Wallensteins Tod. Friedrich von Schiller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich von Schiller
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Драматургия
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
Geist. Groß war der Drang. Mir tötete

           Ein Schuß das Pferd, ich sank, und über mir

           Hinweg, gleichgültig, setzten Roß und Reiter,

           Und keuchend lag ich, wie ein Sterbender,

           Zertreten unter ihrer Hufe Schlag.

           Da faßte plötzlich hilfreich mich ein Arm,

           Es war Octavio – und schnell erwach ich,

           Tag war es, und – Octavio stand vor mir.

           "Mein Bruder", sprach er, "reite heute nicht

           Den Schecken, wie du pflegst. Besteige lieber

           Das sichre Tier, das ich dir ausgesucht.

           Tu's mir zu Lieb'. Es warnte mich ein Traum."

           Und dieses Tieres Schnelligkeit entriß

           Mich Banniers verfolgenden Dragonern.

           Mein Vetter ritt den Schecken an dem Tag,

           Und Roß und Reiter sah ich niemals wieder.

Illo

           Das war ein Zufall.

Wallenstein. (bedeutend)

           Es gibt keinen Zufall;

           Und was uns blindes Ohngefähr nur dünkt,

           Gerade das steigt aus den tiefsten Quellen.

           Versiegelt hab ich's und verbrieft, daß er

           Mein guter Engel ist, und nun kein Wort mehr!

      (Er geht.)

Terzky

           Das ist mein Trost, der Max bleibt uns als Geisel.

Illo

           Und der soll mir nicht lebend hier vom Platze.

Wallenstein. (bleibt stehen und kehrt sich um)

           Seid ihr nicht wie die Weiber, die beständig

           Zurück nur kommen auf ihr erstes Wort,

           Wenn man Vernunft gesprochen stundenlang!

           – Des Menschen Taten und Gedanken, wißt!

           Sind nicht wie Meeres blind bewegte Wellen.

           Die innre Welt, sein Mikrokosmus, ist

           Der tiefe Schacht, aus dem sie ewig quellen.

           Sie sind notwendig, wie des Baumes Frucht,

           Sie kann der Zufall gaukelnd nicht verwandeln.

           Hab ich des Menschen Kern erst untersucht,

           So weiß ich auch sein Wollen und sein Handeln.

      (Gehen ab.)

      Vierter Auftritt

      Zimmer in Piccolominis Wohnung.

      Octavio Piccolomini reisefertig. Ein Adjutant.

Octavio

           Ist das Kommando da?

Adjutant

           Es wartet unten.

Octavio

           Es sind doch sichre Leute, Adjutant?

           Aus welchem Regimente nahmt Ihr sie?

Adjutant

      Von Tiefenbach.

Octavio

           Dies Regiment ist treu.

           Laßt sie im Hinterhof sich ruhighalten,

           Sich niemand zeigen, bis Ihr klingeln hört;

           Dann wird das Haus geschlossen, scharf bewacht,

           Und jeder, den Ihr antrefft, bleibt verhaftet.

      (Adjutant ab.)

           Zwar hoff ich, es bedarf nicht ihres Dienstes,

           Denn meines Kalkuls halt ich mich gewiß.

           Doch es gilt Kaisers Dienst, das Spiel ist groß,

           Und besser zu viel Vorsicht als zu wenig.

      Fünfter Auftritt

      Octavio Piccolomini. Isolani tritt herein.

Isolani

           Hier bin ich – Nun! wer kommt noch von den andern?

Octavio. (geheimnisvoll)

           Vorerst ein Wort mit Euch, Graf Isolani.

Isolani. (geheimnisvoll)

           Soll's losgehn? Will der Fürst was unternehmen?

           Mir dürft Ihr trauen. Setzt mich auf die Probe.

Octavio

           Das kann geschehn.

Isolani

           Herr Bruder, ich bin nicht

           Von denen, die mit Worten tapfer sind

           Und, kommt's zur Tat, das Weite schimpflich suchen.

           Der Herzog hat als Freund an mir getan,

           Weiß Gott, so ist's! Ich bin ihm alles schuldig.

           Auf meine Treue kann er baun.

Octavio

           Es wird sich zeigen.

Isolani

           Nehmt Euch in acht. Nicht alle denken so.

           Es halten's hier noch viele mit dem Hof

           Und meinen, daß die Unterschrift von neulich,

           Die abgestohlne, sie zu nichts verbinde.

Octavio

           So? Nennt mir doch die Herren, die das meinen.

Isolani

           Zum Henker! Alle Deutschen sprechen so.

           Auch Esterhazy, Kaunitz, Deodat

           Erklären jetzt, man müss' dem Hof gehorchen.

Octavio

           Das freut micht.

Isolani

           Freut Euch?

Octavio

           Daß der Kaiser noch

           So gute Freunde hat und wackre Diener.

Isolani

           Spaßt nicht. Es sind nicht eben schlechte Männer.

Octavio

           Gewiß nicht. Gott verhüte, daß ich spaße!

           Sehr ernstlich freut es mich, die gute Sache

           So stark zu sehn.

Isolani

           Was Teufel! Wie ist das?

           Seid Ihr denn nicht? – Warum bin ich denn hier?

Octavio. (mit Ansehen)

           Euch zu erklären,