuße geht. Und bei diesen Worten half er ihm, sich auf den Sattel zu setzen, und, welchen Widerstand der demüthige Reiter auch leisten mochte, so führte der Graf das Pferd dennoch am Zügel bis auf das Schloß Godesberg. Dort angelangt, übergab er gegen seine Gewohnheit Hans den Händen der Knechte, führte den Priester vor den Landgrafen, den er in demselben Zimmer, an demselben Orte und in demselben Sessel wiederfand, obgleich sieben Stunden verflossen waren, seitdem er das Schloß verlassen hatte. Bei dem Geräusche, welches die Eintretenden machten, erhob der Landgraf seine bleiche Stirn und blickte sie mit erstaunter Miene an.

      –– Sieh, Bruder, sagte Karl zu ihm, Hier ist ein würdiger Diener Gottes, der Dir eine Beichte auf dem Todtenbette zu offenbaren hat.

      –– Wer ist denn gestorben? rief der Graf aus, indem er noch weit bleicher wurde.

      –– Gottfried, antwortete der Ritter.

      –– Und wer hat ihn getödtet? murmelte der Landgraf.

      –– Ich, sagte Karl, und er entfernte sich ruhig, indem er die Thüre hinter sich verschloß und den Landgrafen mit dem Priester allein ließ.

      Der Priester erzählte dem Landgrafen nun Folgendes:

      »Gottfried hatte in Palästina einen deutschen Ritter aus der Umgegend von Köln gekannt, den man Ernst von Hüningen nannte; er war ein ernster und strenger Mann, der seit fünfzehn Jahren in den Maltheserorden getreten war und der wegen seiner Frömmigkeit, seiner Biederkeit und seines Muthes im Rufe stand.

      Gottfried und Ernst kämpften neben einander bei St. Jean d'Acre, als Ernst tödtlich verwundet wurde. Gottfried sah ihn fallen, ließ ihn aus dem Handgemenge tragen, und kehrte gegen den Feind zurück.

      Als die Schlacht beendigt, kehrte er unter sein Zelt zurück, um die Kleider zu wechseln; aber kaum war er dort angelangt, als man ihm meldete, daß Ritter Ernst von Hüningen in höchster Gefahr wäre, und ihn vor seinem Tode zu sprechen wünschte.

      Er folgte seinem Verlangen, und fand den Verwundeten von einem hitzigen Fieber befallen, das den Rest seines Lebens in kurzer Zeit verzehren mußte. Da er seine Lage selbst fühlte, so erklärte er ihm daher auch mit wenigen Worten den Dienst, welchen er von ihm erwartete.

      Im Alter von zwanzig Jahren hatte Ernst ein junges Mädchen geliebt, und war von ihr geliebt worden, aber ein nachgeborener Sohn, ohne Rang und ohne Vermögen,