Das Nash-Gleichgewicht in einem Markt mit Mengenwettbewerb ist gegeben durch eine Kombination von Angebotsmengen, sodass kein Unternehmen einen Anreiz hat, sein Angebot bei gegebener Menge des anderen zu verändern. Insgesamt wird im Gleichgewicht eine größere Menge angeboten als bei einem Monopol, da jedes Unternehmen nur einen Teil des von ihm verursachten Preiseffektes berücksichtigt. Die insgesamt hergestellte Menge ist jedoch geringer als die bei vollkommener Konkurrenz, da ja die Auswirkung von Mengenerhöhungen zumindest teilweise berücksichtigt werden. Das Marktergebnis bei oligopolistischem Mengenwettbewerb mit einem homogenen Gut liegt also zwischen dem bei vollkommenem Wettbewerb und dem beim Monopol. Dies zeigt, dass der Wettbewerbsparameter einen gravierenden Einfluss auf das Marktergebnis hat: Während bei Preiswettbewerb das gleiche Ergebnis resultiert wie bei vollkommenem Wettbewerb, wird im Cournot-Oligopol eine geringere Menge zu einem höheren Preis angeboten. Der Grund für diesen Unterschied liegt vor allem an unterschiedlichen Reaktionen der Nachfrage in den beiden Modellen. Bei Preiswettbewerb reagiert die Nachfrage äußerst sprunghaft – kleine Preisunterschiede führen zu dazu, dass ein Unternehmen entweder überhaupt keine oder aber die gesamte Nachfrage bekommt. Dies erzeugt einen extremen Wettbewerbsdruck, der ein Resultat hervorbringt, das dem bei vollkommener Konkurrenz entspricht. Bei Mengenwettbewerb hingegen ist die Reaktion der Nachfrage auf eine Mengenänderung weitaus moderater. Bei einer Mengenreduktion wird zwar der Preis des Gutes etwas steigen, aber dies führt nur zu einer Verringerung der Nachfrage, nicht aber zu ihrem völligen Verschwinden. Die Nachfrage bei Mengenwettbewerb reagiert also weitaus unelastischer als bei Preiswettbewerb. Der Wettbewerbsdruck ist bei Mengenwettbewerb daher deutlich geringer und dies führt einerseits zu niedrigeren Mengen, höheren Preisen und damit einer geringeren Konsumentenwohlfahrt und andererseits zu höheren Gewinnen für die Unternehmen.86
Das Ergebnis in einem Markt mit Mengenwettbewerb hängt auch von der Zahl der im Markt aktiven Unternehmen ab. Gäbe es nicht nur zwei, sondern vier gleiche Unternehmen im Markt, dann beträfen die Auswirkungen einer Mengenerhöhung eines Unternehmens jetzt nur noch zu 25 % das eigene Unternehmen –75 % des Effektes entfielen auf die anderen drei Unternehmen und werden bei einer Entscheidung nicht berücksichtigt. Ein Unternehmen würde daher eine größere Menge anbieten, da der Preissenkungseffekt von geringerer Bedeutung wäre. Je größer die Anzahl der Unternehmen im Markt ist, desto geringer ist der Anteil des Effektes, der auf das eigene Unternehmen entfällt. Dies legt die Vermutung nahe, dass mit wachsender Zahl der Unternehmen auch insgesamt eine größere Menge angeboten wird. Man kann zeigen, dass im Fall einer sehr großen Zahl von Unternehmen das Marktergebnis dem bei vollkommenem Wettbewerb entspricht.87 Umgekehrt gilt natürlich, dass bei einer geringeren Zahl von Unternehmen die am Markt angebotene Menge abnimmt und im Grenzfall mit einem Unternehmen der Monopolmenge entspricht. Zunehmende Konzentration in einem Markt mit Mengenwettbewerb geht also mit geringeren Mengen und steigenden Preisen einher.
d) Bertrand-Wettbewerb mit differenzierten Gütern
Die bisher getroffene Annahme homogener Güter ist zur Beschreibung vieler Märkte weniger geeignet, denn die meisten Güter, auch wenn sie sich sehr ähnlich sind, unterscheiden sich in gewissen Aspekten, sind also nicht vollkommen homogen. Daher wird im Folgenden die Analyse oligopolistischer Gleichgewichte auf den Fall differenzierter Güter übertragen.88 Im Bertrand-Modell mit homogenen Gütern führte die große Preiselastizität der Nachfrage zum gleichen Resultat wie bei vollkommenem Wettbewerb. Bei differenzierten Gütern hingegen ist die Preiselastizität der Nachfrage deutlich geringer, da die Nachfrager, ähnlich wie im Modell der monopolistischen Konkurrenz, unterschiedliche Präferenzen für die Varianten des Gutes haben.89 Ein Konsument wäre daher nicht so leicht bereit, die von ihm präferierte Variante durch eine andere zu substituieren – differenzierte Güter sind nur unvollkommene Substitute. Wenn nun ein Unternehmen den Preis seines Produktes erhöht, dann weichen nicht mehr alle Konsumenten auf andere Güter aus, sondern nur diejenigen, deren Präferenz für das betrachtete Gut am wenigsten ausgeprägt ist, die marginalen Konsumenten. Dem Unternehmen verbleibt eine gewisse „Stammkundschaft“, die das Produkt selbst bei gestiegenem Preis weiterhin erwirbt und der gegenüber er über eine gewisse „Marktmacht“ verfügt. Die Anzahl der marginalen Nachfrager hängt natürlich auch vom Ausmaß der Preiserhöhung ab – je stärker die Preissteigerung, desto mehr Konsumenten werden auf Substitute ausweichen. Die geringere Preiselastizität der Nachfrage bei differenzierten Gütern erlaubt es einem Unternehmen, einen Preis zu verlangen, der über dem Wettbewerbspreis liegt, ohne gleich die gesamte Nachfrage zu verlieren.
Wenn nun ein Unternehmen den Preis für sein Produkt erhöht, würden einige Nachfrager auf Substitute ausweichen und die Nachfrage nach diesen Substituten würde zunehmen. Diese Unternehmen könnten daher eine größere Menge absetzen. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage würden sie nun ihrerseits auch den Preis ihres Produktes etwas anheben. Diese Preiserhöhung wird geringer ausfallen, als die anfängliche ihres Konkurrenten.90 Analog kann man bei einer Preissenkung eines Unternehmens argumentieren: Senkt ein Unternehmen den Preis seines Produktes um einen bestimmten Betrag, dann wird das Unternehmen nur einen Teil der Kunden anderer Unternehmen dazu bewegen können, zum günstiger gewordenen Produkt zu wechseln. Viele Nachfrager werden jedoch weiterhin die relativ teurer gewordenen Produkte der Konkurrenten erwerben. Da aber die Nachfrage für diese Unternehmen zurückgegangen ist, werden diese, um den Nachfragerückgang auszugleichen, ihre Preise ebenfalls etwas senken, allerdings nicht im gleichen Maße, denn sie verfügen über eine „Stammkundschaft“, die nicht so leicht bereit ist, zu einem für sie unvollkommenem Substitut zu wechseln, selbst wenn dieses etwas günstiger ist. Die Preisreaktionen der Oligopolisten verlaufen also in die gleiche Richtung: Bei einer Preiserhöhung eines Unternehmens werden die Konkurrenten ihre Preise ebenfalls etwas anheben, bei einer Preissenkung müssen sie mit ihren Preisen ebenfalls heruntergehen. Die Preise im Bertrand-Modell mit differenzierten Gütern werden daher als strategische Komplemente bezeichnet.91
Ein Nash-Gleichgewicht in einem oligopolistischem Markt mit differenzierten Gütern und preissetzenden Unternehmen besteht also aus einer Strategienkombination in Form einer Liste von Preisen, bei denen kein Unternehmen ein Interesse daran hat, den eigenen Preis zu senken oder zu erhöhen, wenn die anderen Unternehmen ihre Preise nicht ändern. Die Preise im Gleichgewicht werden über den Grenzkosten liegen, weil die Güter nur unvollkommene Substitute sind und die Unternehmen daher gegenüber ihrer „Stammkundschaft“ über eine gewisse Marktmacht verfügen. Dabei ist die Abweichung von den Grenzkosten eng mit dem Grad der Substituierbarkeit der Güter verknüpft: Bei vollkommenen Substituten ergibt sich wieder das Resultat des ursprünglichen Bertrand-Modells, d.h. Wettbewerbspreise in Höhe der Grenzkosten. Nimmt der Differenzierungsgrad zwischen den Gütern zu, werden die Preise für die Güter steigen – im Grenzfall, d.h. wenn die Güter überhaupt nicht mehr substituierbar sind, ist jedes Unternehmen Monopolist in Bezug auf sein Gut und wird den Monopolpreis verlangen. Man kann aus diesen Überlegungen die folgenden Schlüsse ziehen: 1. Je höher der Preis eines Unternehmens, desto höher werden die Preise der Konkurrenten sein; 2. je enger die Substituierbarkeit zwischen den Gütern, desto niedriger sind die Preise.
e) Cournot-Wettbewerb mit differenzierten Gütern
Die Unterschiede zwischen einem Modell des Mengenwettbewerbs mit differenzierten Gütern und einem mit einem homogenen Gut sind gering und hängen vom Differenzierungsgrad ab: Je engere Substitute die Güter sind, desto ähnlicher ist das Marktergebnis dem bei einem homogenen Gut, d.h. dem ursprünglichen Cournot-Modell.92 Je größer der Differenzierungsgrad, d.h. je schlechtere Substitute die Güter sind, desto unabhängiger sind die Oligopolisten von einander, desto höher sind die resultierenden Preise und desto geringer die angebotenen Mengen. Im Grenzfall der völligen Unabhängigkeit der Güter ist jedes Unternehmen Monopolist