La San Felice. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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stand, damit wenigstens in dieser Beziehung der Sohn in die Fußstapfen des Vaters träte. Deshalb setzte er alle tyrannischen Jagdgesetze, die selbst unter Carl dem Dritten außer Anwendung gekommen waren, wieder in Kraft. Die Wilddiebe wurden mit Gefängniß, Kettentragen und selbst mit der Wippe bestraft.

      Man bevölkerte die königlichen Forsten wieder mit Hochwild. Man vervielfältigte die Aufseher, und damit die Jagd, dieses anstrengende Vergnügen, den jungen Fürsten nicht zu sehr ermüde und damit er während der dadurch nöthig gemachten Erholungszeit nicht auf den allerdings nicht wahrscheinlich, aber doch immer möglichen Gedanken verfiele, irgendeine Wissenschaft studieren zu wollen, brachten seine Lehrer ihm Geschmack am Fischfang, einem ruhigen bürgerlichen Vergnügen, bei, welches nach dem anstrengenden und königlichen Vergnügen der Jagd zur Erholung dienen konnte.

      Eins von den Dingen, welche den Fürsten von San Nicandro in Bezug auf die Zukunft des Volkes, über welches sein Zögling zu regieren berufen war ganz besonders beunruhigten, war, daß dieser ein von Natur sanftes und gutes Gemüth besaß. Es war deshalb dringend nöthig, diese beiden Eigenschaften in dem Herzen eines jungen Königs nicht Wurzel fassen zu lassen.

      Der Fürst von San Nicandro schlug zu diesem Zwecke folgenden Weg ein.

      Er wußte, daß der älteste Bruder seines Zöglings, der, welcher Prinz von Asturien geworden und seinem Vater nach Spanien gefolgt war, während seines Aufenthaltes in Neapel es sich zum großen Vergnügen gemacht hatte, lebendigen Kaninchen die Haut abzuziehen.

      Der Fürst suchte auch Ferdinand Geschmack an diesem Zeitvertreib beizubringen, der arme Knabe legte aber dagegen einen solchen Widerwillen an den Tag, daß San Nicandro beschloß, ihn die armen Thiere blos todtschlagen zu lassen.

      Um diesem Vergnügen den Reiz der überwundenen Schwierigkeit zu geben, und da man aus Furcht, er werde sich selbst verletzen, einem acht- oder neunjährigen Knaben noch kein Schießgewehr in die Hand geben konnte, so trieb man vierzig bis fünfzig Stück im Netz gefangene Kaninchen in einem Hofe zusammen und jagte sie durch eine in einer Thür angebrachte Oeffnung, hinter welcher der junge König mit einem Stocke stand, und die an ihm vorbeirennenden Thiere erlegte oder fehlte.

      Ein anderes Vergnügen, an welchem der Zögling des Fürsten von San Nicandro nicht weniger Geschmack fand, war das, daß er Thiere auf Tüchern prellen ließ. Leider kam er eines Tages auf die unglückliche Idee, einen der Jagdhunde des Königs, seines Vaters, prellen zu lassen, was einen strengen Verweis und das unbedingte Verbot zur Folge hatte, jemals wieder einen dieser edlen Vierfüßler zu behelligen.

      Als König Carl der Dritte nach Spanien abgereist war, sah der Fürst von San Nicandro kein Hinderniß mehr, seinem Zögling die verlorene Freiheit zurückzugeben und dieselbe sogar von den Vierfüßlern auf die Zweifüßler zu erstrecken.

      So sah er eines Tages, als Ferdinand Ball schlug, unter denen, welche ihm bei diesem edlen Spiel zusahen, einen magern, weißgepuderten und mit einem geistlichen Gewand bekleideten jungen Mann.

      Ihn sehen und den unwiderstehlichen Wunsch, ihn prellen zu lassen, empfinden, war das Werk eines Augenblickes.

      Ferdinand sagte einem der zum Empfang seiner Befehle bereit stehenden Lakai einige Worte ins Ohr. Der Lakai eilte nach dem Schlosse – der Vorfall ereignete sich in Portici – und kehrte mit einem großen Tuch zurück. Sobald dieses zur Stelle gebracht war, verließen der König und drei Spieler das Spiel, ließen den bezeichneten jungen Mann von dem Lakai packen, auf das Tuch, welches sie an den vier Zipfeln hielten legen, und prellten ihn unter dem Gelächter der Zuschauer und dem Beifallsgeschrei des gemeinen Volkes.

      Der junge Mann, welchem diese Schmach zugefügt ward, war der jüngste Sohn einer edlen florentinischen Familie. Die Scham, die er darüber empfand, auf diese Weise dem Prinzen zum Spielwerk und dem Pöbel und Lakaientroß zum Gelächter gedient zu haben, war so groß, daß er Neapel noch denselben Tag verließ, nach Rom ging, hier gleich nach seiner Ankunft erkrankte und nach Verlauf von wenigen Tagen starb.

      Der Hof von Toscana beschwerte sich bei den Cabineten von Neapel und Madrid, der Tod eines kleinen Abbé und jüngeren Sohnes war aber von zu geringer Bedeutung, als daß durch den Vater des Schuldigen oder den Schuldigen selbst irgendwelche Genugthuung gegeben worden wäre.

      Man begreift, daß der König, als Kind gänzlich mit dergleichen Vergnügungen beschäftigt, sich in der Gesellschaft unterrichteter Leute langweilte und als junger Mann sich derselben schämte.

      Er verbrachte deshalb seine ganze Zeit theils auf der Jagd, theils beim Fischfang oder damit, daß er Kinder seines Alters exercieren ließ, indem er sie im Hofe des Schlosses versammelte und mit Besenstielen bewaffnete, Sergeanten, Lieutenants und Capitäne ernannte und die, welche schlecht exercirten oder schlecht commandierten, mit seiner Peitsche durchhieb.

      Trotz dieser mangelhaften Erziehung bewahrte der König doch einen gewissen gesunden Menschenverstand, welcher, wenn er nicht in entgegengesetzter Richtung beeinflußt ward, ihn zum Rechten und Wahren führte.

      In der ersten Hälfte seines Lebens, nämlich vor der französischen Revolution und so lange er nicht das Eindringen dessen, was er die schlechten Grundsätze nannte, fürchtete, weigerte er sich niemals, Aemter oder Pensionen den Männern zu verleihen, welche ihm als verdienstvoll empfohlen wurden.

      Obschon er selbst nur das Patois des Hafendammes sprach, so war er doch für eine erhabene und beredte Sprache durchaus nicht unempfindlich.

      Eines Tages gelang es einem Barfüßermönch, Namens Pater Fosco, der von den Mönchen seines Klosters verfolgt ward, weil er gelehrter und ein besserer Prediger war als diese, bis vor den König zu kommen; er warf sich ihm zu Füßen und erzählte ihm, was er von der Eifersucht und Unwissenheit seiner Collegen zu leiden hatte.

      Der König ließ, betroffen von der Eleganz seiner Worte und der Energie seiner Ausdrucksweise, ihn lange sprechen und antwortete dann endlich:

      »Laßt mir euren Namen da und kehrt in euer Kloster zurück. Ich gebe Euch mein Ehrenwort, daß Ihr das erste erledigte Bisthum erhalten sollt.«

      Das erste Bisthum, welches zur Erledigung kam, war das von Monopoli in der Provinz Bari am adriatischen Meere.

      Der Gewohnheit gemäß präsentierte der Großalmosenier dem König drei Candidaten, die sämmtlich aus vornehmen Familien bestanden.

      Der König Ferdinand schüttelte jedoch den Kopf und sagte:

      »Seitdem Ihr beauftragt seid, Candidaten zu präsentiren, habt Ihr mich veranlaßt, sehr viele Bischofsmützen an Esel zu verleihen, für welche ein Packsattel weit angemessener gewesen wäre. Heute beliebt es mir, einen Bischof nach meiner Façon zu machen. Ich hoffe, daß er besser sein wird als alle, welche Ihr mir aufs Gewissen geladen und wegen deren Ernennung ich Gott und den heiligen Januarius um Verzeihung bitte.«

      Und die drei Namen durchstreichend, schrieb er den des Pater Fosco hin.

      Pater Fosco ward auf diese Weise, wie Ferdinand vorausgesehen, einer der ausgezeichnetsten Bischöfe des Königreichs und als eines Tages Jemand, der ihn predigen gehört, gegen den König nicht blos die Beredsamkeit, sondern auch den musterhaften Lebenswandel des ehemaligen Barfüßermönchs lobte, antwortete Ferdinand:

      »Ich würde immer auf diese Weise wählen, bis jetzt habe ich aber nur einen einzigen verdienstvollen Mann unter den Leuten der Kirche kennen gelernt. Der Großalmosemier bringt allemal nur Esel in Vorschlag. Freilich aber kennt der arme Mann Niemanden weiter als seine Stallgenossen.«

      Ferdinand gab zuweilen Beweise von einer Gutmüthigkeit und Leutseligkeit, welche an die seines Ahns Heinrichs des Vierten erinnerte.

      Eines Tages, als er in Uniform im Park von Caserta spazieren ging, näherte sich ihm eine Bäuerin und sagte zu ihm:

      »Man hat mir versichert, mein Herr, daß der König oft in dieser Allee spazieren ginge. Wissen Sie vielleicht, ob ich Aussicht habe, ihm heute hier zu begegnen?«

      »Gute Frau,« antwortete Ferdinand, »wann der König hier vorüberkommen wird, kann ich Euch nicht sagen, wenn Ihr aber etwas bei ihm anzubringen habt, so kann ich es ihm mittheilen, weil ich Dienst bei ihm habe.«

      »Nun denn,« sagte die Frau, »die Sache