Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Feliciani

      Man höre, was außerhalb des Wagens vorgefallen war, während der Reisende und der Gelehrte im Inneren plauderten.

      Bei dem Blitzstreiche, der die Vorderpferde niedergeschlagen und die hinteren Bäumen gemacht hatte, war die Frau im Cabriolet ohnmächtig geworden.

      Sie blieb einige Augenblicke ihrer Sinne beraubt; dann kam sie allmälig wieder zu sich, da nur die Angst allein ihre Ohnmacht herbeigeführt hatte.

      »O! mein Gott,« sagte sie, »bin ich verlassen, hülflos, ist kein menschliches Geschöpf hier, das Mitleid mit mir hat?«

      »Madame,« sprach eine schüchterne Stimme, »ich bin da, wenn ich Ihnen zu irgend etwas nütze sein kann.«

      Bei dieser Stimme, welche ganz nahe an ihrem Ohr klang, erhob sich die junge Frau, streckte ihren Kopf und ihre beiden Arme durch die ledernen Vorhänge ihres Cabriolets und befand sich einem jungen Mann gegenüber, der auf dem Fußtritte stand.

      »Sie haben mit mir gesprochen, mein Herr?« sagte sie.

      »Ja, Madame,« antwortete der junge Mann.

      »Und Sie haben mir Ihre Hülfe angeboten?«

      »Ja.«

      »Was ist denn geschehen?«

      »Madame, der Blitz ist beinahe auf Sie herabgefallen und hat bei seinem Fallen die Stränge der Vorderpferde zerrissen, welche mit dem Postillon durchgegangen sind.«

      Die Frau schaute mit einem Ausdruck lebhafter Unruhe umher.

      »Und derjenige, welcher die Hinterpferde führte, wo ist er?« fragte sie.

      »Er ist so eben in den Wagen gestiegen, Madame.«

      »Es ist ihm nichts begegnet?«

      »Nichts.«

      »Sind Sie dessen sicher?«

      »Er sprang wenigstens wie ein unversehrter Mensch von seinem Pferde herab.«

      »Ah! Gott sei gelobt.«

      Und die junge Frau athmete freier.

      »Doch wo waren Sie, mein Herr, daß Sie gerade hier sind, um mir Ihre Hülfe anzubieten.«

      »Madame, vom Sturme überfallen, war ich dort in jener düsteren Vertiefung, welche nichts Anderes ist, als der Eingang eines Steinbruchs, als ich plötzlich an der Biegung der Straße einen Wagen, im stärksten Galopp fortgerissen, erscheinen sah. Ich glaubte Anfangs, die Pferde gingen durch, bald aber gewahrte ich, daß sie im Gegentheil von einer mächtigen Hand geführt wurden; da schlug der Donner mit so furchtbarem Lärmen, daß ich wähnte, ich wäre vom Blitze getroffen, und einen Augenblick wie vernichtet blieb. Alles, was ich Ihnen erzähle, sah ich wie in einem Traume.«

      »Somit können Sie nicht mit Sicherheit behaupten, daß derjenige, welcher die Hinterpferde führte, im Wagen ist.«

      »O! doch, Madame, ich kam wieder zu mir und sah ganz genau, wie er einstieg.«

      »Ich bitte Sie, versichern Sie sich, daß er noch da ist.«

      »Wie kann ich dies?«

      »Horchen Sie; ist er im Innern des Wagens, so werden Sie zwei Stimmen hören.«

      Der junge Mann sprang vom Fußtritte herab, näherte sich der äußern Wand des Kastens und horchte.

      »Ja, Madame, er ist da,« sprach er zurückkehrend.

      Die junge Frau machte ein Zeichen mit dem Kopfe, welches sagen wollte: »Es ist gut«; doch sie verharrte den Kopf auf ihre Hand gestützt und wie in tiefe Träumerei versunken. Mittlerweile hatte der junge Mann Zeit, sie prüfend anzuschauen.

      Es war eine junge Frau von drei und zwanzig bis vier und zwanzig Jahren, von brauner Gesichtsfarbe, aber von jenem matten Braun, das reicher und schöner ist, als der rosigste und frischrothste Ton. Zum Himmel aufgeschlagen, den sie zu befragen schien, glänzten ihre Augen wie zwei Sterne, und ihre schwarzen Haare, die sie, trotz der Mode der Zeit, ohne Puder trug, fielen in pechschwarzen Locken auf ihren opalartig nuancirten Hals herab.

      Plötzlich schien sie ihren Entschluß gefaßt zu haben und sprach:

      »Mein Herr, wo sind wir?«

      »Auf dem Wege von Straßburg nach Paris, Madame.«

      »Auf welchem Punkte der Straße?«

      »Zwei Lieues von Pierresitte.«

      »Was ist das, Pierresitte?«

      »Ein Marktflecken.«

      »Und wohin kommt man nach Pierresitte?«

      »Nach Bar-le-Duc.«

      »Das ist eine Stadt?«

      »Ja, Madame.«

      »Volkreich?«

      »Ich glaube, vier bis fünftausend Seelen.«

      »Gibt es einen Seitenweg, der mehr unmittelbar nach Bar-le-Duc führt, als die Landstraße?«

      »Nein, Madame, wenigstens kenne ich keinen.«

      »Peccato!« murmelte sie leise, während sie sich im Cabriolet zurückwarf.

      Der junge Mann wartete einen Augenblick, um zu sehen, ob die junge Frau noch mehr fragen würde, als er aber bemerkte, daß sie schwieg, machte er einige Schritte, um sich zu entfernen.

      Diese Bewegung entzog sie, wie es schien, ihrer Träumerei, denn sie warf sich rasch wieder im Cabriolet vor.

      »Mein Herr,« sprach sie.

      Der junge Mann wandte sich um.

      »Hier bin ich, Madame,« sagte er, indem er sich ihr abermals näherte.

      »Noch eine Frage, wenn Sie erlauben.«

      »Immerhin.«

      »Es war ein Pferd hinten am Wagen angebunden?«

      »Ja, Madame.«

      »Ist es noch dort?«

      »Nein, Madame: die Person, welche in das Innere des Kastens gestiegen ist, hat es losgebunden und dann wieder an das Wagenrad angebunden.«

      »Dem Pferde ist auch nichts geschehen?«

      »Ich glaube nicht.«

      »Es ist ein werthvolles Thier, das ich ungemein liebe; ich möchte mich gern selbst überzeugen, daß es unversehrt ist; aber wie soll ich bei diesem Kothe zu ihm gelangen?«

      »Ich kann das Pferd hierher führen,« sprach der junge Mann.

      »Oh ja!« rief die Frau, »thun Sie das, ich bitte Sie und werde Ihnen sehr dankbar dafür sein.«

      Der junge Mann näherte sich dem Pferde, das den Kopf erhob und wieherte.

      »Fürchten Sie sich nicht,« sagte die Frau im Cabriolet, »es ist sanft wie ein Lamm.«

      Dann die Stimme dämpfend, flüsterte sie:

      »Dscherid! Dscherid!«

      Das Thier erkannte ohne Zweifel diese Stimme als die seiner Gebieterin, denn es streckte seinen gescheiten Kopf und seine rauchenden Nüstern gegen das Cabriolet aus.

      Während dieser Zeit band der junge Mann das Pferd los.

      Doch kaum fühlte es seine Leine in den ungeschickten Händen, welche dieselbe hielten, als es sich mit einem heftigen Riffe frei machte und mit einem einzigen Sprunge zwanzig Schritte von dem Wagen entfernte.

      »Dscherid!« wiederholte die Frau mit ihrem einschmeichelnden Tone, »hier, Dscherid, hier!«

      Der Araber schüttelte seinen schönen Kopf, athmete geräuschvoll die Luft ein und näherte sich, beständig tänzelnd, als ob er einem musikalischen Takte folgte, dem Cabriolet.

      Die Frau kam mit dem halben Leibe aus den ledernen Vorhängen hervor und flüsterte: »Komm hierher, Dscherid, komm!«

      Und gehorsam bot das Thier seinen Kopf der Hand, die sich ausstreckte, um es zu liebkosen.

      Da ergriff die junge