„Das ist sie!“, sagte Sebastian, seine Aufregung übermannte ihn in dem Moment. „War das vor ein paar Tagen?“
Der Betrunkene dachte eine Weile darüber nach. „Ich weiß nicht. Könnte sein. Welcher Tag ist heute?”
Sebastian ignorierte das. Es reichte, dass er den Hinweis gefunden hatte, den Sophia für ihn hinterlassen hatte. „Die Frau … das ist Sophia. Wo ist sie hingegangen? Was war ihre Nachricht?”
Er gab dem Betrunkenen einen weiteren Schubs, als der wieder wegdriftete und Sebastian musste zugeben, dass das auch teilweise von seinem Frust kam. Er musste wissen, was für eine Nachricht Sophia dem Mann hinterlassen hatte.
Warum er? Hatte es niemand anderen gegeben, bei dem Sophia eine Nachricht hätte hinterlassen können? Wenn er sich den Mann anschaute, kannte Sebastian die Antwort darauf: sie war sich sicher gewesen, dass Sebastian ihn treffen würde, weil sie annahm, dass er nirgendwo anders hingehen würde. Er wäre der beste Weg eine Nachricht für Sebastian zu hinterlassen, wenn er ihr folgen würde.
Was hieß, sie wollte, dass er ihr folgte. Sie wollte, dass er sie finden konnte. Nur der Gedanke daran war genug, um Sebastians Herz schneller schlagen zu lassen, denn das bedeutete, dass Sophia darauf vorbereitet war, ihm alles zu vergeben, was er ihr angetan hatte. Sie würde ihm sonst nicht sagen, wohin sie gegangen wäre, wenn sie nicht einen Weg für sie beide sehen würde, wieder zusammenzukommen, oder?
„Was war die Nachricht?“, wiederholte Sebastian.
„Sie hat mir Geld gegeben“, sagte der Mann. „Hat gesagt dass … verdammt, es liegt mir auf der Zunge …“
„Denken sie nach“, sagte Sebastian. „Es ist wichtig.“
“Sie sagte, ich soll Ihnen sagen, dass sie nach Barriston gegangen ist!”, sagte der Betrunkene mit einem Anklang von Triumph. „Das habe ich mit eigenen Augen gesehen.“
„Barriston?“, fragte Sebastian und schaute auf das Schild an der Kreuzung. „Sind Sie sicher?“
Die Stadt schien nicht wie ein Ort, an den Sophia gehen würde, aber vielleicht war das der Punkt, wenn man bedachte, dass sie floh. Es war eine Art Provinzstadt, ohne Größe oder Bevölkerung von Ashton, aber es hatte einigen Wohlstand dank seiner Handschuhindustrie. Vielleicht war es ein genauso guter Ort für Sophia.
Der andere Mann nickte und das war ausreichend für Sebastian. Wenn Sophia ihm eine Nachricht hinterlassen hatte, dann machte es nichts, wen sie ausgesucht hatte, um diese zu überbringen. Was wichtig war, war dass er ihre Nachricht erhalten hatte und wusste, wohin er gehen musste. Als Dank warf Sebastian dem Mann an der Kreuzung eine Münze aus seiner Tasche zu und stieg dann aufs Pferd.
Er lenkte das Pferd nach Westen und trieb es vorwärts, während er in die Richtung nach Barriston ritt. Es würde dauern dort hinzukommen, aber er würde so schnell er sich traute reiten. Er würde sie einholen oder vielleicht würde er sie auch auf der Straße überholen. Egal, wie, er würde sie finden und sie würden zusammen sein.
„Ich komme Sophia“, versprach er, während um ihn herum die Landschaft der Wahlbezirke vorbeiflog. Jetzt, wo er wusste, dass sie gefunden werden wollte, würde er alles tun, was er konnte, um sie einzuholen.
KAPITEL FÜNF
Die Witwe Queen Mary des Hauses von Flamberg stand inmitten ihres Gartens, hielt eine Rose an ihre Nase und nahm den zarten Geruch in sich auf. Sie war über die Jahre gut darin geworden ihre Ungeduld zu überspielen und worüber ihr ältester Sohn besorgt war, war das Ungeduld ein Gefühl war, das sie zu schnell überkam.
„Was ist das für eine Rose?“, fragte sie einen der Gärtner.
„Eine Vielfalt, die von einer unser Leibeigenen Gärtnerinnen hergestellt wurde“, sagte der Mann. „Sie nennt sie heller Stern.“
„Beglückwünschen Sie sie dafür und informieren Sie sie, dass sie von heute an als der Witwenstern bekannt sein wird“, sagte die Königin. Es war ein Kompliment und eine Erinnerung an die Gärtner, dass sie als Herrin der Leibeigenen mit ihren Kreationen machen konnte, was sie wollte. Es war die Art von doppelseitiger Bewegung, die die Witwe wegen ihrer Effizienz genoss.
Sie war auch darin gut geworden. Nach den Bürgerkriegen wäre es so einfach gewesen in Machtlosigkeit zu gleiten. Stattdessen fand sie die ausgleichenden Punkte zwischen der Versammlung der Adligen und der Kirche der maskierten Göttin, die ungewaschenen Massen und den Händlern. Sie hatte es mit Intelligenz, Rücksichtslosigkeit und Geduld getan.
Aber sogar Geduld hatte seine Grenzen.
„Ehe Sie das tun“, sagte die Witwe, „ziehen Sie meinen Sohn freundlicherweise, aus welchem Bordell auch immer, in dem er sich gerade aufhält und erinnern ihn daran, dass seine Königin auf ihn wartet.“
Die Witwe stand bei der Sonnenuhr und beobachtete die Veränderungen des Schattens, während sie auf den Thunichgut von ihrem Sohn wartete, der der Thronnachfolger war. Der Schatten war eine ganze Fingerbreite weitergerückt, als sie Ruperts Fußschritte sich nähern hörte.
“Ich werde wohl senil auf meine alten Tage”, sagte die Witwe, „ich erinnere mich anscheinend nicht an Dinge. Der Teil, wo ich dich schon vor einer halben Stunde zu mir zitiert habe, zum Beispiel.“
„Dir auch Hallo, Mutter“, sagte Rupert und sah überhaupt nicht reuig aus.
Es wäre besser gewesen, wenn es wenigstens einen Hinweis geben hätte, dass er seine Zeit gut genutzt hatte. Stattdessen sagte der unordentliche Zustand seiner Kleidung, dass sie recht gehabt hatte, mit ihrer vorherigen Vermutung, wo er sein würde. Das oder er war jagen gewesen. Es gab ein wenig Aktivitäten, um die ihr ältester Sohn sich wirklich kümmerte.
„Ich sehe, dass deine Blutergüsse endlich verblassen“, sagte die Witwe. „Oder bist du endlich besser darin geworden, sie mit Puder zu bedecken?“
Sie sah wie ihr Sohn dabei vor Ärger rot wurde, aber das war ihr egal. Wenn er geglaubt hatte, dass er hier zuschlagen könnte, hätte er das schon vor Jahren gemacht, aber Rupert war gut darin zu wissen, an wen er seine Wut richten konnte und an wen nicht.
“Ich wurde überrascht”, sagte Rupert.
„Von einem Dienstmädchen“, erwiderte die Witwe ruhig. „Soweit ich weiß, dabei als du gerade versucht hast, dich selbst an der ehemaligen Verlobten deines Bruders zu vergreifen.“
Rupert stand ein paar Sekunden lang mit offenem Mund da. Hatte er bis jetzt nicht gelernt, dass seine Mutter hörte, was in ihrem Königreich und in ihrem Zuhause vor sich ging? Glaubte er, dass man als Herrscherin einer so gespaltenen Insel wie dieser ohne Spione blieb? Die Witwe seufzte. Er hatte wirklich noch viel zu lernen und zeigte keine Anzeichen dafür, dass er gewillt war, diese Lehren zu lernen.
„Sebastian hatte sie bereits abgeschossen“, sagte er. „Sie war Freiwild und nichts weiter als eine Leibeigene Hure.“
“All diese Dichter, die über dich als den goldenen Prinz schreiben, haben dich anscheinend nie getroffen, oder?”, sagte die Witwe, obwohl die Wahrheit war, dass sie mehr als ein paar bezahlt hatte, damit die Gedichte richtig gemacht wurden. Ein Prinz sollte den Ruf haben, den er sich wünschte, keinen, den er verdient hatte. Mit dem richtigen Ruf hatte Rupert vielleicht sogar die Anerkennung der Adligen, wenn es Zeit war für ihn, zu regieren. „Hast du nicht daran gedacht, dass Sebastian vielleicht wütend sein wird, wenn er hört, was du versucht hast?“
Rupert zuckte bei dem Gedanken zusammen und die Witwe konnte sehen, dass ihr Sohn das nicht verstand.
„Warum sollte er? Er heiratet sie doch nun nicht und auf jeden Fall bin ich der Ältere, ich werde eines Tages sein König sein. Er würde sich nicht trauen, irgendetwas zu unternehmen.“