Liebesdramen. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Abends, als die Gräfin von einer Spazirfahrt nach Hause kam, klagte sie über heftiges Seitenstechen. Sie war im offenen Wagen gefahren; das Wetter war kalt und in ihrer Besorgniß um die kleine Emma hatte sie ihren Pelz abgenommen und das Kind in denselben gehüllt. Sie hielt es nicht für nothwendig, den Arzt kommen zu lassen. Vierundzwanzig Stunden nachher brach eine Lungenentzündung aus, und diese Krankheit machte so rasche Fortschritte, daß die Gräfin nach dreitägigem Krankenlager starb. Die Sorge für ihr Kind blieb nun der treuen Susanne überlassen.

      Das menschliche Herz hat oft seltsame Widersprüche. Susanne war der Gräfin treu ergeben, aber als diese die Augen geschlossen hatte, glaubte sie doch eine innere Stimme zu hören, welche ihr zuflüsterte: »Jetzt erst ist Emma wirklich dein, Niemand kann Dich jetzt hindern sie zu lieben.«

      Sie erschrak, als sie diese innere Stimme vernahm, aber sie drückte das Kind zärtlich an ihr Herz.

      Ein Oheim der Gräfin von Nanteuil, ein eifriger Royalist, wurde zum Vormund der Waise ernannt. Er hatte seine Nichte, deren Gemahl dem Usurpator diente, sehr selten besucht, so daß er seine Mündel kaum kannte. Er beschloß Emma in eine der besten Kostschulen der Hauptstadt zu geben, und gab der Amme die Erlaubniß, ihr geliebtes Kind zu begleiten; er wußte, daß es der Wunsch der Gräfin gewesen war. – Mehr konnte ja auch Susanne nicht wünschen.

      So verflossen sechs Jahre. Die Erziehung der jungen Gräfin war vollendet und ihr Vermögen unter der redlichen und verständigen Verwaltung des Vormundes fast verdoppelt. Dieser sagte einst zu seinem Notar:

      »Sie wissen, lieber Herr Pienat, daß ich eine Mündel zu verheiraten habe; auf Vermögen sehe ich nicht, aber ich will einen gutgesinnten Edelmann aus altem Hause.«

      Drei Tage nachher kam der Marquis von Escoman zu dem Notar, um eine Anleihe zu machen, und der Notar machte seinem Clienten den oben erwähnten Antrag.

      Sobald von der beabsichtigten Heirat die Rede war, begann Susanne Mottet in ihrer mütterlichen Sorge Erkundigungen über den Marquis einzuziehen, und zwar nicht in den Salons, bei Leuten, welche ihr Interesse an der Entstellung der Wahrheit fanden, sondern bei der Dienerschaft in vornehmen Häusern; sie wußte wohl, daß die Dienerschaft ein strenges Richtercollegium bildet, von welchem nur wenige Herren völlig freigesprochen werden.

      Susanne erschrak über die Geschichten, welche von der Liederlichkeit und Verschwendung des Marquis von Escoman erzählt wurden. Es schien ihr, als ob ihre liebe Emma die Beute eines jener Ungethüme werden sollte, welche in den Feenmärchen geschildert werden. Sie bat und beschwor ihren Liebling, sich nicht vorsätzlich ins Verderben zu stürzen. Zum Unglück waren die tollen Streiche des Marquis derart, daß eben diejenigen unter denselben, die gerade am abschreckendsten gewirkt haben würden, einem jungen Mädchen unmöglich erzählt werden konnten. Susanne konnte und durfte nichts näher bezeichnen; Emma lachte über die Besorgnisse ihrer alten Freundin, zeigte ihr das hübsche Gesicht ihres Zukünftigen und fragte sie, ob es einem Blaubart ähnlich sei.

      Emma vermählte sich also.

      Acht Tage, nachdem das süße und so verhängnißvolle Ja gesprochen war, konnte man an Emma eine trübe Stimmung bemerken, obgleich sie die Gedanken der Amme, deren verweinte Augen nicht aufgehört hatten gegen die Freude der jungen Frau zu protestieren, nicht theilte. Aber die neue Ehe hatte keine der Versprechungen gehalten, welche die Phantasie derer Herzen der jungen Frau gegeben. Sie hatte gehofft, ganz dem geliebten Gatten zu leben, seine Gefühle zu theilen, und nun fand sie sich zu ihrem großen Erstaunen allein, immer allein. Die Kälte und Gleichgültigkeit, die der Marquis nicht verhehlte, hatte sie aus den Anstandsrücksichten erklärt; sie hatte seine Zurückhaltung für feines Benehmen gehalten, aber sie fand es auffallend, daß diese Kälte immer fortdauerte.

      Wie der durch das Phänomen der Luftspiegelung getäuschte Wanderer, sah sie statt der erfrischenden Quelle nur die heiße Sandwüste um sich, und sie fühlte nicht gegen den Marquis von Escoman, sondern gegen das Leben, das den Menschen solche Täuschungen bereitet, ein Entsetzen, neben welchem die Besorgnisse Susannens nur kindische Furcht waren.

      Der Marquis von Escoman hatte nach seiner Vermählung seine Lebensweise nicht im mindesten geändert. Er kaufte noch zwei Pferde und nahm einen Koch; und da Margarethe Gelis diese Vermählung sehr ungern zu sehen schien, so hatte er als echter Cavalier einen für seine Braut bestimmten Shawl aus den angekauften Geschenken genommen und Margarethen geschenkt. Emma bekam ja ohnedies zwei Shawls, und Margarethen konnte er wohl die Freude gönnen, die Bürgersfrauen in Châteaudun neidisch zu machen.

      Er widmete seinen geselligen Freunden und seiner Maitresse eben so viel Zeit wie vor seiner Vermälung Pferde und Hunde blieben immer seine Lieblinge, das Spiel seine Hauptleidenschaft.

      Aber trotzdem war Châteaudun eine wahre Einöde, und der Marquis suchte dieselbe zu bevölkern. Die Ludwigsritter waren nicht nach seinem Geschmack; ihre endlosen Bemerkungen über die Artikel der »Gazette« und der »Quetidienne« nahmen ihre Geisteskräfte und ihre Zeit in Anspruch. Die eben aus dem College entlassenen jungen Leute waren schon mehr für ihn geeignete einige von ihnen berechtigten zu den schönsten Erwartungen; der Marquis übernahm die Ausbildung der glücklichen Naturanlagen. Er lenkte die Studien seiner jungen Freunde freilich nicht auf Rhetorik und Philosophie, sondern auf die nobleren Passionen des Spiels, des Weines und der Weiber.

      Nach sechs Monaten konnte der Marquis von Escoman auf seine Zöglinge stolz sein; die Stadt Châteaudun war gänzlich umgestaltet. Nie hatte ein Abgesandter ein solches Resultat erzielt. Elegante Equipagen fuhren auf den Promenaden; die Jagdhörner klangen bis in die späte Nacht in der Umgegend, deren Stille sonst nur durch das Geläute der Glocken unterbrochen worden war; die nächtliche Ruhe der friedlichen Bürger wurde durch das laute Singen weinseliger Schaaren gestört; viele Mütter weinten über ihre Töchter, welche den Weg der Tugend verlassen hatten, und die frommen ehrbaren Leute rechneten die von den jungen Leuten im Clubb verspielten ungeheuren Summen zusammen.

       Zweites Capitel.

      Louis von Fontanieu

      Zu der Zeit, in welcher unsere Geschichte beginnt, war der Marquis von Escoman mit Emma von Nanteuil seit zwei Jahren vermält, und die Ehe hatte gehalten was sie versprochen.

      Jede nicht vernarbte Wunde wird größer und tiefer, das ist ein moralisches und ein physisches Gesetz. Weder in den Lastern noch im Schmerz gibt es einen Stillstand. In zwei Jahren war der Schmerz Emma‘s tiefer gewordene die Laster des Marquis hatten beträchtliche Fortschritte gemacht.

      Noch mehr, diese Laster hatten die Grenze des Anstandes und der Schicklichkeit überschritten und daher jeden Anspruch auf Entschuldigung verloren, mit der man gegen die vornehme junge Männerwelt sonst sehr freigebig ist. Die elegante Welt, die gemeiniglich sehr gleichgültig ist gegen häusliches Mißgeschick, nahen Anstoß an der Aufführung dieses Mannes, der nicht nur die Schranken des Anstandes niedergetreten, sondern auch jede Maske abgeworfen hatte.

      Emma’s Betrübniß war nach und nach zur völligen Muthlosigkeit, zur Verzweiflung gewordene zum Glück besaß sie Charakterstärke genug, um ihr Unglück endlich mit stiller Ergebung zu tragen. Schwere Prüfungen kräftigen und erheben ja jedes Gemüth, das stark genug ist, reicht durch sie gebrochen zu werden. Emma hatte seit ihrer Kindheit manches Mißgeschick erfahren; sie hatte ihre Mutter in Trauer gesehen, und später hatte sie selbst Trauer angelegt. In der Verlassenheit war ihr Geist gekräftigt worden, denn die Zärtlichkeit Susannens konnte ihr keine wirkliche Stütze gewähren. Als daher der erste heftige Schmerz über die Täuschung vorüber war, schien sie ruhig und gefaßt in ihrem Unglück; sie unterdrückte ihre Thränen und ertödtete durch Verachtung eine Liebe, welche sie unter ihrer Würde hielt. Sie seichte keinen Trost bei Anderen, sondern zeigte sich vielmehr so gleichgültig und stolz mitten unter den Huldigungen, von denen sie umgeben war, daß es in der That den Anschein hatte, als ob nichts mehr im Stande sei, diese marmorkalte Gestalt wieder zu beleben, dieses allen Lebensfreuden abgewandte Herz zu erwärmen.

      Aber Susanne Mottet war mit dieser Ergebung und Entsagung keineswegs einverstanden. Die Tugend ihrer Emma verkennen, ihre Schönheit verachten, war für die alte treue Dienerin schon ein unverzeihliches Verbrechen; aber daß der Marquis diesen schönen blauen Augen Thränen entlockte, daß er dieser reizenden