„Ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich dich immer noch liebe“, sagte er.
Caitlin lächelte. „Ich liebe dich auch.“
„Und dass ich es nicht erwarten kann, mit dir verheiratet zu sein“, fügte er mit breiter werdendem Lächeln hinzu.
Er setzte sich auf und küsste sie, und sie küssten einander lange im Fackellicht.
Caitlin fühlte, wie ihr Herz sich erwärmte. Genau das hatte sie hören wollen. Es war unheimlich, wie sehr er schon immer ihre Gedanken lesen konnte.
„Nun, da wir hier sind, möchte ich dich heiraten. Bevor wir unsere Suche fortsetzen. Genau hier. An diesem Ort.“ Er betrachtete sie. „Was denkst du?“
Sie sah ihn an, ihr Herz vor widersprüchlichen Gefühlen rasend. Genau das wollte sie selbst. Doch sie hatte auch Angst. Sie war nicht sicher, wie sie reagieren sollte.
Schließlich stand sie auf.
„Wohin gehst du?“, fragte er.
„Ich bin bald zurück“, sagte sie. „Ich muss nur meinen Kopf freibekommen.“
Sie küsste ihn noch einmal, dann verließ sie das Zimmer und schloss sanft die Türe hinter sich. Sie wusste, wenn sie geblieben wäre, wäre sie in seinen Armen gelandet, im Bett. Und zuerst musste sie wirklich ihre Gedanken sammeln. Nicht, dass sie irgendwelche Zweifel hatte, was ihn betraf. Oder über ihre Heirat. Oder über ihre Hochzeit. Doch sie fühlte immer noch einen Konflikt, eine Zerrissenheit darüber, ob sie da draußen sein sollte und ihre Mission erfüllen. War es egoistisch, die Hochzeit an erste Stelle zu setzen?
Als Caitlin den leeren Steinkorridor entlang ging, ihre Schritte widerhallend, entdeckte sie eine Treppe, die nach oben führte, und sah Tageslicht herunterscheinen. Das Dach der Burg, erkannte sie. Das war genau der richtige Ort, um Privatsphäre und Frischluft zu bekommen.
Caitlin eilte die Treppe hinauf und in das Dämmerlicht hinaus. Es war hier oben kälter, als sie gedacht hatte, dank eines starken späten Oktoberwindes. Sie wickelte ihre Felle fest um ihre Schultern und war dankbar für die Wärme.
Während Caitlin langsam die Zinnen entlangspazierte, blickte sie in dem wenigen Licht, das übrig war, über die Landschaft hinaus. Sie war atemberaubend schön. Auf einer Seite saß das Schloss am Ufer eines ausladenden Sees, der in Nebel getaucht war. Auf der anderen Seite lag ein großes Gebiet mit Bäumen und Hügeln und Tälern. Dieser Ort fühlte sich magisch an.
Caitlin ging an den Rand der Zinnen, starrte hinaus, nahm die Landschaft in sich auf – als sie plötzlich die Gegenwart von jemand anderem spürte. Sie wusste nicht, wie das möglich sein konnte, da das gesamte Dach leer gewesen war. Langsam drehte sie sich herum, unsicher, was ihr bevorstand.
Sie konnte es nicht glauben.
Da am anderen Ende des Daches stand eine einsame Gestalt, mit dem Rücken zu ihr, und blickte über den See hinaus. Ein elektrisches Kribbeln durchlief sie. Sie brauchte seine langen, fließenden Roben nicht zu sehen, sein langes silbernes Haar, oder den Stab an seiner Seite, um zu wissen, wer es war.
Aiden.
Kann es wirklich sein?, fragte sie sich. Oder war es nur eine Illusion in der Dämmerung?
Sie überquerte das Dach, ging langsam zu ihm hinüber und blieb in einigen Schritten Entfernung stehen. Er stand so still, sein Haar wehte in der Brise, und er drehte sich nicht herum. Einen Moment lang fragte sie sich, ob er echt war. Dann kam seine Stimme.
„Du bist weit gekommen“, sagte er, sein Rücken immer noch zu ihr.
Langsam drehte er sich zu ihr herum. Seine Augen waren ein großes, leuchtendes Blau, selbst in dem düsteren Licht, und sie schienen direkt durch sie hindurch zu sehen. Wie immer war sein Gesicht ausdruckslos. Eindringlich.
Caitlin war begeistert, ihn hier zu sehen. Es gab so viele Fragen, die sie ihm dringend stellen wollte, und wie üblich schien er genau in dem Moment zu erscheinen, wo sie am meisten seine Führung brauchen konnte.
„Ich wusste nicht, ob ich dich wiedersehen würde“, sagte sie.
„Du wirst mich immer sehen können“, antwortete er. „Manchmal in Person, und manchmal anders“, antwortete er kryptisch.
Ein Schweigen hing zwischen ihnen, während sie versuchte, ihre Gedanken zu sammeln.
„Es ist nur noch ein Schlüssel übrig“, hörte sie sich selbst sagen. „Bedeutet das, dass ich bald meinen Vater sehen werde?“
Er betrachtete sie, dann blickte er langsam davon.
Schließlich sagte er: „Das hängt von deinen Handlungen ab, nicht wahr?“
Seine Gewohnheit, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, trieb sie jedes Mal in den Wahnsinn. Sie musste es erneut versuchen.
„Der neue Hinweis“, sagte sie. „Die Seite. Die zerrissene Seite. Ich weiß nicht, wohin sie führt. Ich weiß nicht, wonach ich suchen soll. Oder wo.“
Aiden starrte in den Horizont.
„Manchmal suchen die Hinweise nach dir“, antwortete er. „Das weißt du jetzt. Manchmal musst du warten, bis sich die Dinge zu erkennen geben.“
Caitlin dachte darüber nach. Wollte er ihr sagen, sie sollte nichts tun?
„Dann…gibt es nichts für mich zu tun?“, fragte sie.
„Es gibt viel für dich zu tun“, antwortete Aiden.
Er wandte sich ihr zu, und langsam, zum ersten Mal, seit Caitlin sich erinnern konnte, begann er zu lächeln. „Du hast eine Hochzeit vorzubereiten.“
Caitlin lächelte zurück.
„Das wollte ich. Doch ich war besorgt, das würde sorglos sein“, sagte sie. „Dass ich es aufschieben sollte. Dass ich zuerst suchen sollte.“
Aiden schüttelte langsam den Kopf.
„Eine Vampir-Hochzeit ist keine sorglose Angelegenheit. Es ist ein geheiligtes Ereignis. Es ist die Verbindung zweier Vampir-Seelen. Es wird euch beiden mehr Kraft verleihen, und mehr Kraft dem gesamten Clan. Und es wird dein Wachstum, deine Fertigkeiten, nur vertiefen. Ich bin stolz auf dich. Du bist stark gewachsen. Doch wenn du auf die nächste Ebene aufsteigen möchtest, brauchst du das. Jede Verbindung bringt ihre eigene Kraft. Sowohl für das Paar als auch für die Einzelperson.“
Caitlin fühlte sich erleichtert, aufgeregt – jedoch auch nervös.
„Aber ich weiß nicht, wie man diese Art von Hochzeit vorbereitet. Ich wüsste kaum, wie man auch nur eine Menschenhochzeit plant.“
Aiden lächelte. „Du hast viele Freunde, die dir helfen werden. Und ich werde der Zeremonie vorstehen.“ Er lächelte. „Immerhin bin ich Priester.“
Caitlin lächelte breit; der Gedanke daran gefiel ihr.
„Also, was muss ich jetzt tun?“, fragte Caitlin, aufgeregt, nervös, nicht wissend, wo sie anfangen sollte.
Er lächelte.
„Gehe zu Caleb. Und sag Ja. Lass die Liebe den Rest erledigen.“
KAPITEL ACHT
Kyle marschierte durch die Sümpfe von Süd-Schottland, qualmend vor Hass. Mit jedem Schritt war er wütender beim Gedanken an Caitlin, die freikam, ihm entwischte, wieder und wieder, an jedem Ort, zu jeder Zeit. Er grübelte über Wege, wie er sie fangen und töten konnte, Rache ausüben.
Er hatte bereits jede Methode, die er kannte, ausgeschöpft, und sie schien ihm jedes Mal wieder durch die Finger zu schlüpfen. Er hatte immerhin geschafft, einen kleinen, kleinlichen Racheschlag auszuüben, indem er ihre Familie vergiftet hatte. Er lächelte innerlich beim Gedanken daran.
Doch es reichte nicht. Dies ging jetzt bereits schon viel zu lange so, und bei ihrer letzten Begegnung, das musste er zugeben, hatte sie ihn überwältigt. Er war über ihre Kraft schockiert, ihre Kampfkünste. Sie hatte ihn tatsächlich niedergekämpft. Es ging über alles hinaus,