Ich gehöre keinem Stamm an. Meine Mutter gehörte zum Stamm der Tutsi und mein Vater zum Stamm der Hutu. Aus diesem Grund gehörte ich von Anfang an in diesem Konflikt nirgendwohin. Ich habe auch nicht versucht, irgendwo hinzugehören. Mein verstorbener Mann Marc, der Vater meiner Kinder, gehörte zum Stamm der Hutu. Wir sind in diesem Konflikt neutral geblieben. Obwohl er Soldat war, blieb er neutral, wodurch er sein Leben riskierte. Die Neutralität hat das Leben meiner Kinder und meines gerettet, aber leider nicht seins!
Ich verteidige weder die damalige noch die jetzige Regierung. Dieses Buch ist ein Ausdruck meiner persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen in diesen unterschiedlichen Zeitperioden. Das Buch ist politisch neutral. Aus meiner Sicht fasst ein Satz das Geschehene treffend zusammen: „Das Lied ist das gleiche – nur die Tänzer haben gewechselt.“
Die stärkste Motivation, dieses Buch zu schreiben, ist meine Kinder Lucien und Joy, einen Teil ihrer Kindheit zu erzählen. Ein Teil ihres Lebens ist auch meines und ein Teil meines ist ihres. Mein liebevoller Mann, den ich später heiratete, ist ein Teil unseres Lebens und wir sind ein Teil seines Lebens geworden. Er weiß schon vieles, aber nicht alles ins Detail. Bei unserer Hochzeit war Lucien elf Jahre alt und Joy neun. Für ihn sind Lucien und Joy seine Kinder. Für Lucien und Joy, ist er ihr Vater. Er heißt für sie „Papa“. Von meiner Kindheit hat mir niemand erzählt.
Ich habe auch nie gefragt. Ich habe mich nicht dafür interessiert. Ich wuchs bei den Großeltern auf. Ich hatte keinen Eltern. Ich bin die älteste von fünf Kindern. Meiner Mutter starb früh, ich war acht Jahre alt. Mein Vater ist direkt danach ausgewandert. Ich habe mir gesagt: „Schau nach vorne, baue deine Zukunft auf. Die Vergangenheit ist nicht wichtig!“
Nichts über meine frühe Kindheit erfahren zu wollen, ist einer der größten Fehler, die ich in meinem Leben machen konnte.
Kein Lehrer hat mir gesagt, dass meine Kindheit das Fundament für mein zukünftiges Leben ist. Niemand hat mir gesagt, dass meine Kindheit meine Gesundheit und mein Verhältnis zu meinen Mitmenschen stark beeinflussen wird.
So gut wie nichts zu wissen, hat mir sehr geschadet und später im Leben sehr weh getan. Später tauchten Fragen über mein Leben auf, aber ich konnte keine Antwort finden. Die, die Antworten auf meine Frage hatten, waren entweder geflohen oder tot. Das will ich auf jeden Fall meinen Kindern ersparen. Wenn sie irgendwann in ihrem Leben etwas wissen wollen, haben sie eine Quelle für Informationen. Für meinen Ehemann und jetzigen Vater meiner Kinder sollen diese Details dazu beitragen, die Grenze jedes Einzelnen zu erkennen und zu verstehen. Außer mir gibt es keinen, der diese Informationen geben kann. Ich bin die Einzige, die die Antworten besitzt auf die Fragen, die auftauchen könnten. Bücher sind gute und treue Freunde. Nicht nur unsere Kinder werden von ihrem Leben erfahren, sondern auch die zukünftige Generation.
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