Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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vergessen, Courtin!«

      »Nein, Madame, ich vergesse mich nicht.«

      »Aber wie könnet Ihr —«

      »Ich bin freilich nur Ihr Pächter,« fuhr Courtin fort, indem er die stolze Dame durch eine Handbewegung zu beruhigen suchte, »ich muß Ihnen genaue Rechnung ablegen von der Ernte, von der Sie die Hälfte haben, und pünktlich meinen Pachtzins zahlen. Ich thue auch meine Schuldigkeit, trotz der schweren Zeiten; aber ich bin auch Staatsbürger und Maire, und auch in dieser Eigenschaft habe ich Pflichten zu erfüllen, wie weh es meinem Herzen auch thut.«

      »Was faselt Ihr da, Courtin? Und was hat mein Sohn mit euren Bürgerpflichten und mit euren Obliegenheiten als Maire zu thun?«

      »Ich will es Ihnen sagen; Madame: Ihr Herr Sohn steht mit den Feinden des Staates im Einverständniß.«

      »Ich weiß wohl,« erwiderte die Baronin, »daß der Herr Marquis von Souday sehr überspannte Ansichten hat; aber wie kann man meinen Sohn zur Verantwortung ziehen, wenn er mit einem der beiden Mädchen eine Liebschaft hat?«

      »Die Liebschaft wird ihn weiter führen, als Sie glauben, Madame. Ich weiß wohl, daß er in das Wasser, welches man um ihn zu trüben sucht, bis jetzt nur die Spitze des Schnabels taucht, aber das ist schon genug, ihn zu blenden.«

      »Erkläret Euch deutlicher und sprechet nicht mehr in Gleichnissen.«

      »So hören Sie, Madame. Nachdem der junge Herr Baron diesen Abend dem alten Chouan Tinguy auf die Gefahr hin, das Nervenfieber in’s Schloß zu bringen, die Augen zugedrückt, nachdem er die größere der beiden Wölfinnen nach Hause begleitet hatte, führte er zwei Bauern, die aber so wenig Bauern sind, wie ich ein Herr bin, in das Schloß Souday.«

      »Wer hat Euch das gesagt, Courtin?«

      »Meine beiden Augen, Madame – und ich habe gute Augen.«

      »Was meinet Ihr denn, wer die beiden Bauern waren?«

      »Die beiden Bauern?«

      »Ja.«

      »Der eine – ich möchte darauf schwören – war der Graf von Bonneville, ein Erzchouan. Er ist lange hier in der Gegend gewesen, und ich habe ihn recht gut erkannt. Der andere —«

      »Nun, weiter!«

      »Der andere ist eine noch wichtigere Person, wenn ich nicht irre.«

      »So saget doch, Courtin, wer es ist?«

      »Ich weiß, was ich weiß, Madame – und ich werde die Person gehörigen Orts nennen, wenn es seyn muß, und es wird wahrscheinlich bald seyn müssen.«

      »Gehörigen Orts?« erwiderte die Baronin, über den entschiedenen Ton des sonst so fügsamen Pächters. »Wollt Ihr denn meinen Sohn anzeigen?«

      »Allerdings, Madame,« antwortete Courtin sehr dreist.

      »Das werdet Ihr doch nicht thun, Courtin?«

      »Ich würde bereits auf dem Wege nach Montaigu seyn, Madame, ich würde vielleicht sogar schon nach Nantes laufen, wenn ich Sie nicht zuvor warnen wollte, damit Sie den jungen Herrn in Sicherheit bringen können.«

      »Aber wenn nun Michel an dieser Sache nicht betheiligt ist,« entgegnete die Baronin aufgebracht, »so werdet Ihr mich in den Augen meiner Nachbarn compromittiren, ja vielleicht meine Sicherheit gefährden.«

      »Wir vertheidigen La Logerie, Madame —«

      »Seyd Ihr von Sinnen, Courtin?«

      »Ich habe den großen Vendéekrieg gesehen, Madame. Ich war noch ganz klein, aber ich erinnere mich recht gut. Und wahrhaftig, ich möchte einen solchen Krieg nicht wieder erleben; ich möchte nicht, daß sich die beiden Parteien auf meinem Acker eine Schlacht lieferten, daß mein Getreide aufgezehrt oder verbrannt wurde. Noch weniger mochte ich, das die Nationalgüter weggenommen würden, und dies würde unfehlbar der Fall seyn, wenn die Weißen die Oberhand behielten. Von meinen Aeckern hat der vierte Theil vormals Emigranten gehört, ich habe Alles baar bezahlt. Kurz und gut, die Regierung zählt auf mich, und ich will das Vertrauen der Regierung rechtfertigen.«

      »Aber, Courtin,« entgegnete die Baronin, die schon bereit war zu Bitten ihre Zuflucht zu nehmen, »es wird gewiß nicht so arg seyn, wie Ihr glaubt —«

      »O ja wohl, Madame, die Sachen stehen sehr schlimm. Ich bin nur ein Bauer, aber ich weiß so viel davon wie ein Anderer, denn ich habe gute Ohren und höre überall aufmerksam zu. Die Landschaft Retry ist in Gährung; das Feuer braucht nur geschart zu werden, und die ganze Brühe wird überkochen.«

      »Ihr irrt Euch, Courtin.«

      »Nein, Madame, ich weiß was ich weiß. Die Edelleute sind schon dreimal zusammengekommen, einmal bei dem Marquis von Souday, einmal bei einem sogenannten Louis Renaud und einmal bei dem Grafen von Saint-Armand. In allen diesen Versammlungen riecht es stark nach Pulver. – Dabei fällt mir ein, daß bei dem Pfarrer zu Montbert zwei Zentner Pulver und einige Säcke mit Kugeln liegen. – Das Schlimmste aber ist, daß man die Herzogin von Berry erwartet – und ich glaube, man wird nicht gar lange auf sie zu warten haben.«

      »Warum denn?«

      »Weil ich glaube, daß sie schon hier ist.«

      »Mein Gott! wo denn?«

      »Im Schlosse Souday.«

      »Wie? im Schlosse Souday?«

      »Ja,« und aller Wahrscheinlichkeit nach hat sie der junge Herr Baron dahin geführt.«

      »Michel? O mein Gott! Aber Ihr werdet schweigen, nicht wahr, Courtin? Ich will es, ich befehle es Euch. Aber die Regierung hat bereits Vorkehrungen getroffen, und wenn sie es wagen sollte in die Vendée zu kommen, so würde sie schon unterwegs verhaftet werden.«

      »Aber wenn sie schon da ist, Madame?«

      »Dann habt Ihr um so mehr Ursache zu schweigen.«

      »Das sagen Sie wohl, Madame. Und ich soll mir die Ehre und den Nutzen eines solchen Fanges entgehen lassen? Der Fang würde ohnedies von einem Andern gemacht werden, wenn ich die Gelegenheit nicht benütze – und bis dahin wird das ganze Land in Aufruhr kommen! – Nein, Madame, das geht nicht an.«

      »Aber was ist zu thun? Mein Gott! was soll ich anfangen?«

      »Hören Sie, Madame,« erwiderte Courtin, »ich will es Ihnen sagen.«

      »Reden Sie, Courtin.«

      »Ich will meiner Bürgerpflicht genügen, aber zugleich Ihr getreuer Diener bleiben; denn ich hoffe, daß man mir zum Dank für den Dienst, den ich Ihnen erweisen will, meinen Meierhof zu annehmbaren Bedingungen lassen wird. Ich will also den Namen des jungen Herrn nicht nennen; Sie müssen nur Sorge tragen, daß er künftig nicht wieder in ein ähnliches Wespennest geräth. Er steckt freilich schon darin, aber für dieses Mal ist es noch Zeit, ihn herauszuziehen.«

      »Seyd nur ruhig, Courtin.«

      »Aber es wäre doch gerathen, Madame —«

      »Was meinet Ihr, Courtin?«

      »Ich will mich nicht erkühnen, der Frau Baronin einen Rath zu geben —«

      »Redet nur, Courtin; was meinet Ihr?«

      »Ich meine, Sie müßten ihn durch irgend ein Mittel, durch Bitten oder Drohungen bewegen La Logerie zu verlassen und nach Paris zu reisen.«

      »Ja, Courtin, Ihr habt Recht.«

      »Aber er wird nicht wollen – «

      »Wenn ich’s beschlossen habe; muß er wollen.«

      »Er ist in zwölf Monaten einundzwanzig, und folglich volljährig.«

      »Und ich sage Euch, Courtin, daß er abreisen wird. – Was gibt’s?« fragte die Baronin, als sie bemerkte, daß Courtin lauschte.

      »Ich glaubte draußen im Gange Fußtritte zu hören.«

      »Sehet nach.«

      Courtin nahm das Licht und eilte auf den Gang hinaus.

      »Es ist Niemand da,« sagte er zurückkommend,