Kate schlug ihre Faust gegen die Blasenwand. Sie hielt.
“Du möchtest diese Blase nicht öffnen, Kate“, sagte Siobhan. „Du bist jetzt weit entfernt vom Silberpfad.“
“Sie werden mich nicht noch einmal zwingen, Ihr Lehrling zu sein”, sagte Kate.“Sie werden mich nicht noch einmal zwingen, für Sie zu töten.“
„Oh, das ist vorbei“, sagte Siobhan. „Hätte ich gewusst, dass du mir so viel Ärger machst, dann hätte ich dich niemals zu meinem Lehrling gemacht, aber manche Dinge kann man nicht im Voraus sehen. Sogar ich nicht.“
„Wenn ich so viel Ärger mache, warum lassen Sie mich dann nicht gehen?“, probierte es Kate. Selbst als sie es sagte, wusste sie, dass es so nicht funktionieren würde. Stolz würde Siobhan wenn überhaupt zu noch mehr zwingen.
„Dich gehen lassen?“, sagte Siobhan. “Weißt du, was du getan hast, als du ein Schwert, dass ich mit meinen eigenen Runen geschmiedet habe in meinen Brunnen gestoßen hast? Als du unsere Verbindung getrennt hast, ohne dich um die Folgen zu kümmern?“
“Sie haben mir keine Wahl gelassen”, sagte Kate. „Sie –“
„Du hast das Herz meiner Macht zerstört“, sagte Siobhan. „So viel davon, ausgewischt in einer Sekunde, ich hatte kaum die Kraft das zu halten. Aber ich bin nicht ohne Kenntnisse, nicht ohne Wege zu überleben.“
Sie machte eine Geste und die Szene hinter der Blase schimmerte. Jetzt erkannte Kate das Innere von Haxas Hütte, auf jeder Oberfläche waren Runen und Figuren geschnitzt. Die Runenhexe saß auf einem Stuhl und schaute auf Kates Umriss. Sie hatte sie offensichtlich aus dem rituellen Raum tiefer in den Höhlen geschleppt oder getragen.
„Mein Brunnen hat mich versorgt“, sagte Siobhan. „Jetzt brauch ich ein Behältnis, um dasselbe zu tun. Und da scheint ein leeres zu sein.“
“Nein!”, rief Kate und schlug ihre Hand wieder gegen die Blase.
“Oh keine Sorge”, sagte Siobhan. „Ich werde nicht lange da sein. Nur lang genug, um deine Schwester zu töten, glaube ich.“
Kate wurde schon bei dem Gedanken eiskalt. „Warum? Warum wollen Sie Sophia töten? Nur um mich zu verletzen? Töten Sie mich stattdessen. Bitte.”
Siobhan betrachtete sie. “Du würdest wirklich dein Leben für deine Schwester geben, oder? Du tötest für sie. Du würdest für sie sterben. Und jetzt ist nichts davon ausreichend.”
“Bitte Siobhan. Ich flehe Sie an!” rief Kate.
„Wenn du das nicht möchtest, dann solltest du das tun, was ich fordere“, sagte Siobhan. „Mit deiner Hilfe hätte ich die Dinge auf den Weg bringen können, damit mein Zuhause sicherer wäre. Wo ich die Macht haben würde. Jetzt hast du mir das weggenommen und ich muss leben.“
Kate konnte immer noch nicht sehen, warum das hieß, dass Sophia sterben musste.
“Dann lebe in meinem Körper”, sagte sie. „Aber verletzte Sophia nicht. Du hast keinen Grund dazu.“
“Ich habe jeden Grund dazu”, sagte Siobhan. „Du glaubst, dich hinter der Maske der jüngeren Schwester einer Herrscherin zu verstecken ist ausreichend? Glaubst du, in einem einzigen menschlichen Leben zu sterben, ist genug? Deine Schwester bekommt ein Kind. Ein Kind, das regieren wird. Ich werde es als ungeborenes Kind formen. Ich werde sie töten und das Kind nehmen. Ich werde es nehmen und es großziehen. Ich werde alles werden, was ich sein muss.”
„Nein“, sagte Kate, als sie den ganzen Schrecken daran erkannte. „Nein.“
Siobhan lachte und es lag Grausamkeit darin. „Sie werden deinen Körper töten, wenn ich Sophia töte“, sagte sie. „Und du wirst hierbleiben, zwischen den Welten. Ich hoffe du genießt deine Freiheit ohne mich Lehrling.“
Sie murmelte Wörter und sie schien zu verschwimmen. Das Bild von Haxas Hütte jedoch nicht und Kate schrie, als sie ihren eigenen Körper einen Atemzug nehmen sah.
„Haxa, nein, das bin ich nicht“, schrie sie und versuchte dieselbe Botschaft mit ihrer Macht zu schicken. Nichts passierte.
Auf der anderen Seite dieses schmalen Grabens passierte jedoch viel. Siobhan keuchte mit ihren Lungen, öffnete ihre Augen und stand mit Kates Körper auf.
„Ruhig, Kate“, sagte Haxa und stand nicht auf. „Du hast eine lange Tortur hinter dir“
Kate beobachtete, wie sich ihr Körper unruhig um sie herum anfühlte, als ob sie versuchte herauszufinden, wo sie war. Für Haxa musste es so aussehen, als wenn Kate noch desorientiert von ihrem Erlebnis war, aber Kate konnte sehen, dass Siobhan ihre Glieder testete und probierte, was sie tun konnten und was nicht.
Endlich stand sie auf und erhob sich unsicher. Ihr erster Schritt war wackelig, aber der Zweite schon sicherer. Sie zog Kates Schwert und schwang damit durch die Luft, als wenn sie die Balance testen würde. Haxa sah ein wenig besorgt aus, aber wich nicht zurück. Wahrscheinlich dachte sie, dass war die Art von Sache, die Kate tun würde, um ihre Balance und ihre Koordination zu testen.
“Weißt du, wo du bist?”, fragte Haxa.
Siobhan starrte hinüber durch Kates Augen. „Ja, weiß ich.“
„Und weißt du, wer ich bin?“
„Du bist diejenige, die sich selbst Haxa nennt, um ihren Namen zu verstecken. Du bist die Hüterin der Runen und warst kein Feind von mir, bist du dich dazu entschieden hast, meinem Lehrling zu helfen.“
Von dort, wo sie stand, sah Kate, wie Haxas Ausdruck sich in Entsetzen änderte.
„Du bist nicht Kate.“
„Nein“, erwiderte Siobhan. “Das bin ich nicht.“
Sie bewegte sich dann mit der ganzen Geschwindigkeit und Kraft von Kates Körper und stach mit dem leichten Schwert, sodass es kaum mehr als ein Flackern war, in Haxas Brust. Es durchdrang sie und kam auf der anderen Seite wieder heraus.
“Das Problem mit Namen ist”, sagte Siobhan, “das sie nur funktionieren, wenn du Atem hast, um ihn zu nutzen. Du hättest dich nicht gegen mich stellen sollen, Runenhexe.“
Sie ließ Haxa fallen und sah dann hoch, als wisse sie, wo Kates Aussichtspunkt lag.
„Sie ist wegen dir gestorben. Sophia wird wegen dir sterben. Ihr Kind und dieses Königreich werden mir gehören, dank dir. Ich will, dass du darüber nachdenkst, Kate. Denk darüber nach, wenn die Blase verschwindet und deine Ängste dich einholen.“
Sie winkte mit einer Hand und das Bild verschwand. Kate warf sich gegen die Blase und versuchte zu ihr zu kommen, versuchte herauszukommen und einen Weg zu finden, Siobhan aufzuhalten.
Sie hielt inne, als die Dinge um sie herum sich veränderten, sie wurden grau, neblige Landschaften, die Siobhan jetzt nicht formte, um sie auszutricksen. Es gab einen schwachen Glimmer von Silber in der Entfernung, der auch ein sicherer Weg hätte sein können, aber es war so weit weg, dass es auch nicht da sein konnte.
Personen kamen aus dem Nebel. Kate erkannte die Gesichter der Menschen, die sie getötet hatte: Nonnen und Soldaten, Lord Cranstons Trainingsmeister und die Männer des Krähenmeisters. Sie wusste, dass sie nur Bilder und keine Geister waren, aber dennoch half das nicht die Angst zu verringern, die durch sie durchfuhr, die ihre Hand zittern ließ und das Schwert, das sie trug, nutzlos machten.
Gertrude Illiard war wieder da und hielt ein Kissen.
“Ich bin die Erste”, versprach sie. „Ich werde dich ersticken, so wie du mich erstickt hast, aber du wirst nicht sterben. Nicht hier. Egal, was wir dir antun, du wirst nicht sterben, auch nicht wenn du darum bettelst.“
Kate