»Ja, ich verstehe, also was soll ich tun? «
»Warte ab. Lass alles auf dich wirken. Dann entscheide nach deinem Herzen! Ok?«
»Ok, Wibke! Danke! Was macht Carlotta? «
»Ihr geht es gut, mache dir bitte keine Gedanken, finde zu dir selber und überlege, was du tun willst. Das ist jetzt das Wichtigste, alles klar! «
»Alles klar! Ich habe dich lieb, Wibke! «
»Ich dich auch, Chiara, aus tiefstem Herzen! «
Schön zu wissen, dass ich Menschen an meiner Seite habe, die für mich da sind.
Eine neue Nachricht kam, als ich auflegte: »Liebe Chiara, ich habe mir einen Zug herausgesucht, ich kann morgen Mittag gegen 13 Uhr in Verona sein, möchtest du mich sehen? Holst du mich dann ab? Vorher bitte ich dich an die Rezeption zu gehen! Warte bitte ab, bis du mir Antwort gibst! «, da klopfte es an meiner Zimmertür, es war Sergio. »Signora Schönfeld, ich habe ein Fax für Sie. «
»Vielen Dank! «
Was war das? Ein Abschiedsbrief an Jane?
Hallo Jane,
ich habe über alles nachgedacht und ich finde, ich sollte ehrlich zu dir sein! Ich liebe meine Familie, meine Tochter Carlotta, aber auch wenn es dir jetzt wehtut, ich liebe meine Frau Chiara! Ich möchte und kann ohne sie nicht leben. Die Zeit mit dir war schön, aber wir wissen doch beide, dass wir keine Zukunft haben.
Ich könnte dein Vater sein! Ich wäre nie ganz bei dir, sondern würde immer an meine Familie denken. Ich müsste meine Familie zurücklassen, das kann ich einfach nicht. Ich bedaure, dass ich nie ehrlich, zu dir war, aber ich denke, es ist einfach besser so. Die Zeit in Italien mit dir war schön, aber jetzt weiß ich, wo mein
Platz ist! Er ist bei meiner Familie, da muss ich hin, da will ich sein. Alles andere wäre eine Lüge. Habe vielen Dank für die schöne Zeit mit dir,
Peter
Na, mir kamen fast die Tränen! Sollte er es ernst meinen oder war das alles nur ein Trick! Was heißt Trick, er hatte nun wirklich nichts mehr zu verlieren, vielleicht musste er wirklich erst einmal diese Erfahrung machen. Das erstaunliche an der Sache war, dass er sich von seiner Konkubine trennte, obwohl er nicht wusste, wie ich mich entscheiden würde. Oder wusste er es und kannte mich besser, als ich mich selber kannte. Ja, da saß ich nun mit meinem Fax. Es klopfte erneut, ich öffnete die Tür, wieder war es Sergio: «Signora Schönfeld noch ein Fax! « Ich bedankte mich. Offensichtlich dachte Peter, das erste Fax, sei nicht durchgegangen, der Brief kam nochmals an.
War es ihm wirklich ernst? Ach, was sollte ich nur tun? Liebes Universum! Schick ein Zeichen! Heute stockte es. Ich musste überlegen. Wo geht das am besten: am Pool! Ich holte meinen Bikini heraus, ging zum Pool, nahm mir eine freie Liege, schaltete mein Handy ein, lauschte der Musik und überlegte, was zu tun sei. Ich versuchte auf meine innere Stimme zu hören: Da war ein Kribbeln im Bauch! Ich dachte nicht mehr mit voller Abwehr an ihn. Sollte ich es ihm so leicht machen? Wollte ich, dass er hierher kommt?
Sollte ich nicht lieber die nächsten Tage alleine bleiben...
Kapitel 8
Ich döste vor mich hin und wollte erst mal gar nicht denken. Ich stand auf, nahm meine Kopfhörer ab, legte das Handy auf den Beistelltisch und ging in den Pool. Ich schwamm, als wenn ich um mein Leben schwimmen müsste. Nach einer halben Stunde kam ich völlig erschöpft, aus dem Wasser. Noch immer hatte ich keine Idee. Ich beschloss mich auszuruhen und ein wenig zu schlafen, aber ich konnte keine Ruhe finden, die Gedanken schossen wie wild durch meinen Kopf. Ich konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Ich sah uns! Peter und mich in der Kirche vor dem Traualter! Dann, in der Klinik, als Carlotta auf die Welt kam. Dann sah ich mich nach den ersten bitteren Enttäuschungen, welche Qual. Irgendwann schlief ich aber dennoch ein, im Traum ging alles weiter, ein hin – und her. Im Traum holte ich ihn vom Bahnhof ab, ich fuhr mit ihm in das Hotel, auf einmal sah ich Jane, wie sie sich an ihn drückte, mich ansah, und meinte: »Na, du armselige Person! «
Schweißgebadet wachte ich auf und wusste im ersten Moment nicht einmal mehr, wo ich war. Langsam kam die Erinnerung zurück. Vor meinem geistigen Auge sah ich Carlotta, sie lachte, quietsche vor Vergnügen. Sie nahm uns beide an die Hand. Wir zählten bis drei, wirbelten sie in der Luft. Peter summte: ›Und wir … sind eine glückliche Familie!‹ Da wusste ich es!
Ja! Ich wollte es noch einmal versuchen, aber bei der kleinsten Kleinigkeit, die mir Grund gab, enttäuscht oder verletzt zu sein, wollte ich einen Schlussstrich ziehen. Ich war froh, endlich einen Entschluss gefasst zu haben, ging beschwingt in das Hotelzimmer, schrieb Peter eine Nachricht: »Hallo Peter, erwarte dich morgen 13 Uhr am Bahnhof in Verona. Chiara! «
Es dauerte keine Minute, dann klingelte mein Handy, es war Peter: »Chiara, danke, ich hatte solche Angst, dich verloren zu haben! Ich verspreche dir, es wird alles anders, wenn du möchtest, geh ich zu einer Therapie und lege alles auf den Tisch! Alles! Ich schwöre dir, beim Augenlicht von Carlotta: Ich will ehrlich werden! Mit dir leben, ich will das neue Haus, ich will einfach mit dir glücklich sein, nur mit dir, keine anderen Frauen, keine Lügen, keine Dinge, die dir wehtun könnten! «
»Gut, Peter, lass uns morgen darüber sprechen, ich freue mich dich zu sehen, bis dahin, mache es gut, bis morgen! «
Den Rest des Tages verbrachte ich am Pool. So verging der Tag. Am Abend ging ich essen. Ich beschloss, es mir nochmals auf der Terrasse des Hotels gemütlich zu machen, sprach mit einigen Gästen und ging beschwingt in mein Hotelzimmer. Ich war geschafft!
Am nächsten Morgen wurde ich durch das Piepsen meines Handys wach. Ich bekam eine Nachricht von Peter, der mir einen wunderschönen Morgen wünschte. Er schrieb, dass er sich freute mich wieder zu sehen. Ja! Wenn auch noch befangen, verspürte ich eine gewisse Freude und war gespannt, wie das Wiedersehen ausfallen würde. Ich machte mich fertig, ging frühstücken und fuhr danach mit dem Auto nach Verona. Ich wollte dort noch einen kleinen Bummel durch die Altstadt machen. Nach dem Herumschlendern fuhr ich langsam zum Bahnhof. Ich fand einen Parkplatz und da stand ich nun auf dem Bahnsteig und wartete, dass der Zug mit Peter, meinem Mann, einfuhr.
Der Zug kam. Wie würde es weitergehen? Es war viel passiert? Wie würde es mir gehen, wenn ich ihn gleich wieder sehe.
Ich sah ihn nicht sofort, aber dann… Peter kam auf mich zu, wirkte etwas unsicher, schloss mich in seine Arme. So standen wir erst einmal ein paar Minuten da, wir taten nichts, außer uns festzuhalten.
»Hallo, wie war die Fahrt? «
»Gut, es war sehr schön, die Landschaft von der Bahn aus zu betrachten. Es war sehr angenehm. Wenn du mit dem Auto fährst, kannst du dich dem nicht so hingeben, da musst du auf den Straßenverkehr aufpassen, aber, das weißt du ja sicherlich! « Dabei zwinkerte er mir zu, ich verstand den Wink mit dem Zaunpfahl.
»Ja! Das stimmt! Aber wenn man das Glück hat, in einem Stau zu stehen, kann man auch etwas erleben! «
Nun schaute er mich an, und ich zwinkerte.
»Was wollen wir machen Chiara? Ich habe großen Appetit wollen wir hier in Verona essen gehen? «
»Ja! Das ist eine gute Idee! Hast du einen Wunsch? «
»Ach weißt du, wir fahren am besten, erst einmal in die Stadt zurück, dann schauen wir weiter. «
»Gut. «
Wir liefen zum Parkplatz und packten seine Tasche in das Auto. Dann nahm er mich in seinen Arm.
«Chiara, ich bin sehr aufgeregt, ich freue mich sehr, hier bei dir sein zu können. «
Dann drückte er mich näher an sich