Zweitens ist es aber sicherlich auch sinnvoll, die bestehende Differenz zwischen sozialwissenschaftlichen Lehrinhalten und der Wissensnachfrage von den Studierenden dergestalt zu minimieren, dass man im Sinne eines stärkeren Theorie-Praxis-Transfers die zukünftige berufliche Realität der PolizistInnen stärker berücksichtigt. Auch wenn sich damit keine Eindeutigkeit bei der Wissensvermittlung erreichen lässt, die anderen Fächern ähnelt, ist es sicherlich sinnvoll, verschiedene Theorieangebote näher an der polizeilichen Praxis zu diskutieren. Konkret: auch wenn man die Idee einer direkten Verwertbarkeit sozialwissenschaftlichen Wissens kritisch ist (vgl. Luhmann 2005), ist eine Auseinandersetzung mit den Theorieangeboten der Kriminalsoziologie oder Theorien sozialer Milieus sicherlich sinnvoller als der Versuch im Rahmen begrenzter Stundenzahlen verschiedene Gesellschaftstheorien zu diskutieren – wiewohl solch eine Diskussion zweifelsohne im Zeitverlauf nicht minder wichtige Einsichten generiert. Eine stärkere Engführung von Ausbildungsinhalten und beruflicher Praxis könnte zudem dazu beitragen, die Distanz der Studierenden gegenüber sozialwissenschaftlichen Fächern besser zu überbrücken. Zudem könnte auf diesem Wege die oft kritisierte starke Rechtslastigkeit sicherheitsbehördlicher Perspektiven stärker sozialwissenschaftlich aufgelockert werden (vgl. nur Grumke 2016). Angesichts der eingangs erwähnten zunehmenden gesellschaftlichen Komplexität kann die Polizei von der Stärkung und Integration sozialwissenschaftlichen Wissens nur profitieren.
Literatur
Ackermann, e.a. (Hg.) (2017): Der rote Faden. Heidelberg:
Grumke (2016): Prozesse und Strukturen der Verfassungsschutzämter nach dem NSU. In: Rechtsextremismus und „Nationalsozialistischer Untergrund“, Wiesbaden, S. 259–276.
Luhmann (1995): Das Risiko der Kausalität. In: Zeitschrift für Wissenschaftsforschung
Luhmann (2005): Soziologische Aufklärung 3. Wiesbaden
Nadeau e.a. (2018): Les Influences Disciplinaires de la Criminologie (1991 2014), In: Criminologie 51 (1).
* Henrik Dosdal ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Organisations- und Verwaltungssoziologie an der Universität Potsdam.
2Aber auch dieses Wissen unterliegt im Bereich der Soziologie der Kriminalität starken Schwankung in Abhängigkeit davon, welche Themen gerade im historischen Kontext interessieren und welche Disziplinen sich an der Beforschung von Kriminalität beteiligen. Vgl. den aktuellen Überblick in Nadeau et al. 2018.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.