Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Besitzer von jeher die Wohlthäter deiner Familie waren.«

      Thomas Tinguy seufzte wieder.

      »Dein Vater ist todt,« fuhr Jean Oullier fort.

      Thomas antwortete nicht, nur ein leises Wörtchen entschlüpfte seinen Lippen.

      »Todt!«

      »Ja, todt!« flüsterte der Waldhüter. »Und wer wachte an seinem Lager mit deiner Schwester Rosine, als der Alte seinen Geist aufgab? Die beiden Fräulein von Souday, Bertha und Mary. Du kennst sie ja. Und sie haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt, denn dein Vater ist an einem gefährlichen Fieber gestorben. Sie haben, zwei Engeln gleich, seine letzten Stunden versüßt, da sie sein Leben nicht verlängern konnten. Deine Schwester war ganz verlassen; wo ist sie jetzt? Im Schlosse Souday. Ach! Thomas, ich will lieber der arme Jean Oullier seyn, der vielleicht bald erschossen wird, als der, welcher ihn gebunden zum Tode führt!«

      »Schweig, Jean,« sagte Thomas Tinguy mit bebender Stimme, »wir sind noch nicht zur Stelle – wir werden sehen.«

      Während dieses leisen Gespräches zwischen dem Husaren und dem Gefangenen führte der Hohlweg, durch welchen die kleine Truppe marschirte, steil bergab zu einer Furt in der Boulogne.

      Die Nacht war sehr finster, kein Stern glänzte am Himmel. Diese Finsterniß konnte dem Gelingen des Unternehmens sehr förderlich seyn, aber auch die kleine Truppe auf den wilden unbekannten Wegen in große Gefahr bringen.

      Am Ufer des Flusses fand man die beiden Husaren der Vorhut, welche unschlüssig und besorgt warteten.

      Sie hatten wirklich Ursache, besorgt zu seyn. Denn statt eines über Kiesel rauschenden klaren Wassers, wie man es gemeiniglich an den Furten findet, sahen sie vor sich eine dunkle, träge, zwischen den Felsenufern sich fortwälzende Flut.

      Man sah sich vergebens nach allen Seiten um, der von Courtin versprochene Führer war nicht da.

      Der General rief.

      »Wer da?« antwortete eine Stimme am andern Ufer.

      »Souday!« sagte der General.

      »Dann seyd Ihr der Rechte,« rief die Stimme herüber.

      »Sind wir an der Furt der Boulogne?« fragte der General.

      »Ja,« war die Antwort.

      »Warum ist das Wasser so hoch?«

      »Es ist nach dem letzten Regen sehr gestiegen.«

      »Ist das Wasser nicht zu tief?«

      »Ich habe es noch nie so hoch gesehen, ich halte es nicht für rathsam —«

      Die Stimme des Führers schwieg plötzlich und schien sich in einen dumpfen Klageton aufzulösen.

      Dann hörte man ein Geräusch, wie wenn mehre Füße in losen Kieselsteinen umhertreten.

      »Mille tonnerres!« fluchte der General, »man ermordet unsern Führer!«

      Diese Behauptung schien durch einen Angstruf bestätigt zu werden.

      »Jeder Husar nehme einen Grenadier hinter sich aufs Pferd!« befahl der General. »Der Capitän komme zu mir. Die beiden Lieutenants bleiben hier mit der übrigen Truppe, mit dem Gefangenen und den drei Husaren, die ihn bewachen, Vorwärts!«

      In einem Augenblicke hatte jeder der siebzehn Husaren einen Grenadier hinter sich. Achtzig Grenadiere, die beiden Lieutenants, der Gefangene und drei Husaren, unter denen sich Tinguy befand, blieben am rechten Ufer der Boulogne zurück.

      Der Befehl wurde mit Gedankenschnelle vollzogen, und der General, von seinen siebzehn Husaren und eben so vielen Grenadieren gefolgt, sprengte in den Fluß.

      Zwanzig Schritte vom Ufer verloren die Pferde festen Fuß, aber sie fingen an zu schwimmen und erreichten glücklich das andere Ufer.

      Die Infanteristen sprangen sogleich von den Pferden.

      »Seht Ihr nichts?« fragte der General, dessen scharfes Auge vergebens die Finsterniß zu durchdringen suchte.

      Die Soldaten verneinten einstimmig.

      »Aber hier auf dieser Stelle hat uns der Führer geantwortet,« sagte der General, wie mit sich selbst redend. »Durchsuchet die Gebüsche, aber ohne Euch von einander zu entfernen – vielleicht findet Ihr seine Leiche.«

      Die Soldaten gehorchten; aber nach einer Viertelstunde kamen sie zurück, ohne etwas entdeckt zu haben.

      Ein Grenadier trat vor und zeigte eine baumwollene Mütze, die er an einem Dornbusche gefunden hatte.

      »Es muß die Mütze unseres Führers seyn,« sagte der General.

      »Wie so?« fragte der Capitän.

      »Weil die Leute, die ihn angegriffen, Hüte getragen haben,« antwortete der General ohne Zögern.

      Der Capitän mochte nicht mehr fragen, obgleich er die Erklärung des General‘s unerklärlich fand.

      »Es ist entsetzlich,« fuhr der General fort; »die Leute, die unsern Führer ermordet haben, folgen uns offenbar seitdem wir Montaigu verlassen haben, und zwar in der Absicht, uns den Gefangenen zu entreißen. Der Fang scheint wichtiger zu seyn, als ich anfangs geglaubt. Unsere Verfolger waren auf dem Jahrmarkte und müssen Hüte tragen, wie die Landleute, wenn sie in die Stadt gehen; unser Führer hingegen wird, nachdem ihn der Haferlieferant aus dem Bett geholt, zu der ersten besten Kopfbedeckung gegriffen haben.«

      »Und Sie glauben, Herr General, erwiderte der Capitän, »daß sich die Chouans so nahe an unsere Colonne gewagt haben?«

      »Sie haben uns seit unserm Ausmarsch aus Montaigu beständig im Auge behalten. Mordieu! man beklagt sich immer über die Unmenschlichkeit, mit welcher dieser Krieg geführt werde, und bei jeder Gelegenheit bemerkt man, daß man nie unmenschlich genug ist. O! wie habe ich mich überlisten lassen.«

      »Die Sache wird mir immer räthselhafter,« sagte der Capitän lachend.

      »Sie haben doch die Bettlerin gesehen, die uns unweit Montaigu anspracht?«

      »Ja, Herr General.«

      »Die alte Hexe hat uns diese Bande auf den Leib gehetzt. Ich wollte sie unter Escorte in die Stadt zurückschicken; ich hatte Unrecht, meinen ersten Entschluß nicht auszuführen, ich würde dem armen Teufel das Leben gerettet haben.«

      »Glauben Sie denn, daß man uns angreifen wird?«

      »Der Angriff würde schon stattgefunden haben, wenn die Bande stark genug wäre; aber es sind höchstens fünf bis sechs Mann.«

      »Soll ich die auf dem andern Ufer zurückgebliebenen Leute herüberkommen lassen, Herr General?«

      »Warten Sie. Unsere Pferde haben festen Fuß verloren, unsere Infanteristen würden ertrinken: es muß in der Nähe eine seichte Furt seyn.«

      »Glauben Sie, Herr General?«

      »Ich bin meiner Sache gewiß!«

      »Sie kennen also den Fluß.«

      »Nicht im mindesten. Man sieht wohl, Herr Capitän, daß Sie den großen Krieg nicht mitgemacht haben. Es ist doch klar, daß die Leute uns hier nicht aufgelauert hatten, als wir an das andere Ufer kamen. Denn wären sie auf dieser Seite gewesen, so hätten sie den sorglos seines Weges kommenden Führer gehört und unsere Ankunft nicht abgewartet, um sich seiner Person zu bemächtigen oder ihn zu erschlagen. Die Bande hat sich also an unseren Seiten fortgeschlichen.«

      »Es ist wirklich sehr wahrscheinlich, Herr General.«

      »Sie müssen einige Augenblicke früher als wir an den Fluß gekommen seyn. Zwischen unserer Ankunft und dem Angriff auf unsern Führer war aber eine zu kurze Pause, als daß sie einen langen Umweg hätten machen können.«

      »Warum sollten sie aber nicht an dieser Stelle den Fluß durchwatet haben?«

      »Weil die meisten Bauern nicht schwimmen können, zumal im Innern des Landes. Es muß also ganz in der Nähe eine seichte Stelle seyn. Schicken Sie vier Mann einige hundert Schritte stromaufwärts, und eben so viele stromabwärts – und geschwind! Wir sind durchnäßt und können hier