Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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macht mir großes Vergnügen, dies zu erfahren,« sprach lächelnd der Reisende, »doch ich fragte Sie, was für ein Mensch der Baron sei?«

      »Mein Herr, es ist ein alter Edelmann von sechzig bis fünf und sechzig Jahren, der einst reich gewesen sein soll.«

      »Ja, und nun arm ist; es ist die Geschichte von allen diesen Leuten. Mein Freund, ich bitte Sie, führen Sie mich zu dem Baron von Taverney.«

      »Zu dem Baron von Taverney?« rief der junge Mann beinahe erschrocken.

      »Weigern Sie sich, mir diesen Dienst zu leisten?«

      »Nein, mein Herr; aber er  . . .«

      »Nun?«

      »Er wird Sie nicht aufnehmen.«

      »Er wird einen verirrten Edelmann, der Gastfreundschaft von ihm verlangt, nicht aufnehmen? Ihr Baron ist also ein Bär?«

      »Bei Gott!« rief der junge Mann mit einem Tone, der wohl sagen wollte: »Das hat ziemlich viel Aehnlichkeit.«

      »Gleichviel,« sprach der Reisende, »ich werde es wagen.«

      »Ich rathe es Ihnen nicht,« entgegnete Gilbert.

      »Bah!« versetzte der Reisende, »so sehr der Baron auch Bär sein mag, so wird er mich doch nicht lebendig auffressen.«

      »Nein; doch vielleicht verschließt er Ihnen seine Thüre.«

      »Dann trete ich sie ein; und wenn Sie sich nicht etwa weigern, mir als Führer zu dienen  . . .«

      »Ich weigere mich nicht, mein Herr.«

      »So zeigen Sie mir den Weg.«

      »Gern.«

      Der Reisende stieg wieder in das Cabriolet und nahm eine kleine Laterne.

      Da die Laterne erloschen war, so hoffte der junge Mann einen Augenblick, der Fremde würde in das Innere des Wagens zurückkehren, und er dürfte durch die Oeffnung der Thüre sehen, was dieses Innere enthielt.

      Doch er näherte sich nicht einmal der Thüre des Kastens.

      Der Reisende gab die Laterne Gilbert in die Hände.

      Dieser drehte sie in allen Richtungen hin und her und fragte:

      »Was soll ich mit dieser Laterne thun?«

      »Sie sollen die Straße beleuchten, während ich die Pferde führe.«

      »Aber Ihre Laterne ist ausgelöscht.«

      »Wir zünden sie wieder an.«

      »Oh! ja,« sagte Gilbert, »Sie haben Feuer im Innern des Wagens.«

      »Und in meiner Tasche,« entgegnete der Reisende.

      »Es wird schwierig sein, Schwamm bei diesem Regen anzuzünden.«

      Der Reisende lächelte und erwiederte:

      »Oeffnen Sie die Laterne.«

      Gilbert gehorchte.

      »Halten Sie Ihren Hut über meine beiden Hände.«

      Gilbert gehorchte abermals; man sah ihn diese Vorbereitungen mit der größten Neugierde verfolgen. Gilbert kannte kein anderes Mittel, sich Feuer zu verschaffen, als Zunder, Stahl und Stein.

      Der Reisende zog aus seiner Tasche ein silbernes Etui und aus diesem Etui ein Zündhölzchen; dann öffnete er den unteren Theil des Etui und tauchte das Zündhölzchen in einen Teig, der ohne Zweifel entflammbar war, denn sogleich fing das Zündhölzchen mit einem leichten Geknister Feuer.

      Diese Wirkung war so plötzlich und so unerwartet, daß Gilbert bebte.

      Der Reisende lächelte bei seinem Erstaunen, das indessen zu einer Zeit, wo nur die Chemiker den Phosphor kannten und dieses Geheimniß für ihre persönlichen Experimente bewahrten, ganz natürlich war.

      Der Reisende theilte die magische Flamme dem Dochte seiner Kerze mit, verschloß sodann das Etui wieder und steckte es in seine Tasche.

      Der junge Mann folgte dem kostbaren Gefäße mit Augen, die vor Gierde glühten. Er hätte offenbar viel für den Besitz eines solchen Schatzes gegeben.

      »Nun, da Sie Licht haben, wollen sie mich führen?« fragte der Reisende.

      »Kommen Sie, mein Herr,« sprach Gilbert.

      Und der junge Mann marschirte voran, während sein Gefährte das Pferd am Gebiß faßte und so fortzugehen zwang.

      Das Wetter war übrigens erträglicher geworden, der Regen hatte beinahe aufgehört und der Sturm entfernte sich brummend.

      Der Reisende fühlte zuerst das Bedürfniß, das Gespräch wieder aufzunehmen.

      »Sie scheinen den Baron von Taverney gut zu kennen, mein Freund?« sagte er.

      »Ja, mein Herr, und das ist ganz einfach, denn ich bin seit meiner Kindheit bei ihm,«

      »Es ist vielleicht Ihr Verwandter?«

      »Nein, mein Herr.«

      »Ihr Vormund?«

      »Nein.«

      »Ihr Gebieter?«

      Der junge Mann bebte bei dem Worte Gebieter, und eine lebhafte Röthe färbte seine gewöhnlich bleichen Wangen.

      »Ich bin kein Diener, mein Herr,« sagte er.

      »Aber Sie sind doch irgend Etwas,« versetzte der Reisende.

      »Ich bin der Sohn von einem ehemaligen Meier des Barons; meine Mutter ist die Amme von Fräulein Andrée gewesen.«

      »Ich verstehe; Sie sind in dem Hause unter dem Titel eines Milchbruders der jungen Person, denn ich setze voraus, die Tochter des Barons ist jung.«

      »Sie ist sechzehn Jahre, mein Herr.«

      Gilbert escamotirte eine von den zwei Fragen, wie man sieht: die, welche ihn persönlich betraf.

      Der Reisende schien dieselbe Betrachtung anzustellen, wie wir; er lenkte jedoch sein Verhör auf einen andern Punkt.

      »Durch welchen Zufall waren Sie bei einem so abscheulichen Wetter auf der Straße?«

      »Ich war nicht auf der Straße, sondern unter einem Felsen am Wege.«

      »Und was machten Sie unter dem Felsen?«

      »Ich las.«

      »Sie lasen?«

      »Ja.«

      »Und was lasen Sie?«

      »Den Contrat social von Jean Jacques Rousseau.«

      Der Reisende schaute den jungen Mann mit einem gewissen Erstaunen an.

      »Sie haben das Buch aus der Bibliothek des Barons genommen?« fragte er.

      »Nein, mein Herr, ich habe es gekauft.«

      »Wo dies? In Bar-le-Duc?«

      »Nein, mein Herr, bei einem durchreisenden Hausirer: es kommen seit einiger Zeit viele Hausirer mit guten Büchern auf das Land.«

      »Wer sagte Ihnen, der Contrat social sei ein gutes Buch?«

      »Ich sah es beim Lesen, mein Herr.«

      »Haben Sie denn schlechte Bücher gelesen, daß Sie einen solchen Unterschied feststellen können?« »Ja.«

      »Und was nennen Sie schlechte Bücher?«

      »Den Sofa, Tanzai und Neadarne, und andere Bücher dieser Art.«

      »Wo Teufels haben Sie diese Bücher gefunden?«

      »In der Bibliothek des Barons.«

      »Wie verschafft sich der Baron solche Neuigkeiten in einem Loche, wie er es bewohnt?«

      »Man schickt sie ihm von Paris.«

      »Wie kommt es, mein Freund, daß der Baron, wenn er arm ist, wie Sie sagen, sein Geld auf solche Fadheiten verwendet?«

      »Er kauft sie nicht, man schenkt sie ihm.«

      »Ah!