Valla - Zwischen Hölle und Fegefeuer. Lisa Lamp. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lisa Lamp
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Год издания: 0
isbn: 9783967130058
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Ficken reichten die wechselnden Mädchen ihm, doch aus ihnen wurden nie mehr als zufällige Bekanntschaften. Trotzdem versuchte jeden zweiten Tag eine von den beratungsresistenten Dumpfbacken, den Playboy zu belehren. Sie dachten wirklich, dass er sich nur für sie ändern würde, weil gerade sie die Eine waren. Als würde es die Richtige oder den Richtigen überhaupt geben. Na ja, das Ende vom Lied war aber immer das gleiche: Elijah änderte sich nicht und eine weitere meiner Rasse war gezwungen, mit der Schmach zu leben, sich wegen eines One-Night-Stands erniedrigt zu haben.

      Die heutige Auserwählte kannte ich sogar, wobei kennen zu viel gesagt war. Ich wusste, wer sie war. Wir waren im selben Beschwörungskurs für körperlose Seelen und Monster der Unterwelt, da sie im letzten Halbjahr nie in ihrem Kurs erschienen war und nun die Stunden bei uns nachholen musste. Verflucht! Bildete ich es mir ein oder wurden die Mädchen immer unreifer? Hatte er sich schon durch unsere Altersgruppe gefickt, sodass er auf die nächsten Generationen zurückgreifen musste? Sie war beinahe drei Jahre jünger als ich und wusste noch nicht einmal, ob sie in der Hölle bleiben durfte. Hätte er nicht wenigstens bis zu ihrem siebzehnten Geburtstag warten können, wenn ihr der Dämonenstein umgehängt wurde und leuchtete? Strahlte er nicht in einer blutroten Farbe, würde ihr Gedächtnis gelöscht und sie auf die Erde gebracht werden, wo sie als normale Frau weiterleben musste, obwohl ihre Eltern zwei Höllenbewohner waren. Sie wäre allein, auf sich gestellt. Man würde ihr eine neue Identität verpassen. Vielleicht als Prostituierte in einem Bordell oder als Obdachlose, die unter einer Brücke hauste. Sie würde alles vergessen. Ihren Namen, ihre Familie, ihr Leben. Und dank Elijah auch noch ihre Entjungferung. Ein grausames Schicksal, vor dem ich mich immer gefürchtet hatte. Zum Glück war das vorbei.

      »Der Letzte? Wohl eher der Erste, Schätzchen. Es gibt niemanden, der eine Beißzange wie dich freiwillig anfassen würde. Sei froh, dass ich dir gestatte zuzusehen, wie Leidenschaft aussieht! Näher wirst du dem Genuss nie kommen.«

      Trotz der Wut in mir achtete ich darauf, dass meine Miene ausdruckslos blieb. Kein Gesichtsmuskel durfte auch nur zucken. Elijah sollte nicht wissen, dass seine Beleidigungen mich trafen. Er war der Grund dafür, dass sie der Wahrheit entsprachen, und ich hätte nicht erwartet, dass gerade er diesen Umstand gegen mich verwenden würde. Vor allem nicht nach dem, was zwischen uns vorgefallen war. Niemand wollte mich anfassen? Richtig. Aber vor ein paar Jahren war das noch anders gewesen. Da hatten die Männer bei mir Schlange gestanden und mich angeschmachtet, obwohl ich sie reihenweise verschmäht hatte. Bis auf einen. Und der machte mir nun das Leben schwer.

      Elijahs Gesicht verzog sich zu einem gemeinen Grinsen, während er zwischen sich und die Schwarzhaarige griff, mit seinen Händen die Hose wieder über seinen Schwanz zog und die Dämonin anschließend von seinem Schoß schubste. Sie gab einen überraschten Ton von sich und sah mit rot gefärbten Wangen an sich herab, um ihr Kleid glatt zu streichen. Wovor hatte sie Angst? Dass irgendwer unbeabsichtigt ihren Hintern zu sehen bekam? Der Zug war abgefahren. Wahrscheinlich konnten sich alle im Raum bereits ein ungefähres Bild davon machen, wie die Schönheit nackt aussah.

      Die Knöpfe von Elijahs Hose standen offen, sodass ich sofort wusste, dass er eine dunkelrote Boxershorts trug. Jedoch hielt ihn das nicht davon ab, aufzustehen und sich mir zu nähern, bis kaum noch Platz zwischen uns war. Er stand plötzlich so nah vor mir, dass ich jedes Detail an ihm betrachten konnte. Elijah sah attraktiv aus – was ihm nur allzu bewusst war –, aber der verklärte Schlafzimmerblick setzte nochmal eine Schippe drauf. Seine schwarzen Haare hingen zerzaust in sein gebräuntes Gesicht und bildeten einen warmen Kontrast zu den glühenden Augen, die wie Feuer zu lodern schienen. Sie waren nicht gänzlich rot, immer wieder mischten sich gelbe und orangene Funken in seine Iris, die seine Augen zu einem Spektakel machten. Seine kantigen Gesichtszüge und die gerade Nase passten zu seinem arroganten Gehabe. Sie bissen sich jedoch mit der Hose, die unter dem Arsch hing, als könnte er sich nicht richtig anziehen.

      Trotzdem musste ich zugeben, dass er gut aussah. Besser als alle anderen Dämonen und Teufelsanwärter. Seine Erscheinung raubte mir den Atem. Er war sexy, böse und kümmerte sich nicht darum, was andere dachten. Und das störte mich. Es machte mir Angst. Ich sollte nicht so denken, sonst landete ich nächste Woche noch an der Stelle der Schwarzhaarigen und heulte mir hinterher die Augen aus, weil ich nicht auf meinen Verstand gehört hatte.

      »Mein Fehler! Danke! Danke vielmals, oh großer, mächtiger Elijah, dass du zulässt, dass wir dir bei der einzigen Beschäftigung zusehen dürfen, die du draufhast«, sagte ich und war stolz, wie sicher meine Stimme klang.

      Ich sprach mit Absicht eine Oktave höher, um meinen Sarkasmus zu verdeutlichen. Dennoch ging ich einen Schritt zurück, um mehr Abstand zwischen uns zu bringen. Die Nähe zu ihm verwirrte mich. Ich mochte nicht, wie mein Körper auf ihn reagierte. Die Hitze, die von ihm ausging, benebelte meine Sinne und der Geruch nach ausgeblasenen Kerzen und glühenden Kohlen umgab mich, hüllte mich ein, bis ich nichts anderes mehr wahrnahm. Ich wollte mich an die Wärme schmiegen, auch wenn ich wusste, dass ich mich nur verbrennen konnte. Dem Teufel sei Dank hatte ich aber genug Selbstbeherrschung, um mich nicht vor allen zum Gespött zu machen.

      »Sei vorsichtig! Sonst beweise ich dir eines Tages noch, dass ich mehr als das kann«, zischte er und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, während er sich zu mir hinunterbeugte. »Oh, warte! Das habe ich ja schon«, flüsterte er, sodass nur ich es hören konnte.

      Ich fühlte seinen Atem an meiner Ohrmuschel. Ein Schauer jagte durch meinen Körper. Für einen kurzen Moment vergaß ich, dass ich wütend auf ihn war, und lehnte mich der Berührung entgegen. Sanft nahm er mein Ohrläppchen zwischen die Zähne und biss hinein. Sofort stellten sich meine Nackenhaare auf und ich stieß ihn geistesgegenwärtig von mir, als hätte er eine ansteckende Krankheit. Vielleicht hatte er die auch. Herpes oder Chlamydien.

      Elijah taumelte rückwärts und konnte sich in letzter Sekunde an einem Tisch abfangen, um nicht mit dem Hintern auf den Boden zu knallen. Sein Grinsen verrutschte nicht einen Millimeter.

      »Hübsche Kette übrigens«, stichelte er und mein anfänglicher Zorn verrauchte, um Trauer Platz zu machen.

      Reflexartig griff ich zu meinem nackten Hals. Es war jetzt schon knapp zwei Jahre her und trotzdem hing mein Versagen an mir wie eine Klette, die ich nicht loswurde. Wie auch, wenn Elijah und sein Gefolge aus Dorftrotteln mich immer wieder daran erinnerten? Dabei war es nicht mein Fehler gewesen, auch wenn dank des Teufelsanwärters alle genau das dachten. Zumal es gut für mich angefangen hatte.

      Dad hatte mir die Ehre zu Teil werden lassen, den Dämonenstein in der Woche vor der Zeremonie tragen zu dürfen. Als Beschützer des Steins durfte er selbst entscheiden, wo er ihn aufbewahrte. Und er hatte meinen Hals gewählt, weil er dachte, dass ich seine Nachfolgerin werden würde. Denn bereits sein Dad, sein Grandpa und dessen Dad hatten die Aufgabe bekommen, den Stein zu verwahren. Unter anderen Umständen hätte ich die Tradition bestimmt fortgeführt, doch das Schicksal hatte mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.

      Die Engelsritter aus dem Himmel griffen an, töteten viele Höllenbewohner und versuchten, den Stein zu stehlen, um uns zu schwächen. Ohne den Dämonenstein würde Chaos ausbrechen. Niemand würde mehr wissen, was seine Bestimmung war und welchen Nutzen er für die Hölle hatte. Die ganze Hierarchie und das System der Unterwelt würden zusammenbrechen. Alles würde stillstehen. Nicht nur bei uns, sondern auch in der Menschenwelt. Es wären keine Todesdämonen mehr da, die alte oder sterbenskranke Menschen von ihrem Leid erlösten. Niemand würde die körperlosen Seelen von Verbrechern einsammeln, die nach ihrem Tod nicht wüssten, ob sie in den Himmel oder in die Hölle gehörten. Die verwirrten Geister von plötzlich aus dem Leben gerissenen Verkehrs- oder Mordopfern würden auf der Erde herumwandern. Und alle Emotionen wären von einem Tag auf den anderen bedeutungslos. Ohne Hass keine Liebe. Ohne Pech kein Glück.

      Eigentlich wussten die Engel das, weshalb uns ihr Angriff überrascht hatte. Wir waren nicht vorbereitet gewesen und viele ließen ihr Leben. Ich hingegen hatte nur mein Ansehen verloren. Frustriert schloss ich die Augen, als die Erinnerung mich einholte und mich schmerzlich daran denken ließ, wie unfair das Leben sein konnte.

      ***

      Ein Engel mit riesigen Schwingen flog auf mich zu, während ich mit Silvania im Schulhof aß und mich über menschliche