Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz. Леопольд фон Захер-Мазох. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Леопольд фон Захер-Мазох
Издательство: Издательство АСТ
Серия: Легко читаем по-немецки
Жанр произведения:
Год издания: 1870
isbn: 978-5-17-154182-8
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Hand zurück.

      Soll das ein Omen sein?

      Ich habe es nicht gewagt, mich den ganzen Tag ihr zu nähern. Gegen Abend, ich saß in meiner Laube, blickte plötzlich ihr pikantes rotes Köpfchen durch die grünen Gewinde ihres Balkons. «Warum kommen Sie denn nicht?» schrie sie ungeduldig herab.

      Ich lief die Treppe empor. Oben verlor ich wieder den Mut und klopfte ganz leise an. Sie sagte nicht herein, sondern öffnete und trat auf die Schwelle.

      «Wo ist mein Pantoffel?»

      «Er ist – ich habe – ich will», stotterte ich.

      «Holen Sie ihn. Dann nehmen wir den Tee zusammen und plaudern.»

      Als ich zurückkehrte, war sie mit der Teemaschine beschäftigt. Ich legte den Pantoffel feierlich auf den Tisch und stand im Winkel, wie ein Kind, das seine Strafe erwartet.

      Ich bemerkte, dass sie die Stirne etwas zusammengezogen hat. Etwas Strenges, Herrisches lag um ihren Mund. Das hat mich entzückt.

      Auf einmal brach sie in Lachen aus.

      «Also – Sie sind wirklich verliebt – in mich?»

      «Ja, und ich leide dabei mehr, als Sie glauben.»

      «Sie leiden?» sie lachte wieder.

      Ich war empört, beschämt, vernichtet, aber alles ganz unnötig.

      «Wozu?» fuhr sie fort, «ich bin Ihnen ja gut, von Herzen gut.» Sie gab mir die Hand und blickte mich überaus freundlich an.

      «Und Sie wollen meine Frau werden?»

      Wanda sah mich – ja, wie sah sie mich an? – ich glaube vor allem erstaunt und dann ein wenig spöttisch.

      «Woher haben Sie auf einmal so viel Mut?» sagte sie.

      «Mut?»

      «Ja den Mut überhaupt, eine Frau zu nehmen, und insbesondere mich?» Sie hob den Pantoffel in die Höhe. «Haben Sie sich so schnell mit diesem da befreundet? Aber Scherz beiseite. Wollen Sie mich wirklich heiraten?»

      «Ja.»

      «Nun, Severin, das ist eine ernste Geschichte. Ich glaube, dass Sie mich lieb haben. Und auch ich habe Sie lieb. Was noch besser ist, wir interessieren uns füreinander. Es ist keine Gefahr, dass wir uns so bald langweilen. Aber Sie wissen, ich bin eine leichtsinnige Frau, und deshalb nehme ich die Ehe sehr ernst. Wenn ich Pflichten übernehme, so will ich sie auch erfüllen können.

      Ich fürchte aber – nein – es muss Ihnen wehe tun.»

      «Ich bitte Sie, seien Sie ehrlich gegen mich», entgegnete ich.

      «Also ehrlich gesprochen. Ich glaube nicht, dass ich einen Mann länger lieben kann – als —» sie neigte ihr Köpfchen anmutig zur Seite.

      «Ein Jahr.»

      «Wo denken Sie hin – einen Monat vielleicht.»

      «Auch mich nicht?»

      «Nun Sie – Sie vielleicht zwei.»

      «Zwei Monate!» schrie ich auf.

      «Zwei Monate, das ist sehr lange.»

      «Madame, das ist mehr als antik.»

      «Sehen Sie, Sie ertragen die Wahrheit nicht.»

      Wanda ging durch das Zimmer, lehnte sich dann gegen den Kamin zurück und betrachtete mich, mit dem Arme auf dem Sims ruhend.

      «Was soll ich also mit Ihnen anfangen?» begann sie wieder.

      «Was Sie wollen», antwortete ich, «was Ihnen Vergnügen macht.»

      «Wie inkonsequent!» rief sie, «erst wollen Sie mich zur Frau und dann geben Sie sich mir zum Spielzeug.»

      «Wanda – ich liebe Sie.»

      «Da wären wir wieder dort, wo wir angefangen haben. Sie lieben mich und wollen mich zur Frau. Ich aber will keine neue Ehe schließen, weil ich an der Dauer meiner und Ihrer Gefühle zweifle.»

      «Wenn ich es aber mit Ihnen wagen will?» erwiderte ich.

      «Dann kommt es noch darauf an, ob ich es mit Ihnen wagen will», sprach sie ruhig, «ich kann mir ganz gut denken, dass ich einem Mann für das Leben gehöre. Aber es müsste ein voller Mann sein, ein Mann, der mir imponiert, der mich durch die Gewalt seines Wesens unterwirft. Verstehen Sie? Und jeder Mann – ich kenne das – wird, sobald er verliebt ist – schwach, biegsam, lächerlich. Er wird sich in die Hand des Weibes geben, vor ihr auf den Knien liegen. Aber Sie sind mir so lieb, dass ich es mit Ihnen versuchen will.»

      Ich stürze zu ihren Füßen.

      «Mein Gott! da knien Sie schon», sprach sie spöttisch, «Sie fangen gut an», und als ich mich wieder erhoben habe, fuhr sie fort: «Ich gebe Ihnen ein Jahr Zeit, mich zu gewinnen, mich zu überzeugen, dass wir füreinander passen, dass wir zusammen leben können. Gelingt Ihnen dies, dann bin ich Ihre Frau. Und dann, Severin, eine Frau, welche ihre Pflichten streng und gewissenhaft erfüllen wird. Während dieses Jahres werden wir wie in einer Ehe leben —»

      Mir stieg das Blut zu Kopfe.

      Auch ihre Augen flammten plötzlich auf. – «Wir werden zusammenwohnen», fuhr sie fort, «alle unsere Gewohnheiten teilen, um zu sehen, ob wir uns ineinander finden können. Ich räume Ihnen alle Rechte eines Gatten, eines Anbeters, eines Freundes ein. Sind Sie damit zufrieden?»

      «Ich muss wohl.»

      «Sie müssen nicht.»

      «Also ich will —»

      «Vortrefflich. So spricht ein Mann. Da haben Sie meine Hand.»

      Seit zehn Tagen war ich keine Stunde ohne sie, die Nächte ausgenommen. Ich durfte in ihre Augen sehen, ihre Hände halten, ihren Reden lauschen, sie überall begleiten. Meine Liebe kommt mir wie ein tiefer, bodenloser Abgrund vor. Ich versinke immer mehr darin, aus dem mich jetzt schon nichts mehr retten kann.

      Wir hatten uns heute Nachmittag auf der Wiese zu den Füßen der Venusstatue gelagert. Ich pflückte Blumen und warf sie in ihren Schoß. Sie band sie zu Kränzen. Wir haben damit unsere Göttin geschmückt.

      Plötzlich sah mich Wanda so eigentümlich, so sinnverwirrend an, dass meine Leidenschaft gleich Flammen über mich zusammenschlug. Meiner nicht mehr mächtig, schlang ich meine Arme um sie und hing an ihren Lippen. Und sie – sie presste mich an ihre Brust.

      «Sind Sie böse?» fragte ich dann.

      «Ich werde nie über etwas böse, was natürlich ist —» antwortete sie, «ich fürchte nur, Sie leiden.»

      «Oh, ich leide furchtbar.»

      «Armer Freund», sie strich mir die wirren Haare aus der Stirne, «ich hoffe aber, nicht durch meine Schuld.»

      «Nein —» antwortete ich – «und doch, meine Liebe zu Ihnen ist zu einer Art Wahnsinn geworden. Der Gedanke, dass ich Sie verlieren kann, ja vielleicht in der Tat verlieren soll, quält mich Tag und Nacht.»

      «Aber Sie besitzen mich ja noch gar nicht», sagte Wanda und sah mich wieder an mit jenem vibrierenden, feuchten, verzehrenden Blick. Der Blick hat mich einfach hingerissen. Dann erhob sie sich und legte mit ihren kleinen Händen einen Kranz von blauen Anemonen auf das weiße Lockenhaupt der Venus. Halb gegen meinen Willen schlang ich den Arm um ihren Leib.

      «Ich kann nicht mehr sein ohne dich, du schönes Weib», sprach ich, «glaube mir, dies eine Mal nur glaube mir, es ist keine Phrase, keine Phantasie. Ich fühle tief im Innersten, wie mein Leben mit deinem zusammenhängt. Wenn du dich von mir trennst, werde ich vergehen, zugrunde gehen.»

      «Aber das wird ja gar nicht nötig sein, denn ich liebe dich, Mann», sie nahm mich beim Kinn, «dummer Mann!»

      «Aber du willst nur mein sein unter Bedingungen, während ich dir bedingungslos gehöre —»

      «Das ist nicht gut, Severin», erwiderte sie beinahe erschreckt. «Kennen Sie mich denn noch nicht. Wollen Sie mich durchaus nicht kennenlernen? Ich bin gut, wenn man mich ernst und vernünftig