Übermittlung . Морган Райс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Chronik der Invasion
Жанр произведения: Героическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9781094310305
Скачать книгу
jemand der wusste, dass er wahrscheinlich zusammenbrechen würde, wenn er sich nicht ganz konzentrierte. Für den größten Teil der Fahrt zu dem Vorort, in dem sie wohnten, waren sie still. Kevin war sich nicht sicher, was er sagen sollte.

      Seine Mutter sprach zuerst. „Wir werden etwas finden“, sagte sie. „Wir werden einen anderen Arzt finden und eine zweite Meinung einholen. Wir werden jede Behandlung ausprobieren, die wir finden können.“

      „Das kannst du dir nicht leisten“, erwiderte Kevin. Seine Mutter arbeitete hart in ihrem Job in einer Marketing-Agentur, aber sie hatten nur ein kleines Haus und Kevin wusste, dass ihr Einkommen sie gerade so über Wasser hielt. Er versuchte, nicht allzu oft nach Extras zu fragen, weil seine Mutter dann nur traurig wurde, wenn sie kein Geld dafür hatten. Er hasste es, seine Mutter jetzt so zu sehen, das machte es ihm nur noch schwerer.

      „Glaubst du, das macht mir etwas aus?“, fragte seine Mutter. Kevin konnte die Tränen sehen, die aus ihren Augen kullerten. „Du bist mein Sohn und du stirbst und … ich kann nicht … ich kann dich nicht retten.“ „Du musst mich nicht retten“, sagte Kevin, obwohl er wünschte, dass sie es könnte. Er wünschte sich, dass jemand kommen und all das beenden würde.

      Die Bedeutung, von dem, was Dr. Markham gesagt hatte, kam langsam bei ihm an. Sechs Monate, das würde bedeuten, noch vor dem Ende des Schuljahres. Bis dahin würde er tot sein. Weg. Alles, worauf er sich gefreut hatte, würde nur von kurzer Dauer sein. Alles, worauf er in der Zukunft gehofft hatte, würde von der Tatsache zerstört werden, dass es keine Zukunft für ihn geben würde.

      Kevin war sich nicht sicher, wie er sich dabei fühlen sollte. Traurig, ja, weil das die Art von Nachricht war, bei der man sich traurig fühlen sollte und natürlich, weil er nicht sterben wollte. Wütend, weil das, was er wollte, hierbei nichts zu bedeuten schien. Verwirrt, weil er nicht sicher war, warum es ihn traf, wenn es doch Millionen von anderen Menschen auf der Welt gab.

      Im Vergleich zu seiner Mutter war er jedoch ruhig. Sie zitterte, während sie fuhr, und Kevin machte sich Sorgen, dass sie einen Unfall verursachen könnte. Er seufzte vor Erleichterung, als sie auf die Straße einbogen, in der ihr Haus stand. Es war eines der kleineren Häuser im Block, alt und an vielen Stellen notdürftig zusammen geflickt.

      „Es wird alles in Ordnung kommen“, sagte seine Mutter. Sie hörte sich nicht so an, als ob sie selbst daran glaubte. Sie nahm Kevins Arm, während sie ins Haus gingen, aber es fühlte sich eher so an, als würde Kevin sie stützen.

      „Das wird es“, antwortete Kevin, denn er nahm an, dass seine Mutter das hören musste − mehr als er selbst. Es hätte vielleicht geholfen, wenn es wahr gewesen wäre.

      Sie gingen hinein und es fühlte sich schon fast falsch an, auch nur irgendwas zu machen. Als ob alle normalen Dinge eine Art Betrug wären, nach den Neuigkeiten von Dr. Markham. Kevin schob eine Tiefkühl-Pizza in den Ofen, während er seine Mutter auf dem Sofa weinen hören konnte. Er wollte zu ihr gehen, um sie zu trösten, aber zwei Dinge hielten ihn davon ab. Erstens, der Gedanke, dass seine Mutter das vielleicht nicht wollte. Sie war immer die Starke gewesen, diejenige, die sich alleine um ihn gekümmert hatte, nachdem sein Vater sie verlassen hatte, als er noch ein Baby gewesen war.

      Das Zweite waren die Visionen.

      Er sah eine Landschaft unter einem Himmel, der mehr lila als blau schien, die Bäume darunter waren merkwürdig geformt, mit Stämmen, die Kevin an die Palmen am Strand erinnerten, aber die auf eine Art verdreht waren, wie Palmen es nie taten. Der Himmel sah aus, als ob die Sonne dort schien, aber die Sonne sah irgendwie falsch aus. Kevin konnte nicht so recht herausfinden, was falsch daran war, denn er hatte nie viel Zeit damit verbracht, die Sonne anzusehen, aber er wusste, dass sie nicht dieselbe war.

      In einer Ecke seines Kopfes erschienen immer wieder Zahlen.

      Er ging in einen Raum, der jetzt mit rotem Sand bedeckt war, und konnte spüren, wie seine Zehen darin versanken. Dort gab es Kreaturen, klein und Echsen-ähnlich, die wegliefen, wenn er ihnen zu nahe kam. Er schaute sich um …

      … und die Welt ging in Flammen auf.

      Kevin wachte auf dem Küchenboden auf, die Ofen-Uhr piepte und zeigte damit an, dass die Pizza fertig war, der Geruch von verbranntem Essen brachte ihn vom Boden hoch und zum Ofen, ehe seine Mutter das tun musste. Er wollte nicht, dass sie ihn so sah, wollte ihr nicht noch mehr Grund zur Sorge geben.

      Er nahm die Pizza heraus, schnitt sie in Stücke und brachte sie ins Wohnzimmer. Seine Mutter saß auf dem Sofa und auch wenn sie aufgehört hatte zu weinen, waren ihre Augen rot. Kevin stellte den Teller mit der Pizza auf den Kaffeetisch, setzte sich neben sie und machte den Fernseher an, sodass sie zumindest so tun konnten, als wenn die Dinge normal wären.

      „Du hättest das nicht tun müssen“, sagte seine Mutter und Kevin wusste nicht, ob sie die Pizza oder etwas anderes meinte. Im Moment war das egal.

      Die Zahlen waren ihm immer noch im Gedächtnis: 23h 06m 29.283s – 05° 02‘ 28.59.

      KAPITEL ZWEI

      Als seine Mutter und er auf den Schulparkplatz fuhren, war sich Kevin nicht sicher, ob er sich jemals so müde gefühlt hatte. Der Plan war, alles so normal wie möglich weiter laufen zu lassen, aber er fühlte sich, als wenn er jeden Moment einschlafen würde. Das war weit entfernt von normal.

      Das Problem waren die Behandlungen. Es hatte viele Behandlungen in den letzten Tagen gegeben. Seine Mutter hatte mehr Ärzte gefunden und jeder hatte einen anderen Plan, um zu versuchen, den Fortschritt der Krankheit zu verlangsamen. Das sagten sie jedes Mal und ihre Wortwahl machte klar, dass sogar das etwas Besonderes wäre und dass sie nicht darauf hoffen konnten, die Dinge wirklich aufhalten zu können.

      „Viel Spaß in der Schule mein Schatz“, sagte seine Mutter. Da war etwas Falsches an der Fröhlichkeit, eine spröde Kante, die verriet, wie sehr sie sich bemühen musste, um ein Lächeln herbeizuzaubern. Kevin wusste, dass sie sich seinetwegen zusammenriss und er gab sein Bestes.

      „Ich werde es versuchen, Mama“, versicherte er ihr und konnte hören, dass auch seine eigene Stimme unnatürlich klang. Es war, als ob sie beide Rollen spielten, weil sie Angst vor der Wahrheit dahinter hatten. Kevin spielte, weil er nicht wollte, dass seine Mutter wieder weinte.

      Wie oft hatte sie jetzt geweint? Wie viele Tage waren vergangen, seit sie das erste Mal bei Dr. Markham gewesen waren? Kevin hatte den Überblick verloren. Er war ein oder zwei Tage krank zu Hause geblieben, ehe es offensichtlich geworden war, dass keiner von ihnen beiden das wollte. Dann kam das: Schule und zwischendurch Tests und die Versuche einer Therapie. Es gab Spritzen und Bluttests, Nahrungs-Ergänzungsmittel −, weil seine Mutter im Internet gelesen hatte, das diese angeblich halfen − und gesundes Essen, das weit von Pizza entfernt war.

      „Ich will einfach nur, dass die Dinge so normal wie möglich sind“, sagte seine Mutter. Keiner von ihnen sagte so etwas an einem normalen Tag. Kevin hätte den Schulbus genommen und sie hätten sich keine Sorge machen müssen, was normal war oder nicht.

      An einem normalen Tag würde er nicht verstecken müssen, was mit ihm nicht stimmte oder dankbar sein, dass seine beste Freundin auf eine andere Schule ging, nachdem er und seine Mutter umgezogen waren, sodass sie nichts hiervon nichts mitbekam. Er hatte Luna seit Tagen nicht angerufen und ihre Nachrichten sammelten sich auf seinem Handy. Kevin ignorierte sie, weil er nicht wusste, was er ihr sagen sollte.

      Kevin konnte die Blicke spüren, die er auf sich zog, als er in das Schulgebäude ging. Es gab Gerüchte, selbst wenn niemand sicher wusste, was mit ihm los war. Weiter vorn konnte er einen der Lehrer sehen, Mr. Williams, und an einem normalen Tag wäre Kevin einfach an ihm vorbeigegangen, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Jetzt hielt der Lehrer ihn an, schaute an ihm hoch und runter, als wenn er Anzeichen erwartete, dass er jeden Moment sterben würde.

      „Wie geht es dir, Kevin?“, fragte er. „Geht es dir gut?“

      „Ich bin okay, Mr. Williams“, versicherte Kevin ihm. Es war einfacher zu sagen, dass es einem gut ginge, als die Wahrheit zu erklären: wie besorgt er um seine Mutter war und wie müde er von den ganzen Behandlungen war, wie viel Angst er davor hatte, was als Nächstes passierte.

      Die