Olympia von Clèves. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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haben sogar ein hübsches Gesicht,« fuhr Olympia fort; »glauben Sie mir, Sie werden den Weibern gefallen.«

      »Ich will nur Ihnen auf der Welt gefallen, nur Ihnen, nur Ihnen.«

      »Sie sind aber Noviz bei den Jesuiten!«

      »Ah! ja.«

      »Und so lange Sie nicht Ihre Kutte in die Nesseln geworfen haben. . .«

      »Ei! was liegt daran, ob ich sie behalte oder nicht behalte, diejenige, welcher ich gefallen möchte, wird mich nie anschauen.«

      »Diejenige, welcher Sie gefallen wollen, bin ich, nicht wahr?«

      »Oh! mein Fräulein, Sie sind es! Sie, Sie!«

      »Ich danke! denn Sie sagen das aus eine Art, daß ich nicht daran zweifle, und glauben Sie mir, eine Frau ist Immer dankbar gegen denjenigen, welcher sie wahrhaft liebt. Diesem Manne ist sie also, wenn nicht eine der seinigen gleiche Liebe, – die Frau ist nicht immer Gebieterin über ihre Liebe, – aber die volle Wahrheit schuldig. Wohl denn, Herr Banniére, ich werde geliebt von einem wackeren Manne, den man Herr von Mailly nennt.«

      »Ach!« seufzte Banniére, welcher fühlte, daß hier wirklich das unübersteigliche Hindernis war.

      »Und da ich Niemand etwas stehle, Herr Banniére,« fuhr Olympia fort, »da ich ein eben so gutes Wort habe, als es mit einander ein ehrlicher Mann und eine ehrliche Frau haben können, so bitte ich Sie, um Ihrer selbst willen, an nichts von dem, was Sie beschäftigt, mehr zu denken.«

      »Beschäftigt!« rief Banniére gedemütigt, verdutzt, »sie nennt diese Qual eine Beschäftigung!«

      »Sie haben mich gehört, mein lieber Nachbar,« sagte Olympia mit fester Stimme; »in zehn Minuten haben Sie mehr über mich erfahren, als Andere je in zehn Jahren erfahren werden. Ich bin Weib und kann schwach sein. Ich begreife also den Wahlspruch: Dem Einen oder dem Andern! nach meinem Geschmack oder nach meinem Rechte; aber dem Einen und dem Andern, nie! Nehmen Sie daher Ihre Qualen in Geduld hin, mein lieber Herr Banniére, strecken Sie sich auf Ihren Kissen aus und schlafen Sie.

      »Gute Nacht, mein Fräulein,« antwortete Banniére mit traurigem Tone; »ich habe Sie tausendmal um Verzeihung zu bitten wegen aller Unruhe, die ich Ihnen verursacht, wegen aller Albernheiten, die ich Ihnen gesagt, wegen aller lächerlichen Ungebührlichkeiten, die ich Sie habe ausstehen lassen. Jetzt, mein Fräulein, begreife ich den ganzen Umfang meines Unglücks. Von diesem Augenblick an seien Sie auch unbesorgt, mein Fräulein, Sie werden mir nichts mehr vorzuwerfen haben. Schlafen Sie, mein Fräulein, schlafen Sie; ich bin in einer stummen Verzweiflung, der grausamsten von allen für denjenigen, welcher sie empfindet, aber der am wenigsten lästigen für denjenigen oder diejenige, welche sie fühlen macht.«

      Olympia antwortete diesmal nur durch einen kleinen Ausruf, den Banniére, wenn er eingebildeter gewesen wäre für einen Seufzer hätte halten können.

      Der unglückliche Banniére aber versenkte sich in den Lehnstuhl, begrub sich in die Kleider, welche Olympia kurz zuvor ausgezogen, und die den berauschenden Wohlgeruch bewahrt hatten, welchen die junge und schöne Frau um sich her verbreitet, und während er Olympia einatmete, verurteilte er sich zur Folter der Unbeweglichkeit.

      Er war kaum mehr in seinem Willen, als im Schlafe erstarrt, als des Geräusch des Klopfens an der Gangthür erscholl.

      Banniére bebte und horchte mit allen seinen Ohren: jedes Geräusch war für ihn ein Ereignis.

      Es kam ihm vor, als hätte Olympia ihrerseits eine Bewegung gemacht, was bewies, daß seine schöne Nachbarin auch horchte.

      Nach einem Augenblick wurde die Hausthür geöffnet und wieder geschlossen; dann hörte Banniére die Thür des Zimmers von Olympia öffnen und Tritte aus dem Boden krachen.

      Das war für Banniére ein erschrecklicher Schlag.

      Olympia log also; sie bewilligte also ganz leise einen Vorzug, den sie ganz laut von sich ablehnte; sie bewahrte also Herrn von Mailly, der auf der Straße nach Lyon galoppierte, die beschworene Treue nicht.

      Banniére hielt es nicht mehr aus, er sank aus dem Lehnstuhl aus den Teppich und wälzte sich vor Verzweiflung im Mantel von Herodes.

      Nie hatte er so viel gelitten.

      Plötzlich hörte er im Zimmer von Olympia einen Ausruf des Erstaunens.

      Feige, wie alle Verliebte sind, horchte er wieder.

      «Aber wer hat denn diesen Brief gebracht?« fragte Olympia.

      »Gut! es ist nur ein Brief,« dachte Banniére.

      «Ein Dragoner, mein Fräulein; er kam mit verhängten Zügeln, und sobald ich das Billett in der Hand hatte, entfloh er so rasch, als er gekommen war.«

      »Die Stimme von Mademoiselle Claire!« rief Banniére; »immer besser!«

      »Das ist ein seltsamer Bote,« sagte Olympia mit zitternder Stimme.

      Dann nach einem Stillschweigen:

      »Öffnen Sie die Riegel dieses Kabinetts.«

      »Des Kabinetts, wo der Jesuit ist?« fragte Mademoiselle Claire mit dem Ausdrucke des tiefsten Erstaunens.

      »Ja.«

      Claire zog die Riegel, und Banniére bebte, während er sich erhob.

      »Und dann?« fragte Claire.

      »Und dann,« antwortete Olympia mit ihrem ruhigen Tone, »bitten Sie Herrn Banniére, wenn er nicht schläft, mir das Vergnügen zu machen, herauszukommen und einen Augenblick.mit mir zu plaudern.«

      Banniére stand auf seinen Beinen, ehe diese Worte vollendet waren.

      Claire öffnete die Thür, hinter welcher der Noviz so viel geschnattert hatte.

      Sie sah Banniére stehen.

      »Er schläft gar nicht,« sagte Claire zu Ihrer Gebieterin.

      »Desto besser. Ich bitte, wollen Sie näher kommen, Herr Banniére.«

      »Mein Fräulein . . .«

      »Vorausgesetzt jedoch, daß Ihnen das nicht unangenehm ist?« fragte Olympia lächelnd.

      Banniére trat mit bleicher Stirne und hüpfendem Herzen in das Zimmer ein.

      Olympia hatte purpurrote Wangen, eine gefaltete Stirne und ein Auge voll von düsteren Flammen.

      Sie hielt einen entsiegelten Brief in ihren, wie die von Aurora, rosigen Fingern.

      »Nähern Sie sich, mein Herr,« sagte sie.

      »Oh weh!« dachte Banniére; »sie wird .mich vor die Thür werfen lassen. Dieser Brief ist ein Befehl von Herrn von Mailly. Ich bin ein weggejagter Mensch.«

      Banniére, als er bei Olympia war, wurde von einem wahren Schwindel befallen; zum Tode verurteilt und bei dem verhängnisvollen Blocke, wäre er weniger bleich und bebend gewesen.

      Olympia schlug ihre noch von Zorn glänzenden Augen zu dem Novizen aus.

      »Mein Herr,« sagte sie, »ich bitte, lesen Sie diesen Brief.«

      »Da haben wir es,« dachte Banniére.

      Er nahm indessen den Brief und las:

      »Meine teure Olympia, Alles hat aus dieser Welt ein Ziel, die Liebe wie das Übrige. Sie lieben mich aus Zartgefühl, und ich meinerseits mache es mir zum Vorwurf, daß ich nicht mehr für Sie die glühende Liebe hege, die Sie einzuflößen verdienen; aber meine volle Freundschaft hat meine Liebe überlebt, und der König, indem er mich zurückberuft, macht durch das Bedauern, mit dem ich Sie verlasse, daß ich sehe, wie lebhaft und tief diese Freundschaft für Sie ist.

      »Sie wären die Frau gewesen, die immer aus mich gewartet hätte, denn Sie sind die Redlichkeit in Person. Ich löse selbst die Bande, welche Sie hemmten. Öffnen Sie Ihre Flügel, schöne Taube.

      »Ich habe in Ihrem Secretair tausend Louis d'or gelassen, die ich Ihnen schuldig war, und einen Ring, den ich Ihnen anbiete.

      »Wundern Sie sich nicht, wenn Ich Ihnen