Der Sternsteinhof. Ludwig Anzengruber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ludwig Anzengruber
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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hast schon einmal g‘sagt.«

      »Du kannst auch d‘rauf glaub‘n, und über kurz oder lang vermocht‘ ich dir‘s auch zu weisen. Nach der Leut‘ G‘red‘ frag‘ ich ‚n Teuxel. Auf dich allein kommt‘s an. Aufrichtig g‘sagt, Leni, ließest du den Muckerl geh‘n und haltest zu mir, wann —«

      »Was wann?«

      »Wann ich dir ‚s heilig Versprechen gab‘, daß ich dich zur Bäuerin af‘m Sternsteinhof mach‘?!«

      »Geh‘ zu,« schrie sie auf, mit beiden Armen abwehrend. Ein flüchtiges Zittern überlief ihren Körper, dann stand sie starr mit leuchtenden Augen, zwischen den halbgeöffneten Lippen den Atem hastig, aber geräuschlos einsaugend; sie fuhr mit der Rechten nach dem linken Arm, den sie dicht an den Leib geschmiegt hielt, und kneipte sich paarmal in das pralle Fleisch; dann bückte sie sich rasch nach dem Korbe und warf das Reisig, das herumlag, in denselben. Als sie sich mit hochgerötetem Antlitz wieder aufrichtete, sagte sie neckend: »Meinst, ich trau‘ dir nur gleich so? Das müßt‘st mir schriftlich geb‘n.«

      »‘s gilt schon,« sagte ernsthaft der Bursche. »Heut‘ schreib‘ ich‘s noch nieder. Find‘ du dich morgen da an der Stell‘ ein, kannst‘s haben.«

      »Ich komm‘ schon,« lachte sie, »ich bin ja auch neugierig, was du für eine Handschrift schreibst. B‘hüt‘ dich Gott, der‘weil!« Sie warf den Buckelkorb über die Achsel, nickte dem Burschen freundlich zu und lief ein paar Schritte, dann hielt sie inne und kam bedächtig zurück. »Laß ‚s doch lieber sein,« sagte sie.

      »Ja, warum denn aber?«

      »Armer Hascher, am End‘ reuet dich der ganze Handel.«

      »Mich nit, da d‘rauf gib ich dir mein Wort.«

      »Laß‘ gescheiterweis mit dir reden, Toni. Jetzt, wo ich wohl glauben muß, daß du‘s ehrlich meinst, war‘ es von mir nit rechtschaffen, wenn ich dir verhehlen tat‘, was mir eben für Bedenken durch ‚n Kopf schießen. Bevor sich nit d‘schicksame G‘legenheit find‘t, wo du dein‘ Vadern herum z‘kriegen glaubst, können wir uns nit offen als Liebsleut‘ zeigen, denn was ihm bis dahin verschwiegen bleiben soll, dürfen wir nit in der Leut‘ Mäuler bringen; wir müssen also heimlich zueinand‘ halten. Gelt ja?«

      Toni nickte.

      »Und da ist‘s wohl nit gut möglich, daß ich ohne ein Aufseh ‚n z‘machen und ein aufdringlich‘s Gefrag‘ zu wecken, n‘ Muckerl, so mir nix, dir nix, abweis‘, und du kannst auch nit verlangen, daß ich‘s tu‘, so lang die Sach‘ noch in Lüften hängt; denn ein wie ein fest‘s Zutrau‘n du auch haben magst, so is uns ein rechter Ausgang doch nit verbrieft. Gelt nein? So is wohl für all‘ Fäll‘ besser, ich laß‘ den Bub‘n noch weiter neben mir herzotteln und tu dazu nix dergleichen.«

      »O nein! Mußt mich nit für gar so einfältig halten!« brauste der Bursche auf. »Wenn du die Meine sein willst, leid‘ ich nit, daß ein anderer an dich rührt.«

      »Mein lieber Toni, da hast du nix z‘leiden, das müßt‘ wohl vorerst ich, und daß d‘ der‘halb‘n ganz sicher gehst, so sag‘ ich dir: so wenig ich mir den Bub‘n hab‘ nah‘ kommen lassen und nah‘ kommen ließ‘, bevor ich ihm nit als Weib ang‘hör‘, eben so wenig sollst du mir nah‘ kommen, bevor ich nit als Bäu‘rin af‘m Sternsteinhof sitz‘! Is dir das nit anständig, meinst du‘s anders, so magst dein‘ G‘schrift nur b‘halten!«

      »Af Ehr‘ und Seligkeit! Leni, einer anderen trauet ich nit so viel, aber du darfst dir schon all‘s herausnehmen geg‘n mich! Tu‘, wie d‘ glaubst und für recht halt‘st; dem, was mich dabei verdrießt, muß ledig ich nach ein‘m End‘ seh‘n; sei nur freundlich zu mir, gibt mir öfter Gelegenheit, daß ich dich sehen und hören mag und bei‘n Händen fassen kann, —«

      Sie standen Hand in Hand und lächelten sich an. Da zog die Dirne die Hände zurück und sagte: »Morgen is auch ein Tag. Morgen bered‘n wir‘s andere. Aber weil d‘ mein braver Bub sein willst und weil d‘ so willig Vernunft ang‘nommen hast, – ich bin sonst wohl gar nit freigebig, – doch geh‘ her, sollst ein‘ Lohn dafür hab‘n.« Sie schlang ihm den Arm um den Nacken und preßte ihre Lippen auf die seinen, dann lief sie eilig auf und davon.

      Toni ging an den Bach, er taumelte, als er den Steg überschritt, so daß er ärgerlich auflachte, dann ging er, wie träumend, über die Wiese dem Sternsteinhofe zu. Von der Höhe sah er, ferne auf der Straße unten, verschwindend klein, die Gestalt der Dirne sich hastig fortbewegen, und manchmal schien ihm, als unterbräche ein Sprung oder ein Stolpern die Gleichmäßigkeit ihrer Schritte.

      In der nächstnächsten Nacht, als die alte Zinshofer eingeschlafen war und »Holz zu sägen« begann, erhob sich Helene vom Lager, trat an das Fenster, zu dem der Vollmond hereinschien, und griff nach einer bereitgehaltenen Nadel, sie nähte an einem kleinen Leinwandtäschchen, fügte eine Schnur daran und, nachdem sie das Anhängsel um den Hals genommen, schlüpfte sie wieder unter die Decke. Sie schlief unruhig, und wenn sie halbwach nach dem Täschchen griff, so knitterte das, als ob es ein Papier enthielte. Es umschloß auch ein solches, – das Eheversprechen des Toni vom Sternsteinhof.

      7. Kapitel

      Schon einigemale hatte die Sepherl, wenn sie vom oberen Ende nach dem unteren kam, um Helene aufzusuchen, diese nicht daheim getroffen.

      Die alte Zinshofer sagte, sie wäre nach dem toten Walde gegangen, und lachte über die närrische Dirn‘, die jeden andern Tag dahin liefe, Klaubholz sammeln, wobei sie immer für einen gesunden Span hundert mit Wurmmehl heimbrächte; aber besser sei doch, sie tue etwas, wenn sie damit auch nichts richte, als sie möcht‘ gar faulenzen und etwa auf dumme Gedanken gebracht werden.

      Eines Tages aber setzte sich‘s Sepherl in den Kopf, die Kameradin wieder zu sehen und entschloß sich, selbe auf dem Heimweg oder an Ort und Stelle zu überraschen. Sie ging nach dem toten Walde. Die lange Strecke bis hin hatte sie keine Begegnung, doch als sie vor den Tannen stand und eben beide Hände hohl vor den Mund legte, um durch einen lauten Ruf ihre Anwesenheit und Wartestelle der gesuchten kundzugeben, da krachten im Gehölze dürre Zweige unter nahenden Tritten. Sie ließ erschreckt die Arme sinken, als sie an der Seite Helenens den Toni vom Sternsteinhof herankommen sah. Der Bursche duckte sich allerdings hinter die Stämme, aber es war zu spät, um nicht bemerkt zu werden.

      Helene schritt auf Sepherl zu. »Je, du bist da? Grüß‘ dich Gott!«

      »Grüß‘ dich auch Gott,« antwortete kurz die Angesprochene.

      Helene faßte die Dirne an der Rechten, um Hand in Hand mit ihr dahinzuschlendern, aber da Sepherl mit unwilliger Gebärde sich losriß, fragte sie: »Na, was is‘s denn? Was hast denn?«

      »Du warst nit allein!«

      »Wer sollt‘ denn bei mir g‘west sein?«

      »Für blind müßt‘s mich nit nehmen, und Verstecken is vor klein‘ Kindern gut. Ich hab‘n ganz gut g‘seh‘n, ‚n Bauerssohn vom Sternsteinhof.«

      »Und wann er‘s war? Kann ich ihm ‚n Ort verwehren?«

      »Davon is kein‘ Red‘, aber heut is nit‘s erstemal, daß dhertriffst. Er sucht dich da, und du laßt dich finden. Sollt‘st dich wohl schämen!«

      »Ich wüßt‘ nit warum. Denkst du von mir Schlecht‘s?«

      »Ich will just nix Schlecht‘s von dir denken, aber Recht‘s kann ich doch auch nit, wo du zu noch ein‘m halt‘st neb‘m Muckerl.«

      »Du sollt‘st dich hüten z‘sag‘n, daß ich‘s mit ein‘ andern halt‘. Wo hast denn ‚n Beweis? Übrigens schätz‘ ich, bist du weder zu mein‘ Richter, noch zu sein‘ Wachter b‘stellt!«

      »Trotzig tun steht dem gar wohl an, den man af üblen Weg‘n betrifft.«

      »Auf üblen Weg‘n?!« schrie Helene.

      »Ja, af üblen Weg‘n,« ereiferte die Sepherl, »ich sag‘ af üblen Weg‘n, weil ‚s seitab