du hast es wohl nicht mehr geschafft... trop busy... oder eine andere akku-station gefunden
einen reisekoffer voller ferienwünsche, viel genuss und erholung, keine flöhe und sonstige stechmücken...
kulinarische und sinnliche höhenflüge und berauschende begegnungen ohne juckreiz...
sommerwind unter deinem hauch von nichts...
(b)engelchen
am 21.8. ist vollmond... schau mal zum himmel hoch... er glüht dich an und sehnt nach erlösung...“
Was war das denn für ein romantischer Typ! Der hatte ja eine fantasiereiche Sprache, die mir sehr gefiel und mich auf ihn neugierig machte. Den musste ich unbedingt treffen, wenn ich wieder in Zürich war.
Dritter Flug zum Geliebten
Endlich war es wieder soweit. Nach unserem Begrüßungsritual, ging es mit dem Motorrad vom Flughafen in die City. Nach unserem Liebesnachmittag blieb ich abends zu Hause. Glücklich, zufrieden und müde und bedankte ich mich später per SMS für den schönen Nachmittag. Am fünfzehnten August war Ferragosto - Ferie di agosto. Endlich wusste ich um die Bedeutung. Es war Halbzeit der Sommersaison in Italien, die vom fünfzehnten Juni bis fünfzehnten September dauerte. Heute frühstückte ich in einem historischen Café, in dem Guiseppe Tomasi di Lampedusa an seinem Roman Il Gattopardo schrieb. Massimo schenkte mir das Buch auf Italienisch. Obwohl ich ihn mehrmals um eine Widmung bat, verschob er es immer wieder. Ein Jahr später war das herrliche Café geschlossen. Ich spazierte durch die ruhigen Straßen. Erst hatte ich vor, an den Strand nach Mondello zu fahren, ließ es dann aber doch sein. Ich hatte keine Lust mit jemandem zu reden. Palermo war heute am Feiertag wie ausgestorben. Nachmittags schrieb ich ihm per SMS: ‚Ich denke an dich. Ich vermisse dich. Ich bin glücklich. Ich hoffe, du kannst dich etwas erholen‘. Er hatte versprochen, dass wir den nächsten Tag auf seine Azienda fahren würden. Als er dann Tags darauf zu mir kam, sagte er, dass er es verschieben müsste. Wir lagen angezogen auf dem Bett. Mir kamen die Tränen als ich zu ihm sagte: „Wieder verschieben. Vielleicht ist es besser, du versöhnst dich mit deiner Frau, und ich mache mein eigenes Ding. Ich hatte mich so sehr gefreut, dass wir heute fahren.“ Er drückte mich und zog meinen Kopf zu sich. Wir fingen wieder an, uns zu küssen. Ich konnte nicht abweisend sein. Es war nur ein Versuch, denn ich war frustriert, was ich leider nicht verbergen konnte. Ich riss mich zusammen und fuhr an den Strand. Als ich nachmittags zurückkam, lag eine wunderschöne langstielige dunkelrote Rose auf meinem Kopfkissen, hübsch verpackt, das Krepppapier hatte genau das Grün der Blätter und die Schleife die Farbe der Rose. „Ich weiß ja, dass du eine Familie hast. Es tut mir leid, ich wollte keine Szene machen. Danke für die schöne Rose“, sagte ich zu ihm, während unseres Nachmittagsrendezvous und küsste ihn. Am darauffolgenden Tag fuhr er mich mit dem Motorrad an einen anderen Strand, einen felsigen, den er dem Sandstrand vorzog. Am übernächsten Tag fuhren wir mit dem Motorrad aufs Land. Während seine Partnerin nie mit dem Motorrad fuhr, machte es mir wahnsinnigen Spaß. Heißer Wind wehte während der Fahrt auf der Autobahn, auf der er nie mehr als hundert Stundenkilometer fuhr und die Enden seiner offenen Lederjacke schlugen gegen mich, gegen meine Hüften, was mich etwas störte, aber niemals monierte. Nur mit einer leichten Jacke bekleidet, meinen mit Integralhelm bedeckten Kopf meistens linksdrehend an seine Schulter gelehnt, umklammerte ich meinen Liebsten und versuchte ab und zu die Enden der Jacke über seinem Bauch zusammenzuhalten. Massimo drückte oder küsste immer wieder meine Hände. Für kurze Momente schloss ich die Augen. Wie Max, mein Steckplatz aus dem Apple Store in Zürich voraussagte, war wieder Vollmond. Mein Schatz warf den Grill an, der Jahre lang nicht benutzt wurde. Ich sah ihm beim Vorbereiten zu. Massimo stapelte dünne Olivenbaumzweige auf dem Rost, mindestens einen halben Meter hoch. Dann beugte er sich leicht über, legte Anzünder unter den Holzhaufen und entzündete das Feuer. Ich suchte hinter ihm Schutz und sah ihm, bekleidet in hellblauen Jeans, über denen lose sein grünes Poloshirt hing, beim Feuerentfachen zu. Die Flammen schlugen einen Meter hoch und höher, einige Holzscheite flogen auf den Terrassenboden. Dann grillten wir Salcice. Massimo fotografierte mich, als ich seitlich am Grill stand und den Qualm an mir vorbeiziehen ließ. Nach dem ausgiebigen Essen liebten wir uns auf dem Boden der Terrasse.
An einem Abend zeigte er mir Videos von seinen Motorradexpeditionen mit Freunden nach Tunesien. „Ach nach Tunesien fahren wir. Wann denn?“, fragte ich neugierig. Er antwortete: „Im Oktober.“ „Und deine Frau erlaubt das?“, staunte ich. „Ja, es ist mein Hobby“. Ich wollte Details wissen: „Fahren wir gemeinsam dorthin?“ „Ja, du kommst nach Palermo und dann nehmen wir die Fähre. Hast du Lust?“ „Was für eine Frage!? Ja, ich habe große Lust“, beteuerte ich. Die Videos waren schon älter. Vielleicht waren die Kinder damals noch nicht auf der Welt. Ich konnte mir schlecht vorstellen, dass wir dorthin fahren würden. Er wollte mich wieder trösten und machte Versprechungen, die niemals wahr wurden. Ich stellte mir vor, wie wir uns in Pensionen oder Hotels nachts wärmten, wie wir am Tag fünfhundert Kilometer zurücklegten. Mein Hintern tat mir in Gedanken weh. Vielleicht brauchte er dann auch mein Geburtsdatum, um im Voraus zu buchen. Ach du meine Güte, dann weiß er ja mein Alter, nach dem er bis heute noch nicht gefragt hatte. Den Sonntag fuhren wir vormittags nach Palermo zurück. Auf der Fahrt schlug Massimo plötzlich vor, mich in Cefalu abzusetzen, das ich noch nicht kannte und nach seiner Meinung unbedingt besuchen sollte. Vielleicht wollte er aber auch auf diese Weise verhindern, dass ich auch an den Strand nach Mondello fahre, wo er den Sonntagnachmittag mit seiner Familie verabredet war. „Okay, dann bringe mich nach Cefalu!“ Da es unplanmäßig kam, war ich weder mit Badesachen noch Handtüchern ausgerüstet. „Hier an dieser Kreuzung lasse ich dich aussteigen.“ Als ich später darüber nachdachte, setzte er mich aus wie einen Hund. Sonntagmittag, glühende Hitze. Ich hatte kein Wasser, nur eine Handtasche mit mir, meine teuerste, eine von Burberry. Als erstes setzte ich mich in ein Straßencafé und trank einen Espresso, danach trank ich ein Bier. Ich kam mit Einheimischen ins Gespräch und erkundigte mich nach einem Supermarkt, denn ich brauchte unbedingt Wasser. Der hatte leider schon geschlossen. Jemand beobachtete mich. Nachdem ich freundlich zurücklächelte, setzte er sich an meinen Tisch. Wir unterhielten uns. „Ich bringe Sie heute Abend gern nach Palermo mit dem Auto.“. „Nein, nein, danke. Sehr nett von Ihnen. Ich nehme den Zug“, sagte ich.
Trotzdem verabredeten wir uns dann doch für siebzehn Uhr. Soll er mich doch bringen, wenn er will, dachte ich. „Ich gehe mir jetzt Cefalu ansehen“, sagte ich und stand auf. Wir hatten unsere Telefonnummern ausgetauscht. Bei großer Hitze quälte ich mich durch die reizende Stadt, sah mir die Kathedrale an, setzte mich ein paarmal in den Schatten auf eine Bank, gönnte mir ein Eis. Dann bewegte ich mich Richtung Wasser. Wie gern hätte ich jetzt irgendwo gelegen und geschlafen, es war die Zeit für meinen Mittagsschlaf. Dann entdeckte ich eine Aussichtsplattform am Meer, wo es zwei lange Marmortreppen gab. Dort legte ich mich hin, meine Handtasche packte ich unter den Kopf. Es war nicht bequem und dreckig: leere Bierflaschen und Müll lagen um mich herum. Dann hielt ich es vor Hitze nicht mehr aus und beschloss, an den Strand zu gehen. Ich musste unbedingt ins Wasser. Der Strand war überfüllt. Ich ging auf dem betonierten Weg an den Duschen vorbei, dieser Weg – eine breite Mauer, eine Art Schutzdamm, erstreckte sich bis weit ins Meer. Ich beobachtete die Badenden, wie sie sich aus dem Meer über eine Treppe aus Eisenstangen auf die Mauer hochzogen. Viele halfen sich gegenseitig beim Hochziehen. Das konnte ich auch und entschied mich, in meiner hautfarbenen Chantelle-Unterwäsche zu baden. Aber wo sollte ich meine Handtasche lassen, in der wirklich alles war: Schlüssel, Ausweis, Geld, Kreditkarte, iPad, etc. Ich beobachtete das Treiben eine Weile und entdeckte ein Paar, das in der Nähe des Wassers auf einer Decke lag. Ich lief zu den beiden und fragte, ob sie für einen kurzen Moment auf meine Tasche aufpassen könnten. „Ja, das ist kein Problem, stell die Tasche hier auf unsere Decke“, meinte die hübsche Blondine zu mir. Während ich badete, sah ich immer wieder zu meiner Tasche. Mein Badeanzug, meine Unterwäsche, trocknete in Sekundenschnelle. Am frühen Nachmittag ging ich den langen Weg zum Bahnhof und fuhr heim. Als das Telefon um siebzehn