Bevor Er Sieht . Блейк Пирс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Ein Mackenzie White Krimi
Жанр произведения: Современные детективы
Год издания: 0
isbn: 9781640290471
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im Flug und Mackenzie sehnte sich danach, noch mehr zu hören. Hin und wieder hatten McClarrens Vorlesungen Erinnerungen an die Jagd auf den Vogelscheuchen-Mörder geweckt, vor allem an die Zeit, als sie während der Ermittlungen die Tatorte noch einmal besucht hatte, um sich in den Kopf des Mörders zu versetzen. Sie wusste, dass sie eine gewisse Neigung für so etwas hatte, was sie jedoch niemanden wissen ließ. Manchmal jagte ihr diese Neigung selber Angst ein und sie wusste, wie makaber sie war, weshalb sie niemandem davon erzählte.

      Als die Vorlesung vorüber war, packte Mackenzie ihre Sachen zusammen und ging zur Tür. Als sie hinaus in den Gang trat und immer McClarrens Worte verarbeitete, sah sie den Mann nicht, der neben der Tür stand. Sie bemerkte ihn sogar erst dann, als er ihren Namen rief.

      „Mackenzie! Hey, warten Sie.“

      Sie blieb stehen, als sie ihren Namen hörte, und als sie sich umdrehte, entdeckte sie ein bekanntes Gesicht in der Menge.

      Agent Ellington folgte ihr. Ihn zu sehen war solch eine Überraschung, dass sie einen Moment lang praktisch regungslos dastand und versuchte, eine Erklärung für sein Auftauchen zu finden. Da sie wie versteinert stehen blieb, schenkte er ihr ein schüchternes Lächeln und trat schnell an sie heran. Ein weiterer Mann folgte ihm.

      „Agent Ellington“, sagte Mackenzie. „Wie geht es Ihnen?“

      „Gut“, antwortete er. „Und selbst?“

      „Ziemlich gut. Was tun Sie hier? Machen Sie einen Auffrischungskurs?“, fragte sie in dem Versuch, der Situation ein wenig Humor zu verleihen.

      „Nein, nicht wirklich“, erwiderte Ellington. Er schenkte ihr ein weiteres Lächeln, das sie wieder daran erinnerte, warum sie sich vor drei Monaten an ihn herangemacht und sich blamiert hatte. Er deutete auf den Mann und sagte: „Mackenzie White, ich würde Ihnen gerne Special Agent Bryers vorstellen.“

      Bryers trat vor und streckte ihr die Hand entgegen. Mackenzie schüttelte sie und nutzte den Moment, um den Mann zu mustern. Er sah aus, als wäre er in seinen frühen Fünfzigern, hatte einen größtenteils grauen Schnurrbart und freundliche, blaue Augen. Sie erkannte sofort, dass er vermutlich sanftmütig und ein echter Südstaaten-Gentleman war, von denen sie schon so viel gehört hatte, seit sie nach Virginia gezogen war.

      „Schön, Sie zutreffen“, sagte Bryers, während er ihre Hand schüttelte.

      Nun, da sie einander vorgestellt waren, kam Ellington wieder zur Sache. „Haben Sie gerade viel zu tun?“, fragte er Mackenzie.

      „Im Moment nicht“, antwortete sie.

      „Nun ja, wenn Sie einen Augenblick Zeit hätten, würden Agent Bryers und ich gerne etwas mit Ihnen besprechen.“

      Bei diesen Worten sah Mackenzie, wie sich ein Funke Zweifel auf Bryers Gesicht schlich. Bei näherer Betrachtung machte er sogar den Eindruck, als würde er sich nicht ganz wohl fühlen. Vielleicht wirkte er deshalb so zurückhaltend.

      „Natürlich“, sagte sie.

      „Kommen Sie“, meinte Ellington und deutete auf einen kleinen Studienraum im hinteren Teil des Gebäudes. „Ich gebe Ihnen einen Kaffee aus.“

      Mackenzie erinnerte sich an das letzte Mal, als Ellington solch ein Interesse an ihr gezeigt hatte. Es hatte sie hierhergeführt, sie ihrem Traum, ein FBI Agent zu sein, mit allem, was dazu gehörte, nähergebracht. Deshalb ergab es Sinn, ihm jetzt zu folgen. Dabei warf sie einen Seitenblick auf Agent Bryers und fragte sich, warum er so einen unbehaglichen Eindruck machte.

      *

      „Sie sind bald fertig, nicht wahr?“, fragte Ellington, als sich die drei mit ihren Kaffeebechern, die Ellington in dem winzigen Café gekauft hatte, hinsetzen.

      „Es dauert noch acht Wochen“, erwiderte sie.

      „Dann fehlen noch Terrorismusbekämpfung, fünfzehn Simulationsstunden und etwa zwölf Stunden Schießübungen, nicht wahr?“, fragte.

      „Und woher genau wissen Sie das alles?“, entgegnete Mackenzie besorgt.

      Ellington zuckte nur mit den Schultern und grinste sie an. „Es ist gewissermaßen zu einem Hobby von mir geworden, Sie im Auge zu behalten, seit Sie hier angefangen haben. Ich habe Sie vorgeschlagen, weshalb es auch um meinen Kopf geht. Sie haben praktisch alle wichtigen Leute hier beeindruckt. Im Moment ist das alles hier sowieso mehr eine Formalität. Ich würde sagen, wenn Sie in den nächsten acht Wochen nichts gegen die Wand fahren oder abbrennen lassen, gehören Sie dazu.“

      Er holte tief Luft und schien sich zu wappnen.

      „Was uns zu dem Grund bringt, warum ich mit Ihnen sprechen wollte. Agent Bryers hier befindet sich in einer etwas prekären Lage und bräuchte eventuell Ihre Hilfe. Aber ich werde ihn das erklären lassen.“

      Bryers schien sich der Sache immer noch nicht sicher zu sein. Das zeigte sich darin, dass er einige Sekunden verstreichen ließ, nachdem er seinen Kaffeebecher auf den Tisch gestellt hatte, bevor er anfing zu sprechen.

      „Nun ja, wie Agent Ellington bereits gesagt hat, haben Sie die wirklich wichtigen Leute tatsächlich beeindruckt. In den vergangenen zwei Tagen habe ich Ihren Namen schon dreimal gehört.“

      „In welchem Zusammenhang?“, wollte sie leicht nervös wissen.

      „Ich arbeite gerade an einem Fall, der meinen Teampartner, mit dem ich nun schon seit dreizehn Jahre gemeinsam ermittle, aus dem Dienst treibt“, erklärte Bryers. „Er geht sowieso bald in den Ruhestand, weshalb das nicht sehr überraschend ist. Ich liebe den Kerl wie einen Bruder, aber er hat einfach genug. Er hat während seiner achtundzwanzig Jahre als Agent genug gesehen und will keine weiteren Alpträume, die ihm in den Ruhestand folgen. Das lässt natürlich eine Lücke frei, die ein neuer Partner füllen und der in seine Fußstapfen treten muss. Es wäre keine dauerhafte Zusammenarbeit – nur lange genug, um diesen aktuellen Fall hoffentlich zu lösen.“

      Mackenzie spürte einen Stich Aufregung in ihrem Herzen und wusste, dass sie sich kontrollieren musste, bevor ihr Verlangen, sich zu beweisen, Überhand gewann. „Und in diesem Zusammenhang wurde mein Name genannt?“, vergewisserte sie sich.

      „Das stimmt“, bestätigte ihr Bryers.

      „Aber es gibt doch bestimmt genügend erfahrenere Agents, die diese Position besser füllen könnten als ich.“

      „Es gibt vermutlich passendere Agents“, gab Ellington nüchtern zu. „Aber soweit wir das beurteilen können, ähnelt dieser Fall in vielen Punkten dem Fall des Vogelscheuchen-Mörders. Zudem denken viele Höhergestellte, dass der Fall perfekt für Sie ist, weil Ihr Name die Runde macht.“

      „Aber ich bin doch noch gar kein Agent“, widersprach Mackenzie. „Ich meine, kann man bei so etwas wirklich noch acht Wochen warten?“

      „Wir würden nicht warten“, sagte Ellington. „Und ohne hochnäsig klingen zu wollen, aber das FBI macht solche Angebote nicht gerade jedem. Eine Chance wie diese – nun ja, ich wette, dass jeder in Ihrer Klasse alles dafür tun würde. Es ist unglaublich unkonventionell und ein paar wichtige Leute scheinen die Sache auch aus dieser Perspektive zu sehen.“

      „Es scheint mir nur…unethisch“, meinte Mackenzie.

      „Das ist es auch“, stimmte ihr Ellington zu. „Auf gewisse Weise ist es technisch gesehen sogar illegal. Aber wir können die Ähnlichkeiten zwischen diesem Fall und dem, den Sie in Nebraska aufgeklärt haben, nicht ignorieren. Entweder, wir lassen Sie unbemerkt an dem Fall mitarbeiten, oder wir warten noch einmal drei bis vier Tage und hoffen, dass wir einen neuen Partner für Agent Bryers finden. Und Zeit ist von größter Bedeutung.“

      Natürlich wollte sie die Chance ergreifen, aber es fühlte sich übereilt an, fast schon gehetzt.

      „Kann ich ein wenig Bedenkzeit haben?“, fragte sie.

      „Nein“,