Der kleine Ritter. Генрик Сенкевич. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Генрик Сенкевич
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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schwerlich einen besseren gibt als Ketling, so ist er für die Frauen noch mehr gefährlich, denn sie lieben ihn wahnsinnig wegen seiner Schönheit. Er ist auch ein großer Praktiker in der Liebe!«

      »Sagt das Christine, denn ich denk' an solche Dinge nicht,« sagte Bärbchen und rief, zu Fräulein Drohojowska gewandt: »Christine, Christine, auf ein Wort!«

      »Nun?« sagte Fräulein Drohojowska.

      »Herr Sagloba sagt, kein Mädchen sähe Ketling an, ohne sich in ihn zu verlieben. Ich habe ihn schon von allen Seiten angesehen, und mir ist gar nichts. – Und du? Fühlst du schon etwas?«

      »Aber Bärbchen, Bärbchen!« sagte Christine in vorwurfsvollem Tone.

      »Gefällt er dir, was?«

      »Sei doch still, laß doch. Liebes Bärbchen, schwatz' doch nicht, Herr Ketling kommt gerade.«

      Noch hatte Christine sich nicht niedersetzen können, als Ketling hereintrat und fragte:

      »Darf man sich den Damen anschließen?«

      »Wir bitten sehr,« antwortete Fräulein Jesiorkowska.

      »Ich frage also schon kühner: Wovon sprachen die Damen?«

      »Von der Liebe,« rief Bärbchen ohne Zögern.

      Ketling nahm neben Christine Platz. Eine Weile schwiegen sie, denn Christine, die sonst immer sehr geistesgegenwärtig war, wurde diesem Ritter gegenüber sehr zaghaft.

      »War wirklich von einem so anmutigen Gegenstand die Rede?« fragte Ketling.

      »Ja,« antwortete Fräulein Drohojowska mit halber Stimme.

      »Ich würde zu gern Ihre Meinung hören.«

      »Verzeihen Sie, mein Herr, mir fehlt der Mut sowohl wie der Witz, und ich denke auch, ich würde eher von Ihnen etwas Neues hören.«

      »Christine hat recht,« warf Sagloba ein; »wir hören also.«

      »Fragen Sie, mein Fräulein,« antwortete Ketling.

      Er richtete seine Augen halb empor, versank in Gedanken und begann, ohne daß sie fragte, als ob er zu sich selbst spräche:

      »Die Liebe ist ein schweres Leid, denn durch sie wird der freie Mensch ein Sklave. Gleich wie der Vogel vom Pfeil durchbohrt zu den Füßen des Jägers niederfällt, so hat auch der Mensch, von der Liebe getroffen, nicht mehr die Kraft, von den geliebten Füßen aufzufliegen … Lieben heißt gebrechlich sein, denn der Mensch sieht wie der Blinde die Welt über seiner Liebe nicht … Liebe ist Traurigkeit, denn wann fließen mehr der Tränen, wann entringen der Brust sich mehr der Seufzer? Wer liebt, für den gibt es keinen Schmuck mehr, keine Lustbarkeit; dasitzen möchte er, die Hände um die eigenen Kniee geschlungen und sehnsüchtig bangend wie der, der einen teuren Angehörigen verloren hat … Liebe ist eine Krankheit, denn wie bei der Krankheit wird das Antlitz blaß, die Augen hohl, zittern die Hände und werden die Finger hager, und der Mensch denkt an den Tod, oder er geht wie im Irrsinn einher, spricht zu dem Monde, zeichnet den teuren Namen in den Sand, und wenn der Wind ihn verweht, dann sagt er: »O Unglück!« und bricht in Seufzer aus.«

      Hier versank Ketling eine Weile in Schweigen; man hätte glauben mögen, er sei untergegangen in Erinnerungen. Christine lauschte seinen Worten wie einem Liede mit ganzer Seele. Ihre beschatteten Lippen öffneten sich, ihre Augen wichen nicht von dem schneeweißen Antlitz des Ritters. Bärbchen waren die Stirnhaare ganz über die Augen gefallen, so daß man nicht erkennen konnte, was sie wohl denke; aber auch sie saß still da.

      Da gähnte plötzlich Herr Sagloba laut auf, reckte sich, streckte die Füße und sagte:

      »Von solcher Liebe kannst du den Hunden Stiefeln nähen lassen.«

      »Und doch,« begann der Ritter von neuem, »ist lieben schwer, so ist nichtlieben noch schwerer. Denn wen mag, ohne Liebe, die Freude, der Ruhm, Reichtümer, Wohlgerüche und Kleinodien befriedigen? Wer wird der Geliebten nicht sagen: Du bist mir mehr als ein Königreich, mehr als ein Szepter, mehr als die Gesundheit, mehr als ein langes Leben? Und da jeder von uns gern sein Leben hingäbe für die Liebe, so ist die Liebe mehr wert als das Leben.«

      Ketling war zu Ende gekommen. Die Mädchen saßen eine an die andere geschmiegt und bewunderten das Gefühl, das aus seiner Rede sprach, und diese Liebesdeutungen, welche den polnischen Herren fremd waren; bis endlich Sagloba, der gegen das Ende eingeschlummert war, erwachte und mit den Augen blinzelnd bald die eine, bald die andere, bald den dritten anblickte und, seine Sinne sammelnd, mit lauter Stimme fragte:

      »Nun, was sagt ihr?«

      »Wir sagen Euch gute Nacht!« rief Bärbchen.

      »Oho, ich weiß schon, wir sprachen von der Liebe. Wie war das Ende?«

      »Das Unterfutter war besser als der Mantel.«

      »Ohne Zweifel! Aber es hat mich müde gemacht, denn lieben heißt weinen und greinen. Und ich habe noch einen Reim gefunden: Kummer und Schlummer … und das letzte ist gewiß das beste, denn es ist spät. Gute Nacht, die ganze Gesellschaft, und laßt die Liebe schon in Frieden … Du lieber Gott, so lange der Kater miaut, frißt er den Speck nicht, und dann beleckt er sich … Auch ich war vor Zeiten Ketling ähnlich wie ein Wassertropfen dem anderen, und liebte so wahnsinnig, daß mich ein Schafbock eine Stunde lang von hinten hätte stoßen können, ehe ich's bemerkt haben würde. Aber im Alter ziehe ich es vor, mich auszuruhen, besonders wenn der höfliche Wirt mich nicht nur begleitet, sondern auch den Betttrunk bringt.«

      »Zu Euren Diensten,« sagte Ketling.

      »Gehen wir, gehen wir. Seht, wie hoch der Mond schon steht! Schönes Wetter für morgen, der Himmel ist mit Sternen besäet, und es ist hell wie am lichten Tag. Ketling würde euch die ganze Nacht hindurch von der Liebe sprechen, aber bedenkt, Mädchen, daß er müde ist.«

      »Ich bin nicht müde, denn ich habe zwei Tage in der Stadt geruht; ich fürchte nur, daß die Damen nicht gewohnt sind zu wachen.«

      »Die Nacht würde schnell dahingehen, wenn wir Euch zuhörten,« sagte Christine.

      »Eine Nacht gibt es nicht, wo die Sonne scheint,« antwortete Ketling.

      Dann trennten sie sich, denn es war in der Tat schon spät. Die Mädchen schliefen zusammen und plauderten gewöhnlich, bevor sie einschliefen. An diesem Abend aber konnte Bärbchen von Christine kein Wort herauslocken; so sehr die eine Lust hatte, sich zu unterhalten, so sehr war die andere schweigsam und antwortete nur mit hingeworfenen Worten. Wenn Bärbchen, von Ketling sprechend, witzig werden wollte und ihn ein wenig verspottete, auch ein wenig nachahmte, umfaßte Christine mit großer Zärtlichkeit ihren Hals und bat sie, die Torheiten zu lassen.

      »Er ist hier Wirt, Bärbchen,« sagte sie, »wir wohnen unter seinem Dache, und ich habe bemerkt, daß er dich vom ersten Augenblicke liebgewonnen hat.«

      »Woher weißt du das?« fragte Bärbchen.

      »Wer würde dich nicht liebgewinnen! Dich lieben alle … auch ich sehr!«

      Bei diesen Worten brachte sie ihr süßes Gesicht dem Gesicht Bärbchens näher, drückte sie an sich und küßte sie auf die Augen.

      Endlich gingen sie zur Ruhe; aber Christine konnte lange Zeit nicht einschlafen. Eine Unruhe hatte sie erfaßt; bisweilen schlug ihr Herz so mächtig, daß sie beide Hände an ihre atlasweiße Brust preßte, um das Pochen zu dämpfen. Bald wieder schien es ihr, besonders, wenn sie die Augen zu schließen versuchte, als neigte ein Kopf, schön wie ein Traum, sich über sie, und als flüstere ihr eine Stimme ins Ohr: »Du bist mir teurer als ein Königreich, als ein Szepter, als die Gesundheit, als langes Leben.«

      Einige Tage darauf schrieb Sagloba an Skrzetuski einen Brief, der also schloß:

      »Wenn ich also vor der Wahl nicht nach Hause komme, wundert Euch nicht. Es geschieht nicht aus geringer Neigung zu Euch, sondern weil der Teufel die Hand im Spiele hat, und ich nicht mag, daß mir statt eines Vogels was Garstiges in der Hand bliebe. Es müßte schlimm sein, wenn ich Michael bei seiner Heimkehr nicht bald sagen könnte: die da ist verlobt, und der kleine Heiduck ist frei. Alles liegt in der Hand Gottes, und ich denke, es wird dann nicht nötig sein, Michael zu