Stay Lucky. Leta Blake. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leta Blake
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958239401
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dir, was ich nicht sehen möchte. Wenn Muresan dein Inneres sehen kann, dann will ich es auch sehen. Warum sollte er mit deinem Körper intimer sein als ich?«

      Leo schüttelte den Kopf und lachte leise. »Du bist ein sehr kranker Mann.«

      Grant streichelte Leos Gesicht.

      Leo drehte sein Gesicht in Grants Handfläche und sah Grant lange aus den Augenwinkeln an, bevor er sagte: »Wenn du Muresan dazu bringen kannst zuzustimmen, dann ist das für mich in Ordnung.«

      »Muresan? Bitte«, spottete Grant. »Was soll er schon sagen? Nein?«

      ***

      »Äh, nein«, sagte Dennis, als Grant versuchte, Muresan und seinem Team in den chirurgischen Waschraum zu folgen. »Was glaubst du eigentlich, was du hier tust, Grant?«

      »Ich mache mich OP-fertig.« Grant zog seinen Arm aus Dennis' Griff.

      »Einen Teufel wirst du tun, mein Freund.« Dennis versperrte Grant den Weg. »Das ist absolut indiskutabel, und wenn dir etwas an Leo liegt, dann lässt du seinen Chirurgen seine Arbeit machen.«

      Ein Blitz durchzuckte Grants Körper und er sagte leise: »Du verstehst das nicht. Sie schneiden ihn auf. Er ist so verletzlich, mit seinem Herzen und… Hör zu, Dennis, du würdest dasselbe wollen, wenn es Alec wäre, oder? Und Leo erwartet von mir, dass ich für ihn da bin.«

      Dennis sah ihn widerlich mitfühlend an und Grant ballte die Hände zu Fäusten. Dennis guckte sich um, stellte fest, dass einige Pfleger gespannt zusahen, und zog Grant dann mit einem Ruck näher an sich, bevor er flüsterte: »Du wirst für ihn da sein. Nur nicht da drin, okay? Was würdest du erreichen, wenn du Muresan durchlöcherst und ihn so nervös machst, dass er Leos Leben in Gefahr bringt? Du wirst ihn dazu bringen, die ganze Sache zu vermasseln.«

      »Das ist nicht…«

      »Also, du wirst da oben sein«, sagte Dennis und zeigte auf die Treppe, die in einen Beobachtungsraum führte. »Und ich werde auch dort sein.« Dennis legte seine Hand auf Grants Schulter und drückte sie beruhigend. »Nur du und ich, Kumpel.«

      Grants Hände waren immer noch zu Fäusten geballt. Es fühlte sich an, als müsste er durch Watte atmen. »Ich habe es ihm versprochen.«

      »Komm schon«, sagte Dennis und führte Grant zur Treppe, die zum Beobachtungsraum führte. »Konzentrier dich, Grant. Diskutier nicht. Leo wird von dir erwarten, dass du dich auf seine Operation konzentrierst und nicht die Zeit damit verbringst, dich mit mir zu kabbeln.«

      Grants Finger waren völlig gefühllos und sein Herz pochte so heftig, dass er es in seinem Hals spüren konnte. Das seltsame Kribbeln an seinem Haaransatz entpuppte sich als Schweiß, als er mit der Hand darüberwischte. So hatte er sich noch nie gefühlt. Er hatte schon viele Operationen mitangesehen, 218 davon selbst durchgeführt, aber ihm war dabei noch nie so übel gewesen. Gott, was war nur mit ihm passiert? Er drückte seine Stirn an das Beobachtungsglas und atmete tief durch.

      »So ist's gut, Kumpel«, sagte Dennis. »Tief durchatmen. So ist's gut.«

      »Hör jetzt auf zu reden«, sagte Grant.

      Dennis seufzte. »Soll ich Alec anrufen?«

      »Weshalb? Ist er Chirurg? Kann er mir versprechen, dass alles wieder gut wird? Nein. Ich sage nur etwas, das ihn zum Weinen bringt.«

      Dennis seufzte und setzte sich auf einen Metallklappstuhl, der direkt vor dem Fenster des Beobachtungsraums stand. »Sie werden Leo jeden Moment herbringen.«

      »Er wird sich fragen, wo ich bin«, sagte Grant.

      »Muresan wird es ihm sagen. Ich habe das Gefühl, dass Leo bestens verstehen wird, warum die Entscheidung getroffen wurde, Grant. Und ich bin mir auch sicher, dass er weiß, dass du lieber dort unten bei ihm wärst.«

      »Du stellst eine Menge Vermutungen an für jemanden, der einen Scheiß über die Situation weiß.«

      »Bist du immer so ein Arsch, wenn du Angst hast?«, fragte Dennis.

      »Ich bin immer ein Arsch«, sagte Grant. »Weißt du noch?«

      »Vielleicht hast du ja auch immer Angst«, sagte Dennis. »Das würde wahrscheinlich vieles erklären.«

      »Behalte deine Psychoanalyse für dich«, murmelte Grant und beobachtete, wie Leos Trage in den Raum gerollt wurde.

      Er sah, wie Muresan sich zu Leo beugte und etwas zu ihm sagte, woraufhin Leo seinen Kopf in Richtung des Beobachtungsraums drehte. Grant konnte ein kleines Lächeln ausmachen. Dann legten sie die Sauerstoffmaske über Leos Gesicht. Grant zählte in seinem Kopf von zehn abwärts und als er bei sieben angekommen war, sah er das Nicken der Krankenschwester.

      »Er schläft«, murmelte Grant.

      »Entspann dich«, sagte Dennis. »Alles wird gut.«

      Kapitel 6

      Neun Monate zuvor

      Halloween gehörte nicht zu Grants Lieblingsfesten. Zumindest nicht, seit er kein Kind mehr war und nicht mehr von Tür zu Tür gehen und die Leute bedrohlich anstarren konnte, bis sie ihm Schokolade gaben.

      Als nun orange-schwarze Luftschlangen die Krankenhausflure schmückten, beschloss er, einige Krankenpflegerinnen bedrohlich anzustarren, die Schokoküsse für die Familien der Patienten horteten. Es klappte nicht.

      Sein Blick brachte sie nur zum Weinen. Nun, eine von ihnen weinte, und diejenige, die nicht weinte, legte ihren Arm um ihre Freundin, zog sie von ihm weg und versicherte der Schluchzenden, dass Dr. McGraw niemals zulassen würde, dass Dr. Anderson sie wegen ein paar Süßigkeiten feuerte.

      Und trotz allem gaben sie ihm keine Süßigkeiten.

      Grant war sich nicht sicher, wie das alles hatte so schiefgehen können.

      »Warum bringst du Sadie immer zum Weinen?«, fragte jemand leise.

      Grant drehte sich um und entdeckte Leos Tochter Lucky, die mit einem Stapel Pralinen und einem iPad allein auf einem Stuhl im Wartebereich saß.

      »Sie hat defekte Tränenkanäle«, antwortete Grant. »Sie tropfen schon bei der kleinsten Provokation.«

      Lucky streckte ihre Hand aus, in der sie ein silbern verpacktes Schokobonbon hielt. »Hier.«

      Grant nahm es entgegen, wickelte es aus und steckte es sich in den Mund. »Wer sagt eigentlich, dass ich sie immer zum Weinen bringe?«

      »Das hat sie. Als sie dich kommen sah, sagte sie: Oh nein, da ist er. Er bringt mich immer zum Weinen. Und dann hat sie sich so den Mund zugehalten.« Lucky demonstrierte es. »Ich glaube, sie ist nicht sehr schlau. Sie hat mir zehn davon gegeben. Mein Vater lässt mich nur zwei haben.«

      »Solltest du nicht…« Er konnte nicht genau sagen, wie alt sie war, vielleicht war sie noch nicht in der Schule? Sie sah aus wie vier, aber ihr Mundwerk ließ sie viel älter erscheinen. Vielleicht war sie klein für ihr Alter. »Passt niemand auf dich auf?« Grant glaubte nicht, dass ein Krankenhausflur der richtige Ort für ein Kind war, egal, wie alt es war.

      »Carrie hat auf mich aufgepasst, aber sie musste etwas für Herrn Baumgartner erledigen und meinte, sie sei gleich wieder da. Dann sagte Sadie, sie würde auf mich aufpassen. Aber ich glaube, sie hat es vergessen.«

      »Hast du nicht hundert Verwandte in dieser Stadt? Könnte nicht jemand für ein paar Stunden auf dich aufpassen?«

      »Nein«, sagte Lucky mit ihrer hohen Stimme, steckte sich ein weiteres Schokobonbon in den Mund und kaute schmatzend. Sie hielt ihm ein weiteres hin, diesmal mit orangefarbener Folie.

      Grant ließ sich die Schokolade auf der Zunge zergehen. Er betrachtete das Mädchen: abgeschnittene Jeansshorts, ein T-Shirt mit einem Cartoon-Monster darauf und ein Zopf, der offensichtlich gut angefangen hatte, sich aber im Laufe des Tages teilweise aufgelöst hatte. Sie war sauber, aber sie hatte etwas Erdiges an sich, als wäre sie eine Karotte aus dem Garten, in deren Ritzen