»Katharina, nein!! « Doch ich merkte, dass sie Recht hatte! »Meinst du wirklich, aber ich weiß doch gar nicht, ob Maurice mich mag und dann kennt er doch Peter! Ich bin noch verheiratet, was soll ich nur tun, ich möchte mich doch nicht in das nächste Unglück stürzen? «
»Weißt du Chiara, vielleicht solltest du mal dein Leben genießen. Was spricht dagegen sich ab - und zu, mit diesem Maurice zu treffen. Schaue dir erst einmal alles an. «
»Meinst du? «
»So, wie du ihn mir beschreibst, hat er doch recht vernünftige Ansichten, außerdem, wenn er dir hilft über Peter hinwegzukommen, was spricht dagegen? Du hättest die Chance dich gedanklich von Peter frei zu machen. Danach kannst du dann schauen, ob dieser Maurice nicht sogar mehr als nur ein guter Freund für dich ist. Na, was sagst du! «
»Du hast mich ganz verwirrt. Ich bin befangen, wenn ich Maurice treffe. Ich bin jetzt seit über zehn Jahren mit Peter zusammen. Ich weiß nicht, welches Gefühl da gerade in mir hoch krabbelt. Wenn ich an Maurice denke… da ist etwas! «
Wir sprachen noch eine Weile, dann legten wir auf.
Ich musste an Maurice denken, dann schüttelte ich den Kopf.
Nein! Ich verliebt? Quatsch! Er ist ein Freund - nichts weiter!
Dann zogen meine Gedanken wieder große Kreise. Ich musste daran denken, wie es mir oftmals nachts erging, wenn ich mal wieder Stress mit Peter hatte. Wie ich mich dann in die Küche setzte und rüberschaute, ob bei Maurice Licht brannte. Ob Maurice noch arbeitete? Als Schriftsteller saß er oft bis spät in der Nacht am Rechner und schrieb. Waren das die ersten Anzeichen von ›Verliebtsein‹? Er war komplett anders als die Männer, die ich zuvor in meinem Leben gekannt habe. Er hatte so etwas Herzliches, etwas Ruhiges in seiner Art. Ich erinnerte mich an einige Situationen und Treffen. Wenn ich dann völlig durcheinander, vor seiner Tür stand, und einfach nicht weiter wusste. Er machte dann einen Kaffee oder öffnete eine Flasche Wein und hörte sich meine Probleme oder Sorgen an und…Es ging mir jedes Mal besser.
Die nächsten Tage waren stressig.
Es verging kein Tag, an dem Peter nicht mindestens zehnmal anrief und beteuerte, wie sehr er mich liebte, mich brauchte. Er wollte nun erst einmal in das Ferienhaus seiner Eltern fahren, dort wollte er sich mit mir treffen, doch ich sagte ihm ab. Eines Abends wurde ich so wütend, als ich mit ihm telefonierte, dass ich fast durchs Telefon schlagen wollte. Danach war erst mal zwei Tage Funkstille! Er weinte sich bei Wibke aus, die mir dies natürlich berichtete.
»Chiara! Peter geht es so schlecht, er weiß gar nicht mehr, was mit dir los ist? Warum du die Trennung willst, warum nur? Er liebt dich doch so sehr! « Sie wollte ironisch klingen, doch gleichzeitig fühlte ich, dass sie Mitleid mit Peter hatte. Warum?
Was für ein Mensch! Offensichtlich lebte er in einer Traumwelt. Er konnte Traum und Wirklichkeit nicht mehr voneinander unterscheiden. Sie sagte mir dann, dass er sich eigentlich mit seinem Onkel aus Amerika treffen wollte, den er schon etliche Jahre nicht mehr gesehen hatte. Ich fragte sie daraufhin, ob der Onkel aus Amerika, lange rote Haare hätte, grüne Augen und zudem recht weiblich wäre.
»Nein! «, sagte sie ganz entschieden.
»Dieser Onkel wollte die Eltern von Peter besuchen. Er sollte am Dienstag ankommen. Am Montagabend zuvor verstarb der Onkel ganz plötzlich. Als Peter dies erfuhr, ging es ihm so schlecht, dass er mich anrief. «
»Und jetzt! Soll ich Mitleid haben, wahrscheinlich hat er sich die erstbeste geschnappt, um seinen Kummer in einem Doppelbett zu betäuben! «
»Nein, das glaube ich nicht! «
»Wollen wir wetten? «
»Wie kommst du darauf? «
»Wibke, du kennst doch mein Kribbeln im Bauch. Diese Vorahnung, wenn etwas im Argen liegt, die sich bislang immer bestätigt hat. «
»Oh nein! Sage bloß, ist es wieder da? «
»Ja! Seit heute Morgen und ich habe ganz schwer das Gefühl, dass der Gute sich allerbester Gesundheit erfreut!«
»Bestimmt ist er gerade mit einer Affäre, auf dem Weg, nach Italien! «
»Nein, Chiara, das glaube ich nicht! «
»Aber ich umso mehr, Wibke! Ich habe da auch eine Idee. «
Wir sprachen noch zwei Minuten und dann rief ich meine Freundin Caroline an. »Caroline, kannst du mir einen Gefallen tun? Kannst du nicht mal bei Peter anrufen. Mich würde interessieren, wo er steckt. Vielleicht so etwas sagen wie: Schöne Grüße von Chiara und alles Gute in Italien? «
»Nein, du, ich rufe eine Freundin an, die hat für so etwas mehr Talent. Ich rufe dich gleich wieder zurück. «
Ich gab ihr die Handynummer und gleich noch die der Affäre, von der ich vermutete, dass sie bei ihm war. Die Nummer, die ich eines Abends in der Wahlwiederholung unseres Telefons fand und abschrieb. Keine zwei Minuten später klingelte mein Telefon: »Du hattest Recht, es kam eine italienische Ansage! «
»Danke dir, ach, noch eins, meinst du deine Freundin kann auch die andere Nummer anwählen, nur mal so und fragen, ob sie Jane sprechen kann? «
»Na klar! Ich rufe dich gleich zurück! «
Nun, was soll ich sagen, auch dies bestätigte sich. Die Schwester von Jane war am Telefon, offenbar hatte sie, Quasselwasser getrunken. Sie erzählte ganz ausführlich, dass Jane gerade in Italien wäre und übermorgen wieder käme.
Ich war so stinkwütend, dass ich diesem Ekel von Mann eine Kurznachricht schrieb. Es war sehr sarkastisch, aber ich musste mir Luft machen! Ich bat ihn um die Adresse des Hotels, denn dann könnte ich doch auch noch einen Scheck vorbeischicken. Warum sollte er auch noch selbst sein Hotelzimmer bezahlen, das könnte ich, doch auch noch übernehmen.
Es kam prompt eine Antwort. »Wenn du was von mir willst, rufe an, wenn nicht, dann lass mich in Ruhe! «
Also, wenn ich die Möglichkeit habe auszuwählen, dann …
Kapitel 7
Anstatt in Trauer gefangen zu sein, zog in mir der Wunsch auf, nach Italien zu fahren. Nicht um Peter zu sehen. Bewahre! Es ging um mich! Abschalten! Ausruhen! Meine Aufträge waren abgearbeitet und Carlotta war noch immer mit Wibke im Urlaub.
In meinem Kopf wirbelte es nur so. Ab Freitag ist der Alte wieder in Deutschland. Gut! Was spricht dagegen, wenn ich Freitagnacht nach Italien fahre.
Der Plan, nahm immer mehr Form an.Ich ganz alleine, ohne Stress, ohne Hektik! Ich rief in meinem Lieblingshotel an und… hatte Glück!!! Es war noch ein Zimmer frei, für eine ganze Woche.
Wie sollte ich aber nach Italien kommen, nach meinem schweren Unfall mit Anfang zwanzig, fuhr ich nicht gerne so lange Strecken auf der Autobahn. Ach was, jetzt startest du durch, Chiara, das tut dir und deinem Ego gut!
Vielleicht erwischst du einen Autoreisezug bis München und von da bis zum Gardasee, ist es doch nur ein Klacks! Ich rief bei der Bahn an. Bingo! Es gab einen Zug, also musste ich fahren, so viel Glück, das konnte kein Zufall mehr sein.
Ich rief meine Putzfee an und bat sie dringend noch einmal Freitag zu kommen, da ich mich kurzfristig entschieden hätte zu verreisen. Es wäre schön, wenn sie mir behilflich sein könnte, da ich noch einiges im Geschäft zu erledigen hatte.
Dann rief ich den Vermieter des neuen Hauses an. Auch da hatte ich Glück!
Ich bekundete mein Interesse bezüglich seines Hauses und bat um einen Termin. Er sagte mir, er müsse nach Berlin, um das Haus abzunehmen, ob wir uns nicht dort treffen könnten. Daraufhin erklärte ich ihm, dass ich für zehn Tage unterwegs wäre, danach aber auch gerne zu ihm fahren würde. So verblieben wir.
Frohen