Der Frauenkrieg. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
glaube es wohl, man trifft nicht jeden Tag Edelleute Eurer Art.«

      »Er scheint mir ein lustiger Cavalier zu sein,« sprach der Vicomte nach kurzem Stillschweigen.

      »Lustig und gut; ein reizender Geist und ein großes Herz. Der Gascogner ist, wie Ihr wißt, nie mittelmäßig: entweder ist er vortrefflich oder er taugt nichts. Dieser ist von gutem Gehalt. In der Liebe wie im Kriege ist er zugleich ein Petit-maitre und ein braver Kapitän; es thut mir leid, daß er gegen uns hält. Ihr hättet in der That, da der Zufall Euch in Verbindung mit ihm brachte, diesen Umstand benutzen sollen, um ihn für unsere Sache zu gewinnen.«

      Eine flüchtige Röthe zog wie ein Meteor über die bleichen Wangen des Vicomte hin.

      »Euer Freund kam mir unbedeutend vor,« sagte der Vicomte.

      »Ei, mein Gott,« erwiederte Richon mit der schwermüthigen Philosophie, die man zuweilen bei Männern von kräftigem Schlage trifft, »sind wir denn so ernsthaft und vernünftig, wir, die wir in unseren unklugen Händen die Fackel des Bürgerkrieges halten, wie wir es mit einer Kirchenkerze thun würden? Ist der Herr Coadjutor, welcher Paris mit einem Worte beschwichtigt oder in Aufruhr bringt – ein sehr ernster Mann? Ist Herr von Beaufort, der einen so großen Einfluß in der Hauptstadt ausübt, das man ihn den König der Hallen nennt, ein sehr ernster Mann? Ist Frau von Chevreuse, welche nach Belieben Minister macht und absetzt, eine sehr ernste Frau? Ist Frau den Longueville, welche drei Monate im Stadthause gethront hat, sehr ernst? Ist endlich die Frau Prinzessin von Condé, welche sich gestern noch mit Kleidern, Juwelen und Diamanten beschäftigte, eine sehr ernste Frau? Ist der Herr Herzog von Enghien ein sehr ernster Parteiführer, er, der noch unter den Händen von Frauen mit Puppen spielt, und vielleicht seine erste Hose anzieht, um ganz Frankreich umzuwälzen? Ich selbst, wenn man mir erlaubt, meinen Namen nach so vielen erhabenen Namen anzuführen, bin ich eine so ernste Person, ich, der Sohn eines Müllers aus Angoulême, ich, ein ehemaliger Diener des Herrn von Larochefoucault, ich, dem eines Tages mein Herr statt einer Bürste oder eines Mantels ein Schwert gegeben hat, das ich, mich zum Kriegsmanne improvisierend, muthig an meine Seite schnallte? Und dennoch ist der Sohn des Müllers von Angoulême, der ehemalige Kammerdiener von Herrn den Larochefoucault, Kapitän geworden. Er bringt eine Compagnie auf die Beine, welche vier bis fünfhundert Mann vereinigt, mit deren Leben er spielt, als hätte ihm Gott das Recht dazu gegeben. Er steht auf der Leiter zur Größe, wird Oberster, Gouverneur, und wer weiß was sonst noch werden. Es geschieht vielleicht, daß er zehn Minuten lang, eine Stunde, sogar einen Tag das Geschick des Königreichs in seinen Händen hält. Ihr seht, das hat große Aehnlichkeit mit einem Traume, und doch werde ich es für eine Wirklichkeit halten, bis zu dem Tage wo irgend eine mächtige Katastrophe mich erweckt . . .«

      »Und an diesem Tage,« versetzte der Vicomte, »wehe allen Denen, welche Euch erwecken, Richon, denn Ihr werdet ein Held sein . . .«

      »Ein Held oder ein Verräther, je nachdem wir die Stärkeren oder die Schwächeren sind. Unter dem vorigen Cardinal hätte ich die Augen zweimal aufgemacht, denn der Einsatz beim Spiele wäre mein Kopf gewesen.«

      »Stille, Richon, sucht mich nicht glauben zu machen, Betrachtungen dieser Art halten einen Mann wie Euch zurück, Euch, den man als einen der bravsten, Soldaten des Heeres anführt.«

      »Ei, allerdings,« entgegnete Richon, mit einer unübersetzbaren Bewegung der Schultern, »ich war brav als König Ludwig XIII. mit seinem bleichen Gesichte, seinem blauen Ordensbande und seinem wie ein Karfunkel glänzenden Auge, an seinem Schnurrbarte kauend, mit schriller Stimme uns zurief: »»Der König sieht Euch, vorwärts; meine Herren!«« Aber wenn ich nicht, mehr hinter mir, sondern mir gegenüber auf der Brust des Sohnes dasselbe blaue Band, das ich noch auf, der Brust des Vaters sehe, wiederfinden und meinen Soldaten zurufen sollt: Feuer auf den König von Frankreich!«« an diesem Tag,« fuhr Richon den Kopf schüttelnd fort, »an diesem Tag, Vicomte, fürchte ich bange zu haben und schief zu schießen . . .«

      »Was ist Euch denn heute Unangenehmes widerfahren, das Ihr die Dinge in so schlimmem Lichte betrachtet, mein lieber Richon?« fragte der junge Mann. »Der Bürgerkrieg, ich weiß wohl, ist, eine traurige Sache, zuweilen aber sehr nöthig.«

      »Ja, wie die Pest, wie das gelbe Fieber,wie das schwarze Fieber, wie das Fieber aller Farben. Glaubt Ihr z.B., Herr Vicomte, es sei sehr nothwendig, das ich, der ich diesen Abend mit so großem Vergnügen dem Baron Canolles die Hand gedrückt habe, ihm morgen den Degen in den Leib renne, weil ich der Frau Prinzessin diene, die meiner spottet, und er Herrn von Mazarin, der seiner spottet, und dennoch wird es so sein.«

      Der Vicomte machte eine Bewegung des Abscheus.

      »Wenigstens, wenn ich mich nicht täusche,« fuhr Richon fort, »und er mir nicht auf irgend eine Weise die Brust durchbohrt. Ah, Ihr begreift den Krieg nicht, Ihr Andern, Ihr seht nur ein Meer von Intriguen und stürzt Euch darein als in Euer natürliches Element. Ich sagte es einst Seiner Hoheit und man gab mir Recht, Ihr lebt in einer Sphäre, von der aus das Artilleriefeuer, das uns tödtet; Euch nur wie ein einfaches Feuerwerk erscheint.«

      »In der That, Richon,« Ihr macht mir bange,« sagte der Vicomte, »und wenn ich nicht überzeugt wäre, das ich Euch zu meinem Schutze hätte, würde ich es nicht wagen, mich auf den Marsch zu begeben. Aber unter Eurem Geleite,« fügte der junge Mann, dem Parteigänger seine kleine Hand reichend, bei, »fürchte ich nichts.«

      »Unter meinem Geleite,« sagte Richon, »ah! ja, Ihr erinnert mich daran. Ihr müßt meines Geleites entbehren, Herr Vicomte, und die Partie ist abgebrochen.«

      »Sollt Ihr denn nicht mit mir nach Chantilly zurückkehren?«

      »Das heißt, ich sollte in einem Fall zurückkehren, wenn ich hier nicht nothwendig wäre. Aber meine Wichtigkeit hat, wie ich Euch sagte, so sehr zugenommen, daß ich bestimmten Befehl von der Frau Prinzessin erhielt, die Gegend des Fort, auf welches man eine bestimmte Absicht zu haben scheint, nicht zu verlassen.«

      Der Vicomte stieß einen Ausruf des Schreckens aus.

      »So reisen ohne Euch!« rief er, »reisen mit dem würdigen Pompée der noch tausendmal mehr Hasenfuß ist, als ich, die Hälfte von Frankreich allein oder beinahe allein durchziehen! Oh! nein, ich reise nicht, das schwöre ich Euch, ich würde vor Angst sterben, ehe ich ankäme.«

      »Oh, Herr Vicomte,« versetzte Richon in ein schallendes Gelächter ausbrechend, »Ihr denkt also nicht mehr an den Degen, der an Eurer Seite hängt?«

      »Lacht immerhin, ich reise nicht. Die Frau Prinzessin hat mir versprochen, Ihr würdet mich geleiten, und nur unter dieser Bedingung machte ich mich anheischig.«

      »Wie Ihr wollt, Vicomte,« versetzte Richon mit geheucheltem Ernste. Jedenfalls zählt man auf Euch in Chantilly, und nehmt Euch in Acht, die Prinzen verlieren leicht die Geduld, besonders wenn sie Geld erwarten.«

      »Und zu allem Unglück,« sagte der Vicomte, »soll ich noch in der Nacht abreisen.«

      »Desto besser,« sprach Richon lachend, »man wird nicht sehen, daß Ihr bange habt, und Ihr findet am Ende noch Feigherzigere, als Ihr seid, und schlagt sie in die Flucht.«

      »Ihr glaubt?« sagte der Vicomte, trotz dieser Verheißung nur schlecht beruhigt.

      »Ueberdies gibt es ein Mittel, Alles auszugleichen,« sagte Richon. »Ihr habt wegen des Geldes Furcht, nicht wahr? Gut, so laßt es mir, und ich schicke es durch drei bis vier sichere Männer ab. Alles wohl beachtet, ist es übrigens doch das sicherste Mittel, das Geld an Ort und Stelle gelangen zu lassen, wenn Ihr es selbst dahin bringt.«

      »Ihr habt Recht, ich reise, Richon, und da man, völlig wacker sein muß, so behalte ich das Geld. Ich glaube, daß Ihre Hoheit nach dem, was Ihr sagt, noch mehr des Geldes bedarf, als meiner. Käme ich ohne Geld, so würde mir vielleicht nicht der beste Empfang zu Theil.

      »Ich sagte Euch schon von Anfang, Ihr hättet das Aussehen eines Helden. Auch gibt es überall Soldaten des Königs, und wir sind noch nicht im Kriege begriffen. Traut indessen nicht zu viel und befehlt Pompée seine Pistolen zu laden.«

      »Ihr sagt mir das, um mich zu beruhigen?«

      »Allerdings, wer die Gefahr kennt, läßt