Wallensteins Tod. Friedrich von Schiller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich von Schiller
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Драматургия
Год издания: 0
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deine Einbildung befleckte sie,

           Die Unschuld will sich nicht vertreiben lassen

           Aus deiner hoheitblickenden Gestalt.

           Wirf ihn heraus, den schwarzen Fleck, den Feind.

           Ein böser Traum bloß ist es dann gewesen,

           Der jede sichre Tugend warnt. Es mag

           Die Menschheit solche Augenblicke haben,

           Doch siegen muß das glückliche Gefühl.

           Nein, du wirst so nicht endigen. Das würde

           Verrufen bei den Menschen jede große

           Natur und jedes mächtige Vermögen,

           Recht geben würd' es dem gemeinen Wahn,

           Der nicht an Edles in der Freiheit glaubt

           Und nur der Ohnmacht sich vertrauen mag.

Wallenstein

           Streng wird die Welt mich tadeln, ich erwart es.

           Mir selbst schon sagt' ich, was du sagen kannst.

           Wer miede nicht, wenn er's umgehen kann,

           Das Äußerste! Doch hier ist keine Wahl,

           Ich muß Gewalt ausüben oder leiden —

           So steht der Fall. Nichts anders bleibt mir übrig.

Max

           Sei's denn! Behaupte dich in deinem Posten

           Gewaltsam, widersetze dich dem Kaiser,

           Wenn's sein muß, treib's zur offenen Empörung,

           Nicht loben werd ich's, doch ich kann's verzeihn,

           Will, was ich nicht gut heiße, mit dir teilen.

           Nur – zum Verräter werde nicht! Das Wort

           Ist ausgesprochen. Zum Verräter nicht!

           Das ist kein überschrittnes Maß, kein Fehler,

           Wohin der Mut verirrt in seiner Kraft.

           Oh! das ist ganz was anders – das ist schwarz,

           Schwarz, wie die Hölle!

Wallenstein. (mit finsterm Stirnfalten, doch gemäßigt)

           Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort,

           Das schwer sich handhabt, wie des Messers Schneide;

           Aus ihrem heißen Kopfe nimmt sie keck

           Der Dinge Maß, die nur sich selber richten.

           Gleich heißt ihr alles schändlich oder würdig,

           Bös oder gut – und was die Einbildung

           Phantastisch schleppt in diesen dunkeln Namen,

           Das bürdet sie den Sachen auf und Wesen.

           Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit.

           Leicht beieinander wohnen die Gedanken,

           Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen;

           Wo eines Platz nimmt, muß das andre rücken,

           Wer nicht vertrieben sein will, muß vertreiben;

           Da herrscht der Streit, und nur die Stärke siegt.

           – Ja, wer durchs Leben gehet ohne Wunsch,

           Sich jeden Zweck versagen kann, der wohnt

           Im leichten Feuer mit dem Salamander

           Und hält sich rein im reinen Element.

           Mich schuf aus gröberm Stoffe die Natur,

           Und zu der Erde zieht mich die Begierde.

           Dem bösen Geist gehört die Erde, nicht

           Dem guten. Was die Göttlichen uns senden

           Von oben, sind nur allgemeine Güter;

           Ihr Licht erfreut, doch macht es keinen reich,

           In ihrem Staat erringt sich kein Besitz.

           Den Edelstein, das allgeschätzte Gold

           Muß man den falschen Mächten abgewinnen,

           Die unterm Tage schlimmgeartet hausen.

           Nicht ohne Opfer macht man sie geneigt,

           Und keiner lebet, der aus ihrem Dienst

           Die Seele hätte rein zurückgezogen.

Max. (mit Bedeutung)

           Oh! fürchte, fürchte diese falschen Mächte!

           Sie haltennicht Wort! Es sind Lügengeister,

           Die dich berückend in den Abgrund ziehn.

           Trau ihnen nicht! Ich warne dich – Oh! kehre

           Zurück zu deiner Pflicht. Gewiß! du kannst's!

           Schick mich nach Wien. Ja, tue das. Laß mich,

           Mich deinen Frieden machen mit dem Kaiser.

           Er kennt dich nicht, ich aber kenne dich,

           Er soll dich sehn mit meinem reinen Auge,

           Und sein Vertrauen bring ich dir zurück.

Wallenstein

           Es ist zu spät. Du weißt nicht, was geschehn.

Max

           Und wär's zu spät – und wär' es auch soweit,

           Daß ein Verbrechen nur vom Fall dich rettet,

           So falle! Falle würdig, wie du standst.

           Verliere das Kommando. Geh vom Schauplatz.

           Du kannst's mit Glanze, tu's mit Unschuld auch.

           – Du hast für andre viel gelebt, leb endlich

           Einmal dir selber, ich begleite dich,

           Mein Schicksal trenn ich nimmer von dem deinen —

Wallenstein

           Es ist zu spät. Indem du deine Worte

           Verlierst, ist schon ein Meilenzeiger nach dem andern

           Zurückgelegt von meinen Eilenden,

           Die mein Gebot nach Prag und Eger tragen.

           – Ergib dich drein. Wir handeln, wie wir müssen.

           So laß uns das Notwendige mit Würde,

           Mit festem Schritte tun – Was tu ich Schlimmres,

           Als jener Cäsar tat, des Name noch

           Bis heut das Höchste in der Welt benennet?

           Er führte wider Rom die Legionen,

           Die Rom ihm zur Beschützung anvertraut.

           Warf er das Schwert von sich, er war verloren,

           Wie ich es wär', wenn ich entwaffnete.

           Ich