Der Geflügelschütze. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
gebe noch ein anderes Mittel, Alles auszugleichen.

      Nämlich, sich schriftlich bei dem Herrn Baron Hector de Ravennes zu entschuldigen und Alles dem Zustande der Trunkenheit zuzuschreiben, in welchem sich Monsieur Alain Montplet in dem Augenblicke befunden, als die Beleidigung vorgegangen.

      Aber bei diesen Worten, welche Einer von den Zeugen des Monsieur Hector de Ravennes geäußert, stand Alain Montplet mit einer Würde auf, deren man ihn für unfähig gehalten, und kündigte den Zeugen seines Gegners an, daß er den Degen annehme und daß er sich am folgenden Morgen zu der bezeichneten Stunde mit zwei Freunden in der Allee-de-la-Muette einfinden wolle.

      Die beiden jungen Leute, die begonnen hatten, Alain Montplet mit einer Unwissenheit auszuspotten, fanden hinter dieser Unwissenheit den Muth und entfernten sich, unseren Helden mit jener respectvollen Höflichkeit begrüßend, welche immer die kräftigen Naturen einflößen.

      Alain Montplet erwartete seinerseits gerade zwei Freunde zum Frühstücke.

      Diese beiden Freunde kamen zu der verabredeten Stunde.

      Der Wirth erzählte ihnen die Geschichte.

      Es waren ziemlich gemeine Leute, wie alle Freunde, die unser Landmann sich in Paris erworben hatte; aber es waren Leute, die am Ende mit dergleichen Angelegenheiten bekannt waren und die ihrem Zöglinge die Versicherung gaben, – Alain Montplet hatte sie nämlich gebeten, ihm als Secundanten zu dienen – daß die Secundanten seines Gegners ihm Nichts gesagt hätten, was nicht die vollständige Wahrheit wäre.

      Es handelte sich darum zu erfahren, was man mit Alain Montplet anfangen solle, wenn er den Degen in der Hand habe.

      Es gibt in Paris einen Fechtmeister, welcher einen Ruf wegen einer sogenannten Vertheidigungslectionen hat, und der mit dieser Art von Lectionen einigen zwanzig Ungeschickten oder Unwissenden das Leben gerettet.

      Dieser Fechtmeister ist Grisier.

      Nach dem Frühstücke begab man sich in die Vorstadt Montmartre Nr. 4.

      Dort ertheilte der berühmte Professor seine Lectionen.

      Einer von den beiden Secundanten Montplet’s war ein Schüler Grisier’s.

      Er erklärte dem Lehrer die Sache.

      »Ah! ah!« sagte Dieser, »und Dies ist unser junger Mann ?«

      »Da bin ich,« sagte Montplet.

      »Und Sie haben nie ein Fechtrapier in der Hand gehalten?«

      »Niemals!«

      »Haben Sie Furcht?«

      »Vor was?«

      »Verwundet zu werden?«

      »Ich?« sagte Montplet, indem er mit den Fingern ein Schnippchen schlug; »daran liegt mir Nichts.«

      Wir sind nicht ganz gewiß, ob er gerade so sagte, Der Professor war gewohnt, so viele junge Leute im Begriff zu sehen, sich zu schlagen, daß er psychologische Studien über die verschiedenen Temperamente hätte anstellen können.

      Er erkannte, wie es der junge Landmann in der That sagte, daß die Gefahr, welche sie auch sein mochte, keinen großen Einfluß auf diese wilde Organisation hatte.

      »Sie wünschen,« sagte der Professor, »daß ich Sie in den Stand setze, nicht getödtet zu werden, oder mit einer Schramme davonzukommen?«

      »Was die Schramme betrifft,« antwortete Alain, »so zweifle ich, daß es möglich ist, da ich mich auf das Stockfechten verstehe.«

      Grisier schüttelte den Kopf.

      »Eine schlechte Gewohnheit,« sagte er; »im Allgemeinen berühren die gebildeten Leute einander nur mit dem Degen.«

      »Ja, ich weiß Das seit gestern. Aber ich bin kein gebildeter Mann; ich bin ein einfacher Bauer.«

      »Teufel! nun, was wollen Sie? Man sagt mir, daß Sie sich mit Monsieur Hector de Ravennes schlagen wollen; es ist ein bekannter Fechter von vorzüglicher Geschicklichkeit. Sie denken doch nicht, daß ich Sie von heute bis morgen in den Stand setzen kann, ihn zu tödten, ihn zu verwunden oder zu entwaffnen?«

      »Ich will Nichts weiter, als daß ich mich unter den Waffen nicht lächerlich mache. Stellen Sie mich sogleich in die Parade, Das ist es, was ich von Ihnen verlange.«

      »Sie wissen, daß Das, was Sie von mir verlangen, gerade das Mittel ist, sich tödten zu lassen?«

      »Wie denn Das?«

      »Da Monsieur Hector de Ravennes Ihre Unerfahrenheit im Fechten an Ihrer ungeschickten Parade erkennen muß, so wird er keinen Mord begehen wollen, indem er Sie tödtet. Er wird sich begnügen, Sie zu verwunden oder Sie zu entwaffnen.«

      »Ei! zum Henker! Das ist es gerade, was ich nicht will. Er tödte mich, aber er soll nicht meiner spotten. Zeigen Sie mir, wie ich mich in die Parade zu stellen habe, und beschäftigen Sie sich nur damit. Ich will meinen Degen nicht wie eine Wachskerze oder einen Besenstiel in der Hand halten; das Uebrige ist die Sache des Wundarztes, wenn er mich verwundet, und des Todtengräbers, wenn er mich tödtet.«

      »Es wäre Schade, wenn er Sie tödtete,« entgegnete Grisier; »denn Sie haben mir das Ansehen eines wackeren Burschen! – Nun, so nehmen Sie ein Rapier, und lassen Sie uns Das einüben.«

      Nach einer Viertelstunde war Alain Montplets Auslage so gut, als hätte er seit zehn Jahren den Fechtboden besucht.«

      Als er Dies erlangt hatte, ging der Professor zu der Vertheidigung über.

      Sie bestand darin, einem Gegner in den Stoß zu fallen und zweimal mit dem Fuße zu stampfen, parierend zurückzuweichen und Gegenstöße zu thun.

      Vermöge seiner eisernen Muskeln konnte Alain Montplet eine Lection von zwei oder drei Stunden nehmen.

      »Befolgen Sie die Instructionen, die ich Ihnen ertheile,« sagte Grisier, »und Sie werden mit zwei oder drei Schrammen davonkommen.«

      Dann wendete er sich zu den Secundanten und sagte:

      »Meine Herren, es wird an Ihnen sein, dem Zweikampfe ein Ende zu machen, wenn Sie denken, daß er auf ehrenvolle Weise beendet werden kann.«

      Alain bot dem Professor eine Börse an.

      »Diese Lection, mein Herr,« sagte der Fechtmeister, »gebe ich unentgeltlich, oder wenigstens lasse ich sie erst nach der Rückkehr von dem Terrain zahlen.«

      Alain faßte die Hand des Professors und drückte sie ihm so, daß er sie fast zerbrochen hätte.

      »Ein hübscher Händedruck,« sagte Dieser; »wie Schade, daß Sie bei einer so starken Faust sich nicht schon mit zehn oder zwölf Jahren der Fechtkunst gewidmet haben.«

      Alain Montplet kaufte, als er von Grisier kam, ein Paar Degen bei Derisme.

      Derisme, selber ein vortrefflicher Fechter, hatte diesen Waffen, welche gewöhnlich Colichemardes genannt werden, eine angemessene Biegung und ein schützendes Stichblatt gegeben.

      Daraus, daß ein Mann solche Waffen besaß, konnte man schließen, daß er sich ihrer zu bedienen verstehe.

      Als Alain Montplet nach Hause kam, stellte er sich vor seinem Spiegel in Parade und war sehr zufrieden mit sich selber.

      Am folgenden Morgen um acht Uhr war er auf und erwartete seine beiden Secundanten.

      Sie kamen in einem Miethwagen.

      Sie hatten einen jungen Eleven der Chirurgie, der ihr Freund war, bei sich.

      Um drei Viertel auf Neun fuhren Montplet, seine beiden Secundanten und der Wundarzt in die Allee-de-la-Muette ein.

      Das Zusammentreffen war erst auf neun Uhr bestimmt, wie wir es gesagt haben.

      Fünf Minuten vor neun Uhr zeigte sich ein Wagen am Ende der Allee.

      Er kam rasch näher.

      Drei junge Männer stiegen aus.

      Die drei jungen Männer waren Monsieur Hector de Ravennes und die beiden Secundanten, welche am Tage zuvor in seinem Namen zu Alain Montplet gekommen waren.

      Die