Und ganz plötzlich hielt er inne, riß den Mund auf, als sei ihm etwas eingefallen.
„Die Zeche!“ rief er aus. „Drei Runden Rum! Nein, beim Teufel, die Zeche hatte ich ganz vergessen!“
Und auf eine Bank sinkend, lachte er bis ihm die Tränen herunterliefen, und ich mußte mitlachen. Immer wieder lachten wir eine neue Salve, bis das Schankzimmer widerhallte.
„Herrgott, was ich für ein altes Seekalb bin!“ sagte er endlich, sich die Lachtränen aus den Augen wischend. „Wir beide würden gut zusammenpassen, Hawkins, denn ich bürge dafür, eigentlich sollte ich als Schiffsjunge rangieren. Aber was, das ist schon einmal so. Pflicht ist Pflicht, Kamerad. Ich werde mir halt meinen Federhut aufsetzen und mit dir zu Kapitän Trelawney gehen, die Geschichte berichten. Denn weißt du, junger Hawkins, es ist doch eine ernste Sache, und weder du noch ich können verlangen, daß man uns einfach Vertrauen schenkt. Auch du nicht, freilich! Wir sind nicht gewandt, beide nicht. Aber, bei meinen Knöpfen! das war lustig, das mit der Zeche!“
Und er begann wieder so herzlich zu lachen, daß ich, obwohl ich keinen Witz darin fand, wieder seine Heiterkeit teilen mußte.
Auf unserem kleinen Spaziergang, die Kais entlang, war er der interessanteste Gesellschafter, den man sich wünschen konnte. Er erzählte mir von den verschiedenen Schiffen, bei denen wir vorbeikamen, erklärte mir Takelung, Tonnage und Nation eines jeden, machte mich auf Einzelheiten der Arbeiten aufmerksam, die da vor sich gingen – wie das eine ablud, das andere Fracht einnahm und ein drittes seefertig gemacht wurde. Von Zeit zu Zeit schob er irgendeinen kleinen Seemannsscherz ein oder wiederholte eine nautische Redensart, bis ich sie erlernt hatte. Ich merkte, daß er ein unerhört angenehmer Schiffskamerad sein müßte.
Als wir zum Gasthof kamen, saßen der Squire und Dr. Livesay zusammen bei einem Quart Bier mit Toast und waren eben im Begriff, sich an Bord des Schooners zu einem Inspektionsbesuch zu begeben.
Der lange John erzählte das Begebnis vom Anfang bis zum Ende mit viel Lebendigkeit und vollkommen der Wahrheit entsprechend. „So war’s, nicht wahr, Hawkins?“ fragte er manchmal, und ich konnte es immer nur bestätigen.
Die beiden Herren bedauerten, daß der schwarze Hund entkommen war, aber alle waren der Meinung, daß man da nichts machen könne, und nach einem Austausch von Höflichkeiten zog der lange John mit seiner Krücke wieder ab.
„Alle Mann an Bord heute nachmittag um vier!“ rief ihm der Squire nach.
„Gut, gut, Herr!“ rief der Koch im Fortgehen.
„Nun, Squire,“ sagte Dr. Livesay, „ich habe im allgemeinen nicht viel übrig für Eure Entdeckungen, aber ich muß schon sagen, der Mann gefällt mir.“
„Der Mann ist ein Prachtkerl“, erklärte der Gutsherr.
„Und nun,“ fügte der Doktor hinzu, „darf Jim mit uns an Bord kommen?“
„Gewiß darf er!“ sagte der Squire. „Nimm deinen Hut, Hawkins, jetzt wollen wir uns das Schiff anschauen.“
Neuntes Kapitel
Die Hispaniola lag etwas außerhalb der Docks und wir fuhren unter den Gallionfiguren und rund um das Heck vieler anderer Schiffe herum, deren Taue sich manchmal an unserem Kiel rieben oder über unseren Köpfen schwangen. Endlich kamen wir an die Langseite des Schiffes und wurden, als wir anlegten, vom Maat, Herrn Arrow, einem braungebrannten, alten Seemann, mit Ohrringen in den Ohren und schielenden Augen begrüßt. Er und der Squire vertrugen sich großartig, doch bemerkte ich bald, daß es zwischen Herrn Trelawney und dem Kapitän ganz anders stand.
Dieser Kapitän war ein streng dreinblickender Mann, dem nichts an Bord recht zu sein schien, und wir erfuhren bald warum; denn kaum hatten wir die Kabine betreten, so folgte uns ein Matrose.
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