John Davys Abenteuer eines Midshipman. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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genommen?« fragte er mich.

      »Ich weiß nicht was Du meinst,« antwortete ich.

      »Dann nehme ich Dich,« setzte er hinzu.

      »Von dieser Stunde an gehörst Du mir; ich heiße Paul Wingfield. Merke Dir den Namen deines Herrn und komm.«

      Ich ging willig mit ihm, denn ich wußte nicht was er meinte, und doch wollte ich mir das Ansehen geben, als ob ich ihn verstünde, um nicht lächerlich zu erscheinen. Ich glaubte, es sei ein Spiel. Paul Wingfield nahm wieder Theil am Ballspiel; ich dachte, daß ich sein Partner sei, und stellte mich neben ihn.

      Aus sein Geheiß ging ich zurück. In diesem Augenblicke wurde der Ball geworfen; ich wollte ihn aufnehmen und zurückschleudern, aber Paul rief mir zu:

      »Rühre den Ball nicht an, kleiner Knips; ich verbiete es Dir!«

      Der Ball war sein, er hatte das Recht mich zurückzuhalten und meine Begriffe von Recht und Unrecht stimmten mit seinem Verbot überein. Aber ich fand, daß er mir sein Besitzrecht höflich hätte ausdrücken können, so entfernte ich mich.

      »Wohin?« fragte Paul.

      »Ich gehe fort,« antwortete ich.

      »Wohin denn?«

      »Wohin es mir gefällt.«

      »Wie, wohin es dir gefällt?«

      »Allerdings, ich spiele ja nicht mit und kann gehen wohin mir’s beliebt. Ich glaubte, daß ich mitspielen sollte; ich sehe, daß ich mich geirrt habe. Adieu!«

      »Hole nur den Ball dort,« sagte Paul und zeigte ans das andere Ende des Hofes.

      »Hole ihn selbst,« antwortete ich; »ich bin kein Bedienter.«

      »Warte nur,« sagte Paul Wingfield, »ich will Dich Gehorsam lehren!«

      Ich erwartete ihn festen Fußes. Er hatte wohl geglaubt, daß ich die Flucht nehmen würde, denn er war etwas betroffen über meine entschlossene Haltung. Er zögerte; seine Cameraden fingen an zu lachen; die Röthe der Beschämung stieg ihm in’s Gesicht und er kam auf mich zu.

      »Hole mir den Ball!« sagte er noch einmal.

      »Und weint ich ihn nicht hole?«—

      »So bekommst Du Prügel, bis Du ihn holst.«

      »Mein Vater hat mir immer gesagt,« antwortete ich ganz ruhig, »daß nur ein erbärmlicher Wicht einen Schwächern schlägt. Du bist also ein erbärmlicher Wicht, wenn Du mich schlägst.«

      Paul kam in Wuth und schlug mich mit der Faust lass Gesicht. Des Schlag war so heftig, daß ich wankte und fast zu Boden stürzte. Ich griff nach meinem Messer, aber ich glaubte die warnende Stimme meiner Mutter zu hören. Ich zog die Hand wieder aus der Tasche, und da ich’s mit meinem Gegner nicht aufnehmen konnte, so rief ich ihm noch einmal zu:

      »Du bist ein erbärmlicher Wicht, Paul Wingfield!«

      Diese Worte würden mir vielleicht eine noch stärkere Züchtigung zugezogen haben; aber zwei Freunde Pauls, Namens Hurzer und Dorset, hielten ihn zurück. Ich ging fort.

      Ich war, wie dieser Austritt zeigt, nicht wie andere Knaben. Ich hatte immer unter Männern gelebt. Die Folge davon war, daß mein Charakter meinen Jahren weit vorausgeeilt war. Paul hatte also, ohne es zu ahnen, einen Jüngling geschlagen, als er nur einen Knaben zu schlagen glaubte. Kaum hatte ich den Schlag bekommen, so erinnerte ich mich an viele von meinem Vater und von Tom erzählte Geschichten, wo der Beleidigte mit den Waffen in der Hand Genugthuung von dem Beleidiger gefordert hatte.

      »Ja solchen Fällen,« hatte mein Vater oft gesagt, »sei man es seiner Ehre schuldig ; wer eine Ohrfeige geduldig hinnehme, ohne Genugthuung zu fordern, sei entehrt. Da es nun meinem Vater und mir nie in den Sinn gekommen war, vor mir eine Demarcationslinie zwischen Mann und Knabe zu ziehen, oder mir zu sagen, in welchem Alter dieses Ehrgefühl entstehen müsse, so dachte ich, daß ich entehrt sei, wenn ich von Paul Wingfield keine Genugthuung forderte.

      Ich ging also langsam in meinen Schlafsaal. Ich hatte meine kleinen Pistolen vor meiner Abreise in meinen Koffer gepackt, denn ich hoffte Gelegenheit zum Scheibenschießen zu haben. Ich zog meinen Koffer unter dem Bette hervor, steckte Pistolen, Pulver und Kugeln in die Taschen und ging zu Robert Peel.

      Als ich in sein Zimmer trat, las er; aber als die Thüre aufging, sah er sich um.

      »Mein Gott!« sagte er, »was ist denn geschehen, John? Du blutest ja!«

      »Paul Wingfield hat mich ins Gesicht geschlagen, antwortete ich; »Du sagtest mir, ich möge nur zu Dir kommen, wenn Jemand Streit mit mir anfinge – und da bin ich.«

      »Sei nur ruhig, John,« erwiederte Robert Peel aufstehend; »er soll’s mit mir zu thun haben.«

      »Wie, mit Dir?«

      »Allerdings; wünschest Du denn nicht, daß ich Dich räche?«

      »Nein, ich will Dich bitten mir beizustehen – ich will mich selbst rächen,« antwortete ich und legte meine kleinen Pistolen auf den Tisch.

      Peel sah mich erstaunt an.

      »Wie alt bist Du?« fragte er.

      »Bald dreizehn,« antwortete ich.

      »Wem gehören diese Pistolen?«

      »Sie gehören mir.«

      »Seit wann hast Du schießen gelernt?«

      »Seit zwei Jahren.«

      »Wer hat Dich’s gelehrt?«

      »Mein Vater.«

      »Zu welchem Zwecke?«

      »Für Fälle, wo ich mich meiner Haut wehren muß.«

      »Würdest Du die Wetterfahne treffen?« fragte Paul weiter, öffnete das Fenster und zeigte mir einen Drachenkopf, der sich in einer Entfernung von etwa fünfundzwanzig Schritten knarrend drehte.

      »Ich glaube wohl,« antwortete ich.

      »So zeige was Du kannst,« setzte Paul hinzu.

      Ich lud ein Pistol, zielte sorgfältig und schoß mitten durch den Drachenkopf.

      »Bravo!« rief Peel; »seine Hand hat nicht gezittert; er hat Muth.«

      Er nahm die Pistolen, legte sie in eine Schublade seiner Commode und steckte den Schlüssel in die Tasche.

      »Jetzt komm mit mir, John,« sagte er.

      Ich hatte ein so großes Vertrauen zu Robert, daß ich ihm ohne Zögern folgte. Er ging in den Hof. Die Schüler waren in einer Gruppe versammelt; sie hatten den Schuß gehört, und sahen sich erstaunt um. – Robert Peel ging auf Paul Wingfield zu.

      »Paul,« sagte er, »weißt Du, wo der Pistolenschuß abgefeuert worden ist?«

      »Nein,« antwortete Paul.

      »Aus meinem Fenster. Und weißt Du, wer geschossen hat?«

      »Nein.«

      »John Davys. Und sieh, er hat mitten durch die Wetterfahne geschossen.«

      Aller Augen richteten sich auf die Wetterfahne, und Jeder konnte sich überzeugen, daß Robert Peel die Wahrheit gesagt hatte.

      »Du hast John geschlagen,« setzte Robert hinzu; »er ist zu mir gekommen, weil er Genugthuung von Dir fordern will; und um mir zu beweisen, daß er im Stande ist, Dir eine Kugel durch die Brust zu jagen, that er den Probeschuß.

      Paul erblaßte.

      »Du bist stärker als John,« fuhr Robert fort; »aber John ist gewandter als Du ; Du hast einen Knaben geschlagen, der das Herz eines Mannes bat; für diesen Irrthum mußt Du büßen. Du mußt Dich entweder mit ihm schlagen, oder ihn um Verzeihung bitten.«

      »Ein Kind um Verzeihung bitten!« fuhr Paul auf.

      »Höre,« sagte Robert näher tretend. »Ich will Dir einen Ausweg vorschlagen. Wir sind ziemlich von gleichem Alter, ich führe das Rapier mit derselben Geschicklichkeit wie Du. Wir stecken Jeder einen Zirkel auf einen Stock und machen einen Gang hinter der Mauer. Du hast bis diesen Abend Bedenkzeit.«

      In