Rollenspiele. Arik Steen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Arik Steen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742780546
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      Besonders interessant fand Karl vier recht junge Damen, die an einem der Tische saßen und Cocktails tranken.

      Der Freiherr von Sylvenstahl war nicht dafür bekannt, besonders schüchtern zu sein. Seinem Vater, dem Baron, war das oftmals ein Dorn im Auge. Karl war ein Schwerenöter und so ganz anders als sein Bruder Jonathan, der eher der typische erfolgreiche Geschäftsmann und Familienvater war.

      Karl ging zu den Damen und stellte sich vor: „Ich bin Karl. Woher kommt ihr Hübschen denn?“

      Es kam häufiger vor, dass die Damenwelt durchaus ablehnend reagierte, wenn sie so von der Seite angesprochen wurden. In diesem Fall war das jedoch keineswegs. Auch wenn die jungen Frauen eher skeptisch wirkten, so schienen sie doch interessiert an einem Gespräch.

      „Wir sind aus Ostdeutschland!“, meinte die Nina, sie war groß, schlank und hatte kürzeres braunes Haar: „Genauer gesagt aus Dresden!“

      „Eine schöne Stadt!“, meinte Karl: „Ich war dort in der Offiziersausbildung!“

      „Tatsächlich?“, fragte Nina: „Cool!“

      „Ist so ein Pflichtprogramm gewesen!“, meinte Karl: „Nichts Bedeutendes. Es war nicht mein Traum Offizier zu werden!“

      „Wieso Pflicht?“, fragte nun Jane. Sie war nicht ganz so schlank wie ihre Freundin und schien auch etwas mehr Vorbau zu haben. Ihre Haare waren dunkelbraun und zu zwei Zöpfen zusammengebunden.

      „Mein Vater wollte das so“, erklärte Karl: „damit in der Familie ausgebildete Offiziere sind!“

      „Wie altmodisch ist das denn?“ grinste Nina.

      „Nun ja, ich komme aus einer Adelsfamilie. Da ticken die Uhren etwas anders.“

      „Ernsthaft?“, fragte Jala. Sie war dunkelhäutig, hatte ein markantes Gesicht und schönes schwarzes lockiges Haar.

      „Ja, ernsthaft!“, meinte Karl.

      Nina seufzte: „Jala ist ganz hin und weg von dieser Burg Sylvenstahl! Wir mussten sogar die teure Gondel nutzen, um sie uns anzuschauen.“

      „So Burgen gibt es bei uns nicht!“, meinte Jala. Sie hatte wenig Verständnis für ihre Freundin, die ihr Interesse am Mittelalter so gar nicht teilen konnte.

      „Wo ist bei uns?“, fragte Karl.

      „Sie kommt aus Ghana!“, sagte Nina.

      Karl lachte: „Kann sie nicht für sich sprechen?“

      „Sorry!“, grinste Nina.

      „Ja, ich bin aus Ghana!“, meinte nun auch die afrikanische junge Dame.

      „Und dir gefällt also Sylvenstahl?“

      „Aber hallo!“, meinte Jala: „Solche alten Gemäuer sind einfach cool!“

      „Ich wohne auf Sylvenstahl!“, erklärte Karl: „Das trifft sich also gut!“

      „Ernsthaft?“, fragte Jala: „Wie cool ist das denn?“

      „Und das sollen wir dir glauben?“, fragte Nina: „Ja ne, ist klar.“

      Karl holte seine Visitenkarte und legte sie auf den Tisch.

      Nina nahm sie und las vor: „Karl von Sylvenstahl“

      „Wie geil!“, meinte Jala und nahm Nina die Karte weg: „Darf ich die behalten?“

      „Sicher!“, sagte Karl.

      „Lädst du uns mal auf die Burg ein?“, fragte Jala.

      Karl grinste: „Warum nicht? Wir könnten Spaß haben …“

      „Soll das jetzt ein unmoralisches Angebot sein?“, fragte Jane mit den dunkelbraunen Zöpfen.

      „Wenn du das so sehen willst!“, grinste er: „Was macht ihr eigentlich hier?“

      „Wir sind Studentinnen!“, sagte Nina: „Wir studieren an der Hochschule für Schauspielkunst in Dresden!“

      „Tatsächlich? Also, ihr wollt alle Schauspielerinnen werden?“, fragte Karl.

      „Ja!“, antwortete Jala.

      „Das ist ja mal ein Ziel“, erwiderte der Freiherr von Sylvenstahl und schaute dann Alina an. Sie hatte bisher noch nichts gesagt: „Was ist mit dir? Du auch?“

      Sie nickte: „Ja!“

      „Sie ist ein wenig schüchtern!“, grinste Jane.

      „Gar nicht!“, schimpfte Alina. Sie hatte blondes langes Haar.

      „Was ist jetzt mit dem unmoralischen Angebot?“, fragte Nina.

      „Wie lange seid ihr noch hier?“

      „Noch bis Samstag!“, meinte Jala und trank von ihrem Cocktail.

      „Ihr wollt doch Schauspielerinnen werden!“, sagte Karl: „Wie wäre es mit einem Spiel?“

      „Einem Spiel?“, fragte Nina irritiert: „Was für ein Spiel?“

      „Ihr verbringt bis Samstag auf der Burg Sylvenstahl. Jeden Tag präsentiert eine von euch einen mittelalterlichen Charakter!“

      Jane schaute ihn an: „Charakter? Okay, und die wären?“

      „Das könnt ihr euch selbst überlegen“, sagte er: „Ich gebe euch jedem ein Budget. Ihr kauft euch entsprechend was sexy ein und bringt euer Kostüm mit auf die Burg.

      „Habe ich richtig gehört? Sexy?“, fragte Jane.

      „Ja natürlich!“, sagte Karl lachend: „Es soll doch auch mir Spaß machen!“

      „Aber es geht nicht um Sex, oder so?“, fragte Alina.

      „Keine Ahnung, sag du es mir!“ grinste er.

      Sie wurde knallrot.

      „Unsere schüchterne, kleine Alina ist noch Jungfrau!“, meinte Nina lachend: „Also ich wäre dabei!“

      „Sie ist wirklich eine Jungfrau?“, fragte er: „Oha!“

      „Boah, echt jetzt. Musst du das fremden Menschen auf die Nase binden?“, fragte Alina.

      „Wie wäre es mit meinem Angebot?“, fragte er.

      „Also ich weiß nicht …“, meinte Alina.

      „Es kann alles, muss aber nicht!“, sagte Karl: „Ich zwinge dich zu nichts …“

      „Hast Angst, dass du deine Unschuld dort oben verlierst?“, grinste Jane.

      Alina wurde erneut rot.

      „Also ich bin auch dabei!“, meinte nun Jala aus Ghana: „Du zwingst uns ja wirklich zu nichts, oder …?“

      „Ganz sicher nicht!“, meinte Karl: „Wir wollen einfach Spaß haben und mehr nicht …“

      „Das hört sich doch gut an!“, sagte Nina: „Aber ich versteh das nicht mit den Charakteren, die wir spielen sollen.“

      „Jeder von euch überlegt sich ein Charakter, den er präsentiert. Jeder an einem anderen Tag!“, erklärte Karl: „Ihr habt den morgigen Tag Zeit euch was Hübsches zum Anziehen zu kaufen. Ein passendes Kostüm, sozusagen!“

      „Okay … und von was für einem Budget reden wir?“, fragte Nina.

      „Sagen wir 500 Euro?“

      „Das wird knapp!“, meinte Nina: „Das sind gerade mal 125 Euro für jeden! Was erwartest du da?“

      „Ich meine 500 Euro für jeden von euch!“, sagte Karl.

      „Ernsthaft?“, fragte Jane: „Krass …“

      „Also ich mach das!“, meinte Nina.

      Jane nickte: „Ich auch!“