Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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sind offenbar ein Zauberer?« fragte der Baron.

      Ein Lächeln des Triumphes trat auf den Lippen des Fremden hervor.

      Das Pferd wurde augenscheinlich größer, man sah es bald von Schweiß triefend, umgeben von einem feuchten Dunste, aus den letzten Reihen der Bäume hervorkommen, und es lief noch, als ein Officier von mittlerem Wuchse, bedeckt mit Koth und das Gesicht belebt von der Schnelligkeit seines Rittes, zu Boden sprang und seinen Vater umarmte.

      »Ah Teufel!« sprach der Baron erschüttert in seinen Grundsätzen der Ungläubigkeit. »Ah Teufel!«

      »Ja, mein Vater,« sagte Philipp, der einen Rest von Zweifel über dem Gesichte des Greises schweben sah, »ich bin es! ich bin es!«

      »Allerdings bist Du es, das sehe ich bei Gott wohl!« antwortete der Baron. »Doch durch welchen Zufall bist Du es?«

      »Mein Vater,« sprach Philipp, »eine große Ehre widerfährt unserem Hause.«

      Der Greis erhob sein Haupt.

      »Ein erhabener Besuch wendet sich gegen Taverney; in einer Stunde wird Marie Antoinette Josephe, Erzherzogin von Oesterreich und Dauphine von Frankreich, hier sein.«

      Der Baron ließ seine Arme mit eben so viel Demuth fallen, als er zuvor Spott und Hohn gezeigt hatte; er wandte sich gegen Balsamo und sagte zu diesem:

      »Verzeihen Sie, mein Herr, verzeihen Sie.«

      »Mein Herr,« erwiederte Balsamo, sich vor Taverney verbeugend, »ich lasse Sie mit Ihrem Sohne; Sie haben sich seit geraumer Zeit nicht gesehen und müssen sich tausend Dinge zu sagen haben.«

      Hienach grüßte Balsamo Andrée, welche, ganz freudig über die Ankunft ihres Bruders, diesem entgegenstürzte, und entfernte sich, indem er zuvor noch Nicole und La Brie ein Zeichen machte, das sie ohne Zweifel verstanden, denn sie folgten ihm und verschwanden mit ihm unter den Bäumen der Allee.

       XIII.

      Philipp von Taverney

      Philipp von Taverney, Chevalier von Maison-Rouge, glich durchaus nicht seiner Schwester, obgleich er als Mann ebenso schön war, wie sie als Frau. In der That, Augen von einem sanften und stolzen Ausdruck, ein tadelloser Schnitt des Gesichtes, bewunderungswürdige Hände, ein Frauenfuß und ein vortrefflicher Wuchs machten aus ihm einen reizenden Cavalier.

      Wie alle ausgezeichnete Geister, die sich im Leben, so wie es ihnen die Welt gibt, beengt fühlen, war Philipp traurig, ohne düster zu sein. Dieser Traurigkeit hatte er vielleicht seine Sanftmuth zu verdanken, denn ohne die zufällige Traurigkeit wäre er von Natur herrisch, stolz und wenig mittheilsam gewesen. Das Bedürfniß, mit allen Armen, seines Gleichen der Sache nach, wie mit allen Reichen, seines Gleichen dem Rechte nach, zu leben, machte eine Natur geschmeidig, die der Himmel hart, herrschsüchtig und empfindlich geschaffen hatte; es liegt immer etwas Verachtung in der Zahmheit des Löwen.

      Philipp hatte kaum seinen Vater umarmt, als Andrée ihrer magnetischen Erlahmung durch den Anstoß dieses glücklichen Ereignisses entrissen, sich, wie gesagt, dem jungen Manne um den Hals warf.

      Diese Handlung war von einem Schluchzen begleitet, das den ganzen Werth offenbarte, den das Herz des unschuldigen Kindes auf die Wiedervereinigung legte.

      Philipp nahm Andrée und seinen Vater bei der Hand und zog Beide in den Salon, wo sie sich allein fanden.

      »Sie sind ungläubig, mein Vater, Du bist überrascht, meine Schwester,« sagte er, nachdem er sie hatte an seine Seite sitzen lassen. »Nichts kann indessen wahrer sein; noch einige Augenblicke, und die Frau Dauphine wird sich in unserer Wohnung einfinden.«

      »Ventrebleu! man muß sie um jeden Preis daran verhindern,« rief der Baron; »die Dauphine hier! wenn dergleichen geschehen würde, so wären wir für immer entehrt. Sucht die Frau Dauphine hier ein Muster des französischen Adels, so beklage ich sie, bei Gott! ich beklage sie! Doch sprich, durch welchen Zufall hat sie gerade mein Haus gewählt?«

      »Oh! das ist eine ganze Geschichte, mein Vater.«

      »Eine Geschichte?« wiederholte Andrée, »erzähle sie uns.«

      »Ja, eine Geschichte, wegen der diejenigen Gott segnen müßten, welche vergessen, daß er unser Herr und Retter ist.«

      Der Baron verlängerte die Lippen, wie ein Mensch, der daran zweifelt, daß der höchste Gebieter der Menschen und Dinge sich herabgelassen habe, seine Augen auf ihn zu lenken und sich in seine Angelegenheiten zu mischen.

      Als Andrée Philipp freudig sah, zweifelte sie nicht mehr; sie drückte ihm die Hand, um ihm für die gute Kunde, die er brachte, zu danken, und flüsterte theilnehmend an dem Glücke, das er zu empfinden schien:

      »Mein Bruder! mein guter Bruder!«

      »Mein Bruder, mein guter Bruder,« wiederholte der Baron; »sie sieht meiner Treue aus, als wäre sie mit dem, was uns begegnet, zufrieden.«

      »Sie bemerken wohl, mein Vater, daß Philipp freudig zu sein scheint.«

      »Weil Philipp ein Enthusiast ist; aber glücklicher oder unglücklicher Weise wäge ich die Dinge ab,« sprach Taverney, einen traurigen Blick auf das Geräthe seines Salon werfend, »ich sehe in Allem dem nichts Ergötzliches.«

      »Sie werden sogleich anders urtheilen, mein Vater,« entgegnete der junge Mann, »wenn ich Ihnen erzählt habe, was mir begegnet ist.«

      »Erzähle also,« brummte der Greis.

      »Ja, ja, erzähle, Philipp,« sagte Andrée.

      »Nun, ich war, wie Sie wissen, in Straßburg in Garnison. Sie wissen auch, daß durch Straßburg die Dauphine ihren Einzug gehalten hat.«

      »Weiß man etwas in dieser Höhle?« versetzte Taverney.

      »Du sagst, lieber Bruder, durch Straßburg habe die Dauphine . . .«

      »Ja, wir warteten vom Morgen an auf dem Glacis, es regnete in Strömen, unsere Kleider troffen von Wasser. Man hatte keine bestimmte Nachricht, zu welcher Stunde die Frau Dauphine ankommen würde. Mein Major schickte mich auf Recognoscirung dem Gefolge entgegen. Ich machte ungefähr eine Lieue. Plötzlich bei der Krümmung des Weges befand ich mich den ersten Reitern der Escorte gegenüber. Ich wechselte ein paar Worte mit ihnen; sie ritten unmittelbar vor ihrer Königlichen Hoheit, welche aus dem Kutschenschlage sah und fragte, wer ich sei.

      »Es scheint, man rief mich zurück, aber ich hatte Eile, demjenigen, welcher mich abgeschickt, eine bestimmte Antwort zu überbringen, und war bereits wieder im Galopp weggeritten. Die Anstrengung einer Wache von sechs Stunden war wie durch einen Zauber verschwunden.«

      »Und die Frau Dauphine?« fragte Andrée.

      »Sie ist jung wie Du, und schön wie alle Engel,« antwortete der Chevalier.

      »Sage mir doch, Philipp . . .« sprach der Baron zögernd.

      »Nun, mein Vater?«

      »Gleicht die Frau Dauphine nicht irgend einer Person, die Du kennst?«

      »Die ich kenne?«

      »Ja.«

      »Niemand kann der Frau Dauphine gleichen,« rief der junge Mann voll Begeisterung.

      »Suche.«

      Philipp suchte.

      »Nein,« sagte er.

      »Laß sehen . . . Nicole, zum Beispiel?«

      »Oh! das ist seltsam,« rief Philipp erstaunt. »Ja, Nicole hat in der That etwas von der erhabenen Reisenden. Aber das ist so weit von ihr entfernt, so unter ihr! Doch wie konnten Sie dies erfahren, mein Vater?«

      »Meiner Treue, ich weiß es von einem Zauberer.«

      »Von einem Zauberer?« rief Philipp erstaunt.

      »Ja, der mir zugleich Deine Ankunft vorhersagte.«

      »Der Fremde?« fragte Andrée schüchtern.

      »Ist der Fremde der Mann, der bei meiner Ankunft in Ihrer Nähe stand und sich sodann