Durchs wilde Kurdistan. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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verschenkt, Master?«

      »Ja.«

      »Well! Immer fort damit! Wasser ist Wasser!«

      »Wißt Ihr, was ich dafür bekommen habe?«

      »Was?«

      »Diesen Hund.«

      »Wie? Was? Nicht möglich!«

      »Warum nicht?«

      »Zu kostbar. Kenne die Hunde! Dieser ist fünfzig Pfund wert!«

      »Noch mehr. Aber dennoch gehört er mir.«

      »Warum?«

      »Weil ich der Tochter des Ortsvorstehers das Armband geschenkt habe.«

      »Schrecklicher Kerl! Kolossales Glück! Erst Pferd von Mohammed Emin, gar nichts zu bezahlen, und nun auch Windhund! Ich Pech dagegen. Nicht einen einzigen Fowling-bull gefunden. Schauderhaft!«

      Auch Mohammed bewunderte den Hund, und ich glaube gern, daß er ein klein wenig eifersüchtig auf mich war. Ich muß gestehen, ich hatte Glück.

      Kurz bevor ich mich zur Ruhe begab, ging ich noch einmal zu den Pferden. Der Vorsteher traf mich dort.

      »Emir,« fragte er halb laut, »darf ich eine Frage aussprechen?«

      »Sprich!«

      »Du willst nach Amadijah?«

      »Ja.«

      »Und noch weiter?«

      »Das weiß ich noch nicht.«

      »Es ist ein Geheimnis dabei?«

      »Das vermutest du?«

      »Ich vermute es.«

      »Warum?«

      »Du hast einen Araber bei dir, der nicht vorsichtig ist. Er schlug den Aermel seines Gewandes zurück, und dabei habe ich die Tätowierung seines Armes gesehen. Er ist ein Feind der Kurden und auch ein Feind des Mutessarif; er ist ein Haddedihn. Habe ich richtig gesehen?«

      »Er ist ein Feind des Mutessarif, aber nicht ein Feind der Kurden,« antwortete ich.

      Dieser Mann war ehrlich; ich konnte ihn nicht belügen. Es war jedenfalls besser, ihm zu vertrauen, als ihm eine Unwahrheit zu sagen, die er doch nicht geglaubt hätte. Er sprach weiter:

      »Die Araber sind stets Feinde der Kurden; aber er ist dein Freund und mein Gast; ich werde ihn nicht verraten. Ich weiß, was er in Amadijah will.«

      »Sage es!«

      »Es ist viele Tage her, daß die Krieger des Mutessarif einen gefangenen Araber hier durchführten. Sie stiegen bei mir ab. Er war der Sohn des Scheik der Haddedihn und sollte in Amadijah gefangen gehalten werden. Er sah deinem Freunde so ähnlich wie der Sohn dem Vater.«

      »Solche Aehnlichkeiten kommen sehr oft vor.«

      »Ich weiß es, und ich will dir dein Geheimnis gar nicht rauben; aber eins will ich dir sagen: Kehrest du von Amadijah zurück, so kehre bei mir ein, es mag am Tage sein oder mitten in der Nacht, im Geheimen oder öffentlich. Du bist mir willkommen, auch wenn der junge Araber bei dir ist, von dem ich gesprochen habe.«

      »Ich danke dir!«

      »Du sollst mir nicht danken! Du hast mir das Wasser des heiligen Zem-Zem gegeben; ich werde dich beschützen in jeder Not und Gefahr. Wenn dich aber dein Weg nach einer andern Richtung führt, so mußt du mir eine Bitte erfüllen.«

      »Welche?«

      »Im Tale von Berwari liegt das Schloß Gumri. Dort wohnt der Sohn des berühmten Abd el Summit Bey; eine meiner Töchter ist sein Weib. Grüße sie und ihn von mir. Ich werde dir ein Zeichen mitgeben, an dem sie erkennen, daß du mein Freund bist.«

      »Ich werde es tun.«

      »Sage ihnen jede Bitte, die du auf dem Herzen hast; sie werden sie dir gern erfüllen, denn kein wackerer Kurde liebt die Türken und den Mutessarif von Mossul.«

      Er trat in das Haus. Ich wußte, was der brave Mann bezweckte. Er erriet, was wir vorhatten, und wollte mir auf alle Fälle nützlich sein. Ich ging nun schlafen und nahm den Windhund mit. Als wir am andern Morgen erwachten, erfuhren wir, daß der Dolmetscher des Engländers Spandareh bereits verlassen habe. Er hatte den Weg nach Bebozi eingeschlagen.

      Ich hatte mit Mohammed Emin in demselben Gemache geschlafen; dem Engländer aber war ein anderer Raum angewiesen worden. Er trat jetzt zu uns herein und – wurde mit einem hellen Gelächter empfangen. Niemand kann sich den Anblick denken, welchen uns der brave Master Lindsay bot. Vom Halse bis herab zu den Füßen war er vollständig rot und schwarz, allerdings noch nicht kariert, und auf dem hohen, spitzigen Kopfe saß wie ein umgekehrter Kaffeesack die kurdische Mütze, von welcher lange Bänder wie die Fangarme eines Polypen herabhingen.

      »Good morning! Warum lachen?« grüßte er sehr ernst.

      »Vor Freude über Euer außerordentlich amüsantes Exterieur, Sir.«

      »Well! Freut mich!«

      »Was tragt Ihr hier unter dem Arme?«

      »Hier? Hm! Ein Paket, denke ich!«

      »Das sehe ich allerdings auch. Was enthält es?«

      »Ist mein Hat-box, meine Hutschachtel.«

      »Ah!«

      »Habe den Hut eingewickelt, auch Gamaschen und Stiefel. Well!«

      »Das konntet Ihr alles hier lassen!«

      »Hier? Warum?«

      »Wollt Ihr Euch mit diesen unnützen Kleinigkeiten schleppen?«

      »Unnütz? Kleinigkeiten? Schauderhaft! Brauche sie doch wieder!«

      »Aber wohl nicht gleich.«

      »Kehren wir zurück nach hier?«

      »Das ist zweifelhaft.«

      »Also! Hat-box wird mitgenommen! Versteht sich!«

      Das weite Gewand schlotterte ihm um den hagern Leib wie ein altes Tuch, das man einer Vogelscheuche umgehangen hat. Das störte ihn aber nicht. Er nahm würdevoll an meiner Seite Platz und meinte siegesbewußt:

      »Nun bin ich Kurde! Well!«

      »Ein echter und richtiger!«

      »Famos, ausgezeichnet! Prachtvolles Abenteuer!«

      »Eins aber fehlt Euch noch!«

      »Was?«

      »Die Sprache.«

      »Werde lernen.«

      »Das geht nicht so schnell, und wenn Ihr uns nicht schaden wollt, so seid Ihr gezwungen, unter zwei Entschlüssen einen zu fassen.«

      »Welche Entschlüsse?«

      »Entweder Ihr geltet für stumm – — —«

      »Stumm? Dumb? Abscheulich! Geht nicht!«

      »Ja, für stumm oder gar taubstumm.«

      »Sir, Ihr seid verrückt!«

      »Danke! Es bleibt aber doch dabei. Also, entweder Ihr geltet für stumm, oder Ihr habt ein Gelübde getan – — —«

      »Gelübde? Well! Schöner Gedanke! Interessant! Welches Gelübde?«

      »Nicht zu sprechen.«

      »Nicht zu reden? Kein Wort? Ah!«

      »Kein einziges!«

      »Keine Silbe?«

      »Keine! Nämlich nur dann, wenn wir beobachtet sind. Befinden wir uns aber allein, so könnt Ihr reden nach Herzenslust.«

      »Ist gut! Nicht ganz übel! Werde Gelübde tun! Wann geht es an?«

      »Sofort, nachdem wir Spandareh verlassen haben.«

      »Well! Einverstanden!«

      Nach dem Morgenkaffee erhielten wir noch allerhand Proviant eingepackt; dann stiegen wir zu Pferde. Wir hatten Abschied von allen Mitgliedern des Hauses, außer