Johanna dArc die Jungfrau von Orleans. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Katharina hin, und sagte es aus der tiefsten Tiefe ihres Herzens her. Das Gebet lautete, wie folgt:

      »Ich bitte Unsern Erlöser und Unsere Liebe Frau, mir Rat und Beistand hinsichtlich dessen zu senden, was ich nach ihrem Willen tun soll, und zwar durch die Vermittlung des seligen heiligen Michael, und der seligen heiligen Katharina und der heiligen Margareth.«

      Kaum hatte Johanna diese Worte ausgesprochen, als die leuchtende Wolke herabschwebte, und sich wie gewöhnlich öffnete, und die himmlischen Abgesandten erschienen. Nur war es diesmal der Engel Gabriel, der die beiden Heiligen begleitete. Nun senkte Johanna den Kopf, und die gewöhnliche Stimme ließ sich vernehmen:

      »Woher kommt es, dass Du zweifelst und zauderst, Johanna?« sagte die Stimme. »Woher kommt es, dass Du fragst, auf welche Weise die Dinge, welche Du vollbringen sollst, geschehen werden? Du weißt den Weg nicht, der zum Könige führt, sagst Du; auch die Israeliten wussten den Weg nicht, der sie in das gelobte Land führen konnte, und dennoch brachen sie auf, und die Flammensäule führte sie.«

      »Aber,« erwiderte Johanna, durch die Sanftheit dieser Stimme ermutigt, von der sie glaubte, sie würde zürnen, »wo ist der Feind, den ich bekämpfen, und wie lautet der Auftrag, den ich vollziehen soll?«

      »Der Feind, den Du bekämpfen sollst,« antwortete die Stimme, »ist in der Gegend von Orleans, und damit Du keinen Zweifel mehr hegst, dass wir Dir die Wahrheit sagen, wisse, dass heute sein Kriegsanführer, der Graf von Salisbury, getötet wurde; der Auftrag, den Du vollziehen sollst, besteht darin, die Belagerung der guten Stadt des Herzogs von Orleans aufzuheben, der Gefangener in England ist, und Karl VII. zur Salbung nach Rheims zu führen; denn so lange er nicht gesalbt sein wird, wird er nur Dauphin sein, und nicht König.«

      »Aber ich kann nicht so allein gehen,« versetzte Johanna. An wen muss ich mich wenden, auf dass er mir Hilfe und Beistand leiste?«

      »Du hast Recht,« antwortete die Stimme; »geh also in den benachbarten Ort, Namens Vaucouleurs, der allein in der Champagne seine Treue dem Könige bewahrte, und dort verlange mit dem guten Ritter Robert von Beaudricourt zu sprechen; sag ihm beherzt, in wessen Namen Du kommst, und er wird Dir glauben. Und damit man Dich nicht zu täuschen suche, oder etwa an einen Andern weise, blick auf, und Du wirst das wahre Ebenbild dieses Ritters sehen.«

      Johanna hob den Kopf empor, und sah wirklich einen Ritter ohne Helm, ohne Schwert und ohne Sporen; sie schaute ihn einige Secunden lang an, um seine Züge ihrem Gedächtnisse wohl einzuprägen; dann verschwand nach und nach diese neue Erscheinung. Johanna kehrte sich zu dem Heiligen und den heiligen Jungfrauen um, allein sie waren wieder zum Himmel empor geschwebt.

      Von nun an zauderte Johanna nicht mehr, und bereitete sich in ihrem Herzen zum Aufbruch vor; aber den Entschluss zu ergreifen, so Eltern und Heimat zu verlassen, dies war für ein junges Mädchen so schrecklich, dass die Tage sich folgten, und Johanna kraftlos, ihre Zeit mit Weinen zubrachte. Eines Tages, da sie ganz in Tränen zerstoß, überraschte sie ihr junger Bruder Peter: sie liebte ihn sehr, und auch er liebte sie sehr. Er fragte sie, was ihr fehle. Johanna erzählte ihm Alles. Der Knabe erbot sich, mit ihr fortzugehen; dies war Alles, war er ihr bieten konnte.

      Einige Tage verflossen noch; die Nachricht von der Belagerung von Orleans, und von der großen Gefahr, in welcher die Stadt schwebte, verbreitete sich von allen Seiten, und verdoppelte die Bestürzung derjenigen, die dem Könige treu geblieben waren. Unter diesen Verhältnissen geschah's, dass der heilige Dreikönigstag kam, und zu Domremy die Ereignisse stattfanden, die wir in unserem ersten Kapitel erzählten.

      Diese Ereignisse verkündeten der Johanna, dass die Stunde ihres Ausbruchs gekommen sei; denn sie hatte den Herrn von Beaudricourt so ähnlich dem Bildnisse gesehen, dass sie nur einen Blick auf ihn zu werfen brauchte, um ihn wieder zu erkennen; sie hatte also den Entschluss gefasst, die Einsamkeit zu suchen, um einmal noch ihre Stimmen um Rat zu fragen, und wenn ihre Stimmen ihr aufzubrechen gebieten sollten, wär's auch auf der Stelle, so war sie diesmal entschlossen, ihnen zu gehorchen.

       Drittes Kapitel.

      Der Capitain von Beaudricourt

      Kaum hatte Johanna einige Schritte auf dem Wege gemacht, als die Vögel der Felder und Wälder, die durch den gefallenen Schnee seit dem vorigen Tage der Nahrung beraubt waren, um sie herum flatterten, als ob sie es gewusst hätten, dass Johanna ihnen Körnchen bringe. Das junge Mädchen erinnerte sich nun, dass dies ihre erste Absicht war, und sie säte, während sie ihres Weges ging, Getreide und Hanfsamen um sich her, wovon sie, wie Peter sagte, zu Hause Vorrat geholt hatte. So gelangte sie unter den Baum der Feen, der zu dieser Zeit seines schönen Laubwerkes beraubt war, immer noch von ihrer geflügelten Bedeckung begleitet, welche die Zweige des schönen Maibaumes bedeckte, und das Lob Gottes in einer Sprache zu singen begann, die, wenn auch den Menschen unverständlich, deshalb von, Gott nicht weniger verstanden wird.

      In diesem Momente verkündete die Dorfglocke Mittag; Johanna hatte bemerkt, dass vorzüglich wenn die Glocken geläutet wurden, die Visionen sich bei ihr einzustellen pflegten. Sie kniete sich dann nieder, wie sie es zu tun gewohnt war, sobald sie diese eherne Stimme hörte, die zu den Menschen im Namen des Herrn spricht, und richte« voll Hoffnung und Vertrauen an die Heiligen und heiligen Frauen ihre gewöhnliche Bitte. Johanna hatte nicht vergebens geglaubt und gehofft. Kaum war das Gebet zu Ende, als die Vögel, welche die Zweige des Baumes bedeckten, verstummten, die Wolke herabschwebte, und ihre himmlischen Beschützer vor ihren Augen erschienen.

      »Johanna,« sagten sie zu ihr, »Du hast Vertrauen auf Gott und uns gehabt; sei gesegnet! tu, was befohlen wurde, Kind; ziehe dahin, ohne Besorgnis, Dich zu verirren, und laß Dich durch eine erste Weigerung nicht abschrecken: der Herr und König des Himmels wird Dir die Überredung verleihen.«

      »Aber soll ich so,« fragte Johanna, »auf den Wegen ganz allein der Gefahr mich aussetzen, oder mich in Städte wagen ohne sichtbaren Schutz, und wird man mich nicht für irgend ein entlaufenes Kind, oder irgend eine Abenteurerin von schlechtem Leben halten?«

      »Der Schutz Gottes genügt dem, der an Gott glaubt, Johanna; aber weil Du einen Beschützer wünschest, so wird der Herr Dir, bevor Du wieder von Deinen Knien Dich erhoben hast, einen solchen senden. Also keinen Aufschub, keine Unschlüssigkeit mehr: auf, auf, Johanna, denn der Augenblick ist gekommen.«

      »Der Wille des Herrn geschehe!« versetzte Johanna. »Ich bin nur die Demütigste unter seinen Mägden, und werde gehorchen.«

      Kaum hatte Johanna diese Worte gesprochen, als die Wolke entschwebte, und die Vögel ihre Gesänge wieder begannen. Johanna vollendete ein innerliches Gebet, ein frommes und kindliches Gebet, worin sie ihre Eltern bat, ihr zu verzeihen, wenn sie so dieselben verließe, ohne ihnen Lebewohl zu sagen, und sie um ihren Segen zu bitten. Aber Johanna kannte ihren Vater: er war ein Mann von strengem Herzen und Geiste, und sie wusste, dass er ihr niemals erlauben würde, das Haus zu verlassen, um sich so mitten unter Kriegsleute und Schlachtfelder zu wagen.

      Johanna lag noch auf den Knien, als sie hörte, dass man ihr rief. Zu gleicher Zeit flogen alle Vögel davon, die auf den Bäumen sangen. Johanna wendete sich um, und erblickte ihren Oheim Durand Haxart. Sie begriff, dass dies der Beschützer sei, welchen ihre Stimmen ihr verhießen, und sogleich sich erhebend, ging sie gerade auf ihn zu, voll Vertrauen und Heiterkeit, obwohl die unwillkürlichen Tränen des Scheidens noch in den Wimpern ihrer langen Augenlider zitterten.

      »Du bist's, Hannchen?« sagte Meister Durand; »was machst Du denn da, mein Kind, während Dein Vater und Deine Mutter Dich überall suchen?«

      »Ach! mein Oheim,« antwortete das junge Mädchen, traurig den Kopf schüttelnd, »sie werden mir noch lange so rufen, und mich suchen, denn ich habe sie so eben, vielleicht für immer, verlassen.« .

      »Und wohin gehst Du denn, Hannchen?«

      »Ich gehe, wohin mich Gott sendet, mein Oheim, und meine Stimmen sagten mir so eben, dass ich darauf zählen könnte, Ihr würdet mich dorthin begleiten, wohin ich gehe.«

      »Höre, Hannchen,« versetzte Meister Durand, »hättest Du mir diesen Morgen einen solchen Antrag gemacht, so würde ich Dich bei dem Arme genommen, zu Deinem Vater zurückgeführt, und ihm geraten haben, Dich fortan besser zu hüten; als er es bisher tat; aber in Folge