Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Erster Band. Julius von Voss. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Julius von Voss
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Книги о Путешествиях
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marschirte sogleich nach Alexandrien, nahm es mit Sturm ein, und verjagte die Mammelucken und Araber. Dadurch gewann man hinterwärts Sicherheit, und alle Truppen, und was zum Heere gehörte, konnten nun ans Land treten.

      Wie war Ring bezaubert, wie er den alten urklassischen Boden unter seinen Füßen fühlte. Er erklärte Floren das Alterthum dieser Erdgegend, und bereitete sie vor, des Merkwürdigen unendlich viel zu sehen, ob sie gleich mit etwas offnen Munde dastand, und sich höher erfreute, den Meerstürmen, und den Gefahren einer immer erwarteten Seeschlacht glücklich entgangen zu seyn.

      Drittes Kapitel.

      Reminiscensen

      Da sind also unsre Reisenden in dem lieblichen Lande, dessen Bild schon tausend Erinnrungen weckt. Der hellsten von allen dachte Ring unter einen Dattelbaum hingestreckt nach. Es ist die Reise jener Cleopatra, die Shakespear wohl mit Unrecht eine Zigeunerin nannte, da sie von dem griechischen Königsstamme, nach Alexanders Tode gepflanzt, war. Gleichwohl beschrieb der so lebendig malende Britte, die Fahrt dem Cydnus bezaubernd:

      Cydnus Wogen trugen sie, die Gondel

      Brannt’ ein Feuerthron auf Lazurfluthen,

      Und die Purpurwimpel Sidons hauchten

      Sabas edlen Zauberduft, daß Eurus

      Nur mit ihnen, nicht um Flora buhlte.

      Silberruder schlugen nach dem Takte,

      Süßer Flöten, die verwandten Wellen,

      Deren Perlschaum ihnen tanzend folgte.

      Aber sie, die Charitin Canopens,

      Unter ihres Baldachins Gewölbe,

      Die Anmuthge höhnte Pinsel, Lyra,

      Und zur Bettlerin wird die Beschreibung;

      Ein Gemäld’, ein Bildniß, dem getroffnen

      Blicke, das Protogenes Cythere,

      Wo Natur der Dichtung Kraft erlegen,

      Selbst verdunkelte. Mit Wangengrübchen

      Lächelten den Amorn gleich, zur Seite

      Schöne Knaben, die mit bunten Fächern

      Kühlung ihrem Rosenantlitz wehten,

      Und doch nur die Glut erhöhten, Feuer

      Schürten, das ihr Hauch vernichten sollte.

      Gleich den Nymphen und den Töchtern Nereus

      Harreten der Göttin Wink verschämte

      Zarte Mägdlein, wurden reizender

      Wenn sie sich vor ihr gewärtig beugten.

      Eine liebliche Syrene steurte,

      Leicht erblähten seidne Seegelthaue,

      Vom Berühren Blumumwundner Hände,

      Der geschäftgen holden Schifferinnen.

      Unsichtbarer Himmelswohlgeruch,

      Strömte weit auf die beblümten Ufer —

      Auf sie goß die weite Stadt ihr Volk,

      Die Bewunderung sank froh zu Füssen,

      Und die Luft verwundete ihr Jubel,

      Die, wenn sie nicht ewig Leere haßte,

      Weggezogen wär aus ödem Raume,

      Freudig vor Cleopatra zu staunen. —

      Ha, nun tritt die Zauberin ans Land,

      Und der stolze Held der sieben Hügel

      Schmachtet ewig in der Feindin Kette. —

      Er wurde bald unterbrochen, von dem lustigen Gewimmel rund umher. Alles drängte sich zu der nahen Pompejussäule, einer maaß, einer erklärte ihre Geschichte, ein andrer wollte hinauf, von dort weit umher die Gegend zu erspähen. Das ging aber nicht leicht, da die Steinmasse achtundachtzig Fuß hoch, und mit keiner Treppe versehn war.

      Demungeachtet erzählte ein Matros, der schon ehedem Egypten besucht hatte, tranken Engländer oben eine Bowle Punsch. Zugleich theilte er mit, wie sie das, ohne ein Gerüst zu fertigen, vollbracht hätten. Man machte nämlich einen Drachen aus Papier, wie ihn die Kinder steigen lassen. An einem langen dünnen Strang wurde er hoch in die Luft gefördert, und der Wind so genommen, daß der Lenker die Säule zwischen sich und den Drachen brachte, ihn nun niedersinken ließ, worauf der Strang an dem Capital hing. Nun wurde ein dicker Schiffstau an den Strang geknüpft, hinübergezogen, worauf ein Seemann sich an das Ende band, und sich auf die Säule bringen ließ. Dieser traf nun Anstalten, eine förmliche Winde zu befestigen, und die das Seltsame liebenden Britten übten ihren Willen.

      Viertes Capitel.

      Alexandrien

      Nun ging es nach dieser großen Stadt mit platten Dächern und runden Moscheen. Nicht wenig waren die Bürger ob des unerwarteten Einspruches der Europäer bestürzt. Sonst hatten sie sie wohl auch in ihrer Mitte gesehn, doch in geringer Zahl, demüthig entweder auf den Handel, oder Notizen zu Reisebeschreibungen ausgehend, in morgenländische Kleider gesteckt, und den Namen Christenhund, ohne eben die Justiz zu überlaufen, hinnehmend. Nun brachten sie aber Waffen, und da ist der Europäer allen Nationen überlegen. Und das macht allein die Cultur, die zu einer glücklichen Schwäche führt, in welcher es nothwendig wird, sich so lange nach Kraft in der Kunst umzusehn, bis man sie findet.

      Die Soldaten lagen in Alexandrien auf den Straßen umher, ein sehr beschwerlicher Zustand, wo man eine Hitze von 26 Graden duldet. Der Stab und die mitgenommenen Gelehrten wurden blos in die Häuser mehrerer Europäer gelegt.

      Ring traf jenes Loos, und er wünschte daher sehnlich, daß man bald tiefer ins Land dringen mögte.

      Eines Tages wanderte er mit Floren eine Gasse hinauf, um den großen Obelisk zu sehen. Plötzlich rief sie ein sehr wohlgekleideter junger Muselmann. Verwundert sehen sie auf, und entdecken in der schönen Kleidung den Sklaven Coraim aus Malta, der ihnen erzählte: wie er an der Küste freigelassen worden, und seinen Vater, der bei seiner Abreise ein Wasserträger gewesen, als einen Richter der höheren Klasse angetroffen hätte. Ein nicht seltener Gebrauch im Morgenlande, plötzlich aus dem Staube zu erheben, den man wenigstens bisweilen auch in der Christenheit nachahmen sollte. Es käme so der nüchterne Sinn in die hohen Regionen, der dort oft ganz ausstirbt.

      Coraim blieb aber nicht bei den nackten Freudenbezeugungen stehen, sondern nöthigte sie in das elterliche Haus. Die Truppen wurden bei keinen Türken einquartirt, daher auch das Innere ihrer Haushaltung nicht gefährdet war.

      Coraims Vater, indem er hörte, der Frank und die Frankin hätten seinem Sohne auf dem Schiffe Gutes erwiesen, zeigte sich sehr bereit zur Erwiederung, und ließ dabei vielen orientalischen Luxus schimmern von welchem beide nicht wenig eingenommen waren, und in manchem Stücke, den europäischen ihm nachsetzten.

      Man trennte nach der Landessitte Ring und Floren. Letztre wurde in den Harem zu den Weibern des Ali (so hieß Coraims Vater) geführt.

      Ring wurde zuförderst durch ein Bad gelabt, das ihm an und für sich nach vielen Beschwerden würde höchst willkommen gewesen seyn, wie vielmehr bei einem Raffinement, das London und Paris nicht kennen.

      Das Badgebäude bestand aus drei hintereinandergelegenen großen Zimmern. Das erste, Burani genannt, war prachtvoll und mit Marmor gepflastert. An der Mauer lief eine Erhöhung hin, mit kostbaren Teppichen bedeckt. In der Mitte stand ein Brunnen. Die Diener luden den Gast ein, hier die Kleider abzuwerfen.

      Aus diesem Zimmer oder Saale gelangte er in ein zweites, das Wustami hieß. Hier fanden sich viele Becken von Stein, rund und länglich, etwa zwei Schuh im Durchmesser, in welchen sich zwei Röhren mit messingnen Hähnen zu warmen und kaltem Wasser öffneten. Am Fuße derselben standen metallene Becher, um das Wasser auf die Badenden zu gießen. Schöne Blumen dufteten aus artig gearbeiteten Vasen.

      Von diesem mittleren Gemache, wurde Ring in das innerste, das in dem Morgenlande den Namen Dschuani führt, gebracht. Es war durch eine Kuppel von oben erleuchtet. Ein dämmerndes Licht brach durch gemalte Fensterscheiben in die heitre Rotunde.