»Ich verstehe«, sagte Grant.
Aber er verstand es nicht. Tatsächlich verstand er eine Menge Dinge absolut nicht. Zum Beispiel, warum Leos Lächeln und sein Lachen seine Finger zum Kribbeln brachten, seine Brust schmerzen ließen und sein Kopf plötzlich ein wenig leicht wurde. Es ärgerte ihn, dass er so irrational auf eine Person reagierte, die vor sechs Jahren nicht klug genug gewesen war, sich für ihn zu entscheiden, und die wahrscheinlich auch jetzt nicht klug genug war, eine gute Wahl zu treffen.
Nicht, dass Grant nicht dankbar für Leos Idiotie gewesen wäre, denn das war er! Er war kurz davor gewesen, seinen ganzen Stolz zu verlieren, und nur Gott wusste, wo er heute wäre, wenn es anders gelaufen wäre. Er rieb sich die Brust, wo sein Herz verletzlich schlug.
Für heute Abend hatte er genug.
»Nun«, sagte Grant. »Da ich so nett war, deinen kleinen Auftritt für Memaw zu ertragen, kann ich dir wenigstens die Rechnung überlassen.«
»Oh, ich weiß nicht, ich bin ja nicht mehr der Freund eines reichen Superstars.« Leo beugte sich wieder vor und tippte mit seinem Zeigefinger auf den Tisch. »Ich werde für dich anschreiben lassen. Sie können dir eine Rechnung mit der Post schicken.«
Grant rollte mit den Augen. Er warf etwas Bargeld auf den Tisch, so wie es die Figuren in den Filmen taten, wenn ihnen alles scheißegal war. Grant hoffte, dass diese Nachricht bei Leo ankam. »Ich wünschte, ich könnte sagen, es war mir ein Vergnügen.«
Er wollte sich sofort selbst ohrfeigen. Hätte er sich nicht etwas Bissigeres einfallen lassen können?
»Klar, wir sehen uns, Grant.«
»Hoffentlich nicht, Leo«, sagte Grant und spürte eine seltsame Mischung aus Wut und Freude über Leos blendendes Lächeln.
»Ich mag es irgendwie, wenn du so mit mir sprichst«, rief Leo ihm hinterher. Grant drehte sich nicht um, aber er hörte noch, wie Leo sagte: »Es ist irgendwie süß, sogar romantisch, wie sehr du mich nicht mögen willst.«
Grant ging weiter, spürte Leos Blick auf seinem Rücken, fühlte Leos Anwesenheit im Restaurant, als sich die Tür hinter ihm schloss, und spürte Leo im Gebäude, als er wegging.
Es ließ nicht nach.
In dieser Nacht, in seinem Bett, konnte Grant Leos Anwesenheit in Blountville spüren, er spürte, wie er sich an den Rand seines Bewusstseins drängte, sich festsetzte und seine Aufmerksamkeit auf ihn zog. Grant schlug auf sein Kopfkissen und knurrte.
Leo Garner war das Schlimmste, was ihm je passiert war. Er machte alles schwierig. Er ruinierte alles. Erst hatte er Grants Feier eines erfolgreichen Tags im OP vermasselt, und jetzt störte er ihn beim Schlafen.
Es war, als würde Leo dafür sorgen, dass sich alles… glücklos anfühlte.
***
»Man munkelt, dass du gestern ein Date mit Leo Garner hattest«, sagte Alec, bevor Grant sich seinen ersten Kaffee des Tages geholt hatte. Alec trug einen schimmernden blauen Pullover und eine silberne Hose. Grant hatte keinen blassen Schimmer, woher er seine Kleidung hatte.
»Nichts Böses hören, nichts Böses sagen.« Grant gab dem Idioten hinter dem Tresen bei Starbucks sein Geld. Der Typ erinnerte ihn mit seinen kurzen blonden Haaren und seinen Nasenringen immer an Billy Idol. Er arbeitete schon seit ein paar Jahren dort, aber Grant kannte seinen Namen nicht. Das war ihm auch egal, solange er ihm seinen Mokka Latte mit einem Extra-Espresso machte.
»Und?« Alec stupste ihn an, klimperte mit seinen glitzernden Wimpern und grinste wissend.
Grant stöhnte auf. »Ich war nicht auf einem Date mit Leo Garner. Ich wurde von Leo Garner überfallen, was übrigens seine Art zu sein scheint. Und ich musste mir blöde Sprüche von Sheriff Memaw gefallen lassen und weißt du was, Alec? Nein. Wir werden dieses Gespräch nicht führen.«
Er nahm Billy Idol den Becher aus der Hand, wandte sich von der Theke ab und ging mit Alec auf den Bürgersteig hinaus. »Denn was auch immer du glaubst, dass passiert, passiert nicht, wird nicht passieren, wird nie passieren. Ich will nur eine Minute, nur eine Minute, meinen Kaffee genießen, ohne an Leo Garner zu denken oder über ihn zu reden.«
Alecs Augenbrauen näherten sich seinem sorgfältig frisierten Haaransatz. Er wirkte amüsiert, was schlecht war. Amüsiert bedeutete, dass er ihm nicht glaubte. Amüsiert bedeutete, dass er ihm etwas entgegnen würde, und das wollte Grant nicht hören.
Grant eilte den Bürgersteig hinunter in Richtung seines Autos und hoffte hineinzuspringen, bevor Alec ihn einholen konnte.
»Oh bitte, Grant«, sagte Alec, packte ihn am Ellbogen und schwang ihn herum. »Wer unterbricht deinen täglichen Kaffee mit Gesprächen über Leo Garner? Könnte es sein, dass vielleicht, nur vielleicht, du derjenige bist, der Probleme hat, nicht an Leo zu denken?«
»Könnte es sein, dass du einen Hirnschaden hast?«, fragte Grant. »Sag du es mir.«
»Du kannst nicht aufhören, an ihn zu denken, und das macht dich zu einem Arschloch. Wie ich neulich schon sagte: Liebe. Wahre Liebe.«
»Leo Garner ist nervig, unentschlossen, opportunistisch und…«
»Mensch, Grant, warum sagst du nicht der ganzen Stadt, was du wirklich von mir hältst?«, sagte Leo, der direkt hinter Alec auf dem Gehweg aufgetaucht war. Neben ihm stand Leos alter Freund und neuer Anwalt, Doug Silver.
Grant spürte, wie ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde und er schwerelos, überhitzt und leicht elend zurückblieb.
»Das ist nicht…«, begann Grant. »Ich meine, ich wusste nicht…«
»Du wusstest nicht, dass ich hier bin«, beendete Leo für ihn.
»Ja.«
Leos Augenbrauen zogen sich zu einem liebenswerten, besorgten Blick zusammen, den Grant schon fast vergessen hatte und den er am liebsten weggewischt hätte. Er errötete heiß, verlegen und wünschte sich, er könnte die Zeit zurückdrehen. Gab es einen Kurs, in dem er sich beibringen konnte, nicht so ein Idiot zu sein? Wenn ja, musste er sich dringend anmelden.
Leo sagte leise: »Ich wette, du fühlst dich jetzt wie ein Arschloch.«
Grant schluckte schwer. »Ja.«
»Entschuldigungen werden von Garners immer akzeptiert. Also, hey, es ist alles gut.« Leo lächelte charmant und seine rosige Haut verriet, dass er vor Kurzem an der Dialyse war. »Außerdem bedeutet die Tatsache, dass du dich schlecht fühlst, dass du tief in deinem gemeinen, kleinen Herzen Gefühle hast. Wer hätte das gedacht?«
»Ich nicht«, sagte Doug und klopfte Leo auf die Schulter. Er trug eine To-go-Tüte aus dem Donut-Laden nebenan. »Bis später, Leo«, sagte er, während er den Bürgersteig hinunter zu seinem glänzenden Audi ging. »Ich werde mich um alles kümmern. Schönen Tag noch, Alec. Und Ihnen auch, Dr. Anderson.«
Leo grinste ihn an und gab ihm ein Daumen-hoch.
»Ich wusste, dass Grant Gefühle hat«, sagte Alec, winkte Doug zum Abschied zu und lächelte Leo süß an. »Aber es ist ein Geheimnis, also, du weißt schon, pssst.«
Leo seufzte und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Grant, komm schon. Können wir nicht einfach die Vergangenheit ruhen lassen und den ganzen Ärger hinter uns lassen? Ich möchte, dass wir Freunde sind.«
Grant sah Alec an, der ihn mit leuchtenden, intensiven Augen anschaute. Er blickte zum Himmel hinauf. Flauschige, heitere Wolken zogen langsam über ihn hinweg, vergnügt und verräterisch. »Klar, wir werden uns sicher oft über den Weg laufen, also können wir auch das Beste daraus machen.«
»Darin bin ich gut.« Leo lächelte.
»Ja, aber ich bin es nicht.« Grants Bauch kribbelte, als er von diesem Lächeln angestrahlt wurde. »Stell dich auf Unvollkommenheit ein.«
»Ich