Der Frauenkrieg. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
Blick auf diesen Tisch, an dem ich Euch Platz zu nehmen bitte. Ist er nicht ein wahrer Künstler, ein Mensch, den ich meinem Freunde, dem Herzog von Epernon empfehlen will, dieser Wirth zum Goldenen Kalbe? Hört die Einzelheiten meines Mahles und urtheilt selbst, mein lieber Richon, Ihr, der Ihr ein Kenner seid. Kraftsuppe, Hors-d’oevore von marinierten Austern, Sardellen und kleinem Geflügel, Kapaun mit Oliven, nebst einer Flasche Medoc, von der hier der Leichnam steht, ein junges Feldhuhn mit Trüffeln, Erbsen in Caramel, eine Gelèe von Vogelkirschen mit der hier liegenden Flasche Chambertin angefeuchtet; sodann dieses Dessert und diese Flasche Collioure, welche sich zu vertheidigen sucht, aber das Schicksal der andern theilen wird, besonders wenn wir zu zwei Krieg gegen dieselbe führen. Ich bin bei Gott! sehr guter Laune, und Biscarros ist ein großer Meister. Seht Euch hierher, Richon, Ihr habt zu Nacht gespeist, ich habe auch gespeist; doch gleichviel, wir fangen wieder von vorne an.«

      »Ich danke, Baron,« sprach Richon lachend, »ich habe keinen Hunger mehr.«

      »Streng genommen, will ich das zugeben, man kann keinen Hunger mehr haben, hat aber stets Durst. Kostet einmal diesen Collioure.«

      Richon reichte ihm sein Glas.«

      »Ihr habt also,« fuhr Canolles fort, »mit Eurem kleinen einfältigen Vicomte zu Nacht gespeist? Ah! ich bitte um Vergebung, Richon, Nein, ich täusche mich, es ist im Gegentheil ein reizender Junge, dem ich das Vergnügen schulde, das Leben von seiner schönen Seite zu kosten, statt die Seele durch drei bis vier Löcher hinzugeben, die der brave Herzog von Epernon meiner Haut beizubringen gedachte. Ich bin also diesem jungen Vicomte, diesem bezaubernden Ganymed zu Dank verpflichtet. Ah, Richon, Ihr habt ganz das Aussehen, als wäret Ihr das, was man den Euch sagt, das heißt, der wahre Diener von Herrn von Condé«

      »Stille, Baron!« rief Richon; »habt keine solche Gedanken, Ihr macht mich vor Lachen sterben.«

      »Von Lachen sterben! Geht doch, nein, mein Lieber.

      Igne tantum perituri

      Quia estis . . .

      Landeriri.

      Ihr kennt doch den Klagegesang, nicht wahr? Es ist ein Weihnachtslied von Eurem Patron, verfaßt auf den germanischen Fluß Ryenus als er eines Tags einen seiner Gefährten beruhigte, der durch das Wasser sterben zu müssen bange hatte. Teufel von einem Richon! Ich habe einen Abscheu vor Eurem kleinen Edelmanne, der sich auf diese Art um den nächsten besten vorüberziehenden Cavalier bekümmert.«

      Und Canolles warf sich in seinem Stuhle lachend und seinen Schnurrbart mit einem solchen Anfalle von Heiterkeit kräuselnd zurück, daß Richon nothwendig daran Theil nehmen mußte.

      »Also ernsthaft, mein lieber Richon,« sagte Canolles, »nicht wahr, Ihr conspirirt?«

      Richon fuhr zu lachen fort, aber auf eine minder offenherzige Weise.

      »Wißt Ihr, daß ich große Lust hatte, Euch und Euren kleinen Edelmann verhaften zu lassen? Bei Gott, das wäre lustig und besondere ganz leicht gewesen. Ich hatte die Stockträger meines Gevatters Epernon bei der Hand. Ah! Richon in der Wachtstube und der kleine Edelmann ebenfalls!«

      In diesem Augenblick hörte man den Galopp von zwei sich entfernenden Pferden.

      »Oho!« sprach Canolles horchend. »Was ist das, Richon, wißt Ihr es?«

      »Ich glaube es zu vermuthen.«

      »So sprecht.«

      »Der kleine Edelmann reist ab.«

      »Ohne von mir Abschied zu nehmen?« rief Canolles. »Das ist offenbar ein armseliger Wicht.«

      »Nein, mein lieber Baron, es ist ein Mensch, der Eile hat, und nichts Anderes.«

      Canolles faltete die Stirne und erwiederte:

      »Was für sonderbare Manieren! Wo ist dieser Junge erzogen worden? Richon, mein Freund, ich sage Euch, daß er Unrecht thut. Unter Edelleuten benimmt man sich nicht so. Bei Gott, ich glaube, wenn ich ihn hier hätte, ich würde ihm die Ohren reiben. Der Teufel hole seinen guten Tropfen von einem Vater, der ihm aus Knickerei ohne Zweifel keinen Lehrer gegeben hat.«

      »Ärgert Euch nicht, Baron,« sprach Richon lachend, »der Vicomte ist nicht so schlecht erzogen, als Ihr wohl glauben möget, denn er hat mich bei seinem Abgange beauftragt, Euch sein Bedauern auszudrücken, und mir anempfohlen, Euch tausend schmeichelhafte Dinge zu sagen.«

      »Gut, gut,« erwiederte Canolles, »Weihwasser von Hof, das aus einer großen Unverschämtheit eine kleine Unhöflichkeit macht, weiter nichts. Beim Henker, ich bin in einer sehr wilden Laune. Sucht Streit mit mir, Richon! Ihr wollt nicht? Wartet. Gottes Tod, Richon, ich finde Euch sehr häßlich.«

      Richon fing an zu lachen und versetzte:

      »Mit dieser Laune, Baron, wäret Ihr, wenn Ihr spieltet im Stande, mir hundert Pistolen abzugewinnen. Das Spiel begünstigt, wie Ihr wißt, großen Ärger.«

      Richon kannte Canolles und wußte, was er that, wenn er der schlimmen Laune des Barons einen solchen Abfluß öffnete.

      »Ah, bei Gott, das Spiel!« rief er, »ja, das Spiel, Ihr habt Recht! Mein Freund, das ist ein Wort, welches mich mit Euch aussöhnt, Richon, ich finde Euch sehr angenehm. Ihr seid schön, wie Adonis, und ich verzeihe Herrn von Cambes. Castorin, Karten!

      Castorin lief von Biscarros begleitet herbei. Beide richteten einen Tisch zu, und die zwei Gefährten fingen an zu spielen. Castorin, dem es seit zehn Jahren von einer Martingale träumte, und Biscarros, der das Geld mit gierigem Auge betrachtete, blieben auf jeder Seite des Tisches stehen, um zuzuschauen. In weniger als einer Stunde gewann Richon, trotz dessen, was er prophezeit hatte, seinem Gegner achtzig Pistolen ab. Canolles, welcher kein Geld mehr bei sich hatte, befahl nun Castorin ans seinem Mantelsacke zu holen.

      »Unnöthig,« sprach Richon, dem dieser Befehl nicht entgangen war; »ich habe keine Zeit, um Euch Revanche zu geben.«

      »Wie! Ihr habt keine Zeit?« sagte Canolles.

      »Nein, es ist elf Uhr, und um Mitternacht muß ich auf meinem Posten sein.«

      »Geht doch, Ihr scherzt wohl.«

      »Mein Herr Baron,« erwiederte Richon mit ernstem Tone, »Ihr seid Militär und kennt folglich die Strenge des Dienstes.«

      »Warum seid Ihr dann nicht abgegangen, ehe Ihr mir das Geld abgewonnen hattet?« sprach Canolles, halb lachend, halb mürrisch.

      »Macht Ihr es mir vielleicht zum Vorwurfe, daß ich Euch einen Besuch abstattete?« fragte Richon.

      »Gott behüte! Ich habe nur nicht die geringste Lust zu schlafen und werde mich hier furchtbar langweilen. Wenn ich Euch den Vorschlag machte, Euch zu begleiten, Richon?«

      »So würde ich diese Ehre zurückweisen, Baron. Angelegenheiten, wie die, mit welcher ich beauftragt bin, werden ohne Zeugen abgemacht.«

      »Ganz gut; in welcher Richtung geht Ihr?«

      »Ich bitte Euch, mich dies nicht zu fragen.«

      »In welcher Richtung ist der Vicomte gereist?«

      »Ich muß Euch hierauf antworten, daß ich es nicht weiß.«

      Canolles schaute Richon an, um sich zu versichern, ob kein Hohn in dieser unhöflichen Antwort läge; aber das gutmüthige Auge und das offenherzige Lächeln des Gouverneur von Vayres entwaffneten, wenn nicht seine Ungeduld, doch wenigstens seine Neugierde.

      »Ihr seid diesen Abend ganz aus Geheimnissen zusammengesetzt, mein lieber Richon; doch Ihr habt vollkommene Freiheit. Ich hätte mich vor drei Stunden, wenn man mir gefolgt wäre, auch bedeutend geärgert, obgleich der Folgende nicht minder enttäuscht worden wäre, als ich. Also noch ein Glas Collioures Wein und glückliche Reise.«

      Hiernach füllte Canolles die Gläser, und Richon entfernte sich, nachdem er auf die Gesundheit des Barons getrunken hatte, ohne das es diesem nur in den Kopf kam, er wolle zu erfahren suchen, auf welchem Weg er sich entfernte. Aber allein mitten unter halb abgebrannten-Kerzen, leeren-Flaschen und zerstreuten Karten fühlte sich der Baron in eine von jenen traurigen Stimmungen versetzt, die man nur versteht, wenn man sie selbst erlebt hat; denn seine Heiterkeit