Am Abend des 19. erhielt de Moustier wirklich folgenden Befehl:
»Herr de Moustier hat sich morgen Abends um neun Uhr mit seinen Begleitern im Schloßhofe einzufinden; dort wird man Ihnen sagen, was Sie zu thun haben.«
Es mußte noch ein Reisepaß besorgt werden. Dies war keineswegs leicht. Man konnte damals wegen der häufigen Auswanderungen nicht ohne Paß reisen. Herr von Fersen wußte Rath. Die Baronin von Korff wollte mit ihren beiden Kindern, mit einem Kammerdiener und zwei Zofen Paris verlassen. Dies wollte man benützen, die Königin sollte sich für die Baronin von Korff, Madame Royale und der Dauphin für die beiden Kinder derselben ausgeben; der König sollte die Rolle des Kammerdieners übernehmen, und die Hofdamen Berrier und Neuville würden als Kammerfrauen die Reise mitmachen.
Unter dieser Reisegesellschaft befanden sich freilich weder Madame Elisabeth noch d’Agoult, den der Graf von Bouillé so dringend als Begleiter empfohlen hatte; aber man mußte doch auch dem Zufall etwas überlassen.
Um der Baronin von Korff einen andern Paß zu verschaffen, gab Herr von Fersen vor, der erste sey nebst andern Papieren aus Versehen ins Feuer geworfen worden. Der zweite Paß wurde sogleich ausgefertigt. Aber um die Sache nicht zu verwickeln, sollte die Baronin erst nach der Ankunft der königlichen Familie in Montmédy ihre Reise antreten.
Am Morgen des 20. stellte de Moustier seine beiden Cameraden dem Könige vor. Sie erhielten nun ihre Befehle. Malden sollte Jean, de Moustier Melchior, Valory François heißen.
Der König, welcher immer unschlüssig war, wollte die Abreise bis in die Nacht vom 21. zum 22. verschieben. Aber der Herzog von Choiseul hatte gemessene Befehle erhalten, und er hatte erklärt, er werde alle Truppen, die auf der Landstraße aufgestellt waren, am 21. um vier Uhr Früh nach Dun, Stenay und Montmédy zurückführen, wenn der König nicht am 20. um Mitternacht abreise.
So lauteten die gemessenen Befehle des Grafen von Bouillé. Der Herzog von Choiseul erwartete in seiner Wohnung die Befehle vom Hofe. Am 20. um neun Uhr Abends hatte er noch keine Nachricht erhalten, und er sollte zwölf Stunden vor dem Könige abreisen. Er begann schon zu verzweifeln, da wurde ihm von dem einzigen Diener, den er bei sich hatte, gemeldet, ein Mann verlange ihn im Namen der Königin zu sprechen.
Er ließ den Mann sogleich kommen. Der Bote war in einen großen Mantel gehüllt und hatte den Hut tief ins Gesicht gedrückt.
Ungeachtet dieser Vorsicht erkannte Choiseul auf den ersten Blick den Friseur der Königin, den berühmten Léonard, welcher seine Memoiren geschrieben hat.
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