Die Regulatoren in Arkansas. Friedrich Gerstacker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich Gerstacker
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
mir sehr verdächtig nahe zusammen.«

      »Unsinn!« sagte Rowson, schien aber doch ein wenig verlegen zu werden und wandte sich jetzt schnell an Weston, dem er zurief: »Apropos, junger Mann, die beiden Felle, die Ihr schon im Lager habt, zählen aber nicht mit.«

      »O bewahre«, erwiderte dieser, »ehrliches Spiel – morgen früh, wenn es hell genug wird, das Korn auf der Büchse zu erkennen, geht die Jagd an.«

      »Jetzt ist es aber Zeit aufzubrechen«, sagte Rowson, die Hände in die Tasche schiebend, »also Gentlemen, auf ein fröhliches Wiedersehen!«

      »Halt, noch eins«, rief ihm Cotton zu, als er sich schon nach der Richtung hin, wo er an der Außenseite des Dickichts sein Pferd angebunden hatte, entfernen wollte, »wir dürfen nicht auseinandergehen, ehe wir nicht einen festen Entschluß gefaßt haben, wie wir uns verhalten wollen, falls die vermaledeiten Regulatoren uns auf die Spur kämen. Hölle und Gift, ging’s nach mir, so lebte morgen abend um diese Zeit keiner von den Schuften mehr.«

      Rowson kehrte wieder um und blieb, an den Nägeln kauend, neben Cotton stehen. »Ich hätte bald vergessen, Euch etwas mitzuteilen«, sagte er dann nach einer kleinen Pause, indem er einen Seitenblick auf seinen stämmigen Nachbarn warf, »da Cotton aber gerade von den Regulatoren anfängt, fällt es mir wieder ein.«

      »Und was ist das?« fragte Johnson eifrig.

      »Nichts mehr und nichts weniger, als daß der Sheriff von Pulasky County einen Verhaftsbefehl für unsern guten Cotton in der Tasche trägt.«

      »Der Teufel!« fuhr dieser auf, »und weshalb?«

      »Oh – ich weiß nicht, ob gerade irgend etwas Besonderes erwähnt ist, es waren aber so verschiedene Sachen. Ich hörte etwas von einer Fünfzigdollarnote munkeln, und von einem Heiratsversprechen in Randolph County, und von einem Menschen, den man eine Zeitlang vermißt habe und dessen Leichnam dann später aufgefunden sei, und so mehrere Kleinigkeiten.«

      »Die Pest!« rief mit dem Fuß stampfend der Jäger, »und das hättet Ihr beinahe vergessen? Mich ganz arglos in die Ansiedlung hineintraben lassen? Ja, es wird Zeit, daß ich mich hier fortmache – Arkansas möchte mir ein wenig zu warm werden, oder ich bekomme vielmehr zu viele Bekannte hier.«

      »Habt wohl eine recht ausgebreitete Bekanntschaft?« schmunzelte Rowson.

      »Ja, leider«, entgegnete nachdenklich der Jäger. »Aber was tut’s«, fuhr er dann plötzlich, sich hoch aufrichtend, fort, »was tut’s, in wenigen Tagen ist unser Geschäft beendet, und mit dem Geld kann ich bis an den Mississippi und von da aus bequem nach Texas kommen.«

      »Warum geht Ihr nicht lieber von hier zu Land? Da kostet’s Euch keinen Cent und ist nicht den zehnten Teil so weit.«

      »Wohl recht, ich habe aber meine Gründe, den nördlich lebenden Indianern nicht so besonders nahe zu kommen.«

      »Alle Wetter, Cotton, erzählt uns die Geschichte«, bat Weston, »ich habe schon so viel davon reden hören und möchte gar zu gern wissen, wie das alles zusammenhängt. Was hattet Ihr mit den Cherokesen?«

      »Jetzt wär’ die Zeit dazu, eine Geschichte zu erzählen«, brummte der Gefragte.

      »Man soll an Euren Armen«, sagte Rowson spöttisch, »noch die Spuren von eisernen…«

      »Geht zum Teufel mit Eurem Kindergeschwätz – wir haben jetzt wichtigeres zu tun. Nicht allein auf mich ist’s gemünzt, sondern auf euch alle. Die Regulatoren haben durch irgendeinen Schuft Wind bekommen und uns alle auf dem Korn!«

      »Mich nicht«, erwiderte Rowson, »in dem frommen, gottesfürchtigen Methodistenprediger sucht keiner den Wolf.«

      »Keiner?« Cotton lächelte ihn höhnisch an. »Keiner? Was meinte denn neulich Heathcott, als er Euch einen Lügner und Schurken nannte?«

      Rowsons Antlitz entfärbte sich, und Totenblässe vertrieb die frühere Röte; seine Hand fuhr krampfhaft nach dem verborgenen Messer.

      »Was für Beschuldigungen brachte er da zum Vorschein?« flüsterte der Jäger leise weiter, dem vor Wut und Ingrimm Erbebenden einen Schritt näher tretend. »He? Kam da nicht auch das Wort Seelenverkäufer vor? Und Ihr ließet Euch das alles ruhig gefallen? Pfui! Ich schämte mich damals in Eure eigene Seele hinein!«

      »Cotton«, sagte Rowson, »Ihr habt die rechte Saite berührt, der Mensch ist uns gefährlich. Er hat nicht allein eine Ahnung, wer ich bin, sondern er ließ auch neulich verdächtige Worte über Atkins fallen.«

      »Was, Atkins, der noch nie die Hand in einem Diebstahl gehabt hat und nur ruhig auf seiner Farm sitzt und uns unterstützt?«

      »Eben der Atkins. Weiß der Teufel, wie der Schuft darauf kommt, nach dieser Seite hin zu winden, wahr ist es aber, und daß ich damals den Lügner und Schurken hinnahm, hatte seine wohlweislichen Gründe. Wäre ich als Prediger aufgefahren und hätte ihm den Schuft zurückgegeben…«

      »… so hätt’ er Euch zu Boden geschlagen«, unterbrach ihn Cotton lachend.

      »… so hätte das mir und meinem sonstigen gottesfürchtigen Wandel einen gewaltigen Stoß gegeben«, fuhr Rowson, ohne sich irre machen zu lassen, fort.

      »Jawohl, Stoß«, sagte Cotton, »an den Schädel oder zwischen die Augen.«

      »Laßt das Necken, zum Teufel«, fuhr jetzt Johnson auf, »wir sind doch nicht hier, um Eure Narrenpossen mit anzuhören. Rowson hat ganz recht; wenn er nun einmal predigt, so muß er sich auch wie ein Prediger betragen.«

      »Und Pferde stehlen!« ergänzte der unverbesserliche Cotton.

      »Wollt Ihr jetzt ernsthaft die ernste Sache betreiben oder nicht? Sagt es, denn ich habe Euer Gewäsch satt«, rief Rowson ärgerlich. »Wir sind hierher gekommen, um an einem gemeinsamen Plan gemeinsam zu wirken, und nicht, um uns zu entzweien. – Mir ist übrigens noch mehr bekannt: Die Regulatoren werden heute oder morgen hier zusammenkommen.«

      »Hier? Wo?« fragten alle schnell.

      »Bei Roberts oder Wilkins oder sonst jemandem, was weiß ich; aber daß sie kommen, ist sicher. Und dann haben sie im Sinn, das allbeliebte Lynchgesetz wieder in Aufnahme zu bringen.«

      »Das dürfen sie nicht!« rief Cotton. »Die Gesetze sind erst kürzlich deswegen verschärft.«

      »Was dürfen sie hier in Arkansas nicht«, fragte Rowson spöttisch, »wenn zwanzig oder fünfundzwanzig zusammentreten und ernsthaft wollen. Glaubt Ihr, der Gouverneur ließe Soldaten gegen sie anrücken? Nein, wahrhaftig nicht – und wenn er’s täte, hülfe ihm das ebensowenig. Sie dürfen alles, was sie nur ordentlich wollen, und sie wollen unser Geschlecht (ich rede nicht von unseren stillen, freundlichen Familienkreisen), unser Geschlecht, sage ich, ausrotten, auf daß ihre Pferde abends vollzählig nach Hause kommen und sie den Leuten nicht mehr aufzupassen brauchen, die unter der Weste ein Bowiemesser, ein paar Pistolen und einen leichten Trensenzaum tragen.«

      »Im Grunde genommen kann ich ihnen das auch eigentlich nicht so sehr verdenken«, meinte Johnson, »da es sich aber keineswegs mit den Ansichten verträgt, die wir selbst vom Leben haben – was hat das Tier da? Es hebt schon seit ein paar Minuten die Nase so sonderbar in die Höhe – sollte etwa jemand kommen?«

      »Nein, es ist nichts«, sagte Cotton, den Hund von der Seite ansehend, der sich jetzt wieder ruhig zusammenknäulte, »er bekam vielleicht Witterung von einem Truthahn, und den zeigt er wohl an, folgt ihm aber nicht.«

      »Da sich dies also nicht mit unseren Ansichten verträgt, so müssen wir mit Gewalt oder List dagegen wirken. Zur Gewalt sind wir zu schwach, denn gälte es Ernst, so würden uns nur wenige beistehen, also muß uns List retten, und ich denke, daß wir mit Atkins Hilfe, der auf keiner besseren Stelle wohnen könnte, sie alle noch bei der Nase herumführen, und wenn sie diesen dummstolzen Heathcott auch zum Anführer haben.«

      »Heathcott ihr Anführer?« fuhr Rowson schnell auf.

      »Ja! So sagte mir Harper wenigstens neulich, als ich ihn an der Mühle traf.«

      »Dies müssen die letzten Pferde sein, die wir hier aus der Nachbarschaft holen«, murmelte Rowson sinnend