Namenlos. Уилки Коллинз. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уилки Коллинз
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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gemacht für die Alltäglichkeit eines Frauenlebens. Ich kann nicht sagen, daß ich den letzten Grund des Guten oder des Bösen in ihr sehe. Ich mache Sie nur darauf aufmerksam, ihre Zukunft wird keine gewöhnliche sein.

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      Eine Stunde später verließ Mr. Pendril das Haus, und mit der Nachtpost schickte Miss Garth einen Brief an ihre Schwester in London.

      Anmerkung. Seite 116 erwähnt Miss Garth einer Stelle bei Shakespeare, welche von den Liebeshindernissen spreche. Wir finden diese Stelle im »Sommernachtstraum«, Act l. Scene 1, wo sie Lysander im Zwiegespräch mit Hermia in den Mund gelegt ist:

The course of true love never did run smoothDer Weg getreuer Lieb’ war nimmer glatt

      Worauf dann in anmuthiger Wechselrede von Beiden eine ganze Reihe dorniger Hindernisse angeführt wird. W.

      Zweites Buch

      Zwischenscene

       I

      Nora Vanstone an Mr. Pendril

Kensington, Westmoreland-House,den 14. August 1846.Mein lieber Mr. Pendril!

      Das Datum dieses Briefes wird Ihnen zeigen, daß die letzte der vielen harten Prüfungen überstanden ist. Wir haben Combe-Raven verlassen, wir haben dem Vaterhause Lebewohl gesagt.

      Ich habe ernstlich überdacht, was Sie! mir am Mittwoch vor Ihrer Rückkehr gesagt haben. Ich stimme ganz damit überein, daß Miss Garth allerdings weit mehr erschüttert ist durch alles Das, was sie um unsertwillen durchgemacht hat, als sie selbst zugestehen will, und daß es für die Zukunft meine Pflicht ist, ihr alle Sorge zu ersparen, soviel ich nur kann, in Betreff meiner Schwester und meiner selbst. Es ist nur sehr wenig, was ich für unsere theuerste Freundin, unsere zweite Mutter, thun kann. Aber so wenig es ist, ich will es von Herzen gern thun.

      Aber verzeihen Sie mir, wenn ich in Hinsicht auf Magdalenen Ihnen sagen muß, daß ich von Ihrer Meinung über dieselbe so weit entfernt bin, als je. Ich bin in unserer hilflosen Lage von der Wichtigkeit Ihres Beistandes so tief überzeugt, es liegt mir so viel daran, die Theilnahme zu verdienen, welche meines Vaters vertrauter Berather und ältester Freund uns schenkt, daß ich mich gewiß und wahrhaftig über mich selber ärgere, hierin nicht einer Meinung mit Ihnen zu sein: und doch bin ich nicht Ihrer Meinung Magdalene ist sehr sonderbar, sehr unberechenbar für Die, welche sie nicht ganz genau kennen. Ich kann mir wohl denken, daß sie Sie in aller Unschuld auf irrige Voraussetzungen gebracht und daß sie sich Ihnen vielleicht von der ungünstigsten Seite gezeigt hat. Allein daß der Schlüssel zu ihrer Sprache und ihrem Benehmen am letzten Mittwoch in einem solchen Gefühle für den Mann, der uns zu Grunde gerichtet hat, wie Sie es angedeutet haben, liegen sollte, Das kann ich nun und nimmermehr von meiner Schwester glauben. Wenn Sie wüßten, wie ich es weiß, welch edlen Charakter sie hat, so würden Sie nicht über diesen meinen andauernden Widerspruch gegen Ihre Meinung erstaunen. Wollen Sie zusehen, ob Sie letztere ändern können? Ich gebe Nichts auf Das, was Mr Clare sagt: Der glaubt ja an Nichts. Aber ich lege sehr viel Wichtigkeit auf Das, was Sie sagen, und wie sehr von Wohlwollen eingegeben Ihre Gründe – ich weiß es wohl – sein mögen, schmerzt es mich, denken zu müssen, daß Sie Magdalenen Unrecht thun.

      Nachdem ich meine Seele durch dies Bekenntniß erleichtert habe, kann ich nun zu dem eigentlichen Gegenstande meines Briefes kommen. Ich versprach, wenn Sie uns heute nicht besuchen könnten, Ihnen zu schreiben und Alles, was seit Ihrem Weggange geschehen ist, erzählen zu wollen. Der Tag ist vorübergegangen, ohne daß wir Sie zu sehen bekommen haben. Daher öffne ich denn mein Schreibzeug und erfülle mein Versprechen.

      Ich bedaure sagen zu müssen, daß drei von den Dienstmädchen, die Hausmagd, die Küchenmagd und sogar unser eigenes Kammermädchen – gegen das wir gewiß immer freundlich gewesen sind – den Umstand, daß sie von ihnen ihren Lohn ausgezahlt erhalten hatten, sich zu nutze gemacht, aufgepackt haben und gegangen sind, sobald Sie den Rücken gewendet hatten. Sie kamen, um uns Lebewohl zu sagen, mit solcher kalter Höflichkeit und so wenig Gefühl, als ob sie das Haus unter ganz gewöhnlichen Umständen verließen. Die Köchin benahm sich trotz ihres heftigen Temperaments noch ganz anders, ließ uns sagen, daß sie bleiben und uns bis zuletzt beistehen wolle. Und Thomas – welcher bis jetzt noch keinen andern Dienst als bei uns gehabt hat – sprach mit solcher Dankbarkeit von der unablässigen Freundlichkeit meines theuren Vaters gegen ihn und bat uns so dringend, daß er uns so lange dienen dürfe, als seine Ersparnisse reichten, daß Magdalene und ich alle Rücksicht auf die Form vergaßen und ihm Beide die Hand gaben. Der arme Bursche ging weinend aus dem Zimmer. Ich wünsche, daß es ihm gut gehe, ich hoffe, daß er einen guten Herrn und einen schönen Dienst finden mag.

      Der lange, ruhige, regnerische Abend draußen – unser letzter Abend auf Combe-Raven – war eine trübe Prüfung für uns. Ich glaube, im Winter würde er uns weniger drückend gewesen sein. Die herabgelassenen Vorhänge und die hellen Lampen, im Kamin das trauliche Feuer würden uns wohlgethan haben. Wir waren nur noch fünf im Hause zusammen, nachdem wir einst so Viele gewesen waren! Ich kann Ihnen nicht schildern, wie das trübe Tageslicht gegen sieben Uhr in den einsamen Zimmern und auf der stillen Treppe uns schmerzte. Ist das Vorurtheil zu Gunsten der langen Sommerabende ein Vorurtheil nur der Glücklichen? – Wir thaten unser Bestes Wir machten uns zu thun, und Miss Garth half uns. Die Aussicht, uns auf unsern Weggang vorzubereiten, welcher früher am Tage uns so schrecklich vorgekommen war, wandelte sich, wie der Abend heraufkam, in die Aussicht um, daß wir uns selbst entgehen konnten. Wir schafften alle unsere Habseligkeiten herunter, häuften sie auf die große Speisetafel und machten so in einem und demselben Zimmer unsere Vorbereitungen. Wir haben sicherlich Nichts hinweggenommen, das nicht eigentlich unser gehörte.

      Nachdem ich Ihnen bereits von meiner Ueberzeugung gesprochen, daß Magdalene nicht bei sich selber war, als Sie am Mittwoch sie sahen, fühle ich mich versucht, hier innezuhalten und Ihnen einen Umstand zum Beweise Dessen, was ich gesagt, mitzutheilen. Der kleine Zwischenfall ereignete sich Mittwoch Abends, gerade als wir zu unseren Zimmern hinaufgehen wollten.

      Nachdem wir unsere Kleider und unsere Geburstagsangebinde, unsere Bücher und Musicalien eingepackt hatten, begannen wir, unsere Briefe zu sortieren, welche unter einander gekommen waren, da alle auf dem Tische beisammen lagen. Ein paar von meinen Briefen waren unter Magdalenens Briefe gerathen, und einige von den ihrigen unter die Meinigen. Unter den letzteren fand ich eine Karte, die meine Schwester zu Anfang des Jahres von einem Schauspieler, welcher eine Liebhabertheateraufführung, an der sie selbst Theil genommen, geleitet hatte, erhielt. Der Mann hatte ihr die Karte, welche seinen Namen und Wohnung enthielt, in dem Glauben gegeben, daß sie zu mehr Vergnügungen dieser Art eingeladen werden würde, und in der Hoffnung, daß sie ihn als Regisseur bei künftigen Gelegenheiten empfehlen würde. Ich erzähle Ihnen diese geringfügigen Einzelheiten nur, um Ihnen zu zeigen, wie wenig Werth in solchen Umständen als den unserigen das Aufbewahren einer solchen Karte haben mußte. Wie es sehr natürlich war, warf ich sie von mir weg über die Tafel, indem ich sie auf den Boden werfen wollte. Sie fiel zu kurz, nahe bei den Platz, wo Magdalene saß. Sie hob sie auf, sah darauf und erklärte sofort, daß sie dieses ganz werthlose Ding nicht um Alles in der Welt vernichtet haben würde. Sie war beinahe böse auf mich, daß ich sie weggeworfen hatte, beinahe böse mit Miss Garth, weil diese fragte, wozu sie diese noch brauchen könne. Kann es einen deutlicheren Beweis geben, als diesen, daß unser Mißgeschick, das doch um so viel schwerer sie, als mich betroffen hatte, sie ganz aus den Angeln gehoben und aufgerieben hatte? Gewiß darf man ihre Worte und Blicke nicht zu ihrem Nachtheile auslegen, wenn sie nicht ganz Herrin ihrer selbst ist, um ihr natürliches Urtheil zu haben, wenn sie die unvernünftige Ungebärdigkeit eines Kindes zeigt bei einer Frage, die nicht im entferntesten von Bedeutung ist.

      Eine kleine Weile nach Elf gingen wir hinauf, um wo möglich etwas zu ruhen.

      Ich zog den Vorhang von meinem Fenster weg und sah hinaus. Ach, was für eine herbe letzte Nacht war das. Kein Mond, keine Sterne. Eine solche tiefe Finsterniß, daß keiner von den trauten Gegenständen im Garten sichtbar war, als ich nach ihnen schaute. Eine solche tiefe Stille, daß meine eigenen Bewegungen im Zimmer mich erschreckten. Ich versuchte mich niederzulegen und zu schlafen, aber das Gefühl der Einsamkeit kam