Lust auf Sex, Blut und Rache. Anne Pallas. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anne Pallas
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750211513
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Waterloo Place Hotel

       23-27 Waterloo Place, Edinburgh EH1 3BH

      Dr. Alexander Nikolaev Lebedev war einer der bedeutendsten Genetiker. Der Mann sah nicht nur gut aus. Er sprühte vor Intelligenz, hatte überzeugende westliche Ansichten, und machte zumindest jedes Vierteljahr in irgendeiner Weise von sich reden. Dass er im nächsten Jahr den Nobelpreis bekommen würde, stand außer Zweifel. Die gesamte Fachwelt war sich darin einig, dass diese Auszeichnung für hervorragende Arbeit niemand mehr als Dr. Alexander Nikolaev Lebedev verdiente.

      Lebedev war nach Edinburgh gekommen, um einige seiner bekannten Kollegen zu kontaktieren. Der Besuch hatte offiziellen Charakter. Das Internet und die Fachzeitschriften waren voll von Stellungnahmen, Reportagen und Berichten über den Russen.

      Donald Wilson, Oberbürgermeister (Lord Provost) von Edinburgh, hatte über Scotland Yard den Englischen Geheimdienst MI6 kontaktiert, und um Personenschutz für den russischen Wissenschaftler gebeten. Es waren eindeutige Drohungen im Internet aufgetaucht.

      Nachdem auch die CEDIS einen Tipp erhalten hatte, dass eine schwarzmagische Sekte an dem Wissenschaftler interessiert war, wurde beschlossen, dass zwei Agenten zum Schutz des Russen abgestellt werden. Und wegen der hohen Brisanz dieser Aufgabe wurden nicht irgendwelche Agenten ausgewählt, sondern die Besten!

      In dieser Beziehung erfüllte ich die die hochgesteckten Erwartungen. Ohne unbescheiden zu wirken, kann ich anmerken, dass ich nicht irgendeine Agentin bin, sondern die Beste! Ich habe eine hundertprozentige Aufklärungsquote meiner Fälle, und habe nicht vor, mir diese Statistik zu versauen. Natürlich liegt das auch an meiner Abstammung. Ich gehöre zum Geschlecht der Lykhaner, einer Jahrhunderte alten Hexenfamilie. Ich besitze spezielle Fähigkeiten, die ich zur Aufklärung der Fälle einsetze.

      Außerdem bin ich ein ziemlich hübsches Mädchen. Ich bin schlank gewachsen, sportlich trainiert, und habe lange blauschwarze Haare Die hohen Wangenknochen und der volle Mund geben mir ein aristokratisches Aussehen. Meine Augen liegen unter langen, seidigen Wimpern. Die tiefschwarzen Pupillen wirkten mysteriös, anziehend, sogar etwas unheimlich. Meine Nase ist klein, edel, gerade, der Mund rot, voll und weich. Ein Mund, der zum Küssen wie geschaffen ist.

      Zusammenfassend gesagt, besitze ich den Körper einer Venus, die Geschmeidigkeit eines Panthers und Augen wie funkelnde Diamanten.

      Als zweiten Agenten schickte die CEDIS Robin Barnes mit nach Schottland. Mein Partner bei diesem Auftrag ist blond, athletisch und über zwei Meter groß. In seinem Körper lebt ein reger Geist. Er ist schnell und im Nahkampf fast unschlagbar.

      Der russische Wissenschaftler hat mich als persönlichen Bodyguard akzeptiert, wobei mein attraktives Äußere sicher eine entscheidende Rolle gespielt hat.

      Ich trug ein gewagtes Kleid, dass meine perfekte Figur und vollen Brüste hervorragend betont. Wir hatten das gemeinsam so besprochen, da wir vermuteten, ein potentieller Angreifer würde in der attraktiven Begleitung des Wissenschaftlers keine Personenschützerin erwarten. Robin hielt sich immer im Hintergrund auf, ohne uns jedoch aus den Augen zu lassen.

      „Darf ich Ihnen sagen, dass Sie die reizendste Gesellschafterin sind, die ich je hatte, Anne“, lobte der Russe. Seine Augen glänzten lüstern, als er die Wölbung meiner Brüste betrachtete. Er schien mich förmlich auszuziehen.

      Ich lachte, warf den Kopf zurück und schüttelte das rabenschwarze Haar nach hinten.

      „Es gibt ein kleines Geheimnis, weshalb wir so ausgezeichnet harmonieren, Alexander.“

      „Verraten Sie es mir, bitte!“

      „Ich habe russische Vorfahren, auch französische und deutsche. Eigentlich bin ich eine europäische Mixtur.“

      Ich stand mit dem Wissenschaftler ein wenig abseits vom Trubel.

      „Darauf sollten wir anstoßen“, meinte der Russe lächelnd.

      Ich hob scherzhaft den Zeigefinger. „Aber mein lieber Doktor! Sie wissen doch, ich darf keinen Alkohol im Dienst trinken.“

      „Dann sollten wir diesen Genuss auf die Zeit nach Ihrem Dienstschluss verschieden. Ich hoffe, Sie überwachen meine Person noch die ganze Nacht“, sagte er und starrte nun direkt auf meine Brustwarzen, die sich leicht erigiert durch den Stoff meines Kleides pressten.

      Ich lächelte den attraktiven Wissenschaftler an. „Wir werden sehen.“

      Ständig huschten meine wachsamen Augen durch den Saal. Ich versuchte, die Menschenmenge zu überblicken; ein Unternehmen, das fast aussichtslos erschien. Grob geschätzt befanden sich vielleicht zweihundertfünfzig Personen in dem weiten, in barockem Stil eingerichteten Ballsaal.

      Oberbürgermeister Donald Wilson schien alles eingeladen zu haben, was in der Stadt Rang und Namen hatte. Obwohl es noch relativ früh war, hatten sich bereits überall die auf Partys berüchtigten Gruppen und Grüppchen gebildet; kleine, meist aus zwei bis sechs Personen bestehenden Pulks, die sich an ihren Drinks festklammerten und miteinander redeten.

      Auf einer Empore im Hintergrund des Ballsaales kämpfte eine Big Band vergeblich gegen den Lärm an, den eine solche Menschenmenge verursachte. Weißlivrierte Kellner und Dienstboten flitzten wie ein Schwarm kleiner geschäftiger Fische durch die Menschenmenge, Tabletts mit Gläsern und kleinen Appetithappen über dem Kopf oder vor sich balancierend. Die Südseite des riesigen Saales wurde von einer scheinbar endlosen Tafel beherrscht, an der Köche mit hohen, weißen Mützen damit beschäftigt waren, dem kalten Büffet den letzten Schliff zu geben.

      „Kommen Sie“, sagte Lebedev. „Ich stelle Sie dem Oberbürgermeister vor.“

      Der Wissenschaftler drehte sich um und bahnte sich, mich an der Hand haltend und sanft hinter sich herziehend, eine Gasse durch die Menschenmenge. Ich fühlte mich nervös und angespannt. Dieses seltsame Unbehagen, das von mir Besitz ergriffen hatte, schien sich mit jeder Minute zu verstärken. Mein Blut schien unverändert zu kochen, und mir schien, als würde ich körperliche Kräfte verlieren.

      Ich schüttelte ärgerlich den Kopf, fing schon an, Gespenster zu sehen. Aber meine Beunruhigung blieb!

      „Miss Pallas!“ Oberbürgermeister Donald Wilson drückte einem der geschäftig herumflitzenden Dienstboten sein Glas in die Hand und kam mit langen Schritten auf mich zu. „Wie schön, dass Sie gekommen sind.“

      Er grüßte den russischen Wissenschaftler mit einem knappen Kopfnicken, hakte sich jovial bei mir unter und zog mich fast gewaltsam mit sich.

      „Gefällt Ihnen unsere kleine Party?“, fragte er.

      Ich nickte. „Sicher. Es ist ...“

      „Etwas ungewohnt, ich weiß“, nickte Wilson. „Aber ich wollte die Gelegenheit nutzen, und mich persönlich für Ihre Dienste bedanken. Es kommt viel zu selten vor, dass der Geheimdienst eine so attraktive Agentin schickt.“

      Die letzten Worte hatte er leise in mein Ohr geflüstert, ohne dabei zu vergessen, mit seiner Zungenspitze über mein Ohrläppchen zu streichen.

      Er sprach so schnell, dass ich Mühe hatte, seinen Worten zu folgen, und seine Bewegungen waren von einer derart quirligen, nervösen Art, dass ich mich unwillkürlich an einen auf und ab hüpfenden Gummiball erinnert fühlte. Der Oberbürgermeister war ein Mensch, für den man auf Anhieb Sympathie empfinden musste: Groß gewachsen, ein wenig zur Fettleibigkeit neigend, mit einem gutmütigen, sanften Gesicht, einer hohen Stirn und einer langweiligen, eckigen Brille auf der Nase – der Typ des gütigen Mannes, den man zu Weihnachten in ein rotes Kostüm steckte und ihn die Kinder bescheren ließ. Ich fragte mich unwillkürlich, wie es jemand wie Wilson schaffen konnte, zum Oberbürgermeister einer Stadt der Größe Edinburghs zu werden.

      Er nippte an seinem Glas, ließ seine kleinen, durchdringenden Augen blitzartig über die versammelte Menge gleiten und lächelte dann.

      „Ich habe Sie von Ihrem Zielobjekt – sagt man überhaupt so -getrennt, glaube ich. Tut mir leid.“

      „Keine Sorge, Mister Wilson, ich habe Lebedev