Ein Lied für Waisen . Морган Райс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Ein Thron für Schwestern
Жанр произведения: Героическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9781640293465
Скачать книгу
der Entfernung oder vielleicht war Kate zu beschäftigt zu antworten. Vielleicht spielten noch ein Dutzend anderer Dinge eine Rolle, aber tatsächlich wusste Sophia nicht genug über das Talent, dass sie und ihre Schwester hatten, um zu wissen, was es einschränkte. Alles, was sie wusste war, das die Dunkelheit ihre Wörter verschlang, als wenn sie sie einfach geschrien hätte.

      „Vielleicht kommt Sebastian dir nach“, sagte Cora.

      Emeline sah sie skeptisch an. “Glaubst du das wirklich? Dass ein Prinz einem Mädchen hinterherläuft, nachdem er sie geschwängert hat? Dass er sich irgendwie dafür interessiert?”

      “Sebastian ist nicht wie die meisten anderen im Palast”, sagte Sophia. “Er ist nett. Er ist ein guter Mann. Er –“

      “Er hat dich zum Gehen gezwungen”, wies Emeline sie darauf hin.

      Sophia konnte dem nichts entgegensetzen. Sebastian hatte keine Wahl gehabt, als er herausgefunden hatte, wie sie in angelogen hatte, aber er hätte versuchen können, einen Weg um die Hindernisse herum zu finden, die seine Familie aufgestellt hätte oder er hätte ihr nachkommen können.

      Es war gut zu glauben, dass er ihr vielleicht nachkommen würde, aber wie wahrscheinlich war das? Wie realistisch war es, zu hoffen, dass er vielleicht das ganze Land durchqueren würde, auf der Suche nach jemandem, der ihn bei allem belogen hatte? Bis hin zu der Person die sie war. Glaubte sie, dass dies hier ein Lied war, wo der galante Prinz über Berge und Täler reitet, um die Dame zu finden, die er liebt? So funktionierten die Dinge nicht. Die Geschichte war voll von königlichen Bastarden, was bedeutete da schon einer mehr?

      “Du hast recht”, sagte sie. “Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass er mir folgt. Seine Familie würde das nicht erlauben, auch wenn er es vorhätte. Aber ich muss hoffen, weil ohne Sebastian … ich glaube nicht, dass ich das ohne ihn kann.”

      “Es gibt Menschen, die ihre Kinder alleine großziehen”, sagte Emeline.

      Die gab es, aber könnte Sophia eine von ihnen sein? Sie wusste, dass sie niemals, nie ein Kind in ein Waisenhaus geben könnte, nach dem was sie im Haus der Herrenlosen durchgemacht hatte. Dennoch konnte sie hoffen ein Kind großzuziehen, wenn sie nicht mal einen Platz für sich selbst fand, wo sie sicher war?

      Vielleicht gab es bald Antworten auf diese Fragen. Das große Haus war im Dunkeln nicht zu sehen, aber Sophia wusste, dass es da draußen war und sie mit Versprechungen seiner Geheimnisse lockte. Es war der Ort, an dem ihre Eltern gelebt hatten und der Ort, dessen Flure noch immer ihre Träume mit schwachen Erinnerungen an Flammen jagten.

      Sie war hier hergekommen, um die Wahrheit darüber herauszufinden, wer sie war und wohin sie in dieser Welt gehörte. Vielleicht würde diese Antwort ihr ausreichend Stabilität geben, um ihr Kind aufzuziehen. Vielleicht würde sie ihr einen Ort geben, wo alles in Ordnung kommen würde. Vielleicht konnte sie sogar Kate rufen und ihrer Schwester sagen, dass sie einen Ort für sie alle gefunden hatte.

      “Du … hast Möglichkeiten”, sagte Cora und das Zögern in ihrer Stimme verriet, was diese Möglichkeiten sein könnten, noch ehe Sophia sich ihre Gedanken angeschaut hatte.

      “Willst du das ich mein Kind weggebe?”, fragte Sophia. Allein der Gedanke daran … sie war sich nicht sicher, ob sie das konnte. Wie könnte sie das tun?

      “Ich möchte nur, dass du tust, was immer du glaubst, was das Beste ist”, sagte Cora. Sie griff in den Beutel an ihrem Gürtel, neben dem, der Make-up enthielt. “Das ist Rakkas Puder. Jede Leibeigene lernt das schnell kennen, weil sie nicht nein zu ihrem Herrn sagen kann und die Frau des Herrn will keine Kinder, die nicht ihre sind.”

      Es lag ein wenig Schmerz und Bitterkeit darin, ein Teil, den Sophia verstehen wollte. Instinktiv sucht sie nach Coras Gedanken und fand Schmerz, Erniedrigung, ein Adliger, der bei einer Party in den falschen Raum gekommen war.

      Es gibt Dinge, in die sollten wir uns nicht einmischen, schickte ihr Emeline zu. Ihr Ausdruck zeigte nicht, was sie fühlte, aber Sophia konnte die Ablehnung fühlen. Wenn Cora es uns erzählen will, wird sie es uns erzählen.

      Sophia wusste, dass sie recht hatte, aber dennoch fühlte es sich falsch an, dass sie nicht so für ihre Freundin da sein konnte, wie Cora vorher bei Prinz Rupert.

      Du hast recht, schickte sie zurück. Es tut mir leid.

      Lass Cora nicht merken, dass du neugierig warst. Du weißt, wie persönlich so etwas sein kann.

      Sophia wusste das, denn, wenn es um Ruperts Versuch ging, sie in seine Geliebte zu verwandeln, wollte sie auch nicht darüber reden oder nachdenken oder auf irgendeine Art etwas damit zu tun haben.

      Jetzt wo es um Schwangerschaft ging, war das dennoch ein wenig anders. Hier ging es um sie und Sebastian und das war etwas Großes, Kompliziertes und wahrscheinlich Wunderbares. Es war aber auch ein schreckliches Disaster für sie und alle um sie herum.

      “Du mischt es ins Wasser”, sagte Cora und erklärte ihr das Puder, “dann trinkst du es. Am nächsten Morgen bist du nicht mehr schwanger.”

      Sie ließ das so einfach klingen, als sie es Sophia übergab. Dennoch zögerte Sophia davor, das Puder von ihr zu nehmen. Sie griff danach und schon die Berührung, fühlte sich wie der Betrug von etwas zwischen ihr und Sebastian an. Sie nahm es dennoch von Cora und fühlte das Gewicht des Puders in ihrer Hand. Sie starrte darauf, als wenn es ihr irgendwie die Antworten geben würde, die sie brauchte.

      “Du musst das nicht tun”, sagte Emeline. “Vielleicht hast du recht. Vielleicht wird dein Prinz kommen. Oder du wirst einen anderen Weg finden.”

      “Vielleicht”, sagte Sophia. Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Der Gedanke, dass sie ein Kind mit Sebastian haben würde, könnte unter anderen Umständen wunderbar sein und die Aussicht auf eine Familie, sich niederzulassen und sicher zu sein hätte sie mit Freude erfüllt. Hier jedoch fühlte es sich wie eine Herausforderung an, die genauso groß war wie alles, was sie auf dem Weg nach Norden erlebt hatten. Sie war sich nicht sicher, ob das eine Herausforderung war, der sie sich stellen konnte.

      Wo konnte sie ein Kind aufziehen? Sie hatte keinen Ort, wo sie leben konnte. Sie hatte im Moment nicht einmal ein Zelt das ihr gehörte, nur der halbe Schutz des Wagens, um den feinen Niesel der in der Dunkelheit fiel und Sophias Haar befeuchtete, abzuhalten. Sie hatten den Wagen auch noch gestohlen, sie fühlte sich also ein wenig schuldig, jedes Mal wenn sie aßen oder tranken, wegen des Grundes, wie sie ihn erworben hatten. Konnte Sophia das ganze Leben damit verbringen zu stehlen? Könnte sie das tun, während sie ein Kind großzog?

      Vielleicht würde sie es zu dem großen Haus im Herzen von Monthys schaffen, das gerade vor ihr lag. Was dann? Es wären Ruinen, ungeeignet für jegliche menschliche Behausung und erst recht kein sicherer Ort, um ein Kind großzuziehen. Entweder das oder es wären vielleicht Menschen dort und es würde alles was Sophia hatte benötigen, um ihnen zu beweisen, wer sie war.

      Aber sogar dann, dann was? Glaubte sie, Menschen würden einfach ein Mädchen akzeptieren, die das Zeichen der maskierten Göttin auf ihrer Haut tätowiert hatte, um zu zeigen, dass sie eine der Leibeigenen war? Glaubte sie, Menschen würden sie aufnehmen und ihr einen Platz geben, wo sie ihr Kind großziehen könnte oder ihr sonst wie auf irgendeine Art helfen? Das war nicht, was die Menschen mit solchen Menschen wie sie machten.

      Könnte sie ein Kind in so eine Welt bringen? War es richtig so etwas Hilfloses wie ein Kind in eine Welt zu bringen die so viel Grausamkeit hatte? Es war nicht so, als wenn Sophia etwas darüber wusste, wie es war eine Mutter zu sein oder dass sie irgendwas Nützliches hatte, was sie ihrem Nachwuchs beibringen konnte. Alles, was sie als Kind gelernt hatte, war die Grausamkeit, die von Ungehorsamkeit kam oder die Gewalt, die für so etwas Verhextes wie eine Waise nur rechtens war.

      “Wir müssen jetzt keine Entscheidungen treffen”, sagte Emeline. “Das kann bis morgen warten.”

      Cora schüttelte ihren Kopf. “Je länger du wartest, umso schwerer wird es. Es ist besser wenn –“

      “Stopp”, sagte Sophia und beendete den aufkommenden Streit. “Wir reden nicht mehr darüber.