Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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La Brie ein Zeichen, der statt zu bedienen, die erhabenen Gäste anschaute und sich durch dieses Anschauen für zwanzig Jahre rückständigen Lohnes bezahlt zu machen schien.

      »Benachrichte den Herrn Baron Joseph Balsamo,« sagte der Baron Taverney zu seinem Diener, »daß Ihre Königliche Hoheit die Frau Dauphine ihn zu sehen wünsche.«

      La Brie entfernte sich.

      »Joseph Balsamo!« sprach die Dauphine; »was für ein sonderbarer Name ist das?«

      »Joseph Balsamo!« wiederholte träumerisch der Cardinal; »mir scheint, ich kenne diesen Namen.«

      Es verliefen fünf Minuten, ohne daß Jemand daran dachte, das Stillschweigen zu brechen.

      Plötzlich bebte Andrée: sie hörte lange, ehe es für die anderen Ohren merkbar war, einen Tritt, der unter der Laube herbeikam.

      Die Zweige schoben sich auseinander, und Joseph Balsamo erschien gerade vor Marie Antoinette.

       XV.

      Magie

      Balsamo verbeugte sich ehrfurchtsvoll, doch beinahe in demselben Augenblick erhob er wieder seinen geistreichen, ausdrucksvollen Kopf, heftete, obgleich mit Achtung, seinen klaren Blick auf die Dauphine und erwartete stillschweigend, was sie ihn fragen würde.

      »Wenn Sie es sind, von dem Herr von Taverney gesprochen hat,« sagte Marie Antoinette, »so nähern Sie sich, mein Herr, damit wir sehen können, wie ein Zauberer beschaffen ist.«

      Balsamo machte noch einen Schritt und verbeugte sich zum zweiten Male.

      »Sie treiben das Gewerbe des Wahrsagens, mein Herr,« sprach die Dauphine, und schaute Balsamo mit einer vielleicht größeren Neugierde an, als sie ihm hatte zugestehen wollen, während sie in kleinen Schlucken ihre Milch trank.

      »Ich treibe kein Gewerbe damit, Madame, aber ich weissage,« entgegnete Balsamo.

      »Wir sind in einem erleuchteten Glauben erzogen worden,« sprach die Dauphine, »und die einzigen Geheimnisse, denen wir Vertrauen schenken, sind die Geheimnisse der katholischen Religion.«

      »Diese sind allerdings ehrwürdig,« versetzte Balsamo mit tiefem Ernste. »Aber hier ist der Herr Cardinal von Rohan, der Eurer Hoheit, obgleich ein Kirchenfürst, sagen wird, daß dies nicht die einzigen Geheimnisse sind, welche Achtung verdienen.«

      Der Cardinal bebte, er hatte seinen Namen Niemand genannt, Niemand hatte ihn ausgesprochen, und dennoch kannte ihn der Fremde.

      Marie Antoinette schien diesen Umstand nicht zu bemerken und fuhr fort:

      »Sie werden wenigstens gestehen, mein Herr, daß es die einzigen sind, die man nicht bestreitet.«

      »Madame,« entgegnete Balsamo mit derselben Achtung, aber auch mit derselben Festigkeit, »neben dem Glauben ist die Gewißheit.«

      »Sie sprechen ein wenig dunkel, mein Herr Zauberer; ich bin eine gute Französin dem Herzen, aber noch nicht dem Geiste nach, und ich begreife die Feinheiten der Sprache nicht sehr gut: es ist nicht zu leugnen, man hat mir gesagt, Herr von Bièvre werde mich Alles dies lehren. Doch mittlerweile bin ich genöthigt, Sie zu bitten, minder räthselhaft zu sein, wenn ich Sie verstehen soll.«

      »Und ich,« sprach Balsamo mit einem schwermüthigen Lächeln den Kopf schüttelnd, »ich bitte Eure Hoheit um Erlaubniß, dunkel bleiben zu dürfen. Es wäre mir zu peinlich, einer so großen Fürstin eine Zukunft enthüllen zu müssen, die vielleicht nicht ihren Hoffnungen entsprechen dürfte.«

      »Oh! oh! das ist ernst,« versetzte Marie Antoinette; »der Herr will wohl meine Neugierde reizen, in der Hoffnung, ich werde von ihm verlangen, daß er mir wahrsage.«

      »Gott behüte mich im Gegentheil, daß ich dazu gezwungen werde,« sagte Balsamo mit kaltem Tone. »Ja, nicht wahr?« sprach die Dauphine lachend; »denn das würde Sie sehr in Verlegenheit setzen.«

      Doch das Lachen der Dauphine erlosch, ohne daß das Lachen irgend eines Höflings ein Echo dazu gab. Jedermann unterlag dem Einflusse des seltsamen Mannes, der in diesem Augenblick den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit bildete.

      »Gestehen Sie es offenherzig,« sagte die Dauphine.

      Balsamo verbeugte sich ohne zu antworten.

      »Sie haben doch meine Ankunft Herrn von Taverney vorhergesagt?« fuhr Marie Antoinette mit einer leichten Bewegung der Ungeduld fort.

      »Ja, Madame, ich.«

      »Wie dies, Baron?« fragte die Dauphine, welche allmälig das Bedürfniß fühlte, eine andere Stimme sich in das Gespräch mischen zu hören, das sie unternommen zu haben vielleicht bedauerte, aber dennoch nicht aufgeben wollte.

      »Oh! mein Gott, Madame, auf die einfachste Weise, indem er in ein Glas Wasser schaute,« antwortete der Baron.

      »Ist das wahr?« fragte die Dauphine, zu Balsamo zurückkehrend.

      »Ja, Madame,« sagte dieser.

      »Das ist Ihr Zauberbuch, es ist wenigstens unschuldig  . . . möchten Ihre Worte ebenso klar sein!«

      Der Cardinal lächelte.

      Der Baron näherte sich und sprach:

      »Die Frau Dauphine wird von Herrn von Bièvre nichts zu lernen haben.«

      »Oh! mein lieber Wirth,« rief die Dauphine heiter, »schmeicheln Sie mir nicht, oder schmeicheln Sie mir besser, ich habe etwas ziemlich Mittelmäßiges gesagt, wie mir scheint. Kehren wir zu dem Herrn zurück.«

      Und Marie Antoinette wandte sich gegen Balsamo um, zudem sie eine unwiderstehliche Macht hinzuziehen schien, wie es uns zuweilen nach einem Orte hinzieht, wo uns irgend ein Unglück erwartet.

      »Könnten Sie, da Sie die Zukunft für diesen Herrn in einem Glase Wasser gelesen haben, für mich nicht in einer Caraffe lesen?«

      »Vollkommen, Madame.«

      »Warum weigerten Sie sich so eben?«

      »Weil die Zukunft unsicher ist, Madame, und wenn ich darin eine Wolke sehen würde  . . .«

      Balsamo schwieg.

      »Nun?« fragte die Dauphine.

      »Nun, es wäre mir, wie ich bereits zu sagen die Ehre gehabt habe, schmerzlich, Eure Königliche Hoheit zu betrüben.«

      »Sie kennen mich schon, oder sehen Sie mich zum ersten Male?«

      »Ich habe die Ehre gehabt, Eure Königliche Hoheit noch als Kind in ihrem Geburtslande bei Ihrer erhabenen Mutter zu sehen.«

      »Sie haben meine Mutter gesehen?«

      »Ich habe diese Ehre gehabt; es ist eine erhabene, mächtige Königin.«

      »Kaiserin, mein Herr.«

      »Ich wollte sagen Königin dem Herzen und dem Geiste nach, und dennoch  . . .«

      »Ausstellungen, mein Herr, und zwar in Beziehung auf meine Mutter!« sagte die Dauphine mit Verachtung.

      »Die größten Herzen haben Schwächen, Madame, besonders wenn sie glauben, es handle sich um das Glück ihrer Kinder.«

      »Die Geschichte wird hoffentlich keine einzige Schwäche bei Maria Theresia nachweisen.«

      »Weil die Geschichte nicht erfahren wird, was nur der Kaiserin Maria Theresia, Eurer Königlichen Hoheit und mir bekannt ist.«

      »Wir Drei haben mit einander ein Geheimniß, mein Herr,« versetzte die Dauphine verächtlich lächelnd.

      »Ja, wir Drei, Madame,« antwortete Balsamo ruhig, »ja, wir Drei.«

      »Lassen Sie dieses Geheimniß hören, mein Herr.«

      »Wenn ich es sage, ist es keines mehr.«

      »Gleichviel, sprechen Sie immerhin.«

      »Eure Hoheit wünscht es?«

      »Ich will es.«

      Balsamo